Macht Gamen paranoid?

Bei Nerdcore wirft René Don Alphonso (der in seinem Blog bei der FAZ Probleme mit Kommentatoren aus einem Gamer-Forum hatte und an der Blogbar darüber einen Artikel geschrieben hat) vor, Gamer mit Nazis zu vergleichen. Ich habe dort kommentiert. Es könnte auch für Nicht-Nerdcore-Leser, also meine, interessant sein, was ich zu der aktuellen Debatte denke.

Ich frage mich seit Mittwoch, ob Computerspiele irgendwie paranoid machen.
Es sterben in Winnenden 15 junge Menschen und worum geht es bei Twitter und in zig Blogs: “Hoffentlich nehmen die uns unsere Games nicht weg.”
Und wenn man dann mal hinhört, was Dr. Pfeiffer, den der gemeine Gamer fürchtet wie der Teufel knoblauchisiertes Weihwasser, tatsächlich sagt, ist man doch etwas überrascht: “Ein Verbot hilft niemandem, wichtig ist mehr pädagogische Arbeit, es ist allerdings für jemanden, der psychisch labil ist, nicht sinnvoll, 14 Stunden jeden Tag vor dem Rechner zu sitzen.”
Kann ich unterschreiben.
Und zurück zum eigentlichen Thema: Nicht alles, was aussieht wie ein Nazivergleich, ist einer. Und der Spaß daran, sich als mutterfickender Bastard bezeichnen zu lassen, kann einem nach dem 80sten Kommentar dieser Art schon einmal vergehen.
Man kommt doch als studierter Mensch, der einer bestimmten Freizeitbeschäftigung nachgeht, nicht umhin sich zu fragen: “Mit wem sitze ich da eigentlich in einem Boot?”
Nehmen wir Fußball: Werde ich zum Proleten, weil da Zuschauer einen Torschützen der gegnerischen Mannschaft mit Gegenständen bewerfen? – Natürlich nicht. Je mehr mir jedoch am Fußball liegt, desto deutlicher muss ich mich von denen distanzieren, die mit Fußball nicht umgehen können, die ihn dazu nutzen, Defizite auszugleichen und ihr Leben mit etwas wie Sinn zu füllen.

Einige Nerdcore-Leser kommen mir vor wie das Präsidium von Dynamo Dresden (ein Vergleich! ein Vergleich). Mit den Dresdner Fans gibt es ein extremes Gewaltproblem, aber stets wird dieses Problem durch das Präsidium verniedlicht, die Polizei wird beschuldigt, selbst Schuld zu sein, Hauptsache, der Zusammenhalt von Anbieter und Käufer – Entschuldigung: Verein und Fans – steht.

Der kaum zu leugnende Zusammenhang zwischen Games und Gewalt ist nicht, dass Games zu Gewalt führen, sondern dass von Gewalt faszinierte Menschen gerne entsprechende Games spielen.

Muss man dazu kein Wort verlieren?

(Mein Beileid den Angehörigen der Opfer, die hoffentlich nicht mitbekommen, für welchen Aspekt der Tat sich die Blogosphäre interessiert).

39 comments

  1. sebiprotagonist

    “Der kaum zu leugnende Zusammenhang zwischen Games und Gewalt ist nicht, dass Games zu Gewalt führen, sondern dass von Gewalt faszinierte Menschen gerne entsprechende Games spielen.”

    Genau diesen Punkt werden wohl auch nur wenige Gamer bestreiten, die Aufregung der Gamer basiert ja meist auf der Tatsache, dass in Politik und Medien die Kausalität oft umgekehrt wird.

  2. @sebiprotagonist
    Naja, nicht in den Diskussionen, die ich dazu gesehen habe.
    Klar findet sich immer eine aufgeregte Mutter, die etwas dazu zu sagen hat. Aber es GIBT doch eben kein Verbot.
    Ich wundere mich tatsächlich, dass es auf einmal so bewegend ist, was irgendein CSU-Hinterbänkler sagt.

    Es versucht doch überhaupt niemand ernsthaft, den Gamern den Spaß zu nehmen, tagelang ihrem Hobby nachzugehen.

