Hamburger Verklärung

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären Zoodirektor. 50 Prozent Ihrer Besucher kämen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Busunternehmer, Bahn und Taxifahrer bezahlen zwar keinen Cent für die Fütterung der Tiere, verdienen aber sehr ordentlich an den Zoobesuchern. Da ist es doch nur allzu verständlich, dass Sie als Zoodirektor Geld von den Transportunternehmern fordern.

«Aber das ist doch Unsinn», sagen Sie, «der Zoodirektor profitiert doch schon von dem zusätzlichen Verkehr.» Aber bedenken Sie doch bitte: Sie sind der Zoodirektor! «Ach so. Ja, dann sollen die bezahlen!»

Sehen Sie. So einfach ist das. Und schon haben Sie die Hamburger Erklärung verstanden.

Weiter in der Netzeitung.

Update: Kommentar von Matthias Wagner

20 comments

  1. Gute zusammenfassung. Doch bei der netzeitung fehlt wohl ein Absatz (im Abschnitt “Auch Spiegel TV langt ordentlich hin):

    “… Sind wir zuerst Anhänger der freien Rede oder Anhänger von gut bezahlten Jobs in einer komfortablen Branche?»

    Kurze Zeit später erfuhr er, dass Spiegel TV dieses Video verwendet hat.

    Zwischen dem Pantelouris-Zitat und dem letzten Satz ist wohl was verschluckt…

    Grüße!

    C.

  2. Ah, danke!
    Habe gerade Bescheid gesagt, das hier fehlt:

    An den zahlreichen Meinungsäußerungen bloggender Journalisten wird deutlich: Die Fronten sind unübersichtlich. Auch die Stellungnahme von Ulrike Kaiser zeigt (wenn Sie die Zeit haben, den vollständigen Text zu lesen, dann sollten Sie es tun), dass es mitnichten eine geschlossene Front von Verlegern und Journalisten gegen „das Internet“ gibt.
    Nun wird es jedoch etwas komplizierter.

    Der bloggende Journalist Matthias Wagner hat in seinem Blog das Video einer Festnahme eingestellt.

  3. Und ich dachte, du machst jetzt schon so Lückentexte zum Sebstausfüllen. “Wer hat diese Woche im Internet-Unterricht gut aufgepasst?”

  4. Hamburger Erklärung - für Dummies | Ach!Mist

    [...] "Hamburger Erklärung" gipfelten, mal ganz einfach erklärt: Man nehme einen Zoo, einen Direktor…Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären Zoodirektor. 50 Prozent Ihrer Besucher kämen mit öffentlic…Forderung von Verlagen, die teilweise selbst der Mitnahme- und Kostenlosmentalität im Internet [...]

  5. Das Jammern der Hufschmiede über die Autobauer.

  6. Es ist ja eher so, dass die Zoodirektoren behaupten, die Taxifahrer würden schon alleine von den Fotos des Zoos profitieren. Also wollen sie Geld für die Fotos.

    (Dass die Taxifahrer gleich den lebensechten Elefanten an Bord haben, behauptet wohl keiner)

  7. mathiasrichel (Mathias Richel)

    Die Hamburger Verklärung. @maltewelding schaut in den Zoo der Google Eitelkeiten http://bit.ly/otmmQ

  8. Mich macht diesmal das Schriftbild wahnsinnig. (Deine Texte finde ich ja sowieso immer groß.)
    Schwarz gefettet, blau gefettet, mal ist es Link, mal Zwischentitel, dann gibt’s Kursives, aber nicht alle Namen sind schief, kurze Absätze, viele Lücken, und schon wieder ein Zwischentitel. Und rechts schreit es die ganze Zeit nach weiterer Aufmerksamkeit.

  9. Wollte nur kurz darauf Aufmerksam machen, das sich der verlinkte Artikel von Don Alphonso meineswissens auf die Heidelberger und nicht auf die Hamburger Erklärung bezieht. Vielleicht bringe ich das aber auch durcheinander.

  10. Hmm, erst recherchieren, dann kommentieren. Der Beitrag bezieht sich selbstverständlich doch auf die Hamburger Erklärung … hatte das wohl damals nur eher im Zusammenhang mit der Heidelberger aufgeschnappt.

