2003 berichtete der Observer von einem vertraulichen Dokument, das vierzig Jahre zuvor mit dem Siegel von Papst Johannes XXIII an alle katholischen Bischöfe weltweit gesandt wurde (hier das Dokument als pdf).
2005 legte das amerikanische Polit-Blog Daily Kos nach. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger, heute besser bekannt als Benedikt XVI, hatte 2001 in einem weiteren Rundschreiben ausdrücklich die Weitergeltung des päpstlichen Dokuments von 1962 bestätigt.
Für den Fall, dass die Opfer des Missbrauchs sich an kirchliche Stellen wenden, sollen auch sie einen Eid schwören, dass sie Stillschweigen bewahren werden.
Auszug aus dem Dokument:
Die sexuelle Revolution sei Schuld an den Missbrauchsfällen, sagte der Augsburger Bischof Walter Mixa, Träger des bayerischen Verdienstordens, im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung: “Die sogenannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von besonders progressiven Moralkritikern auch die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert wurde, ist daran sicher nicht unschuldig.”
Seit 48 Jahren organisiert die katholische Kirche von höchster Stelle aus Täterschutz, lässt die Opfer Schweigegelübde ablegen, deckt also Kindesmissbrauch und Missbrauch von Schutzbefohlenen. Das ist in diesem Ausmaß nichts anderes als Organisierte Kriminalität. Wie viele Fälle von Strafvereitelung mögen da zusammenkommen? Aber was rede ich?
Schuld sind ja die Hippies.
via reddit
Shocking! Not.
Tja. Die katholische Kirche war schon immer eine mafiöse Organisation die sich jeweils nur soweit wandelte, wie es der Druck der öffentlichen Meinung unbedingt erforderlich machte.
Das Dumme daran ist ja, dass der Papst ein Staatsoberhaupt und die Strafverfolgung somit schwierig ist. Vielleicht sollte die EU endlich mal den Vatikanstaat besetzen.
Neben dem, was wir als Skandal anprangern sollten, gibt es einen zweiten: Viele wundert so etwas gar nicht mehr. Und weil viele sowas nicht mehr wundert, ist es kein wirklicher Skandal.
Westerwelle sagt irgendwas und Deutschland schreit auf. Die Medien sind voll. Blogs, Twitter, Facebook. Westerwelle, Westerwelle. Okay, er ist der deutsche Außenminister, Vizekanzler, Repräsentant von 82 Mio. Menschen, Vorsitzender einer Partei mit 67.000 Mitgliedern.
Ratzinger, der die Vertuschung von sexuellem Missbrauch anordnete, ist ja nur Papst, Stellvertreter Gottes auf Erden und repräsentiert nur 1,1 Mrd. Katholiken. Filialen an jeder Ecke. Milliardenschwerer Verein, der zu gern die Moralkeule schwingt.
Irgendwas stimmt in unserer Wahrnehmung nicht, oder?
Und wie viele Eltern diesen Scheiss dann auch noch mitmachen, aus Angst, in der Gemeinde das Gesicht zu verlieren und aus reiner (geistlicher) Obrigkeitshörigkeit. Da sind schwere strukturelle Probleme in der Kirche, die sich in die Gesamtgesellschaft eingeschlichen haben, so dass da kein großes Aufsehen drum gemacht wird. Was ist denn das für ein Irrsinn, dass so eine Geschichte da oben konsequenzlos bleibt? Ich verstehe es nicht.
Und diese Organisation ist wie selbstvertändlich im Deutschen Ethikrat vertreten…. Na, gute Nacht!
Ich verstehe das auch nicht. In den Konkordaten ist geregelt, dass die Länder die Bischöfe bezahlen, gleichzeitig gibt es den unglücklichen Artikel 140, der die Artikel 136 – 141 der Weimarer Verfassung zum Bestandteil des GG erklärt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Artikel_140_des_Grundgesetzes_f%C3%BCr_die_Bundesrepublik_Deutschland
In der Frage, wie weit das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen gehen darf, ist der Knackpunkt die Definition dessen, was “eigene Angelegenheit” der Kirche ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchliches_Selbstbestimmungsrecht#Eigene_Angelegenheiten
Die Kirche darf also ihre eigenen Angelegenheiten regeln, hat im Staat aber kein Gegenüber, das sehr darum ringen würde, die Definition eng zu ziehen.
So werden beispielsweise Hausmeister oder Pfleger in kirchlich geführten Altenheimen, also Personen ohne jeden seelsorgerischen Tätigkeitsbereich, die sich scheiden lassen, entlassen.
Der Staat schaut also seit langem weg, da ist der Missbrauch samt Gewährenlassens der Exzess einer ganz normalen Handhabung. Man akzeptiert einen Staat im Staat.
@Malte: Der uns jährlich 20 Mrd. Euro kostet (Steuergelder). Aber wem sage ich das!?
The Intelligence² Debate – Stephen Fry (Unedited)
Hochgeladen von Xrunner17. – Sieh vorgestellte Filme und komplette TV Shows an.
Stephen Fry äußert sich hier (ab der zehnten Minute) zu der Angelegenheit
@Malte:
“Die Kirche darf also ihre eigenen Angelegenheiten regeln, hat im Staat aber kein Gegenüber, das sehr darum ringen würde, die Definition eng zu ziehen.”