  3. der amoklauf hat eine 500 jährige kulturgeschichte. heiko christians hat in seinem amok-buch nachgewiesen, dass nicht das medium an sich diese schwer nachvollziehbare reaktion und aggression auslöst, aber seine exessive benutzung und ein einhergehender realitätsverlust, oder wie christians sagt, der parallele aufbau einer fiktiven heldenwelt.
    dazu dienen heute computerspiele, ganz klar, aber dazu haben vor mehr als 100 jahren (auch ein vergleich!) bibelpassagen gedient und wer weiß was noch alles.
    das macht klar, dass das problem nicht im medium liegt, das natürlich wesentlich immersiver ist, als alle vorherigen, aber in seiner benutzung.

    computerspiele machen nicht aggressiv (http://tinyurl.com/6rjqd6). es ist allerdings erstaunlich, wie sehr nicht-spieler mit nicht unbeachtlicher medialer reichweite, sich zu experten erklären. das sind leute, die ebenfalls behauptet hätten fernsehen mache dumm, rock’n'roll würde teenager zu sexmaschinen degradieren und der roman wäre trivialer schund. die antwort all dieser mediennutzer war wahrscheinlich ähnlich wütend.

  4. Dass die Amokläufer aus Deutschland aus dem Dunstkreis der Schützenvereine kamen, ist für mich der wichtigste Zusammenhang. Der sollte nicht relativiert werden.

    Wenn es nicht klappt, die Waffen unter Kontrolle zu halten, sollten sie eingesammelt werden. Fertig ist das Gartenhaus. Das tut vielen weh ist vielleicht nicht “gerecht”, aber eine Konsquenz muss ja gezogen werden.

    Immerhin waren das ja noch Kinder, und wenn meine über die Stränge schlagen, wird spätestens beim zweiten Fehltritt mehr oder weniger rigoros gehandelt.

  5. Hm. Weiß nicht. Um die Frage in der Überschrift zu beantworten: Man wird nicht paranoid, aber wohl dünnhäutig.
    Ich bin auch jemand, der DAs Gemaule über die Kids, die ihn in seinen Kommentaren offenbar ziemlich angegangen sind, unter aller Kanone findet. Das möchte ich jedoch durchaus vom Thema trennen, das er in seinem eigentlichen FAS-Artikel aufgemacht hat. Den Artikel hab ich nicht gelesen und werds auch nicht, denn da kann nichts drinstehen, was man nicht schon x-mal in den letzten sieben Jahren gehört hat.
    Daher geht es hier gerade nicht etwa um seine (oder irgendwessen) Meinung über Computerspiele, die darf jeder haben. Auch besagter Herr Pfeiffer, von dem man natürlich Zitate in sämtlichen Vernunft, Härte- und Unfugsgraden finden kann. Wie ja von jedem typischen Vertreter des “Experten”-Standes und zu egal welchem Thema. Ich schweife ab.
    Also: Es geht um den Blogbar-Artikel, nicht um den FAS-Artikel. Um die Attitüde, die DA hier an den Tag legt und mit dem er, wie Kaliban das treffend zusammenfasst, auch für mich den Eindruck vermittelt und m.E. auch genau beabsichtigt, er hält diese Kids, über die er sich da echauffiert “für Geschmeiss, für irgendwas Widerliches, was Untermenschliches, etwas, das in seiner glänzenden Welt nichts zu suchen hat” und genau das ist, was mich beim Lesen des Artikels so gestört hat. Das hat er nicht nötig und auch die Kids nicht (und die werden auch irgendwann mal differenzierter argumentieren).
    Die Diskussion über die Spiele und die Spieler kann man führen oder nicht, differenziert oder polemisch, progressiv oder reaktionär. Kein Problem damit, ich persönlich glaube nicht, daß diese noch lange wichtig ist: Alle irgendwann mal als Jugendgewaltauslöser z.T. wesentlich massiver bekämpften Themen wie Swingmusik, Beat, Hippiekultur, Fernsehen, Comics, Metal, Schweinchen Dick, Video, Gothickultur,Techno, Gangsterrap und Computerspielen wirds demnächst die Onlinekultur der Kids sein und danach was auch immer dann kommt sind irgendwann etablierter Bestandteil der Kultur.
    Aber: Wenn man Kids gegenüber derart blasiert und elitär daherkommt wie eben Da in der Blogbar, bin ich schwerst genervt und denke “Was für ein Arsch!”. So ist das eben.
    Drittes Thema: Du wunderst Dich (auch drüben bei René), daß angesichts so einer Tragödie für die Opfer und ihren Angehörigen eine Reflexdiskussion “die nehmen uns unser Spielzeug weg” entsteht. Dieser Reflex ist aber ja auch nur einer auf einen Reflex. Ich hoffe, Du hast Dich genauso gefragt, was diese Menschen wohl denken, wenn die Reaktion der ARD eine eilig zusammengestoppelte “Hart aber fair”-Sendung über Computer- und Internet als Amokauslöser ist.