  11. Der bei Niggemeier kommentierbornierende “journalist” ließ mich ja an seinem Berufsstand verzweifeln. Entweder konnte der nicht lesen oder er verdrehte alles absichtlich, beides ziemlich arm für einen Journalisten.

  12. Lieber Malte, auch locker aus der Hüfte Geschossenes ist manchmal nur Stuss. „Ein Blogger filmt unter entspannter Umgehung der Persönlichkeitsrechte die Verhaftung einiger Hertha-Fans“, schreibst du in der Netzeitung über mich – dabei sollte eigentlich allgemein – und somit auch dir – bekannt sein, dass Persönlichkeitsrechte keineswegs schon beim Filmen tangiert werden, sondern erst beim Veröffentlichen. Und ich habe mir meinen eigenen Film sehr genau angeschaut, ehe ich ihn verbloggt habe.

    Mir schien keiner der Beteiligten erkennbar zu sein, deshalb – und nur deshalb – habe ich mich zum Verbloggen entschieden. Dass einer der Beteiligten durch den Wirbel, der nach Verlinkung durch Udo Vetter und Stefan Niggemeier entstand, auf den Film stieß und mich bat, ihn zu löschen, hatte sicherlich weniger mit seiner (sehr unwahrscheinlichen) Erkennbarkeit zu tun. Er WUSSTE natürlich, dass er einer der Beteiligten war. Trotzdem habe ich seiner Bitte nach Löschung entsprochen – nicht weil ich denke, er sei erkennbar gewesen, sondern weil ich seine Angst davor als ausreichend betrachtet habe.

    Dein angeblich Bigotterie beweisender Satz „Blogger, die die Dynamik des freien Internets besingen und sich einen Anwalt nehmen, wenn jemand diese Freiheit wörtlich nimmt“ ist allerdings vollends daneben. Ich lobpreise weiterhin gern und freudig die Dynamik des freien Internets, aber was hat das damit zu tun, dass ein kommerzieller Fernsehsender sich ungefragt fremde Inhalte aneignet und zu Geld macht? Plädierst du etwa dafür, dass jedermann die Inhalte anderer profitabel verwerten können soll? Darfst du natürlich gerne, aber wenn ja, dann haben wir einen ernsten Dissens.

    Ich jedenfalls hatte niemals vor, diesen Film kommerziell zu verwerten. Er war inhaltlich schlicht ein perfekter Beitrag für mein Blog „Die Rückseite der Reeperbahn“, das sich schwerpunktmäßig mit dem Leben auf St. Pauli beschäftigt. Jedermann hätte den Clip herzlich gerne zeigen, verlinken, kommentieren, zitieren können, natürlich mit Quellenangabe, wie es sich gehört. Das nämlich ist die „Dynamik des freien Internets“ (Zitat Welding).

    Aber wenn ein Fernsehsender (Achtung: kein Internet, falls das noch nicht aufgefallen ist) daherkommt, ihn kommentarlos und ohne Quellenangabe sendet, um damit ein Werbeumfeld zu generieren, und wenn dieser Fernsehsender jeden Versuch der Kontaktaufnahme, in dem ich ihn schlicht um Stellungnahme bat, ignoriert, und wenn ich mich dann aus purer Ratlosigkeit entschließe, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, dann soll das ein Beispiel für die Bigotterie der Blogger sein …?

    Eine sehr merkwürdige Argumentation. Zumindest in dem Universum, in dem ich lebe.

    Ich hatte, wie erwähnt, niemals vor, diesen Film kommerziell zu verwerten. Und ich hätte ihn Spiegel TV sogar gerne kostenlos zur Verfügung gestellt, wenn die Redaktion mich gefragt und eine Quellenangabe garantiert hätte. Das hat sie nicht getan. Und deshalb sah ich mich gezwungen, einen Teil der unberechtigten Wertschöpfung einzufordern – aus prinzipiellen Erwägungen, nicht aus merkantilen. Sonst hätte ich die Nachhonorierung sicher nicht im dreistelligen Bereich angesetzt.

