Content is King, Contentmaker is Depp

CTRL-Verlust, das Blog von mspro bei der FAZ, ist gesperrt worden.

Zunächst schien es nur um ungeklärte Bildrechte zu gehen, weshalb zunächst lediglich der aktuelle Artikel nicht mehr abrufbar war. Mspro hat dann den Artikel ohne die Bilder erneut online gestellt, woraufhin die Redaktion sich zu deutlicheren Maßnahmen gezwungen sah:
“Die Reaktion von FAZ.net darauf war die sofortige, komplette Sperrung und Verbannung des Blogs aus dem Redaktionssystem. Das Blog ist also nicht mehr aufrufbar.”

Da Mspro alle Verwertungsrechte an seinen Texten an die FAZ abgetreten hat (Artikel zum sogenannten Total Buyout hier), sind sie jetzt also verschollen.

Gerade erst hat Die Welt kompakt mit dem Ansinnen Aufmerksamkeit erregt, sich von Bloggern und anderen Onlinern kostenlos eine Ausgabe zimmern zu lassen. Die Geringschätzung gegenüber den Autoren ist allerdings mitnichten eine Sache der alten Medien. Marcus Jauer schrieb in dem Artikel “Deutsche Blogger” über den Carta-Gründer Robin Meyer-Lucht: “Die meisten Artikel drehen sich um die Themen Medien und Netz und stammen nicht von Robin Meyer-Lucht. Er sammelt sie von vierzig anderen Autoren ein, denen er pro Beitrag manchmal nur fünfzig Euro zahlt. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, sich als Journalist einen Namen zu machen, für den man als Berater Geld verlangen kann. Das ist so, als schreibe ein Theaterkritiker Rezensionen, um dem Intendanten später Ratschläge zu verkaufen, wie er eine bessere Spielzeit zustande bringt.”
Jauers Text hat einiges Aufsehen erregt wegen angeblich ungenauer Zitate, das eigentliche Kernproblem, das in “Deutsche Blogger” zur Sprache kam, wurde allerdings völlig übersehen: Die neue Medienelite behandelt die Contentlieferanten noch schlechter als die alte.
Mit diesen Vorbildern aus der Digitalen Bohème fällt es den Alten Medien natürlich leicht, die Umgangsformen im Netz zu übernehmen. “Wie? Mehr Geld? Dann geh doch zu Basic Thinking!”

Dem Vernehmen nach sollen die Bloggerhonorare bei der FAZ ordentlich sein. Mspro hat jetzt erfahren, was der Preis dafür ist.

16 comments

  1. Es gibt auch andere Versionen zu dem Vorfall. Ich finde es allerdings erstaunlich, dass sich so viele vor den gescheiterten Netz-Vorturner stellen, obwohl der sich mehrfach über die CC-Lizenz, ein wichtiges Instrument der wirklich sozialen Netzgemeinde, hinwegsetzte, also klaute und dafür auch noch kassierte!
    Ich habe null Toleranz für CCL-Brecher und nach der an vielen Stellen gleichlautend kolportierten anderen Version der Vorgänge würde ich sagen:
    mspr0 hat die Hand auf den glühenden Herd gelegt und festgestellt, dass die Platte heiß war. Dumm nur dass er es beim ersten Mal nicht begriffen hat.

  2. Was gibt es denn für andere Versionen?

  3. Heinrich Förster

    Was hat jetzt mspro bei FAZ mit Welt und Carta zu tun?
    Kann der eine was für des anderen Tat?

    Naja. Bekriegt Euch mal weiter, Ihr Medien-Pfaue (on- wie offline). Macht Euch nieder immer wieder, ich hole schon mal Popcorn.

  4. http://blogbar.de/archiv/2010/06/24/ein-paar-fakten-und-personliche-worte-uber-das-bloggen-bei-der-faz/

    Ich weiß, dass Don A. und mspr0 einander nicht gerade wie Detzer und Nelling waren.
    Aber da ich auch bei zwei Medienhäusern Innenansichten gewinnen durfte, weiß ich, dass die Freien eigentlich wissen, dass sie dort täglich Tango im Minenfeld tanzen. Mit dem Wissen um die Abläufe, käme mir eine solche Trotzreaktion wie das erneute Hochladen eines monierten also abgelehnten Artikels gar nicht in den Sinn. Artikel von Freien sind wie Staubsauger im Direktvertrieb – man hat nur eine Chance mit dem Artikel und raus heißt aus.

  5. Klein fein mein. Darum geht es beim Bloggen. Wer diesen sicheren Grund verläßt, bekommt die Quittung.

  6. Wenn das mit den Bildrechten wiederholt passiert ist, kann ich das sogar verstehen. Man weiss ja nicht, was für Zeitbomben bzgl. abmahnfähiger aka geklauter Bilder sich in den anderen Beiträgen noch befinden.

    Don Alphonso hat in vielem Recht, scheint aber vergessen zu haben oder nicht zu wissen, dass man auch Bilder aus der eigenen Kamera nicht ungehemmt verwenden darf, gerade wenn es um Architekturfotografie geht (was ich persönlich echt zum Kotzen finde).

