Das Beste von Allem 2010

Ich weiß gar nicht, ob es allgemein bekannt ist, dass dieses Blog in Wirklichkeit ein 2-Mann-Blog ist. Ohne Mathias Richel gäbe es kein malte-welding.com. Hier sind unsere medialen Höhepunkte des Jahres 2010.

Malte:

Film
Ich wollte schon immer einen Film wie Kick Ass sehen. Eine Romantic Comedy, bei der die im See badende Julia Roberts vom Weißen Hai gefressen wird, einen Thriller, der sich zum Beziehungsdrama entwickelt, einen Science Fiction-Film mit Klaus Bednarz. Und jetzt ist es endlich so weit: Kick Ass fängt an als SUPERBAD-Variante und wird dann zum Superhelden-Action-Kracher mit absurder Gewalt und echter Traurigkeit.

Serie
Hier konnte ich mich nicht für eine entscheiden.
Modern Family ist reiner Mainstream, gute, saubere Familienunterhaltung, mit liebenswerten Figuren, knuffeligen Weisheiten und Problemen, die keine sind. Klingt eklig, ist aber so komisch wie kaum etwas anderes.

Louie von Louis C.K. ist dagegen fast schon Arthouse, man sieht Splitter eines Lebens, das so grauenhaft normal ist, dass es jede Norm sprengt. Man ist hingerissen vor Scham, kringelt sich vor Lachen und muss Louie unbedingt mit jemandem sehen, den man boxen kann.

Boardwalk Empire interessiert mich nicht, es ist nicht spannend, nicht komisch – aber es ist groß. Es gibt keine Möglichkeit, es nicht zu gucken, obwohl mir kaum ein Grund einfällt, es zu tun. Außer eben: Es ist groß. Jungskino fürs Nebendemmädchensitzenundgefährlichaussehen.

Die ersten drei Folgen bin ich bei In Treatment eingeschlafen, dann habe ich es aufgegeben. Von da an beobachtete ich mit wachsender Sorge, wie meine Freundin gebannt zwei Leuten dabei zusah, wie sie miteinander redeten. Folge für Folge: Zwei Leute, redend. Previously on In Treatment: Zwei Leute reden. Next Time on In Treatment: Zwei Leute werden reden. Ich verspottete sie, sagte, sie habe eine Schuldkomplex und einen Hau, bräuchte eher eine Selbsthilfegruppe als eine Fernsehserie. Dann fing ich noch einmal an, dieses Mal mit dem Vorsatz, meine Freundin zu verstehen oder wenigstens: Ihr nachweisen zu können, dass sie einen Arzt aufsuchen muss.
Alles, was man gegen In Treatment haben kann, hat man zurecht: Es passiert nichts, aber doch zuviel, als dass es realistisch sein könnte, der Therapeut ist kein Therapeut, sondern ein brennder Busch, gekreuzt mit Dr. Phil, die Patienten sind in der Regel Kotzbrocken, denen man in jedem vernünftigen Jahrhundert eine Pistole in die Hand gedrückt hätte, damit sie sich selbst von dem Elend erlösen – aber noch nie habe ich so mitgezittert bei irgendetwas Fiktionalem. Fragt mich nicht.

Blog
Vielleicht ist The Last Psychiatrist gar kein Psychiater, vielleicht nicht einmal ein Mensch, vielleicht ist er auch ein Autorenteam oder eine Gruppe von außerirdischen Wissenschaftlern. Es ist fast unmöglich, immer seine Meinung zu teilen, aber mir ist im Internet noch kein originellerer Denker begegnet.

Tier

Fußball
Als wir Fooligan gegründet haben (dessen Texte unterdessen stillschweigend zu spreeblick transferiert wurden), war diese Art, über Fußball zu schreiben, neu. Nun, nicht ganz neu, es gab schließlich die 11 Freunde, aber doch neulich. Das war 2006. Mittlerweile schreibt selbst die SZ derart scherzkeksig über Fußball, dass man sich nach einem trockenen Brot sehnt. Bei Zonalmarking ist Fußball Mathematik. So geht Fußball 2010.

Unangemessenste Kritik
Christopher Schmidt schrieb in der SZ eine als Buchkritik getarnte persönliche Abrechnung mit Harald Martenstein. Schmidt bezeichnet Martenstein “als eine Art Mario Barth für Zeit-Leser”, was so abwegig ist als bezeichne man Kanye West als DJ Bobo für Staatenlose.