  6. @Jens
    Natürlich habe ich mich das gefragt (wobei der Fokus dieser Sendung – ich habe sie mir gestern als Podcast angehört – nicht auf Spielen lag).
    Ich halte Amokläufe für botschaftslose Ereignisse.
    Ein Amoklauf ist nur Tat, nicht Symbol.
    Und die Betroffenen dieser Tat sind deutlich interessanter als der, der sie begangen hat.
    Deshalb ist jede Nachricht über diesen Amoklauf überflüssig.

    Die guten journalistischen Arbeiten geschehen doch in der Regel erst Monate, vielleicht Jahre nach solchen Ereignissen.
    Es gibt wunderbare Beispiele für nahegehende Reportagen, die das beleuchten, was wirklich wichtig ist: Wie geht man damit um, wenn etwas Grauenhaftes passiert? Wie lebt man weiter, wenn die Kinder gestorben sind?

    Insofern ist alles jetzt Bullshit.

    Ich habe lange Blogs als Alternative wahrgenommen. Sie sind es nicht. Die Reflexe reagieren auf andere Reize, sind aber keineswegs interessanter oder tiefgründiger.

    Wenn Nico schreibt

    “es ist allerdings erstaunlich, wie sehr nicht-spieler mit nicht unbeachtlicher medialer reichweite, sich zu experten erklären. das sind leute, die ebenfalls behauptet hätten fernsehen mache dumm, rock’n’roll würde teenager zu sexmaschinen degradieren und der roman wäre trivialer schund”.

    dann ist das etwas, das unter jedem Artikel zu dem Thema stehen könnte. Aber warum gerade unter meinem, ist mir nicht einsichtig.
    Denn ich schreibe zu etwas ganz anderem.

  7. Und wenn man dann mal hinhört, was Dr. Pfeiffer, den der gemeine Gamer fürchtet wie der Teufel knoblauchisiertes Weihwasser, tatsächlich sagt …

    … sollte man bedenken, dass Pfeiffer zu den explizit hervorgehobenen Erstunterzeichnern des “Kölner Aufruf gegen Computergewalt” gehört, der unmissverständlich ein Verbot von “gewaltfördernden Computerspielen für Kinder und Erwachsene” fordert. Zur Erinnerung:

    Wir fordern,

    dass die Herstellung und Verbreitung von kriegsverherrlichenden und gewaltfördernden Computerspielen für Kinder und Erwachsene verboten werden – denn Krieg ist nicht nur schlecht für Kinder, sondern auch für Erwachsene;
    dass die „Bundeszentrale für politische Bildung“ verharmlosende Schriften zurückzieht und gemäß ihrem Auftrag über den tatsächlichen Stand der Forschung informiert;
    dass Wissenschaftler ihre Finanzierung durch die Games-Industrie offenlegen;
    dass alle Parteien ihre Beschlussanträge, die Computerspiele zum „Kulturgut“ erklären wollen, zurückziehen;
    dass die Games-Industrie keine staatliche Förderung und politische Unterstützung erhält;
    dass Medienbildung über die tatsächliche Wirkung von Gewaltdarstellungen aufklärt und zum Frieden erzieht;
    dass Politiker, Wissenschaftler und Medienvertreter ihrem Auftrag gerecht werden, dem Frieden zu dienen, wie es Grundgesetz, Menschenrechte und Völkerrecht verlangen – sonst müssen sie abtreten.