  7. Zitat: “Mspro hat jetzt erfahren, was der Preis dafür ist.”

    Ist das Problem nicht eher, das noch keiner wirklich weiß, was jetzt der “Preis” ist?
    Vielleicht hab’ ich was überlesen, aber noch scheint nicht festzustehen ob mspr0 rausgeworfen wurde/ oder auf der “Strafbank” sitzt, bzw. ob die Texte (temporär) gesperrt wurden oder tatsächlich auf nimmerwiedersehen gelöscht wurden. Klar ist, das gerade Krise herrscht, aber der Ausgang derselben scheint mir (noch) offen zu sein.

  8. Matthias Schumacher

    Zu mspr0 sag ich nix. Da ist mir keine Aufregung mehr wert.

    Dass WELT KOMPAKT die Reise- und Unterkunktskosten übernimmt, war übrigens von Anfang an klar. Erwähnt natürlich keiner. Also ein Hauptstadtbesuch inkl. Einblick in die Arbeit von Zeitungsmachern. Und: Zehntausende Leser, die vielleicht aufs Blog stolpern. Man kann sowas prima als Aushängeschild, als Werbung für sich nutzen. Wer allerdings lieber mit ein paar Hundert Lesern am Tag in der Fickmühle Internet verkommen will, dem steht das natürlich frei.

  9. Thomas Benle

    Stellt sich bloß die Frage, ob Welt Kompakt die richtige Plattform ist, intelligentes (und damit in aller Regel auch erwünschtes) Publikum auf den eigenen Blog zu ziehen. ;)

  10. Ist es nicht so, dass hier zwei Geschichten, die wenig miteinander zu tun haben (das unsägliche “Experiment” von Welt Kompakt und der Streit zwischen mspro und faz.net) miteinander vermengt werden? Es ist doch so: Welt Kompakt wollte das unsägliche Verhalten von Medien gegenüber ihren (freien) Mitarbeiten noch eine Stufe schlimmer machen – dass sie dabei auf die Finger bekamen ist gut und richtig. faz.net aber war unzufrieden mit einem Mitarbeiter und hat (nachdem dieser auf einen Rüffel nicht reagierte) daraus die Konsequenzen gezogen.

    Die Blogs auf faz.net sind (wie Blogs auf den Seiten traditioneller Medienhäuser eigentlich fast immer) ja keine Blogs im eigentlichen Sinne, sondern ein Teil des Onlineangebots faz.net, der aussieht wie eine Reihe Blogs. Blogs wollen in der Regel eine Gegenöffentlichkeit herstellen, faz.net aber hat daran gar kein Interesse – die haben ja schon ihre Öffentlichkeit. faz.net hat Interesse an gut recherchierten, gut geschriebenen Geschichten, und zwar zu den Spielregeln von faz.net. Dafür zahlt faz.net seinen “Bloggern” (die eigentlich freie journalistische Mitarbeiter sind) ein (im Gegensatz zu anderen Medien) ordentliches Honorar. mspro hat gegen diese Spielregeln verstoßen, und faz.net hat entsprechend reagiert (und wenn ich mir vorstelle, dass die Vorwürfe mit den ungeklärten Bildrechten auch nur zum Teil stimmen, habe ich auch kein Mitleid mit ihm).

  11. Aktuell: Stellungnahme der FAZ auf carta.info:

    http://carta.info/29704/kein-systematischer-konflikt-stellungnahme-der-f-a-z-zur-causa-ctrl-verlust/

  12. Die FAZ ist keine Pommes-Bude. Da muss man etwas mehr Fingerspitzengefühl haben und nicht den Mob wecken. Schade.

  13. der herr schroeder

    Oh. Es ist bedauerlich. Hier kann der geneigte Leser nun wirklich nichts dafür. Ich bitte darum, es untereinander zu klären, möglicherweise unter vier Augen, bei Kaffee und Gebäck, Machtverhältnisse auszuloten. In Klagenfurt geht’s doch auch immer. Text, so ganz ohne Bild mal, vielleicht. Stattdessen wird lieber auf neureiche Art und Weise geklotzt. Text mit Bild, passendem Videoclip und Podcast dazu mit links und tweets und was noch so gibt. Ist doch kein Wunder, dass da niemand mehr weiss, wer was gesagt hat.

  14. christoph kratistos

    “Ungeklärte Bildrechte”, Malte? CC ist doch ne klare Sache. Und gerade jemand, der sich als Web-Avantgarde produziert sollte das respektieren.

    D. Alphonso bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt:
    “Das ist nur die Story eines freien Mitarbeiters mit überzogenem Ego, der beim Beschiss erwischt wurde, sich danach nicht um Abstimmung bemühte und nun den Mob anruft.”

    Mittlerweile sind es doch längst nicht mehr die sogenannten Alten Medien, die dem Weltbloggertum im Wege stehen, sondern die Blogger selbst.

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