Die FDP, tja, wie soll ich das jetzt sagen: Vielen ihrer Wähler dürfte es gehen wie nach dem Brasilien-Urlaub – der Rum war billig, die Nutten und die Stricher sogar noch billiger, aber jetzt juckt das Geschlechtsorgan und der Urologe schüttelt den Kopf und sie denken, dass Sparen sich nicht IMMER lohnt. Wenigstens ein Gummi hätte man benutzen können, damals in der Wahlkabine. Huch, jetzt bin ich aus meinem eigenen Bild gerutscht.
Es ist schwierig, über die FDP zu schreiben. Immer, wenn ich gerade dazu aufrufen will, sie vom Verfassungsschutz beobachten lassen (immerhin gehört Artikel 20 auch zum GG), steht Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf und sagt etwas Großartiges, hier nämlich zum Beispiel: “Es ist leider nicht erkennbar, dass sie (die Verantwortlichen der katholischen Kirche) ein aktives Interesse an wirklich rückhaltloser Aufklärung haben.”
Aber längst sind die Schnarrenbergers und Baums nicht mehr als ein Tröpfchen Tipp-Ex auf einem Syphilis-Knoten. Die FDP hat den Harten Schanker und im Endstadium redet der Patient wirr und umarmt Pferde. Ja, mein Gott, er UMARMT Pferde.
Um Himmels Willen, ich muss jetzt aufhören in Bildern zu reden. Westerwelle ist in diesem Stadium nicht mehr mit Satire beizukommen, das hat Christian Springer erkannt. Er legt auf der Bühne sein Kostüm ab und sagt, was er denkt über Westerwelle.
via Sascha Lobo
Guido Westerwelle findet für alles harte Worte, nur nicht für Steuerhinterzieher. Er hetzt gegen Menschen, die im Monat weniger zum Leben haben als er für Clearasil und Brillenpolitur ausgibt. Er lässt sich von Banken in Liechtenstein bezahlen und er macht Klientelpolitik, die so unverhohlen ist, dass die NPD seit einiger Zeit Praktikanten bei ihm einschleust: Was der mit Klasse kann, dass muss uns doch mit Rasse auch einmal gelingen.
Guido Westerwelle hat sich überlebt. Dass der Markt keine Politik ersetzt, das ist keine Frage für BWL-Seminare mehr, das haben wir alle gesehen. Die FDP nach der Finanzkrise (oder sogar noch währenddessen) zu wählen, das ist, als hätte die PDS nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl die Regierung gestellt. Es ist Kennzeichen einer von narzisstischen Werten geprägten Gesellschaft, gegen ihre eigenen Interessen zu wählen, Robert Pfaller nennt das den narzisstischen Beuteverzicht. Vielleicht gehen wir ja alle mal zum Arzt, legen uns ein wenig auf die Couch und überlegen beim nächsten Mal in der Wahlkabine, ob wir eigentlich wirklich jemals genug Geld haben werden, dass wir uns einen Westerwelle leisten können.
Westerwelles Tumbheit mal beiseite. Weiter oben hat Lemabu die Lösung längst verraten. Betrachtet man den Mensch als etwas mehr Mensch und nicht als – mal besser, mal schlechter ausgebildetes – Arbeitsviech, muss man ihn von der Erwerbsarbeit befreien. Stattdessen wird wahlweise über mehr oder weniger Fütterung gestritten.
Verschonen Sie mich bitte mit ellenlangen Berechnungen. Kohle dafür ist genug da. Geht nur an Ihren Taschenrechnern vorbei.
@Sebastian: Obwohl ich ja schon verloren habe, versuche ich jetzt, versöhnt durch diesen überraschend sachlichen Kommentar, noch einmal zum eigentlichen Thema zurückzukehren:
Was genau hat Westerwelle denn getan, um diesen Hass zu verdienen, der ihm zurzeit entgegenweht? Gibt es da Zitate, die ich nicht kenne? Ist es ein Gesamtbild, das mir entgeht?
Und hat Steinmeier als Außenminister irgendwas signifikant besser gemacht, was ich verpasst hätte?
@Muriel
Es geht um den Vergleich mit dem späten Rom
http://www.stern.de/politik/deutschland/reaktionen-auf-westerwelle-hartz-iv-macht-bestimmt-nicht-dekadent-1543113.html
und die Schneeschippforderung
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,679291,00.html
Meine Güte, wir kommen ja in einen echten Dialog, das macht ja fast Spaß. Mal sehen, ob es so weitergeht:
Die beiden Sachen kenne ich. Und ich verstehe es eben nicht. Der entscheidende Satz lautet doch wohl:
“Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.”