Drum bin ich auch Mitglied in der humanistischen Union geworden. Die ist zwar viel zu klein, um wirklich was zu bewirken, aber irgendwo muss man ja mal anfangen.
in gewisser Hinsicht hat Mixa sogar recht, wenn er meint , ohne sexuelle Befreiung wären die Probleme seiner Kirche kleiner. Es wären sicher weniger Fälle bekannt.
Tod der katholischen Kirche…
Mlg
Ach so, wie war das noch mit der Trennung von Staat und Kirche?
@michael
um andre zu zitieren:
“Die Kirche darf kein rechtsfreier Raum sein.”
http://www.compyblog.de/archives/3412-Kriminelle-Kirche.html
Das Problem ist nicht die ’sexuelle Revolution’ sondern eher solche Parallelwelten, wie die Kirche, die alles sexuelle verdammen.
Dazu passend das heutige Interview um 17:36 im DLF mit Uta Ranke-Heinemann: http://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=1&broadcast=57942&
Schuld ist auch das Zölibat: http://www.pornoanwalt.de/?p=445
Wir sind Papst!
Wir sind Bildleser!
Wir sind Kinderschänderbeschützer!
Ewiges Fegefeuer für Hippies, Abtreiber und plappernde Lustknaben!
Aber wundert das?
Guck doch mal was die echt glauben: Wein in Blut verwandelt, unbefleckte Empfängnis, Auferstehung…
Wir haben es hier mit Geisteskranken zu tun. Aber wenn nur eine Person so nen hanebüchenen, lächerlichen Unsinn erzählt, kommen die Jungs mit den weissen Kitteln.
Ad einiger Kommentare:
Ich halte es für völlig eitel und unbrauchbar, darauf zu zu verweisen, dass wir das eh schon immer wussten und eh schon immer die katholische Kirche so war, und das also deswegen echt kein Skandal wäre.
Es ist ein Jahrzehnte bis Jahrhunderte währender Skandal und wer echt nichts anderes von Mitgliedern der katholische Kirche erwartet, bagatellisiert die Vorfälle m.E. selbst.
@pornoanwalt
ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zölibat frustrierte Priester auf Pädophilie konditioniert, wenn man abgebrüht genug ist, Kinder zu missbrauchgen, wird das Zölibat einem wohl kaum den Puffbesuch vergrätzen. Und Haushälterinnen gibts ja auch noch.
Allerdings wirkt das Zölibat vermutlich magnetisch auf Menschen, die meinen oder wissen, ihre Sexualität nicht frei ausleben zu können. Da liegt wohl das Problem.
Was Jana da sagt, das würde ich gern dick unterstreichen. Wir reden hier nicht von irgendeiner Hinterwäldlersekte, die sich ein Refugium im südamerikanischen Urwald gesucht hat. Diese Menschen haben immer noch einen gewaltigen Einfluss auf das gesellschaftliche Klima. Und es ändert sich durch solche Berichte gar nichts daran.
Ihr seht doch: 2003 war das schon bekannt, aber es ist völlig schnurz, kein Mensch, der sich in der Öffentlichkeit zum Katholizismus bekennt, muss sich für die totale Verächtlichmachung des Rechtsstaats rechtfertigen. Während natürlich jeder Scientologe eine Erklärung für Tom Cruise bereit halten muss.
Oh Mann. Mein Hass flackert wieder hoch, dabei wollte ich doch Liebe verbreiten.
Ich empfehle bei Weiterbeschäftigung mit dem Thema Karlheinz Deschner:
http://www.ibka.org/artikel/miz94/scheinheilig.html
http://www.brandeins.de/archiv/magazin/ganz-oder-gar-nicht/artikel/nackt-im-wald-mit-nietzsche.html
Und vor allem die Doku über ihn:
http://video.google.de/videoplay?docid=-8977931298437766521#
Bitte sachlich bleiben. Der Vorwurf einer vom heutigen Papst noch als Kardinal angeordneten “systematischen Vertuschung sexuellen Mißbrauchs” ist nicht richtig, sondern in aller Schärfe zurückzuweisen:
1. kann die Kirche aufgrund nicht vorliegender staatsähnlicher Gewalt überhaupt nicht zu einem dem Schutz der Privatsphäre des Opfers dienenden Eid zur natürlichen Geheimhaltung zwingen, sondern nur einladen.
2. liegt eine schwere Ebenenverwechslung vor, denn ein solches Verfahrensgeheimnis bezieht sich nur auf das, was in einem Verfahren abgehandelt wird, und berührt folglich keine Dinge, die sowieso schon öffentlich bekannt sind und selbstverständlich auch öffentlich und medial ausgedehnt besprochen werden können, wenn es von Opferseite gewünscht wird.
3. die Zentralisierung sexuellen Mißbrauchs gegenüber Unter-18-Jährigen in Rom selbst am Gerichtshof der Glaubenskongregation hat 2001 genau dem Gegenteil der Vertuschung gedient, sondern daß kein einziger Fall in den katholischen Bistümern unter den Teppich gekehrt werde, sondern ordnungsgemäß und auch kirchenrechtlich aufgearbeitet werde. Somit haben Johannes Paul II. und Benedikt XVI. bereits ganz klare Schritte zur Verbesserung gesetzt, auch durch die Verlängerung der kirchenstrafrechtlichen Verjährungsfristen.