    via http://www.gwg-ev.org/cms/cms.php?print=1&textid=1384

  8. Bela Harryfonte

    > Je mehr mir jedoch am Fußball liegt, desto deutlicher muss
    > ich mich von denen distanzieren, die mit Fußball nicht
    > umgehen können, die ihn dazu nutzen, Defizite
    > auszugleichen und ihr Leben mit etwas wie Sinn zu
    > füllen.
    Je mehr mir am Bloglesen liegt, desto deutlicher muss ich mich von denen distantzieren, die mit ihren Blogs nicht umgehen können, die das schreiben ins Internet dazu nutzen, Deffizite auszugleichen und ihr Leben mit etwas wie Sinn zu füllen. Und ich denke dabei nicht an Walter und Fonsi…
    Was kümmerts den Mond, wenn in die Hunde anbellen? Ob sich ein Walter über einen Vergleich aufregt — der natürlich (und völlig zu recht) einer war — , ginge mir an Fonsis Stelle aber sowas von an den Keindrüsen vorbei. Rätselhaft, warum er seine kostbare Zeit damit verbringt, einem flachpfeifigen Cut-n-Post-Blogger gefühlte 2 Duzend Repliken zu senfen. Merke gerade: was Fonsi bei Walter ist, bin ich bei dir. Überqualifiziert.
    P.S.: Deine (neue?) Kommentarfunktion spinnt. Da erscheinen z.B. 5 Ausrufezeichen am Stück, an Stellen, wo nur eines getippt wurde. Lass mal Max Darmwinde den Fehler beheben.

  9. @jo
    Schau: Ich bin selbst kein Gamer. Klar habe ich schon alles Mögliche gespielt, aber Tekken und Zelda waren schon das Gewalttätigste.
    Mein Eindruck war: Das kann durchaus aggressiv machen.
    Eben nicht einmal so sehr der Inhalt, sondern dieses Sich-nicht-Bewegen. Eher die Art Aggression, die man bekommt, wenn der Drucker nicht funktioniert und man da ewig draufstarrt.

    Nun kann man natürlich ewig darauf hinweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Computerspielen nicht gibt. Habe ich auch schon gemacht. Klar: Auschwitz geschah in einer Zeit, in der harmlose Komödien und süßliche Heimatfilme dominierten.

    Aber es stimmt halt auch, dass die US-Armee Soldaten als Desensibilisierungsmaßnahme Gewaltspiele spielen lässt.

    Wäre ich Pianist und die Armee würde Chopin-Etuden spielen lassen, müsste ich mich auch damit beschäftigen, warum das so ist.

  10. Malte: Ich bin auch kein Gamer, aber halbwegs mit der wissenschaftlichen Literatur zum Thema vertraut (die Spieleforscher hier im Institut sitzen gleich nebenan).

    Es greift einfach zu kurz, wenn man die Diskussion auf ein Sektierer-Deathmatch “Hardcore-Gamer vs. CSU-Hinterbänker” (Ja, es ist ein Kulturkampf) oder Stimulations-/ Habitualisierungstheorien (natürlich wirken Medien bei entsprechender Disposition …) verkürzt.

    Wie auch immer, ich wollte nur noch einmal darauf hinweisen, was Pfeiffer fordert. Aus der eigentlich Diskussion halte ich mich raus. Aus Gründen.

  11. Bela Harryfonte

    Da Gamer in der Regel — wie die Amokläufer — männlich sind, sei an dieser Stelle hingewiesen auf die ungute geschlechtsspezifische Diskriminierung der Opfer:
    http://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/herr-koma-kommt-der-frauenmord-in-winnenden/

  12. Ich fand das auch auffällig:

    In den USA stürmt ein Weißer in die Schule und erschießt zehn Schwarze und einen Weißen. Weitere sieben Schwarze schießt er krankenhausreif.

    Glauben Sie, über das Motiv der Taten hätten Deutschland oder die USA auch nur eine Minute lang gerätselt?

  13. Bela Harryfonte

    Ich bin übrigens Till. Good to be back. Keine Angst, nehme das Atosil jetzt regelmäßig. Zurück zum Thema: Auch voll in den Amok gelaufen ist Dr. (agr.?) Cora Stephan:
    “Nicht das Verbot und das Tabu sind wirkungsvoll, sondern das frühe Einüben in den Umgang mit Waffen.”
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/winnenden_und_die_lehren_daraus
    P.S.: Das Angebot zum Podcasten steht noch. Erkundige dich bei Felix. Er wird dir 100-pro zuraten. Er kennt mich mittlerweile seit 3 Jahren. Wir beide sind intellektuell durch die Hölle gegangen. Das volle Programm. Heute bin ich sein Premiumkommentator. Überlegs dir. Der Grimme-Online-Award winkt.