Der Zusammenhang erschließt sich mir zwar auch nicht, aber wo hat Westerwelle denn hier den Empfängern von ALGII Unrecht getan? Ich verstehe diesen Satz als Hinweis darauf, dass man das Geld, das man verteilt, vorher anderen wegnehmen muss und dass manche in der Debatte über das Urteil des BVerfG den Eindruck erweckten, die Einnahmenseite spiele überhaupt keine Rolle.
Im anderen Fall hat er gesagt:
“Jeder, der jung und gesund ist und keine Angehörigen zu betreuen hat, muss zumutbare Arbeiten annehmen – sei es in Form von gemeinnütziger Arbeit, sei es im Berufsleben, sei es in Form von Weiterbildung.”
Hier kann ich noch verstehen, dass man ihm vorwirft, er würde zu Unrecht Stimmung machen, weil diese Forderung ja zumindest formal schon erfüllt ist.
Aber letzten Endes komme ich noch nicht mit bei dem Sprung von der Position, seine Politik falsch zu finden – die ich verstehe -, hin zu der Position, man sei zwangsläufig ein schlechter Mensch, wenn man “für ihn” sei. Was auch immer das heißt.
Dass Springer ihm quasi unterstellt, er wolle Sozialleistungen abschaffen und die Arbeitslosen als solche gleich mit, finde ich weitaus abstoßender.
Vielleicht könnt ihr mir da ja helfen und erläutern, wo genau für euch die Grenze zwischen anderer Meinung und grundlegender Schlechtigkeit überschritten ist.
Klasse-Text! Ich hätte nicht geglaubt, dass jemand
über Westerwelle nochmal etwas wirklich Neues und
so schermzlich Zutreffendes schreiben könnte! Sauber!!!!
Huhu Muriel,
sollte mein letzter Kommentar wirklich differenziert rübergekommen sein, tut mir das leid, das wollte ich nicht. Sorry.
Vielleicht entgeht Dir das Gesamtbild ja tatsächlich, an den Zitaten kam man ja schlecht vorbei in den letzten Wochen. Er vertritt halt die These, dass sich Arbeit dann wieder lohnt, wenn Hartz IV-Bezieher weniger Geld erhalten, weil dann rein rechnerisch arbeitende Menschen mehr Geld erhalten als Arbeitslose.
Er geht die Geschichte von der falschen Seite an, das ist ja erst einmal nur dumm, bösartig wird es jedoch, wenn er dabei einen Ton anschlägt, der die Arbeitslosen generell als faul brandmarkt. Leider gelang es ihm bis heute nicht, seine wirren Polemiken mit irgendwelchen Fakten zu untermauern, also zieht er sich darauf zurück, ein Tabu angesprochen zu haben, die Masche, auf die es letztendlich immer hinausläuft (s. a. Sarrazin). Ein guter Indikator, dass er sich verrannt hat, ist die Tatsache, dass sogar die Kanzlerin Kritik im Rahmen ihrer Möglichkeiten äußert. Das will schon was heissen!
Was er getan hat, dass ihm dieser Hass entgegenschlägt, ist in der Tat seine absolute soziale Kälte, selbst ganz unabhängig davon, dass sie nicht richtig ist (womit dann die bequeme Ausrede “unbequeme Wahrheit”) auch wegfällt, denn die darf man sich als Minister schlicht nicht leisten. Dann kommt Gegenwind. “So einfach ist das, so praktisch ist das Leben” (Westerwelle).
Was Steinmeier als Aussenminister signifikant besser gemacht hat, ist in erster Linie, dass er als Aussenminister aufgetreten ist. Nun bringt es das Amt mit sich, dass man als Deutscher nicht immer viel davon mitkriegt, aber wenn er denn mal gesprochen hat, ging es zumeist doch um unser Auftreten im Ausland.
Es ist aber auch wieder so ein Ding, Steinmeier in die Diskusion zu bringen, denn abgesehen davon, dass ich ihn auch nicht als Kanzler wollte, ging es hier ja eben nicht um Westerwelles Auftreten als Aussenminister, sondern als Parteichef, oder was auch immer ihn dazu treibt, sich überhaupt zum Urteil des BVG (das, wir erinnern uns, ja ausdrücklich nichts zur Höhe von Hartz IV gesagt hat) zu äußern.
