November, 2010


30
Nov 10

Jugendmedienschutz ist für’s Arsch

Achim Schröder, Professor für Kulturpädagogik und Jugendarbeit, schreibt in dem Aufsatz “Die Illusion der Sexualaufklärung: “(…) im Hinblick auf sexuelle Darstellungen im Fernsehen kann man beobachten, dass Kinder, die sich von einer genitalen Sexualität noch weit entfernt fühlen, die entsprechenden Sendungen ausschalten und meiden. Sie schauen nicht hin, hören nicht zu, nehmen nicht wahr.”
Er zitiert aus einer qualitativen Studie, die im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erstellt wurde: “Gesehenes wird in der Regel erst dann mit Interesse wahrgenommen, wenn das Thema biografisch ansteht.”
Obst verdirbt, Kinder nicht, Kinder schalten ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind bewusst eine Geschichte wie Paul im Puff liest und danach eine Karriere als Prostituierte anstrebt, ist nicht existent. Aber was ist mit Jugendlichen? Wenn ein Siebzehnjähriger Pauls Untergang liest, möchte er dann nicht zwangsläufig auf LSD masturbieren und sich von seiner Freundin verlassen lassen?
Entschuldigung, verehrte Behörden, mein Gehirn verweigert leider gerade die Mitarbeit: An mir, dem Autor, soll es hängen, die Entscheidung darüber zu treffen, wer meine Texte verarbeiten kann? In Selbsthilfeforen steht regelmäßig vor Texten der Warnhinweis “Vorsicht, könnte triggern!”. Das ist ein netter Zug, ich bin jedoch nicht die Mama meiner Leser und ich wäre ein lausiger Schreiber, würde ich mir diese Rolle anmaßen.
Ich bin in diesem Jahr zwei Mal angezeigt worden, zwei Mal hatte ich putzige Gespräche mit LKA-Beamten, die durch so einen Käse von ihrer Arbeit abgehalten werden. Der eine ist normalerweise mit dem Abhören von Kindervergewaltigern beschäftigt. Er hat mir erzählt, was er da so hört. Verehrte Beamte, die Sie gerne hätten, dass ich meine Blogartikel nach jugendverderbendem Material durchkämme: Wie erklären Sie eigentlich Ihren Kollegen, die sich mit der ekelerregenden Wirklichkeit beschäftigen, Ihre Tätigkeit, die ausschließlich darin besteht, genau diesen Kollegen mehr Arbeit zu machen?
Jugendliche brauchen nicht mehr Schutz. Ich brauche ein Visum für ein freies Land.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Sozialpädagogen Constanze Bausch und Stephan Sting, dass die Auswirkung von Medien und Medienkultur auf die Sozialisation von Kindern untersucht, drehten 10-12-jährige Kinder aus einem Berliner Innenstadtbezirk eigene Werbeclips.
Binol und Wladimir schwingen ihre Hintern und Murat schreit in die Kamera: “Das ist das Parfüm für’s Arsch!”.
Die Kinder? Die machen Witze. Und Ihr macht Ernst. Ihr Idioten.


24
Nov 10

Frauen und Männer passen nicht zusammen – Auch nicht in der Mitte/Outtakes, Folge 2: Kaufen Sie nicht so viel Müll

Haben Sie einen Plasmafernseher? Darf ich fragen, warum? Um herausragenden Friseuren besser beim Kochen zusehen zu können? Um besser sehen zu können wie Peggy ihr Kind anbrüllt, Sandy ihr Nagelstudio eröffnet oder Lutz auswandert? Ernsthaft?
Oder haben Sie schon ein BluRay-Abspielgerät? Warum? In zwei Jahren kostet das Ding die Hälfte, in drei Jahren ein Drittel, in vier Jahren wird es Ihnen beim Kauf eines Toasters kostenlos dazugegeben und in fünf Jahren müssen Sie quer durch die Stadt fahren und einem Elektroentsorger viel Geld dafür zahlen, dass er den Schrotthaufen an sich nimmt, damit Sie sich endlich ein PinkDefinitionUltraThin-Highendblast kaufen können.
Sie haben ein iPhone der ersten Generation? Mein Beileid, damit können Sie sich heute aber nicht mehr blicken lassen. Ihr IKEA-Bett bricht beim ersten Geschlechtsverkehr auseinander? Ja, Mist, da war wohl nichts mehr übrig, dafür können Sie jetzt ja Ihren alten DVD-Rekorder als Stütze drunterschieben, für etwas anderes taugt er schließlich nicht mehr.