  14. @ malte, der absatz war, zugegeben, eher reflex.

  15. @Bela
    Ach was. Für wie blöd hältst du mich denn?
    Einigen wir uns doch auf Folgendes: Mich kannst du beleidigen, aber bei allen anderen: Reiß dich bitte zusammen.
    Und zum Podcast: Sag rechtzeitig Bescheid, wenn du mal nach Berlin kommst.
    @nico:
    Ist ja nicht schlimm:)

  16. Ich finde die ganze Diskussion recht einseitig. Einem Gamer, der auf Verbotsforderungen reagiert, zu unterstellen, das wäre das einzige in dem Zusammenhang, was ihn interessiert ist zu kurz gedacht. Ja, in Twitter und zig Blogs geht es auch darum, aber doch nicht ausschließlich. Die Beiträge in Blogs und Twitter zum Amoklauf sind so vielseitig und -schichtig, wie die Menschen, die jene schreiben.

    Über DA muss man eigentlich kein Wort verlieren, er ist bekannt für eine meist einseitige, abgehobene Schreibe mit oft drastischer Wortwahl. Auf Dauer sehr ermüdend, wie ich finde. Aber who cares, es ist auch nur eine Meinung unter vielen.

    Die aktuelle Reaktion von Politikern, Polizei und unzählig selbsternannten Experten ist die gleiche wie immer. Man versucht hilflos etwas zu verhindern, was kaum verhindert werden kann. Dabei greift man zu den üblichen – weil naheliegenden – Verdächtigen wie Games und Internet. Das Spiel gab es in der Vergangenheit schon mit nahezu allen Bestandteilen aktueller Jugendkultur. Man kann ja mal prüfen, wieviele Rufe nach einem Spieleverbot den Rufen nach einem Verbot von Waffen in Privathäusern gegenüberstehen. Dabei gibt es genug kluge Menschen, die wahre Ursacheforschung betreiben und Zusammenhänge erkennen, die eben nicht so offensichtlich und populär sind.

    Ich denke, die wirkliche Sorge der meisten gilt tatsächlich den Betroffenen, den Hinterbliebenen. Dahinter verblasst alles andere, aber es verschwindet eben nicht.

  17. ach malte.

  18. @nilz
    Ach. Was?

  19. @Malte:
    nilz´ Reaktion lässt schließen auf Eifersucht im Endstadium. Der Gute hätte auch gern ne Einladung zum Talk. Ich könnte jetzt schreiben, warum er noch keine hat, aber ich darf ja außer dir niemanden mehr beleidigen.

    > Sag rechtzeitig Bescheid, wenn du mal nach Berlin kommst.
    Okey-dokey. Wow, you made my day! Was dagegen, wenn ich meinen Drumcomputer samt Mini-Aktiv-Tischbox mitbringe? Hier issa:
    http://www.pictureupload.de/originals/13478/140309180014_boote_tills_drumcompi.jpg
    Das Teil hat Handclaps. Wir könnten uns selbst Applaus spenden. Natürlich GEMA-frei.

  20. Nicht alles, was aussieht wie ein Nazivergleich, ist einer.

    “argumentativ auf dem gleichen Niveau wie die Altnazis” und “ähnlich wie die Gefolgschaft von Neoconaziseitenund extremistische Islamisten” (die auch noch!) sind Vergleiche, wenn auch abgeschwächte.

    Es ist in einer ohnehin schon völlig übersteuerten Debatte wenig hilfreich, eine Gruppe sich verfolgt fühlender Menschen (von denen die allermeisten sehr vernünftige Leute sein werden) auch noch in die braune Ecke drängen zu wollen. Nicht zuletzt, weil es einen neuen Nebenschauplatz eröffnet, der nun wirklich unnötig gewesen wäre.

    Was ich mich allerdings frage: Warum sind wir nicht intelligent genug, nicht über “Don Alphonso” zu diskutieren? Und: Müssen wir wirklich jedes Mal dazu sagen, dass wir Amokläufe ablehnen?

  21. “Hoffentlich nehmen die uns unsere Games nicht weg.” – Quatsch, es geht hier eigentlich um das Image in der Gesellschaft, welches innerhalb von Tagen nach einer solch einer Tat zerstört wird. Ein Verbot würde das Ganze noch juristisch unterstreichen.