4. verweise ich zur Verdeutlichung der Zurückweisung solcher unsachlicher Propaganda auf folgende Blogeinträge:
a) SEXUELLER MISSBRAUCH UND KIRCHENRECHT – BUCHEMPFEHLUNG ZERRBILDER VON MARKUS ZEDLITZ:
http://7ax.de/0ps0
b) SEXUELLER MISSBRAUCH: WIE SOLLEN KATHOLISCHE BISCHÖFE RICHTIG REAGIEREN:
http://7ax.de/0om0
c) SEXUELLER MISSBRAUCH: VERTEIDIGUNG DES KIRCHENRECHTES GEGEN KIRCHE VON UNTEN:
http://7ax.de/0o31
d) SEXUELLER MISSBRAUCH IN DER KIRCHE: DER HEILIGE MARTIN VON TOURS HELFE BEI DER AUFARBEITUNG:
http://7ax.de/01d8
Der Hirtenbrief des Papstes an die katholischen Bischöfe Irlands wird exemplarisch aufzeigen, daß die Katholische Kirche offensiv die Option für die Opfer vorantreiben wird. Mit besten Grüßen!
Zitat Bischof Mixa: „Die sogenannte sexuelle Revolution [...] ist daran sicher nicht unschuldig.“
Zitat SPON: „Bischof Mixa gibt sexueller Revolution Mitschuld an Missbrauchsfällen“
Zitat du: „Die sexuelle Revolution sei Schuld an den Missbrauchsfällen, sagte der Augsburger Bischof Walter Mixa“
Hat er nicht gesagt. Vielleicht solltest du auch aufpassen, die Sachlage nicht so zu verzerren, wie du sie gerne hättest.
@Dr. Alexander Pytlik
Handlungsempfehlungen ans eigene Klientel und die Ausseinandersetzung mit einzelnen, ausgesuchten Kritikern ist nicht unbedingt die Aufarbeitung die nötig ist.
Der Papst wird persnlich einen Brief an die Katholiken Irlands senden, und man wird sehen, daß die alte dorfmäßige Vertuschungskultur nach dem Willen des regierenden Papstes sukzessive zurückgedrängt wird. Es hilft Opfern nicht, wenn man ihnen verschweigt, daß sie auch auf kirchenrechtlichen Weg zu Schadensersatz gelangen können:
http://7ax.de/0ps0
An Herrn Dr. (sic!) Pytlik:
Sie weisen die Vorwürfe “in aller Schärfe” zurück, dabei sehe ich hier keine Vorwürfe. Es werden Fakten zitiert, das Dokument, dass der Guardian 2003 veröffentlichte, ist von der katholischen Kirche als authentisch bestätigt worden. Es ist echt, und ein riesiger Skandal.
Sie beziehen sich in ihrer schwammigen Antwort gar nicht darauf. Ein “solches Verfahrensgeheimnis” – worum geht es ?
Es wurden “konkrete Schritte zur Verbesserung” gesetzt – macht das ungeschehen, dass mehrere TAUSEND (!!!!!) Kinder in Irland systematisch missbraucht wurden? Ist das überhaupt ernst zu nehmen, diese “konkreten Schritte”?
Gerade gibt es in Deutschland mehr als 100 bestätigte Missbrauchsopfer. Es ist darüber hinaus ein Faktum, dass die Pädophilie des Täters bekannt war, und anstatt die von ihm begangenen Verbrechen den staatlichen Behörden zu melden, wurde der Mann gedeckt. Darauf hin hat er weiter unschuldige Kinder missbraucht.
Missbrauch ist ein Wort, was schon so abgenutzt ist, was keiner mehr wirklich begreift. Vielleicht ist es passender zu sagen, dass Kinder zu Oralsex gezwungen wurden, oder vaginal/anal vergewaltigt wurden.
Das sind Fakten, und keine wirren Trugbilder. Und zwar von Menschen, die ihre soziale Vormachtsstellung als kirchliche Autoritätspersonen ausgenutzt haben, um (1) an die Kinder heranzukommen, und sie (2) zum Schweigen zu verpflichten.
Sie verweisen “zur Zurückweisung unsachlicher Propaganda” auf vier von ihnen verfasste Beiträge? Welche Propaganda? Die oben aufgelisteten Verweise sind Fakten.
Die katholische Kirche hat Jahrzehnte lang systematisch Missbrauch an unschuldigen Kindern (!!!!) vertuscht, und sie besitzen hier die Dreistigkeit, von “Schutz der Privatsphäre der Opfer” zu sprechen?
@Dr. Alexander Pytlik: Er wird senden und man wird sehen?
Sie haben wirklich Gottvertrauen und kennen sich offenbar in der Zukunft bestens aus.
Schadensersatz ist gut. Geht das in solchen Fällen wirklich?
Wie wäre es mit Ursachenbekämpfung?
@ Matthias: Schadensersatz geht. Die katholische Kirche in den USA alleine hat bisher über 2 Milliarden Dollar Schadensersatz für Missbrauchsopfer gezahlt (http://bit.ly/283ODQ).
Der verlinkte Artikel ist grundsätzlich sehr lesenswert und beschäftigt sich u.a. mit der offiziellen Stellungnahme des Vatikans, dass “only 1.5%-5% of Catholic clergy were involved in child sex abuse” (lasse ich mal auf Englisch, weil ich das nicht verfälschen möchte).
@E. Schon klar, meinte, ob der Schaden an Seelen “ersetzt” werden kann.
Wenn 40jährige Männer in Tränen ausbrechen wegen eines Mißbrauchs in ihrer Kindheit, helfen keine Milliarden. Aber Schadensersatz ist eine wichtige Geste, ein Zeichen der Einsicht, ein Geständnis, der Versuch einer Milderung. Deshalb: Schadensersatz: ja, aber auch Ursachenbekämpfung, bitte.
