Warum ich beim Verfassungsschutz arbeite

Ursula von der Leyen instrumentalisiert die Sorge und Unaufgeklärtheit der Wähler, um an den Urnen zu triumphieren.
In den Särgen liegen deswegen nicht weniger Kinderkörper, keine Kinderseele wird gerettet – es handelt sich um ein derart widerwärtiges Polit-Placebo, dass es nicht übertrieben ist, wenn man sagt: Diese Politikerin passt nicht in eine Demokratie.
Entweder lässt sie sich von ihren Mitarbeitern einreden, ihre Maßnahmen könnten erfolgreich sein – dann ist sie dumm.
Oder sie weiß, dass sie im Wahlkampf ist – dann ist sie bösartig.
Vielleicht aber ist es sogar so, wie in Foren, Blogs und mittlerweile sogar in meinem Bekanntenkreis geunkt wird: Dass die Internetsperren nur ein Testballon sind für weitere Deliktfelder und für immer weitere Kontrolle über das Verhalten der Bürger – dann wäre “bösartig” ein viel zu schwaches Wort.

Wir haben alle zugeschaut, als Flughafenpersonal plötzlich entfernt wurde – ohne dass die, denen gekündigt wurde, den Grund für die Entfernung hätten erfahren dürfen: Denn es waren Geheimdienstinformationen, die sie belasteten.
Nun gut, haben wir gedacht, ich arbeite nicht auf einem Flughafen. Außerdem trifft es sowieso nur Leute, die mal auf Stalinisten-Demos waren oder in Moscheen, in denen Hetzreden gehalten werden – will man solche Leute ernsthaft in die Nähe von Flugzeugen lassen?
Früher durfte ein Kommunist keine Post verteilen – hat das der Demokratie geschadet?

Wenn jetzt Wohnungen durchsucht werden, weil Leute auf irgendwelchen Seiten waren, von denen kein Mensch wissen darf, was dort zu sehen gewesen wäre – es handelt sich bei den Listen schließlich um Ermittlungsergebnisse oder um Konferenzfürze oder eher allgemeines Zeugs, dann denken wir: “Aber die Kinder!”
Denn irgendwas werden sie ja schon gemacht haben.

Demokratie wirkt: sie lässt einen alt werden und dick und fröhlich, man muss keine Sorge haben, verhaftet zu werden und Strom und Wasser kommen aus spukischen Einrichtungen in den Wänden.
Kommen aus spukischen Einrichtungen in den Wänden zu unserer Sicherheit Überwachungskameras – dann ist es ein wenig schwer, sich so richtig demokratisch zu fühlen.

Aber bei mir könnt ihr natürlich das Badezimmer überwachen, nicht, dass ich am Ende noch mein Kind bade in einem altertümlichen Anfall körperlich gezeigter Zuneigung.

Ursula von den Leyen trifft die Demokratie an ihrer empfindlichsten Stelle: Sie packt sie an der Sorge um ihre Kinder.
Wer widerspricht, ist verdächtig (in der Facebookgruppe gegen die Sperren sind fast ausschließlich Männer – das hat vermutlich etwas zu bedeuten), eine Dimension, die es nicht einmal beim Kampf gegen den Terror gab. Selbst der paranoideste BKAler käme nicht auf die Idee, dass ein lebensfrohes, immer mal wieder alkoholisiertes Kerlchen wie ich sich in die Luft sprengen würde für ein paar Jungfrauen.
Aber was ich auf dem Rechner habe – die Polizei weiß nichts von meiner Leidenschaft für Großmütter und homoerotischen Huckepack-Sex, es wäre aus Ermittlersicht völlig in Ordnung, meinen Rechner mal genauer zu überprüfen. Der Verdacht auf den Besitz von Kinderpornographie rechtfertigt Überwachungsmaßnahmen, die man vor ein paar Jahren bei Tony Soprano nicht hätte durchführen dürfen.
Von jetzt an wird dieser Verdacht nicht mehr benötigt. Vielleicht reicht schon ein Klick auf Wikileaks, damit man Besuch bekommt.

Die Verfassung ist nur Papier, sie muss mit Geist gefüllt werden.
Deshalb bin ich heute dem Verfassungsschutz beigetreten. Eine geheime Organisation, man kann nur in Gedanken Mitglied werden.

18 comments

  1. “Diese Politikerin passt nicht in eine Demokratie.”
    Ich würde das ja anders formulieren.
    “Politik passt nicht in eine Demokratie.”