Schönste Nacktseite
Nujolie ist ein Zusammenschluss mehrerer Fotografen aus Deutschland, deren Bilder ein Gegengift gegen Pornographie sind. Hach.

Verkanntestes Genie
Bis vor ein paar Wochen hätte ich Mario Gomez nennen müssen, aber jetzt hat es ja wohl jeder begriffen: Den muss man päppeln bis 2012. Jetzt fällt mir keins ein.

Größter WTF-Moment
Das Internet und der Versuch, es zu regulieren. Erinnert verdammt an Synapsenzensur. Geh aus meinem Hirn, Uschi!

Falsch auf so vielen Ebenen
Politische Talkshows. Nein, dann doch etwas allgemeiner: das Fernsehen. (Trotz der Serien und trotz der WM – das muss man auch erst einmal schaffen.)

Längste Fremdschäm-Phase
39 Minuten wird Stephanie zu Guttenberg von München TV interviewt. 39 Minuten, die man zunächst an Tieren testen sollte, ehe man sich ihnen selbst aussetzt.

Musik
Gibt es noch trotz Raubmörderkopien. Musik ist mein Held und Wiederaufsteher des Jahres. Keep on Tröting, du schaffst das!

Video
Video des Jahres ist das Größte aller Katzenvideos:

Buch
Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft von Robert Pfaller. Žižek in charmant und ohne dessen Flirt mit dem Stalinismus. Die wichtigste Grundlage für mein Buch.

Mensch des Jahres
Julian Assange. Wenn man auf einem Haufen geheimer Dokumente sitzt und sie nicht an die Bundesregierung verkaufen kann, dann wendet man sich nicht an die New York Times, nicht an den Spiegel, nicht an den Guardian, Fox News oder das ZDF. Man schickt es ein paar beseelten Nerds, die aus irgendeinem Grund, mit dem sich ein Historiker mal beschäftigen müsste, die letzten Journalisten sind.

Medialer Glücksmoment des Jahres
Das 4:1 gegen England. Und danach sofort auf thesun.co.uk.

Mathias:

Film des Jahres

„Whatever Works“ von Woody Allen. Ich weiß, euren Filmnerd-Ansprüchen reicht das nicht zu genüge, aber das ist mir pupenegal. Eine schöne leichte Sommerkomödie, die genauso funktioniert, wie die Woody Allen-Filme eben funktionieren: New York, Liebe, Witzzeugs. Aber mit Larry David als Boris Yellnikoff.

Serie des Jahres
“The West Wing.” Hat zwar gar nichts mit 2010 zu tun, aber 2010 habe ich die Staffeln von 1-7 in einem Rutsch gesehen. Widerspruch lasse ich nicht gelten, aber eure Vorschläge besorg ich mir dann auf DVD. Vielleicht.

Blog des Jahres

http://www.ichwerdeeinberliner.com
Na und? Dann bin ich halt Mainstream.

Fußball
Borussia Dortmund.
Ich möchte mich dazu an dieser Stelle nicht vertiefend äußern, außer sagen, dass das ja wohl sowieso klar sei und überhaupt. Ich bin ein sehr glücklicher Fan.

Unangemessenste Kritik
Die Kritik an der schwarz-gelben Regierung empfinde ich in großen Teilen als extrem unangemessen. Unangemessen leise. Bei dieser Regierungsarbeit sollten wir eigentlich auf die Straße gehen und Neuwahlen erzwingen. Wegen dem Totalfail.

Größter WTF-Moment

HGich.T – eine Zusammenrottung wie ein Verkehrsunfall. Damit meine ich nicht den Zwang, dass man da hingucken muss, aber eigentlich nicht will oder sollte, sondern die zerstörende Kraft. Das Ergebnis ähnelt einem VW Golf IV, zerpflanscht an einer Brandenburger Allee-Pappel. Eine lebensweltliche Darstellung der Deformation. Das kann ganz große Kunst sein.

Längste Fremdschäm-Phase
Das hört nie auf.

Musik des Jahres
Mein iTunes sagt: Marteria mit seinem Album „Zum Glück in die Zukunft“. Sag ich auch.