Manchmal hat Schadensersatz aber auch einen Beigeschmack von Ruhigstellen und Freikaufen. Weh tun zwei Mrd. der kath. Kirche jedenfalls nicht.
@ Dr. Alexander Pytlik
Sie beschreiben es als ein Ziel der katholischen Kirche, wenn ich das richtig verstanden habe, dass Fälle sexuellen Missbrauchs “ordnungsgemäß und auch kirchenrechtlich aufgearbeitet” werden. Der in Rede stehende Erlass soll auch auf diese Absicht hin verstanden werden.
Ich hoffe, wir sind uns einig, dass hierbei die Strafverfolgunerfolgung durch staatliche Behörden bei derartigen Fällen der kirchenrechtlichen Strafverfolgung zumindest nicht nachgestellt sein darf und unmittelbar eingeleitet werden muss.
@Dr. Alexander Pytlik
ich finde Deinen Sprachgebrauch wie Matthias auch ein wenig, nun ja. Aber um aus der Schwammigkeit heraus wenigstens einmal konkret frageb zu können: was ist denn an der sukzessiven Zurückgrängung absolut unhaltbarer Zustände lobenswert? Selbstverständlich wäre eigentlich Aufarbeitung und völlige Transparenz. Und das bitte gestern und nicht übermorgen.
@Nödel
Wenn jemand nicht unschuldig ist, was ist er denn dann? Schuld ist im Straßenverkehrsrecht teilbar, ansonsten eher nicht. Richtig ist: Schuldig ist der, der eine Tat begeht, schuldig ist der, der eine Tat vertuscht. Die sexuelle Revolution hat nicht im Entferntesten etwas mit Vergwaltigung von Kindern zu tun (und ja: Ausreißer wie Daniel Cohn-Bendit sind mir bekannt), sie hat im Gegenteil erst dazu geführt, dass die sexuelle Selbstbestimmung geschützt wird.
@Dr. Alexander Pytlik
“kann die Kirche aufgrund nicht vorliegender staatsähnlicher Gewalt überhaupt nicht zu einem dem Schutz der Privatsphäre des Opfers dienenden Eid zur natürlichen Geheimhaltung zwingen, sondern nur einladen”
Es gibt umfängliche Bemühungen, die Privatsphäre des opfers zu schützen, lesenswert hierzu:
http://www.landkreis-wesermarsch.de/pdf/Recht_Gesamt__1-7-2009.pdf
Warum der Arbeitgeber des Täters dazu einen Eid benötigt, das müssten Sie mir einmal erklären.
Wenn der Arbeitgeber erfährt, dass es in seinem Bereich zu sexuellen Übergriffen gekommen ist, dann hat er genau drei Möglichkeiten: Er kann den Arbeitnehmer drängen, sich selbst anzuzeigen, er kann den Arbeitnehmer anzeigen, er kann das Opfer ermuntern, die Anzeige vorzunehmen.
Dienstrechtliche Konsequenzen sind hier doch absolut zweitrangig, es geht um die strafrechtlichen Folgen.
Wie häufig ist es vorgekommen, dass die Kirche einen dieser drei (zwingend vorgegebenen) Wege beschritten hat?
@E
warum das sic! hinterm Titel?
Da fällt mir mir doch dieses kleine Witzchen ein:
Ein Pfarrer muss am Sonntag nach der Predigt die Beichtstunde halten. Aber ihm kam ein wichtiger Termin dazwischen und so kann er nicht in den Beichtstuhl.
Er fragt seinen Messner, ob er das für heute übernehmen könne. Der Pfarrer gibt ihm sein Pfarrer-Handbuch und verschwindet. Darauf hin setzt sich der Messner in den Beichtstuhl und wartet.
Kurze Zeit später kommt eine Frau: “Ich habe gestern vergessen zu beten!” Der Messner schlägt in seiner Buch nach und antwortet: “Einmal beten vergessen, das Vaterunser aufsagen.”
Kurze Zeit später kommt eine andere Frau: “Ich bin fremdgegangen.” Der Messner schlägt wieder in seinem Handbuch nach und antwortet der Frau:” Einmal fremdgehen, einen Rosenkranz beten.”
Kurz darauf kommt eine dritte Frau: “Herr Pfarrer, ich hatte gestern Oralverkehr.” Darauf hin schlägt der Messner wieder in seinem Handbuch nach. Doch er findet nichts, was ihm weiter helfen könnte. Er ging aus seinem Beichtstuhl und er sah drei Ministranten vorbeilaufen. “Hey, ihr drei, was gibt der Pfarrer bei Oralverkehr?” Darauf der eine: “Naja, a Mars oder manchmal a Snikers.”
bin ich zu blöd das dokument von johannes xxiii. zu verstehen oder steht auf seite 16 ausdrücklich dass der zuständige bischof im fall des “schwersten verbrechens” juristische schritte einleiten kann?
@Schafskopf
Ich verstehe dass so, dass es um Kirchenjustiz geht.
Auch Dr. Alexander Pytlik hält den kirchlichen Prozess ja offenbar für den besser geeigneten.
wenn man gewohnt ist, in jahrtausenden zu denken: alles kein problem. widerlich.