Es gibt keine Grenze zwischen “anderer Meinung” und “grundsätzlicher Schlechtigkeit”, damit wird ja unterstellt, dass, wenn jemand nur weit genug von der eigenen Meinung weg ist, als schlecht gilt. Eigene Meinung ist ein relativer Standpunkt, und da ich mir nicht anmaße, hier eine allgemeine Richtigkeit zu vertreten, versuche ich diese bei der Betrachtung auszuklammern. Es gibt aber natürlich objektive Kriterien, die zur “grundsätzlichen Schlechtigkeit” führen, Volksverhetzung und Beschimpfung von gesellschaftlich eh Gebrandmarkten gehört (*mein mein*) dazu.
Da hilft auch nicht Matthias Schuhmachers sehr hilfloser Kommentar, dass der Arbeitslose gleich stark ist wie der Personalreferent eines Pharmazieunternehemens, da beide das gleiche Stimmrecht haben (s. a.: “für alle gelten die gleichen Gesetze: dem Bettler ist es verboten, unter der Brücke zu schlafen, und dem Reichen auch”).
“Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!”
@Sebastian: Differenziert war vielleicht der falsche Ausdruck, ich bitte auch um Entschuldigung.
“Er vertritt halt die These, dass sich Arbeit dann wieder lohnt, wenn Hartz IV-Bezieher weniger Geld erhalten”
“bösartig wird es jedoch, wenn er dabei einen Ton anschlägt, der die Arbeitslosen generell als faul brandmarkt”
Wo? Ich widerspreche ja gar nicht, ich weiß nur nicht, wo und wann er das gesagt hat. Steht das irgendwo ausdrücklich, oder nur zwischen den Zeilen?
@Muriel
hier, zwischen den Zeilen, kaum erkennbar, aber mit bösem Willen könnte man unterstellen, dass hier ein nicht unerheblicher Teil der Arbeitslosen als findig, trickreich und faul bezeichnet wird.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article6487954/Westerwelle-will-Schwache-vor-Faulen-schuetzen.html
@Malte: Ah, danke, prima. Das Beispiel verstehe ich.
Podcast – Einmal Käßmann und zurück…
Ein neuer Podcast ist fertig. Die Veröffentlichung ließ etwas auf sich warten, denn aufgenommen wurde er schon in der Nacht vom Sonntag zum Montag und diesmal sind wir uns einig, dass es zumindest inhaltlich einiges Interessantes zu hören gibt. Die Qu…
[...] Westerwelle im Endstadium, Malte Welding [...]
OK Ich gebe zu von Politik eigentlich nichts zu verstehen Meine polemischen Platitüden sind lediglich dazu da um von meiner Inkompetenz abzulenken. Ich bin ein Witz, und zwar kein lustiger. Mea culpa, aber ich wollte doch nur auch ein wenig Aufmerksamkeit.
—Muriel sagt:—–
“Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.”
Der Zusammenhang erschließt sich mir zwar auch nicht, aber wo hat Westerwelle denn hier
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@Muriel
Was hat er dort gesagt, wenn er nicht gesagt hat “Die Arbeitslosen haben zu viel Geld”?
“Arbeit muß sich lohnen” sagt Westerwelle
Wann sagt Westerwelle “Mindestlohn 23€”?
(sag mir nicht das das nicht funktioniert, das weis ich selbst)
aber, wann sagt Westerwelle “Zeitarbeitsfirmen abschafen”?
Das würde funktionieren, dann wäre ein “Mitessen” aus der Futterkette, dann würde sich Arbeit für die Lohndumpingopfer lohnen
Westerwelle hatte mal gesagt,
“Keiner der Reichen hat auf die Kindergelderhöhung gewartet”
Wann wird Kindergeld für Reiche abgeschaft damit es den Kindern die es brauchen zugute kommt?
Das Verfassungsgericht hatte ja vor Jahren mal geurteilt, das das Existenzminimum von Kindern gesichert sein muß …. wenn Papa 10.000€ verdient dann braucht das Kind kein Kindergeld
und so nebenbei, bei den Spitzenverdienern ist das “KinderfreibetragKindergeld” höher als das normale Kindergeld
Die die das Geld nicht brauchen, kriegen mehr als die die es brauchen könnten