Nichtsnutz

Ich vernachlässige zur Zeit meine größte Begabung: das Nichtstun.
Wenn ich nichts tue, dann mache ich das nicht wie die Amateure, die behaupten, sie würden nichts tun, wenn sie bloß nicht arbeiten gegen Geld, in Wirklichkeit aber Blumen gießen, Waren kaufen, Autos fahren, Kinokarten erstehen oder Arme von Freunden reiben.
Ich mache es auch nicht wie die Scharlatane, die unverfroren arbeiten, während sie behaupten, eigentlich würden sie nichts tun.

Wenn ich nichts tue, dann passiert bei mir weniger als bei anderen Leuten im Schlaf. Ich würde nicht einmal liegen, wäre das nicht unvermeidlich. Man könnte fast sagen: Am Abschaffen des Liegen beim Nichtstun arbeite ich noch, aber das klänge kokett.

Die Zeiten, in denen man es als Nichtstuer weit bringen konnte, sind vorbei. Pharaonen, Cäsaren und selbst Preußenkönige brachten es in Sachen Nichtstun zu einiger Meisterschaft und machten dennoch nicht unbedeutende Karrieren. Liegt nicht eine gewisse Schönheit in dem Gedanken, dass der Nilherrscher selbst keinen Finger gerührt hat für die Erschaffung seiner Pyramide?
Kaum müde mit dem Lid bejaht haben wird er die Pläne, die sein aufgeregter Architekt ihm gezeigt hat. Das waren noch Zeiten für Herrscherkasten.
Wer die Serie “Die Tudors” geschaut hat und im Nichtstun nicht unbewandert ist, wird mit einer nicht zu leugnenden Ehrfurcht, die nah am Neid gebaut ist, gesehen haben, wie das beim Ejakulieren verschleuderte Ejakulat Henry VIII von seinem Diener aufgefangen und entsorgt wurde.
Ich, der ich selbst in Phasen der größtmöglichen Lethargie selber wische, war beschämt.

Heute jedoch, freudlose Zeit, muss selbst ein Bundeskanzler arbeiten, selbst ein Baron muss die Arbeiten, die andere ihm kopiert haben, noch verteidigen, ein Milliardär sein neues Handy anpreisen.
Für mich werden Handys erst interessant, wenn sie die Anrufe selbständig regeln. Bei der Gelegenheit: Wenn Sie eine 030 auf dem Display Ihres Handys leuchten sehen, dann ist das eine so genannte Festnetznummer. Wahrscheinlich bin ich es. Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird im Grunde ein ganz normales Gespräch, der Anrufer ist bloß nackt.
Profis ziehen sich niemals an.

6 comments

  1. Phil v. Sassen

    Wer träumt nicht von dolce far niente – dem süßen Nichtstun?

  2. Matthias Schumacher

    Im nächsten Leben werd ich Diener. Wie im letzten.

  3. Wenn es nach mir ginge, dann gäbe es ein Unterrichtsfach “Nichts tun”, vielleicht sogar einen Ausbildungsgang. Nichts tun muss sich wieder lohnen.

  4. Nichtsnutze dieser Welt, vereinigt Euch!
    -Och nö, das bedeutet ja Arbeit. Da mach ich lieber nichts.

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