Nochmals zur Sache: weder 1962 noch 2001 wurde eine systematische Vertuschung befohlen, nicht vom seligen Papst Johannes XXIII., nicht vom Diener Gottes Johannes Paul II. und nicht vom regierenden Papst Benedikt XVI. (als Joseph Kardinal Ratzinger). In den Medienberichten betreffend die römische Instruktion “Crimen sollicitationis” (= zu deutsch: Straftat der Verführung des Beichtenden durch einen Priester zu einer Sünde gegen das sechste Gebot anläßlich der Beichte) vom 16. März 1962 wurde kein Unterschied zwischen dem schon im Titel der damaligen Instruktion erkennbaren kirchenrechtlichen Vergehen der (soeben eingedeutschten) “Sollizitation” und dem kriminellen Verbrechen der Pädophilie gemacht, sodaß das vorgesehene Amtsgeheimnis völlig mißverstanden worden ist. Das vatikanische Dokument aus dem Jahre 1962 bezog sich ausschließlich auf das kirchenrechtliche Verfahren in Fällen der “Sollizitation”. Ziel der Bestimmungen war es nicht, den klerikalen Übeltäter zu schützen, sondern das absolute Beichtgeheimnis. Dies geht auch daraus hervor, daß für den Schuldigen im Dokument harte Strafen und die Suspendierung vorgesehen waren (heute im lateinischen Bereich unter dem can. 1387 CIC 1983 geregelt, wobei die Strafe bis zur Entlassung aus dem Klerikerstand reicht). Schon bei der Diskussion 2003 verwiesen Kirchenrechtler in den USA völlig richtig darauf, daß Vertraulichkeit und Geheimhaltung im kirchenrechtlichen Verfahren drei Ziele haben: Opfer können sich melden, ohne sofortige Publizität befürchten zu müssen; Zeugen sollen offen reden, weil sie wissen, dass ihre Angaben nicht “auf dem Markt” ausgebreitet werden; der eventuell noch vorliegende gute Namen des Beschuldigten sollte bis zum Beweis seiner Schuld geschützt bleiben: http://www.kath.net/detail.php?id=5790
Eben deshalb habe ich John Allen übersetzt und zitiert
http://www.kath.net/detail.php?id=25628
der in seinen Überlegungen, wie Bischöfe reagieren sollen, klar schreibt: “Ein Beispiel [für die zu rasche Zuordnung] ist die Jagd nach einem schlagenden Beweis in Rom, der zeigen sollte, daß sich die Vertuschung sexuellen Mißbrauchs ihren Weg bis an die Spitze gebahnt hätte, mit dem üblichen ‘Beweis’ des vatikanischen Dokumentes aus dem Jahre 1962 namens ‘Crimen Sollicitationis’, was im Bericht der Murphy-Kommission angeführt wird. Aber das mit ‘Crimen Sollicitationis’ ist ein reines Ablenkungsmanöver. Abgesehen von der sachlichen Unrichtigkeit [siehe oben!] liegt das Problem der Jagd nach dem schlagenden Beweis hier darin, daß die Krise sexuellen Mißbrauchs dann mehr wie ein Problem der Gesetze als ein Problem der Kultur erscheint. Die Kirche aber hatte immer eine Fülle von Gesetzen gegen sexuelle Sünden. Was der Katholizismus jedoch auch hatte, war eine tief verwurzelte Kultur, sogar dann wegzuschauen, wenn Priester in abscheulichen Handlungen verwickelt waren, also eine Kultur, welche den Opfern nicht dieselbe Aufmerksamkeit schenkte. Wer eben so handelte, konnte tatsächlich den ganzen Weg an die Spitze gehen. Diese Kultur zu reparieren, ist nicht so leicht wie einen Schalter in Rom anzumachen, indem ein Gesetz aufgehoben und ein anderes geschaffen wird.” Eben hier möchte der Papst ganz klar ansetzen, und dafür arbeite ich schon seit meiner Priesterweihe.
Wenn man daher Vorwürfe gegen die Katholische Kirche und ihre Gesetzgebung äußert, dann sollte es mit Sachkenntnis und mit korrekter Intepretation geschehen. Wie die Wiedergutmachung konkret in Irland aussehen wird, kann ich derzeit noch nicht sagen. Klar ist, daß die Verantwortung mitwissender Oberhirten nicht einfach übergangen werden kann. Die alte Versetzungspolitik war eine gravierende Verletzung der Hirten- und Sorgfaltspflicht. Nicht die Kirche als ganze hat aber jahrzehntelang vertuscht, sondern einzelne Bistümer, Bischöfe, Priester und leider auch viele andere Christen, die in der althergebrachten reinen Autoritätsgläubigkeit “gefangen” waren und den Opfern klerikalen Mißbrauches oft keinen Glauben schenken wollten. Diese Unkultur muß sich im Sinne des Evangeliums radikal wandeln nach dem, was Johannes Paul II. in der großen Moralenzyklika “Glanz der Wahrheit” festgehalten hat: “Kein Riß darf die Harmonie zwischen Glaube und Leben gefährden: die Einheit der Kirche wird nicht nur von den Christen verletzt, die die Glaubenswahrheiten ablehnen oder verzerren, sondern auch von jenen, die die sittlichen Verpflichtungen verkennen, zu denen sie das Evangelium aufruft (vgl. 1 Kor 5, 9-13).”
Da wir nicht im Paradies leben, gibt es auf dieser Erde keine andere Grundmöglichkeit des Schadensersatzes als jenen finanziellen. Es kann und darf dabei nicht um ein Ruhigstellen der Opfer und ihrer persönlich gewählten (mehr oder weniger öffentlichen) Aufarbeitung gehen, es kann und darf dabei auch nicht um ein Stillschweige-Abkommen gehen, um dem Opfer noch ein schlechtes Gewissen zu machen. Es geht vielmehr um den Versuch, die Ehre der Opfer wiederherzustellen.