Video des Jahres

Ich bin ein hart krasser Simpsons-Fan und als aufgeklärter urbaner Vollzeitdjango natürlich auch Banksy-Komplettauskenner. Die Kombination macht das dann für mich zum Video des Jahres. Die politische Interpretation sollen die Feingeister übernehmen, ich geh jetzt sprayen.

Buch des Jahres

„Deutschland schlafft sich ab – Wie wir unseren Stand aufs Spiel setzen“.
Frido Sachickihn beschreibt mit seiner profunden Erfahrung die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der Kombination von Geburtenrückgang, problematischer geistiger Veralterung und wachsender Schimmelschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschlands Pimmel nicht nur älter und kleiner, sondern auch dünner und abgehangener werden. Sachickihn sieht genau hin, seine Analyse schont niemanden. Er zeigt ganz konkret, wie wir die Grundlagen unserer Ständer untergraben und so die sexuelle Befreiung aufs Spiel setzen. Deutschland läuft Gefahr, in einen Alptraum zu schlittern. Dass das so ist, weshalb das so ist und was man dagegen tun kann, davon handelt dieses Buch.

Tier des Jahres
Die Schließmundschnecke. (Laut NABU)

Schönste Nacktseite
Die hier: www.tittaycitay.com
Ist mit Glück erreichbar und wird leidlich gepflegt.

Falsch auf so vielen Ebenen
Ursula von der Leyen.

Medialer Glücksmoment des Jahres

Der Spiegel hätte Recht behalten (sollen).

Verkanntestes Genie
Nach wie vor und auf tragikomische Weise: Dendemann.
Ich lasse ihn für sich selbst sprechen: Hier im Interview mit Falk auf Mixery Raw Deluxe.

Mensch des Jahres
Achtung, festgehalten – jetzt scheppert´s im Karton. Mein Mensch des Jahres: Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Eine kurze fadenscheinige Erklärung: Der Mann hat es durch die Entgrenzung von Politik und Boulevard geschafft, einen medialen Hype zu inszenieren, der suggeriert, die Menschen hätten sich selbst einen Hype generiert, der bewirkt, dass deshalb die Medien wieder einen Hype spiegeln, der als Hype von den Menschen aufgenommen wird und den man dann ganz herrlich doof und absurd finden kann. So wie der Karl-Theodor das immer in die Mikrofone reinmacht. Und diese Bescheidenheit schafft dann wieder einen Hype in den Medien, der suggeriert, die Menschen hätten diesen Hype selbst geschaffen, der bewirkt, dass deshalb die Medien wieder einen Hype spiegeln … Profi, der Mann.

20 comments

  1. Danke für diesen Rückblick. Gerade in Maltes Auswahl findet sich für mich noch das eine oder andere unentdeckte mediale Hochlicht.

  2. http://www.tittaycitay.com/ kanntest du also schon?

  3. Über das Katzenvideo könnte man streiten. Danke für den Rückblick. Da sind schöne Sachen dabei.

    Besonders dieses HGich.t Dings, das ist unglaublich.

  4. MühelosesEichhorn

    Ich will auch Mainstream sein! Ich werde ein Berliner gerade entdeckt. Ich weiss, viel zu spät, aber DANKE dafür. Ihr habt meine Feiertage gerettet.

  5. Maltes medialer Glücksmoment des Jahres ist auch meiner. Sie konnten einem schon fast leid tun. “Ich werde ein Berliner” kannte ich ehrlich noch nicht. Werd ich mir jetzt aber mal angucken. Und West Wing ist auch zum vierten Mal meine Lieblingsserie des Jahres. Komme nicht dran vorbei, einmal im Jahr alle Staffeln durchzugucken und trotzdem lach ich noch und zittere mit.

  6. @Sven
    Wie könnte man denn über das Katzenvideo streiten?

  7. @malte
    Das Video ist von 2008, nicht 2010.

    Dieses Jahr gab einige tolle, neue Katzenvideos.
    z.B.: http://www.buzzfeed.com/expresident/the-30-most-important-cats-of-2010

    Die omg cat ist groß, die auf der Rutsche ebenso und die standing cat, auch in der spanischen Variante sind ganz großes Kino.

