22
Jun 09

Onlinecommunitybenutzer

noll

Man stelle sich vor, der Deutsche Bundestag würde über Sportwettenmanipulation im Fußball beraten. Eine Rednerin räuspert sich und hebt dann an, über Fußkämpfer zu sprechen, Rundutensilien und zahlende Gäste, die einer der beiden Kurzhosenträgerversammlungen mehr zugetan sind als der anderen.
Oder es ginge um den Rundfunkstaatsvertrag und es wäre die Rede von anrufergestützten Spielveranstaltungsvarianten, Bildschirmausderfernebedienelementen und Sitzmöbelbewohnern.
Oder aber Thema wäre die Buchpreisbindung und Tierleim-Kreide-Faserstoff-Wender würden vor den Gefahren schlechter Beleuchtung gewarnt.

Der Arzt setzt kein Pieksdings, der Richter verurteilt nicht zum umschlossenen Aufenthalt, die Hebamme ruft nicht: “Raushauen!”.
Warum um Gottes Willen ist es dann aber so unfassbar schwer, über das Internet nicht in teils völlig ungebräuchlichen, teils aber auch grundbeknackten Begriffen zu reden?

Und wenn man ein Gesetz verabschiedet – kann man sich vorher nicht wenigstens mal etwas anlesen?

Ach was, dachte sich Michaela Noll von der CDU.
Michaela Noll macht schließlich Politik mit Herz. Und wo das Herz Politik macht, da kann das Hirn auch mal im Urlaub bleiben.

In der Bundestagsdebatte zu den Netzsperren (Zugangserschwerungsgesetz) sprach dann also Michaela Nolls Herz:

“… und nochmal den Hinweis gemacht auf die Allensbachstudie. 91% der Menschen die sind über 16 sind dazu befragt worden, die halten das für wichtig und es gibt nur 9% der Gegner und das sind die sogenannten Onlinecommunitybenutzer.”

Hier kann man sich das auch anhören:

[audio=http://www.malte-welding.com/wp-content/uploads/2009/06/onlinecommunitybenutzer_lang.mp3]

Und hier gibt es das T-Shirt zum Wort:
Onlinecommunitybenutzer-T-Shirt


22
Jun 09

Feed und Theme

Ihr müsst den Feed neu abonnieren. Fragt mich nicht nach Details, aber irgendetwas stimmte (außer der Optik) nicht mehr mit dem alten Theme, deshalb hat Mathias mir hier etwas Neues gebastelt.
Wer etwas einzuwenden hat, der möge jetzt etwas sagen – oder für immer schweigen.


21
Jun 09

Nachfolgesingles von One-Hit-Wondern

Trashiger als Trash ist – natürlich – erfolgloser Trash. Denn haftet der Hitsingle noch das tyrannische Grauen der Allgegenwärtigkeit an, so ist die Nachfolgesingle der Hitgiganten so etwas wie der Bruder Stalins, der es nur zum Bürgermeister eines sibirischen Dorfes gebracht hat: Auch grausam, aber dazu noch mit einer Aura des Nichts behaftet.

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19
Jun 09

Petitions-Unterstützer in die FDP – Let’s troll

1998 scheiterte das studentische “Projekt Absolute Mehrheit” an der Übernahme der Berliner FDP.
Dabei basierte die Aktion auf einer brillanten Idee. Da die Zahl der Mitglieder (damals 2700) in einem ungeheuer günstigen Verhältnis zum Einfluss der Partei stand (was sich bis heute nicht geändert hat), sollte durch Teilnahme, durch eine Veränderung von Innen, eine Umkehr in der Bildungspolitik bewirkt werden.

Die FDP setzte, wie es sich für eine Leistungsbereitsschaftspartei gehört, auf eine Politik des Bummelstreiks. Die Schein-Liberalen waren als solche leicht auszumachen – sie waren die Einzigen, die Mitglied werden wollten.
Am Ende schafften es von 2687 Bewerbern 600 in die FDP.

Wäre so ein Versuch heute nicht vielversprechender? Wenn in der Phase der gezielten Bummelei weiter Druck ausgeübt werden könnte über das Netz?
Die gesamte FDP hat 67000 Mitglieder, die Petition fand 134014 Unterstützer.
Let’s troll!