Es ist im übrigen wünschenswert, wenn die rein strafrechtlichen Verjährungsfristen im staatlichen Bereich weiter erhöht werden, damit ältere Fälle nicht nur schadensersatzmäßig, sondern auch strafrechtlich länger behandelt werden können. Es ist das natürliche Recht jedes Opfers und der ihn Betreuenden, sofort alle staatlichen Anzeigemöglichkeiten voll und ganz zu nützen. Mir ging es nur darum, darauf hinzuweisen, daß auf der reinen Schadensersatzebene die kostengünstigere Variante des kirchenrechtlichen Verfahrens in unseren Breiten nicht verschwiegen werden soll, deshalb auch mein Hinweis auf diese neue Bucherscheinung: http://7ax.de/0ps0 Nebenbei helfen viele solche Schadensersatzverfahren der Kirche selbst, in ihrer Rechtsprechung auf Basis längst existierender Schadensersatzgesetze weitere Maßstäbe zu setzen.
Gute Nachtruhe!
Das ganze Konstrukt, nach welchem hier argumentiert wird, setzt voraus, dass die Kirche überhaupt von den Betroffenen in diese Angelegenheit eingeweiht wird und die Gesellschaft der Kirche weiterhin einen eigenen Rechtsstatus, auch in strafrechtlich relevanten Fragen zugesteht.
Nach allem, was ich da gelesen habe, scheint es mir sinnvoller, sich direkt an weltliche Rechtsstellen zu wenden, sprich Klage einreichen Untersuchungsbehörden rein in die Kirche, mutmasslicher Taeter in Untersuchungshaft wegen Vertuschungsgefahr. Das laeuft doch überall so, also auch in der Kirche…
Ich habe zu diesem Zwecke was ins www. gestellt:
http://anlaufstelle.forumo.de/portal.php
@walter_33
Vielen Dank für diese Anlaufstelle. Jede Initiative, die ohne ideologische Aufdringlichkeit oder Propaganda einzig und allein den Opfern sexuellen Mißbrauchs helfen möchte, ist zu begrüßen. Ich habe eine solche Seite schon kurz nach der Gründung des Portals http://www.padre.at/ hineingestellt, und ich habe öfters weiterhelfen und an die richtigen Stellen verweisen können. Die konkreten Vorgehensweisen entscheiden abgesehen von dem, was ins Gefängnis zu führen hat, die Opfer selbst. Mich freut es, wenn Aufarbeitung gelingt und durch kirchliche Verfahrensschritte selbst Wiedergutmachung angegangen wird, was in dem Buch von Markus Zedlitz (Zerrbilder: http://7ax.de/0ps0 ) zum Ausdruck kommt.
Wenn ein sexueller Mißbrauch im Rahmen kirchlicher Amtsführung geschehen ist, braucht die Kirche nicht mehr eingeweiht werden, sondern hat sich von Rom her (das war ja der Sinn der kirchenrechtlichen Verschärfung dank Johannes Paul II. und Kardinal Ratzinger) und am jeweiligen Ort von Amts wegen mit allen Konsequenzen zu befassen und daraus zu lernen, wie in Hinkunft Ähnliches zu verhindern ist. (Zu behaupten, daß kirchliche Verfahren die staatlichen Verfahren parallel behindern, ist absurd und eine schwere unsachliche Ebenenverwechslung.) Die Kirche verlangt heute im übrigen gegen fast alle Strömungen mehr als je ein Staat verlangen kann: zuletzt wurde für das Kirchenrecht verdeutlicht, daß homosexuell tendierende Priesterseminaristen und Ordensleute nicht zu den heiligen Weihen zugelassen werden dürfen. Die katholische Sittenlehre beinhaltet daher nicht nur die absolute Sündhaftigkeit jedes sexuellen Mißbrauchs gegenüber Minderjährigen und auch erwachsenen anvertrauten Menschen und gegenüber jedem anderen Menschen, sondern tut auch kund, daß nur die sexuelle Gemeinschaft von einem Mann und einer Frau dem entspricht, was in der Schöpfungsordnung und somit in dem auf den Menschen bezogenen Naturgesetz leicht erkennbar ist. Es ist eben nicht egal, ob ein Diakon, Priester oder Bischof naturgemäß ausgerichtet ist oder in der Gefahr dem widersprechender personaler Versuchung steht.
Nicht die Gesellschaft alleine entscheidet über den Status der Kirche und dann auch anderer Religionsgemeinschaften, sondern es gibt klare Rechtsgrundsätze, die niemand mißachten kann. Durch die Religionsfreiheit ist eine gewisse Autonomie jeder Religionsgemeinschaft gegeben, was aber nicht heißt, daß sie dem Zugriff der Staatsgewalt zur Verhinderung von Verbrechen entzogen wäre. Durch weitergehende Staatsverträge (z. B. Konkordate) kann es aufgrund jahrhunderterlanger kultureller Mitgestaltung und sozialer Verdienste (Krankenhäuser, Caritas, Lehre usw.) auch Sonderstellungen geben. Die Katholische Kirche besitzt zudem im Papst ein Völkerrechtssubjekt, auch Heiliger Stuhl genannt, und hat damit weltweit eine Sonderstellung. Dies hat in vielen Friedensverhandlungen Großartiges bewirkt, und ich erinnere auch an den Einsatz bis zuletzt von Johannes Paul II. gegen den Einmarsch in den Irak usw.