    Mag sein, dass Bigotterie verbreitet ist in der Verlagsbranche wie in der Blogosphäre. Aber ausgerechnet dieses Beispiel als Beleg dafür anzuführen, ist nichts weiter als – Bullshit.

  13. @Matt
    Der folgende Satz lautet aber doch:
    “Man sollte sich vor moralischen Bewertungen hüten.”

    Ich muss vielleicht ausholen, indem ich erkläre, was der Blogblick eigentlich ist: Es geht da um den Versuch, die tatsächliche Stimmung in der Blogosphäre einzufangen. Es ist also ein Unterfangen, das auf Scheitern angelegt ist, bei dem man also nur eine Essenz des Geschehens herausarbeiten kann.
    Dazu kommt, dass dort aus meiner Sicht so wenig Malte drinstecken soll wie möglich, was natürlich ebenfalls nicht gelingen kann, weil ich ja auswähle, überleite und mich eines Kommentars nicht enthalten kann.

    Die von mir aufgeworfene Frage “Wer ist nun also bigott?” nimmt die Stimmung in Stefans Blog auf, in dem wenigstens journalist und mosley einen Widerspruch sahen zu der sonst verbreiteten Meinung.

    Wenn ich von Bloggern, die die Dynamik des freien Internets besingen, spreche, meine ich nicht Dich oder Stefan oder sonst jemanden, ich meine den in diesem Kontext von Journalistenseite imaginierten Blogger.

    Was mir allerdings auffiel und was ich hinzugefügt habe, war die Nähe zum Bild-Leserreporter. Nun mag das unzulässig überspitzt gewesen sein und etwas geniere ich mich dafür, denn du bist ja vermutlich gar kein Aasgeier, aber aus meiner Sicht hast du nicht nur eine Verhaftung gefilmt, sondern diese auch noch höhnisch kommentiert, was insgesamt einen recht voyeuristischen und darüber hinaus vorverurteilenden Touch hatte.

    Du hattest gegenüber Spiegel TV Recht (wobei ich nicht weiß, ob ich selbst es geltend gemacht hätte, aber das liegt auch daran, dass ich gar nicht soviel Energie aufbringe, mich zu ärgern), aber der Fußballfan hatte Dir gegenüber Recht.

    Beide Rechteverletzer sind ihren Verpflichtungen nachgekommen, im Grunde ist alles wieder gut und ich hoffe, du kannst meine Erklärung nachvollziehen.

  14. Kann ich. Allerdings fühle ich mich vom Bild-Leserreporter so weit entfernt wie die Nonne von der Nutte.

    Und wenn ich jetzt noch das „höhnisch“ in „spöttisch“ korrigieren darf, sind wir uns schon fast einig.

  15. @Matt
    Der Leserreportereinschub tut mir auch ein wenig Leid, immerhin ist der Bildvergleich der neue Nazivergleich.
    Ich muss mir auch ständig anhören, ich sei der Franz Josef Wagner der Blogosphäre, was mir vorkommt, als würde man dem Jesuskind sagen, es sähe aus wie Gina Wild.

    Treffen wir uns doch in einer gedachten Mitte und reichen uns die Hand.

  16. Schon geschehen.

  17. Im neuen Print-Spiegel (34/2009) übernimmt der Europa-Chef von Google übrigens deinen Zoo-Vergleich.

  18. “Übernimmt”, hehe.
    Vermutlich ist er da selber drauf gekommen;)

  19. Nein nein, ich zitiere:

    “Aber vor kurzem habe ich in
    der „Netzeitung“ einen guten Vergleich
    gelesen: Nehmen wir an, Sie sind Zoodirektor,
    und die Hälfte Ihrer Besucher
    kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
    Sollten Sie dann eine Beteiligung an deren
    Erlösen bekommen, nur weil die Ihre
    Besucher in den Zoo bringen? Ohne Busse
    und Bahnen hätte der Zoo doch nur
    Laufkundschaft. Das gibt ganz gut die
    Sinnhaftigkeit einzelner Forderungen in
    der Großverlagslandschaft wieder.”

    Europa-Chef!

  20. Erstaunlich, wow.
    Danke Dir!:)

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