    Denn alles was da gerade passiert ist ja in seiner vollen Verwerflichkeit und Unerträglichkeit schlüssiges und konditionierte Verhalten innerhalb einer Demokratie.

    “Deshalb bin ich heute dem Verfassungsschutz beigetreten. Eine geheime Organisation, man kann nur in Gedanken Mitglied werden.” und wegen solcher Sätze wirst Du zwar niemals Bundespräsident werden, aber immerhin doch Präsident der Herzen.

  2. Und ich schließ mich dem an.
    Ich seh im Kreis meiner Verwandten, durchaus kritisch eingestellte Menschen, wie die Propaganda greift.
    Das hängt einerseits am in der breiten Bevölkerung wenig vorhandenen technischen Durchdringungsgrades des Netz zusammen, andererseits am klaren Feindbild der Pädophilen.
    Ich gehe allerdings nicht von Dummheit sondern von der Perfidie der politischen Klasse aus.
    Die Terroristenhatz durch die Journaille hat sich einfach durchgenudelt.* Inzwischen muss man sogar schon wieder auf Extremisten verweisen, um die alten Feindbilder der 60er, 70er und 80er zu reaktivieren. Es lässt sich gut verdienen im Verfassungsschutz. Einem Aktivisten aus Heilbronn gegen den Nato-Gipfel in Straßburg wurden 5000 € monatlich für eine Infiltration der Szene angeboten. Auch Wanzen und Telefonabhörungen sind sicher in großer Zahl vorhanden.
    Langsam setzt sich zumindest in der Netzgemeinde die Warnung durch, dass wir längst in einer gelenkten Demokratie leben in einem orwellschen Superstaat.

    *Ach, ich vergaß jetzt wird gerade das Singspiel der Sauerland-Gruppe orchestriert werden. Specialguest ein Hassprediger der vom Verfass.Sch. bezahlt war und ein CIA-Agent der kaputte Zünder verkaufte.

  3. Skinner meinte schon in “Walden 2″: “In der Demokratie jedoch löst die Mehrheit das Problem zu ihrer Zufriedenheit – und die Minderheit kann ihr gestohlen bleiben.”

    Das war vor 61 Jahren, viel hat sich wohl seitdem nicht geändert….

  4. Doch, diese Politikerin paßt in die Demokratie und natürlich auch in jede Diktatur, die Kritiker dagegen einschließlich meiner Person passen weder in Demokratie noch Diktatur. Aristoteles hatte recht, wenn er die Demokratie genauso aus dem Ruder laufen sah wie die Diktatur und deshalb den Kreislauf der Verfassungen als beste Beschreibung des irrlichternden Menschen gefunden hat. Fazit: Engagement( echtes) lohnt nicht recht, eben weil die Menschen manipulierbar sind und trotz besserem Wissen viele jetzt zufrieden sind, daß wenigstens versucht wird, die Kinderpornographie aufzuhalten. Daß dabei auch die Freiheit aufgehalten wird, interessiert sie nicht, denn letztlich können nur wenige Menschen mit Freiheit wirklich was anfangen.
    Persönliches Fazit: Engagement zurückfahren, das System beobachten und analysieren und die eigene Nische für ein angenehmes Leben finden. Ist zwar zynisch, aber ich habe keine Lust, als Märtyrer zu enden.

  5. Ich habe mir diesen Text gerade auf A3 ausgedrückt um ihn mir an die Wand zu hängen.

    Malte, ich finde das ist das erste Mal das es dir
    gelungen ist dein sprachliches Talent überzeugend in einem politischen Text zu zeigen. Auch wenn ich sonst oft deiner Meinung bin, haben mir bei dir bis jetzt immer eher die “literarischen” Texte gefallen.

    Wollte man sich in Huldigung und Anbiederung weiter steigern könnte man vielleicht sagen das du auf dem Weg bist der Kurt Tucholsky unserer Generation zu werden…

  6. Reinert-Snäkx-Taktik-Tisch

    @Matthias G.
    Den Dichter-Vergleich kannste knicken, solange Malte seine political correctness wie ´ne Monstranz vor sich her trägt. Broder wurde vor 2 Jahren auf ner Lesung von der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde München, Rachel Salamander, völlig zurecht als “neuer Tucholsky” vorgestellt. Weil der Mann gegen den Gutmenschen-Zeitgeist, vulgo: “Toleranz bis zum Erbrechen” anschreibt. HMB riskiert was (siehe Theo van Gogh sein Ende). Was riskiert Malte mit seinen Texten? Sein albernes Broder-Bashing macht ihn zum Anti-Tucholsky. *So* wird ein Schuh draus. Immer schön bei den Fakten bleiben.