Zum Mitgliedsantrag


18
Jun 09

Pipi

Ich sitze hinten im Auto. Ich bin 4 Jahre alt. Meine Mutter gibt einen meiner Kindergartenfreunde bei seinen Eltern ab und hat mich zurückgelassen.
Da sitze ich.
Eingeschlossen.
Und merke, dass ich Pipi muss. Jetzt gleich wäre nicht schlecht. Die seligen Zeiten des einfach Laufenlassens sind vorbei, gerade wurde man noch für ein Bäuerchen gelobt und dann musste man schon auf den Topf, aber immerhin wurden noch Gesänge angestimmt für diese Leistung und ganz plötzlich war es nicht mehr drin, einfach mal entspannt am linken Bein entlang laufen zu lassen und dann laut zu weinen.
Großer Junge. Ja, klar. Vor allem doch: riesiges, unentrinnbares Auto. Ich klopfe an die Scheiben.
Wenn es jetzt anfängt zu regnen, dann bin ich geliefert, man hat mich auf das Geräusch des laufenden Wasserhahns trainiert, ich muss nur sehen, wie meine Mutter ans Waschbecken geht und schon puller ich los.
Regen ist da noch eine ganz andere Liga.
Bestimmt hat mich meine Mutter vergessen.
Ich überlege, ob ich unartig gewesen bin.
Jeden morgen mache ich im Kindergarten den gleichen Fehler: Ich küsse meine Mutter auf den Mund und habe dann bis zur Kakaopause den schrecklichen Geschmacks ihres Lippenstifts auf den Lippen.
Ich bin noch nicht lernfähig, ich küsse jeden Morgen mit der immergleichen Begeisterung und würge dann verstohlen. Vielleicht hat sie das gesehen.
Ich glaube nicht, dass sie mich noch liebt, nicht wie früher.
Gerade erst wurde von einzelnen Mitgliedern meiner Familie an mich herangetragen, ich solle “Fertig” rufen, wenn ich mein Geschäft auf der kalten Toilette verrichtet habe. Dann würden sie kommen und mich abputzen.
Dabei haben wir gegenüber eine Baustelle.
“Wenn ich fertig rufe und die Bauarbeiter hören auf, weil sie denken, ihr Chef habe fertig gerufen, dann bekommen die den Ärger.”
Jemand musste also stehen bleiben.
Aber allein die Idee sprach Bände. Eine Abkühlung des Klimas hatte stattgefunden.
Hätte ich Freud gelesen, dann wäre mir klar geworden, dass ich dabei war, das Possierliche zu verlieren und nun davor stand, in voller Unansehnlichkeit in die Latenzperiode zu schlittern.
Aber selbst ohne Freud wusste ich: Ich war in einem Auto ausgesetzt worden.
Und musste pinkeln.
Das, verehrte Damen und Herren, war das Ende meiner Kindheit.


17
Jun 09

Ahmadinedschad gehen die Follower aus

Eine ganz wichtige Funktion haben die Videos, Tweets und Bilder aus dem Iran nicht. Sie haben keine Selbstevidenz als skandalisierende Botschaft. Niemand im Westen empfindet die Bilder als Skandal wie man sie als Skandal empfände, zeigten sie Straßenszenen aus Wien, Berlin oder London.

Die Bilder zeigen das, was wir vom iranischen Regime erwarten.
Für die Befeuerung des Aufruhrs innerhalb des Iran sind sie dagegen von unermesslichem Wert.

Wenn die Debatte hier von einigen auf die überlegene Geschwindigkeit von Twitter reduziert wird, geht das am Thema vorbei. Für uns kann doch Twitter ganz offensichtlich keine Nachrichtenalternative sein.
Als Notfunk einer unterdrückten Gesellschaft allerdings funktioniert es wunderbar.
Mehr zu dem Thema Iran und das Internet im Blogblick.

Der Titel ist übrigens nicht von mir, sondern von Maik Söhler


17
Jun 09

Das Netz steht geschlossen hinter Ursula von der Leyen

Jeder, der sich jetzt von der SPD abwendet, sorgt mit dafür, dass Ursula von der Leyen weiter Ministerin für Familie und Volksempfinden bleibt.
Da mag die Empörung noch so gerecht sein, klug wird sie dadurch nicht. Wer darauf warten will, dass die Piratenpartei im Bund die Mehrheit erringt, der kann sich in der Zwischenzeit auch schon mal mit Aktien der Lehman-Brothers eindecken oder seiner Hausschnecke Bauchtanz beibringen.
Nehmen wir nur für einen Moment an, wir alle würden nicht im Internet leben, sondern in dem, was man da draußen Wirklichkeit nennt.
In dieser Wirklichkeit (hier macht der Sprecher mit den Händen die beliebte Gänsefüßchengeste) gab es bisher in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland genau zwei Parteien, die den Kanzler gestellt haben.
SPD und CDU.

Der CDU verdanken wir den hochpopulären Vorschlag, endlich etwas gegen Kinderpornographie zu tun.
Die SPD hat kein Mittel gefunden, sich gegen diesen Vorschlag zu wehren.

So wie die Grünen brav allem zugestimmt haben, was Otto Schily so einfiel.
Und wie die Mitglieder der FDP in einer Urabstimmung für den Großen Lauschangriff stimmten.
Machte Schily grüne Politik? War der Große Lauschangriff ein großer Moment liberalen Handelns?