  22. @Dottore Heinser:
    > Warum sind wir nicht intelligent genug, nicht über “Don
    > Alphonso” zu diskutieren?
    Weil der Gute mit derlei grandiosen threads
    http://blogbar.de/archiv/2008/08/01/wie-behandelt-man-spammer-wegen-nazimaterial/
    desöfteren den Finger an den Puls der Wunde legt. Bei dir lesen wir stattdessen, warum der Keyboarder der “Kaiser Chiefs” mattschwarze Schwanenhalshandyhalter fürs Auto gut findet. Kein Wunder, dass du auf Walters Seite stehst. Der Grund nennt sich Popkulturbloggerkadaverkorpsgeist. Zum Schluss wie immer der obligatorische running gag, der jedesmal kütt, wenn sich unsere Wege kreuzen: Weißt du, warum sie das Bochumer Aquadrom umbenannt haben in MediTherme?

  23. Malte, ich mag Dich wirklich, obwohl wir uns ja bisher nur im Netz über den Weg gelaufen sind. Und ich habe auch einen gewissen Respekt vor Don Alphonso. Auch wenn ich ihm im Gegensatz zu Dir nur selten zustimmen muss, so seid ihr beide doch wichtig irgendwie.

    Aber seit letzter Woche habe ich das Gefühl, dass alles was die Online Journallie, die Blogsphäre und Twitteranien zu diesem Amoklauf hervorgebracht hat, nur das Pendel ist, dass mit der Gewalt 15 Toter in die eine Richtung geschossen wurde und jetzt mit der gleichen Energie zurück und und übers Maß von Anstand und Vernunft hinaus schlägt.

    Damit will ich Dir nicht durch die Blume sagen, dass dein Artikel scheiße ist – ist er nämlich nicht. Er ist – wie ich das von Dir erwartet habe – vernünftiger als erwartet. Aber ich wäre trotzdem zufriedener gewesen, wenn er nicht in meinem Feedreader aufgeschlagen wäre. Dezentes Beileid für die Opfer und ansonsten die Klappe halten scheint mir langsam aber sicher das einzige, was wir als Lehre ziehen sollten.

  24. “Er ist – wie ich das von Dir erwartet habe – vernünftiger als erwartet.”
    Interessantes Feedback.

    Ich kann mich leider zu der Gamer-Diskussion nicht äußern. Es ist völlig an mir vorbei gegangen. Ich habe dafür tatsächlich gestern mal quakelive.com ausprobiert. Für 10 min. macht das auf jeden Fall Spass.

    Es ist bei der Tat immer von “unfassbar” und “unbegreiflich” die Rede. Das Ausmaß der Tat ist wirklich sehr unfassbar. Die Tat als solche würde ich so nicht bezeichnen. Ich glaube dass keine unerhebliche Menge an Menschen solches oder ähnliches schon mal gedanklich durchgespielt hat.
    Nur:
    Die Tat wird nur von denen begangen, die Zugang zu Waffen haben.
    Das wichtigste Merkmal eines Amokläufers ist also nicht die Tatsache, dass er depressiv, schizophren, männlich oder GAMER ist. Das wichtigste Merkmal bleibt die Zugänglichkeit zu einem Werkzeug, dass dem Menschen erlaubt andere Menschen mittels des Zeigefingers hinzurichten.

    Würden jetzt in jedem Haushalt solche Waffen frei zugänglich liegen, wären die Nachrichten morgen voll mit Tötungsdelikten.

  25. Amok planen, geht das überhaupt? Ist das nicht ein Oxymoron? Absurd wie eine Contradictio in adjecto? Wie weißer Rabe, schwarzer Schimmel, lebendige Leiche, brillianter René? Anyway. Aggression hat auch gute Seiten. Als jemand, der seit Herbie Hancocks “Rockit” auf die Oberheim DMX schwört, goutiere ich folgende Exekution ausdrücklich:
    http://www.youtube.com/watch?v=46UVivJ-lhQ
    Wer ob der rohen Gewalt Einwände hat, dem sei gesagt, dass Wham´s “Last Christmas” mit der Linn hergestellt wurde. Ja genau: das vorweihnachtliche Brechmittel, das unerklärlicherweise alle 12 Monate in den Charts auftaucht.