Am sinnvollsten ist es, im Falle sexuellen Mißbrauchs alle Rechtswege rasch einzusetzen und zu trachten, daß keine Verjährungsfristen formal dazwischenfunken. Ich wiederhole, daß kirchliche Schadensersatzverfahren rascher und wesentlich kostengünstiger ablaufen können und daß es nicht gerecht ist, der Kirche von vorneherein diese Möglichkeit abzusprechen. Eine notwendige staatliche Untersuchungshaft wird jedenfalls von gewissenhaften kirchlichen Amtsträgern mit Sicherheit nicht vereitelt.
Im Sinne dessen, daß vom Glauben her nur die Kirche in ihrem Innersten all das besitzt, was jeden Menschen wieder heil und versöhnt machen kann – insbesondere das Sakrament der Beichte/Buße – wäre es fatal, sich alleine auf den Staat zu verlassen. Dies hat sich in der Geschichte nicht wirklich bewährt, sondern jeder Staat braucht auch den natürlichen Konsens über Grundrechte und eine höhere Moral, damit die Gesellschaft als ganze eine Zukunft haben kann. Daß gerade deshalb die sexuellen Mißbräuche von Seiten katholischer Kleriker als besonders schlimm und berichtenswert erscheinen, versteht sich dann von selbst.
Eine gute Fastenzeit!
@ E. “only 1.5%-5% of Catholic clergy were involved in child sex abuse”. Interessant. Aber selbst wenn diese Zahlen stimmen sollten erscheint mir das nicht gerade wenig.
“Internationale Studien gehen davon aus, dass bei etwa 1 % aller erwachsenen Männer eine primärpädophile Ausrichtung vorliegt.”
http://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4dophilie#Pr.C3.A4valenz_und_sexuelle_Orientierung
Und eine primärpädophile Ausrichtung sagt ja noch nichts darüber aus ob man diesen Trieb auch auslebt. Berücksichtigt man aus welcher Quelle die Daten stammen, läge die Zahl weit über dem Bevölkerungsschnitt.
“Ja. Sexuelle Neigungen prägen sich in der Jugend aus. Doch was mache ich, wenn ich mich als junger Mann nicht zu Mädchen hingezogen fühle, sondern zu Kindern? Ich ahne dann, dass ich in dieser Gesellschaft nur Ablehnung erfahren werde. Im Leben geht es aber immer um Akzeptanz, um das Gefühl, angenommen zu werden. Das alles erhöht die Motivation, sich in ein System zu begeben, das von einem Menschen verlangt, die Sexualität hinter sich zu lassen. Dann gibt es keine Fragen mehr wie: Warum hast du keine Freundin? Warum heiratest du nicht? Im Gegenteil, die Angst vor Ablehnung verwandelt sich in Anerkennung für diesen Schritt. Priester haben einen hohen gesellschaftlichen Stand.”
http://www.welt.de/vermischtes/article6335524/Der-Zoelibat-allein-befoerdert-keine-Uebergriffe.html
@Malte, Jana: Wie kommt Ihr drauf dass ich das nicht skandalös finde, nur weil ich von der katholischen Kirche nichts anderes erwarte?
Die politischen implikationen sind noch gar nicht berücksichtigt. Es gibt nur einen ausweg: sozialismus oder tod!
@ billy_joe:
Ich bin mir nicht ganz sicher, was du aussagen möchtest. Ich bin Psychologe, 27 Jahre alt und habe bereits 2 Jahre in einer Klinik mit Kindern gearbeitet, und ein Jahr bei der Polizei mit Tätern. Ich kenne die Zahlen. Ich kenne das Thema gut.
Ich habe hier einen Artikel über Pädophilie geschrieben, indem ich unterstreiche, dass die Disposition selbst etwas ist, wofür man niemanden beschuldigen darf! Ich habe unterstrichen, dass ein besseres gesellschaftliches Verständnis von Pädophilie als Disposition, und nicht selbstverschuldete Perversion helfen würde, Straftaten massiv zu reduzieren.
Ich finde es … ich finde gar kein Adjektiv dafür. Die Katholische Kirche sagt offen, dass 1.5 – 5 Prozent der Klerus in sexuelle Aktivitäten (!!!) mit Kindern verwickelt sind. Und da schreiben sie “NUR” davor.
Du schreibst, du findest das “nicht gerade wenig”. Ja, natürlich! Das ist mein Punkt!
Und die Dunkelziffer liegt aller Wahrscheinlichkeit wesentlich höher.
Man muss natürlich Schätzungen anstellen, aber von den Zahlen ausgehend, die ich habe, liegt die Quote von sexuellem Missbrauch beim katholischen Klerus wesentlich höher als in einer Kontrollpopulation (alle anderen Männer).
Siehe dazu auch die Rede von Stephen Fry.
@Dr. Alexander Pytlik
Wie erklären Sie sich denn dann so ein Fehlverhalten?
“Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte es zugelassen, dass ein pädophiler Priester nur in eine andere Pfarrei versetzt wurde, wo er wieder Kinder belästigte. Andere sprechen in kleinem Kreis davon, dass das Thema “rührselig” aufbereitet werde.”
http://www.sueddeutsche.de/politik/155/503378/text/
Mit welchen Konsequenzen hat Bischof Müller seitens der Kirche zu rechnen? Immerhin hat er ja ermöglicht, dass weiterhin Kindern Schaden zugefügt wird – wird er nun aus dem Amt entfernt?