Man kann nun sagen: “Sind eben alles Schweine”.
Aber diese grauenhaften Schweine sorgen eben, wenn sie nicht gerade unser Leben ruinieren, dafür, dass wir in dem besten Staat leben, der hier jemals existiert hat.
Schon seltsam.

Es ist also entgegen aller Wahrscheinlichkeit denkbar, dass die Politiker der im Bundestag vertretenen Parteien mehr richtig als falsch machen.
Also weniger richtig, als es ein durchschnittlicher, normal allwissender Blogger machen würde, aber doch mehr richtig als zum Beispiel die Regierungen aller lateinamerikanischen Länder.
Oder Wilhelm II, Erich Honecker, mehr richtig sogar als Michail Gorbatschow.

Schaut man sich nun die Bandbreite dieser allesamt im Weltmaßstab recht akzeptablen Parteien an, wird man feststellen, dass keine alle Vorlieben vertritt, die man selber so hat.

Warum man aber wie ein enttäuschter Liebender gerade die stützen will, mit denen am wenigsten Übereinstimmung erzielt, das müsste mir mal ein Webphilosoph erklären.

Ist es wahrscheinlicher, dass die FDP im Rahmen einer schwarz-gelben Koalition die CDU drängen wird, die Sperren rückgängig zu machen, oder ist dies eher den Grünen im Verbund mit der SPD, in der es immerhin engagierte Streiter gegen die Zensur gab, zuzutrauen?

Wer sich mit Wahrscheinlichkeiten, Kompromissen und Enttäuschungen nicht abgeben will, der kann weiter im Netz an einem idealen Staat basteln.
Alle anderen sollten helfen, von der Leyen zu ihrer Familie zurück zu schicken.
Und Wolfgang Schäuble braucht auch mal langsam etwas Ruhestand.


15
Jun 09

Eier wie Steine

killer

Bildquelle: abbaspour

Ich hatte einmal einen Vermieter, der war wie Frank-Walter Steinmeier. Unser Verhältnis endete damit, dass ich seiner Sekretärin sagte, sein Bild stehe unter Korinthenkacker im Lexikon, aber zu Beginn war ich von seiner Männlichkeit beeindruckt. Er war dieser Typ Mann, der Dinge geregelt bekommt ganz ohne Prokrastinationsratgeber. Geradeaus, deutlich, dabei sehr kräftig gebaut und mit der achtenswerten Eigenschaft gesegnet, sehr enge Hemden tragen zu können, die Arme ausdauernd hinter dem Kopf zu verschränken und auch im Hochsommer nicht das geringste Schweißtröpfchen zu zeigen.

Dieser Mann war belastbar und liebte sowohl Schriftliches als auch kleine Geldbeträge.
Weiter bei Solokarpfen


12
Jun 09

Im Netz der Ahnungslosen

Sind wir, die digitalen Immer-alles-als-Erster-Kenner, die Twitter-Experten und Blogbescheidwisser diejenigen, die in Wirklichkeit überhaupt nichts mitbekommen? Da lese ich dutzende von Blogposts, in denen die Autoren die Piratenpartei empfehlen und denke: «Klar, die werden jetzt nicht gleich die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, aber bekannt sind sie ja immerhin schon.»
(…)
Und dann fragt mich gestern mein Physiotherapeut, ein kluger Mann mit magischen Händen, ob ich mich auch gewundert habe, was die «Piratenpartei» auf den Wahlzetteln zu suchen habe. Er sagte Piratenpartei wie man gemeinhin Clownsparade sagt. Ich murmelte irgendetwas von «kenne ich beruflich» und «Internetfreiheitsrechten» und kam mir vor wie ein Spezialist für Wanderdünen im Alaskaurlaub.

Ähnlich muss sich seit Sonntag die SPD fühlen.

Weiter in der Netzeitung


12
Jun 09

Verlierer des Tages: Das Gehirn, das Recht, der gute Geschmack und wie immer Kai Diekmann

Der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning (31), will den Gesetzentwurf der Großen Koalition zur Sperrung von Kinderporno-Seiten im Internet zu Fall bringen. Der Entwurf sieht vor, dass solche Websites durch Stoppschilder gekennzeichnet werden. Wer sie trotzdem aufruft, wird strafrechtlich verfolgt. Für Böhning ist das laut „Spiegel Online“ nur „Alibi-Politik“.
BILD meint: Stoppt Böhning!

Wer im Recht ist, der braucht keine Argumente. Selbst für Menschen, deren Schädel in erster Linie als Ohrenhalter und Haartransporter fungiert, lässt sich – ausgerüstet mit dieser Taliban-Logik – eine dünne Zeitung wie die BILD rasch füllen. Was machen also BILD-Redakteure während ihrer Arbeitszeit?


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