  26. Immer wenn ich mit Airberlin fliege, spielt beim Einsteigen “Last Christmas”. Immer!

  27. @Dottore Heinser und (wahrscheinlich der Fehler meines Lebens) @Till:
    Alphonso ist eine Kunstfigur, die es seinem Autor erlaubt, direkt, polemisch und laut zu sein. Die oft genug die richtigen Typen zum richtigen Zeitpunkt als die Idioten benennt die sie sind. Daher lese ich immer noch gerne was der Mann schreibt. Allerdings tut ers wohl inzwischen etwas zu lange, denn die Anzahl der Tunnelblick-Posts steigt und er versteigt sich in persönliche Feindschaften, die er von seiner Kunstfigur nicht trennen kann. Darauf hab ich ihn auch schonmal angesprochen und lese inzwischen normalerweise darüber hinweg. Insoweit: Er übt eine Funktion in der Blogosphäre aus, die ich noch immer generell für gut halte, daher kann man auch über ihn diskutieren, wenn man intelligent ist.
    Renés Blog lese ich auch gerne, denn seine Links sind interessant und liegen ziemlich exakt in meinem Interessensraum, wenns um Pop, Musik und Geekkram geht. Zum ständigen Gehansel, daß da ja “nur Links” sind und dann auch noch unrelevante Themen: Links zu setzen ist das, was das WWW ausmacht und die Blogs mit anderen Themen gibts ja auch (Über Politik lese ich eben woanders). Ich finde diese solchen Anwürfen impliziten unbewusste Annahme, jemand nimmt irgendwem einen irgendwie begrenzten Platz im Internet weg, wenn er sich nicht mit Themen beschäftigt, die mich grade interessieren, schon seit gut 10 Jahren sehr belustigend.

  28. Alphonso ist eine Kunstfigur, die es seinem Autor erlaubt, direkt, polemisch und laut zu sein.

    Oh bitte, ich kann diese “Im echten bin ich total anders/das ist nur eine Rolle/im Internet ist es egal, ob du ein Hund bist”-Scheisse nicht mehr hören.

    Entweder man ist ein Arschloch und pöbelt Leute an, oder man ist eben keines. Es ist so einfach. “Don Alphonso” ist – oh, ich sehe gerade, dass wir da durchaus einer Meinung sind – soviel Kunstfigur, wie ein besoffener Jeck, der seine sozialen Defizite im Kölner Straßenkarneval auslebt.

  29. 2002 war ich etwas jünger und selber Gamer. Über Counter-Strike und Ballerspiele geisterten die haarsträubensten Berichte, Diskussionen und Reportagen durch die Presse. Alte Männer wälzten die Schuld bei einer Jugendkultur ab, die sie nichtmal ansatzweise verstanden oder verstehen wollten. Als Maßnahme wurde das Jugendschutzgesetz für Spiele verschärft.
    Was ich sagen will: Ein bißchen kann ich die Gamer schon verstehen. Ihr Hobby musste in der Vergangenheit immer wieder als Sündenbock für schreckliche Ereignisse herhalten. Ihre Welt wird in den Massenmedien verzerrt und sie selber als Freaks dargestellt.

  30. Hätte ich Abitur, hätte ich studiert.
    Hätte ich studiert, könnte ich mich vielleicht lesenswerter ausdrücken.
    So bleibt mir nichts, als über das Motiv ins Internet zu stammeln:

    http://www.oldblog.de/?p=979

    Ich bin gegen “Killerspiele”, nicht weil sie Kinder zu Killern machen,
    sondern aus grundsätzlichen Erziehungserwägungen.
    Schon garnicht, weil Computerspiele “Motiv” sein könnten für was
    auch immer.
    Was Psychologen, Kriminologen, Politologen und Diehabenschonimmergelogen
    derzeit veröffentlichen, zeugt eher von Wichtigtuerei denn Wissenschaft.

  31. Was mich einfach stört ist, dass die Tatsache des Vorhandenseins von Ego-Shootern sofort zur Ursachenerklärung des Amoklaufs herangezogen wird. Dabei wird nicht unterschieden, ob er n paar Stunden in der Woche oder 7 mal die Woche 5 Stunden lang gespielt hat.
    Ansonsten hat mich der Vergleich mit den Dresdner Fans einfach nur gestört ;). Wer Renes Blog und die Kommentare regelmäßig liest, weiss das dort eine relativ differenzierte Diskussionskultur herrscht, da gegenläufige Kommentare nicht einfach gelöscht werden wie bei manch anderem…

  32. @Jens: Ich sehe das ähnlich. Und was bringt es originelle Dinge ins Netz zu stellen wenn niemand darauf verweist. Und das eine Notwendigkeit besteht für Seiten wie nerdcore beweist ja auch der erfolg.