Sie reklamieren für die katholische Kirche eine bedeutende gesellschaftliche Rolle – könnten Sie sich vorstellen, dass ein Politiker, der eine vergleichbare Straftat ermöglicht, im Amt bleibt?
Ist Ihnen der Film “Eine Frage der Ehre” (A few good Men) bekannt? Dort geht es um den Todesfalls eines Marines, der offensichtlich einer armeeinternen Bestrafungsaktion unterzogen wurde. Beschuldigt werden zwei Marines, deren Verteidiger allerdings davon ausgehen, dass zwei Menschen, die derart strikt dem Prinzip von Befehl und Gehorsam unterworfen sind, nicht ohne Anweisung gehandelt hätten.
Auch für einen Bischof ist der Papst (und da werden Sie mir bestimmt zustimmen) nicht einfach eine Art Abteilungsleiter in einem Gesinnungssupermarkt, sondern der Heilige Vater. Und da setzt sich ein Bischof einfach so über den Willen des Heiligen Vaters hinweg? Ohne Konsequenzen?
Können Sie nachvollziehen, dass es von Außen betrachtet eher danach aussieht, dass Bischof Müller ganz und gar nicht gegen den Willen des Papstes gehandelt hat?
Zu Ihren Ausführungen über Homosexualität spare ich mir Anmerkungen.
Ja, es gibt da offensichtlich Unterschiede in der Auslegung dieser Papiere. Die Unterschiede sind so gross, dass die einzelnen Parteien erklaeren:”Es gibt keinen unterschied, das Papier ist eindeutig”. Nur eben jedes auf seine Seite.
Tatsaechlich taucht die Frage auf, ob denn die Bischöfe einfach so nach Gutdünken handeln können oder eben im Auftrage Roms tatetig sind. Mich persönlich interessiert eigentlich der folgende Aspekt:
Wenn man das Schreiben des ehemaligen kardinals Ratzinger nimmt, waere es ja so, dass Faelle, welche in der Diözese vorkommen, zwingen nach Rom gemeldet werden müssen.
İn der Annahme, dies sei passiert, stellt sich die Frage, was Rom gerade am Beispiel Canisius denn unternommen hat, denn dort wurde ebenfalls nach Rom kommuniziert, spaetestens 2005/06.
İnzwischen wird übrigens von anderer Stelle von rund 150 Tatern gesprochen:
http://anlaufstelle.forumo.de/aktuell-f2/die-spitze-des-eisberges-uber-150-taeter-t40.html
jetzt hab ich nach einem spezialisten für schweißarbeiten gesucht und bin bei malte gelandet. der kann natürlich auch gerne kommen, wenn er mit dem schweißbrenner umgehen.
der beitrag ist klasse, hab ihn mir eben reingezogen, nachdem ich begeistert vom neuen polanski-film nach hause gekommen war.
nicht nur 150 täter sind es mittlerweile, es sind jetzt auch schon frauen darunter. und sobald die entschädigungssumme feststeht, werde ich auch mal scharf darüber nachdenken, ob sich mir nicht auch irgendwann mal als kleiner steppke ein kleriker unsittlich genähert hat.
Ich habe die konkrete Vorgehensweise des Regensburger Diözeanbischofs in meinem Blogbuch kritisiert:
http://7ax.de/01go
Und ich bleibe bei meiner Kritik von damals. Für alle verantwortlichen Bischöfe und Kleriker müssen dieselben strengen Maßstäbe und Kriterien gelten. (Ich bin aber nicht der Papst.) In diesem Punkt hatte Bischof Gerhard Ludwig Müller ganz sicher nicht im Konsens mit dem Papst gehandelt, welcher sich normalerweise nicht in die Alltagspolitik der regierenden Bischöfe einmischt. Jeder einzelne Bischof hat seine persönliche Verantwortung für die ihm anvertraute Diözese. Ich persönlich hätte erwartet, daß er angesichts dieses in seiner Letztverantwortung stehenden Falles dem Papst seinen Rücktritt angeboten hätte.
Noch zum anderen Punkt: wenn man jedoch den homosexuellen Hintergrund sehr vieler klerikaler Mißbrauchsfälle übersieht, kann man der Problematik nicht in allen Punkten auf den Grund gehen:
http://www.kath.net/detail.php?id=25700
http://7ax.de/0ps0 (siehe Punkt 2.)
Leider kann ich derzeit nicht sagen, ob sich seit 2001/2002 wirklich alle Bistümer an die zentrale Meldepflicht nach Rom gehalten haben. Wenn es ein Bistum tut, dann kommen klare Anweisungen, und es gibt kein Weglaufen und keine Vertuschungsmöglichkeit mehr. Ich bezweifle sehr, daß der Fall Canisius vor dem Öffentlichwerde jemals in der Glaubenskongregation gelandet wäre.
” Ich bezweifle sehr, daß der Fall Canisius vor dem Öffentlichwerde jemals in der Glaubenskongregation gelandet wäre.”
Der Fall des in Chile lebenden Padres soll laut verschiedenenen Quellen in Rom gelandet sein. Es wird jedoch vermutet, dass da mit dem Betroffenen spezielle Abmachungen getroffen worden seien. Dem Sinne nach, das alles werde praktisch unter der Verschwiegenheit des Beichtgeheimnis abgeschlossen…
Ich bin der Auffassung weltliche und kirchliche Untersuchungen sollten parallel laufen.