  8. @sven, haha, danke für den link
    aber da ist fast alles von 2008, wir sind hier ja schließlich nicht bei der avantgarde, wir sichern die nachhut

  9. Ich finde es erstaunlich, dass Mathias selbst in einem Jahresrückblick noch SPD-Spin einfließen lässt. Puh.

  10. @Ben Finde ich nicht. Yeah.

  11. @Ben
    Zunächst einmal kann man nun wirklich von wenigen weniger als von Mathias behaupten, dass sie etwas heimlich machen. Der Mann war schon immer Sozialdemokrat und darüber, in seinem Jahresrückblick SPD-Inhalte zu finden, überrascht zu sein, überrascht mich.
    Man würde auch im FC Bayern-Jahresrückblick Torspin finden. Aber nicht so viel wie in dem von Borussia Dortmund.

  12. natürlich werden hier noch genauso experten wie ich hochpoppen, die erzählen, was alles vergessen wurde – ich möchte den geneigten leser trotzdem noch auf die serie “bored to death” hinweisen. wirklich ganz großartig!

  13. bored to death kann ich auch nur empfehlen!

  14. Nujolie sieht auf den ersten Blick aus, wie eine Pro-Ana-Seite, so spindeldürr sind die alle. Ansonsten genauso inszenierte, unerreichbare Idealbilder wie bei Hardcore-Porno. Also wirklich alles, nur kein Anti-Porno. Kann man natürlich ästhetisch schön finden. Wie Ikea-Kataloge.

  15. Pro-Ana?
    http://nujolie.de/index.php?p=2&setid=396

    Bei Porno denke ich nicht an unerreichbare Idealbilder, sondern an Steißtätowierungen, zu lange Nägel, zu künstliche Brüste und zu wenig Spaß am Sex.
    Und pornographisch ist nujolie schon gar nicht.

  16. Malte, ich würde sagen: Weder-Noch. Steißtätowierungen gehen selbtredend gar nicht, aber die Frauen / Mädchen z.B. auf nujolie sind für mich genauso unerotisch wie irgendwelche plastikmässig aufgemöbelten Pornstars aus den USA.

    Sie sind bildgewordene Alansis-Morrisette-Songs, weil sie an diese typisch Deutschen, verwirrten Problemfrauen erinnern, die jeder Mann in Deutschland irgendwann mal zur Freundin hatte. Da bleibt, bei mir zumindest, die Erotik auf der Strecke.

    “Porno” ist für mich eher ein spielerisches Versprechen des schnellen, unkomplizierten Sex (mit wem auch immer). Aber diese verwirrt dreinblickenden Ökotussis z.B. auf Nujolie sind einfach das Gegenteil von schnell und unkompliziert.

  17. ich bin neu hinzugekommene Blog-Leserin und habe mich über diesen amüsanten Rückblick gefreut (besonders über die Erwähnung meiner Lieblingsserie «In Treatment»).
    Eins allerdings finde ich irgendwie komisch: Warum verteidigt sich Matthias schon, bevor er überhaupt angegriffen wurde?

    «Ich weiß, euren Filmnerd-Ansprüchen reicht das nicht zu genüge, aber das ist mir pupenegal.»

    «Widerspruch lasse ich nicht gelten, aber eure Vorschläge besorg ich mir dann auf DVD. Vielleicht.»

    «Na und? Dann bin ich halt Mainstream.»

  18. @Penn
    Bildgewordene Alannis-Morisette-Songs ist gut.
    Es stimmt nicht, aber es ist gut.
    @Nicola
    Jetzt, wo du es sagst – vielleicht sollte ich ihn mal auf die Couch legen. Aber ich tippe auf eine zufällige Häufung.

  19. Was mir grad beim nochmaligen Durchsehen auffällt: Es gibt den Punkt “Schönste Nacktseite” gleich Zweimal (Nujolie sowie tittaycitay). Versehen oder bewusste Hervorhebung des wichtigsten Punktes (Nackheit)? ;-)

    Davon ab sind mir einige Frauen bei Nujolie auch etwas zu dünn, aber einige sind sehr schön normal. Tolle Fotos mit interessanter Belichtung sind es häufig allemal.

Leave a comment


Related Links:

Togel178

Pedetogel

Sabatoto

Togel279

Togel158

Colok178

Novaslot88

Lain-Lain

Partner Links