  7. Mathias Richel

    @Reinert-Snäkx-Taktik-Tisch Ich würde gern die Kunst des “Wie-drehe-ich-jedes-Thema-latent-auf-meine-islamophobe-Einsamkeit” erlernen. Bitte hilf mir! Erste Lektion “Weinen im Dunkeln”?

  8. Ich finde diese Entwicklung wirklich beunruhigend (obwohl sie mich direkt nicht betrifft als Österreicher). Aber ich habe die Befürchtung, dass in Deutschland ein ziemlich fataler Schritt gemacht wurde – und was mich noch mehr besorgt ist, dass das in Österreich wiederholt wird. Und nachdem es hier noch mehr blinde, gehorsame Wähler gibt, wird das vielleicht schlimmer ausfallen.

  9. Ich sage das Folgende ein wenig gegen meine Intention, und, soweit es mir bewusst ist, auch jenseits der bekannten Schwanz-Hirn-Dialektik: U.v.d.Leyen ist eine der wenigen deutlich älteren Frauen, die ich recht hübsch finde. Was ich daraus lernen soll, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich, dass sich das Übel nicht nur durch Wir-sind-doch-alle-dagegen zu tarnen weiß, sondern sich raffinierterweise auch noch kindergartengesichtiger Vollstrecker bedient. Vermutlich ist diese Kombination weitaus gefährlicher als der notorische, sowieso nicht mögbare Schäuble.

  10. Bedenken mögen gegen diese Eckpunkte angebracht sein. Aber eure Kritik finde ich reichlich überzogen.
    WENN dieses Gesetz zu stande kommen sollte, wird erstmal zu klären sein, ob es verfassungsrechtlich einmandfrei ist. UNd auch wenn das der Fall sein sollte (was ich nicht glaube), ist dieses Gesetz zwar immer noch populistisch, aber aus meiner Sicht kein weiterer Schritt zum Überwachungsstaat. Aber das kann man jetzt eigentlich noch gar nicht beurteilen, weil ja noch gar kein GEsetz vorliegt!!!

  11. @Thomas Auch wenn noch kein Gesetz vorliegt – wird man sich doch wohl noch über OFFENSICHTLICHEN Schwachsinn aufregen dürfen!

  12. Sie treten unsere Grundrechte mit Füßen - Mashup | Ach!Mist

    [...] Guttenberg und Justizministerin Zypries diesem Land ein Stück seiner Freiheit geraubt.[fix!mbr] Ursula von der Leyen instrumentalisiert die Sorge und Unaufgeklärtheit der Wähler, um an den Urnen… [Malte] Die geplante technische Umsetzung auf Basis von Sperrlisten halten wir für laienhaft, [...]

  13. Dieser Kommentar wurde maschinell erstellt.

  14. Gut! Gutmenschen im Kampfe vereint. Hab ich dir schon von meiner GG-Lesung erzählt?
    http://www.fifaform.de/Interviews/Radio_Rewind_GEMAfrei.mp3
    Ab der Hälfte.

    Und @Reinert: Der Gutmenschen-Zeitgeist, soso. Allein dass du diesen Begriff so benutzt, zeigt doch, welcher Zeitgeist bei dir so oben rum weht. Und dass es dieses Wort überhaupt gibt, es also eine Beleidigung ist, ein guter Mensch genannt zu werden, sagt doch auch schon viel aus.

  15. Netzsperren : teilnehmer.ws

    [...] Axel Kossel von der CT entlarven die Argumente, und Malte Welding (via AuD.de) ist betroffen und sorgt sich um die Demokratie – zu [...]

  16. Danke Malte!

  17. Zur Demokratur? Bitte hier entlang… | Mario’s Weblog

    [...] diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen Artikel von Malte verweisen: Warum ich beim Verfassungsschutz arbeite Tweet 22. April 2009 | Allgemeines | Schlagwortedeutschlandpolitikzensur | Hinterlasse [...]

  18. Die Demokratie und der Verfassungschutz | anmut und demut

    [...] Malte Welding [...]

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