  33. ich stolper grad so ratlos durch die debatten und höre immer nur games-gewalt-gewalt-games.
    da kommt doch noch ganz schön viel anderes zu kurz, oder nicht? nur wenig über waffen oder ihre herkunft – oder gar über den geschlechtsbezogenen aspekt dieser tat.
    diese kurzsichtigkeit ist doch bedauerlich. bis zu einem gewissen grad ist es zwar verständlich, dass leute weder sich noch ihr hobby kriminalisieren lassen wollen, aber der darüber hinaus ausbleibende erkenntnisgewinn (oder auch nur der wunsch danach) irritiert mich auch etwas.

  34. wieso? nur weil das nicht unbedingt immer alles gleichzeitig oder am selben ort passiert?

    (ich nenne das gerne mal das “Aber in Afrika verhungern Kinder!”-Problem)

  35. das ist kein alles-hängt-mit-allem-zusammen-beitrag gewesen.
    und dort ist genau das alles am selben ort zur selben zeit passiert.

    ich beobachte nur einen gewissen tunnelblick, der im übrigen der sache (der leute, die sich gegen den antiliberalen verbotsdiskurs wenden) nicht zuträglich ist. wenn man sich mit mehr als nabelschau beschäftigte, wären auch einige argumente besser. oder überhaupt vorhanden.

  36. “Hoffentlich nehmen die uns unsere Games nicht weg.”

    Das habe ich aus keiner (Twitter-)Nachricht rausgelesen. Das Einzige was ich lesen konnte war:”Es werden Wetten angenommen, ob der erste Reflex wieder Killerspielverbote beinhaltet”
    Es geht nicht ums wegnehmen, das können die aktuell nicht mal. Die Gamer besorgen sich die Spiele dann schlicht im Ausland, fertig.
    Es geht also um die üblichen Vernebelungstaktiken und nicht um Verlustängste. (zumindest für mich und den Teil des Netzes, den ich wahrnehme)

    btw. Ich habe gerade geschluckt, als ich auf diesen Link http://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/herr-koma-kommt-der-frauenmord-in-winnenden/ stieß. Danke dafür.

  37. Dieser Beitrag unter:
    http://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/herr-koma-kommt-der-frauenmord-in-winnenden/

    wird ja derzeit sehr oft verlinkt. Ich halte dies für keinen allzu aufschlussreichen bzw. diskussionwürdigen Beitrag. Sorry, its Bullshit. Solange wir nicht wissen, ob z.B. in den Klassen ein Mädchenanteil von 80% war oder die Mädchenreihe direkt an der Tür saß, lassen sich keine validen Aussagen machen über die Opferauswahl. Diese Fem-Diskussion verkompliziert alles nur.

  38. Diese Fem-Diskussion verkompliziert alles nur.
    wo es grad alles wieder einfach wurde, na klar. darf ich mir diesen echt unglaublichen spruch golden einrahmen? bitte!
    das ist bullshit (ohne sorry).

    den oben verlinkten artikel von luise pusch, der grande dame der feministischen linguistik, finde ich grade eben nicht so gut, da er dem klassischen differenzfeminismus das wort redet und zwar mit einer tendenz, die frauen qua definition zu opfern macht. das ist eigentlich nicht hinzunehmen.

    sie widerum verlinkt ein ganz gutes taz-interview mit rolf pohl, das einen kurzen (und verständlichen!) überblick über das konzept hegemonialer männlichkeiten gibt.
    und da haben wir’s: das ist eben keine “fem-diskussion”. das ist eine “typ-diskussion”.
    wenn man sich und seine disposition allerdings als default begreift, muss alles andere natürlich die abweichung sein.
    und da dampft die kacke auch schon.

  39. Ja (das mit dem einrahmen).
    Ich finde es einfach verfrüht in dieser Diskussion dem Täter Frauenhass zu unterstellen, ohne den Tathergang zu kennen.
    Das ist doch in Ordnung, oder?

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