Eine Bekannte hat einmal ausgerechnet, wieviel sie im kommenden Jahr verdienen müsse, um sich ihren Lebensstil weiter leisten zu können. Dieselbe Bekannte hat sich für einen Promotionjob, für den sie 120 Euro bekam, Stiefel für 200 Euro gekauft, weil sie sonst ja bei der Präsentation des neuen Müsliriegels unmöglich aussähe. Wer so rechnet, der braucht natürlich jede Menge Geld, möglichst frisch, möglichst duftend. Geld, das nach Unterhaltungselektronik riecht und nach H&M-Shirts, nach Klingeltönen und Wellnessoasen, die sie nur aufsuchen müssen, weil sie dauernd Geld brauchen, nach Autos, die sie brauchen, um zur Arbeit zu kommen und die im ersten Jahr 50% ihres Wertes verlieren. Das Geld duftet nach Billigfliegern und Rabattabos, nach 3 zum Preis von 2-Shampoos, nach Zehnerpackhaargummis, Chinaschuhen mit der richtigen Streifenzahl, Rinderresten zwischen Schaumgummibrötchen, Videospielen, Fitnessstudios, in denen die Dusche extra kostet, 10-Euro-Frisuren, Haarfestiger, Haarglätter, Haarlebendigmacher, Haarvergolder, Haargesundmacher, Haarlockigmacher, Haarklugmacher, Haarmalauschlaflasser, Haarmitinurlaubnehmer, Haarwiedersoaussehenwievorherlasser.
Sie werden mit Erstaunen feststellen, dass Sie weniger Geld brauchen, wenn Sie weniger davon ausgeben.


17
Nov 10

Frauen und Männer passen nicht zusammen – Auch nicht in der Mitte/Outtakes, Folge 1: Wie die Ameisen

„Männer sind entweder wehleidig, langweilig oder komplett wahnsinnig und wenn sie normal sind, wissen sie genau, dass sie einer raren Spezies angehören und benehmen sich wie ein zwanzigjähriges Topmodel“, sagt Clara. Ich frage Karsten, ob er nicht etwas Gutes über uns sagen will. „Männer sind Abschaum“, ruft Karsten. „Und fang gar nicht erst mit Heterosexuellen an, die sind ja noch schlimmer.“ „Aber die sehen doch alle aus wie Tucken“, sage ich. „Wenn du heute ein Profil von einem Mann mit Lidschatten und wimmernden Blick siehst, der auf seiner epilierten Brust eines der berühmten dreizehn Angelina-Jolie-Tattoos trägt, zum Beispiel „quod me nutrit me destruit“, dann kann es sich durchaus um den Kapitän der italienischen Nationalmannschaft im Rugby handeln.“
„Ja, aber versuch mal, dich mit dem über ein Buch, das er gelesen hat, zu unterhalten. Die Jungs mögen aussehen wie schwule Existenzialisten aus dem Paris der sechziger Jahre, aber ihr Lieblingsfilm ist Transformers und ihr Lieblingsgetränk Sprite mit Rotwein. Und dann treffen sie sich zum Kuscheln mit ihrer besten Freundin und holen sich danach zu japanischen Mangas einen runter. Frauen!, mein Lieber, glaub´s mir: Frauen sind das nächste große Ding. Mit uns wird das werden wie mit den Ameisen. Ein paar Prachtexemplare mit breiten Schultern und goldenem Haar wird man in unterirdischen Samenbanken noch halten, bei Endlosschleifen von alten Fußballspielen, ihre Gehirne vertackert mit der übernächsten Playstation, ein paar Schläuche kriegen sie noch in ihre Öffnungen reingeschoben, mit Bier, Chips und anderem Rülpszeugs und alle zwei Stunden wird Jenna Haze gezeigt oder irgendeine russische Tennisspielerin und sie können ihren Schnodder loswerden, der dann an die Frauen abgegeben wird, die sich gerade fortpflanzen dürfen. Man wird das alles ganz effektiv einrichten. Auf jeden Fall wird es dann dem Buchmarkt besser gehen, Frauen sind doch die einzigen, die noch lesen. In so einer Welt könnte ein Autor bestimmt viel vögeln, aber sowas wie dich“, dabei schaute er seltsam abfällig an mir herunter, „gibt es dann ja nicht mehr.“


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