Eine Vorzeige-Schule

Ich habe in der vergangenen Woche einer Leserin, die gerade Abitur macht, im Chat erzählt, dass eine Freundin von mir Ende der 90er ein Erdkunde-Buch hatte, in dem es die UdSSR noch gab.
Darüber konnte die angehende Abiturientin nur müde lächeln. Ihr Bio-Buch ist von 1971.
Ich habe sie daraufhin gebeten, mir etwas ausführlicher aufzuschreiben, wie es in ihrer Schule zugeht.
Wir reden hier nicht von einem sozialen Brennpunkt, die Schule befindet sich in einem beschaulichen Ort in Hessen. Es gibt Eigenheiten an dieser Schule, besonders der Umstand, dass das Schulorchester bei der Mittelvergabe bevorzugt wird, dürfte ungewöhnlich sein. Anderes erinnert mich nur zu sehr an meine eigene Schulzeit. So viele Bildungsinitiativen kann es bei Christiansen und Will, bei Kerner und Maischberger gar nicht geben, dass das Geld tatsächlich in den Schulen ankäme.
(Bevor jemand fragt: In Ermangelung von Alternativen muss die Autorin des folgenden Textes auf dieser Schule bleiben.)

Wir sind eine Schule mit Schwerpunkt Musik. Daher wird das Orchester gefördert, für andere Belange ist jedoch kein Geld da.
Wir brauchen dringend neue Bücher. In den Fächern Kunst, Französisch, Musik, Erdkunde und Englisch gibt es keine Bücher für die Oberstufe. Das bedeutet also, dass die Lehrer ein passendes Buch aussuchen müssen und mit Kopien gearbeitet wird… vorausgesetzt, der Lehrer ist engagiert genug, ab und zu mal das Buch auf den Kopierer zu legen, was in den meisten Fällen jedoch nicht passiert.

Trotz des scheinbar exorbitanten Geldmangels bekam das Orchester Ende des letzten Jahres 300 neue Designer-Stühle gestellt, warum auch immer… eine so große Schule verfügt eigentlich über genug andere Stühle.

Aber zurück zu den Büchern: wie gesagt, Bio-Buch von 71, das muss man nicht weiter kommentieren. Immerhin hat der Leistungskurs den schicken neuen Linder mit vielen Farbabbildungen bekommen, die anderen Kurse müssen dann eben mit Kopien leben (weil man ja mit so einem alten Buch nicht mehr arbeiten kann).

Lektüren in Deutsch, Englisch und Französisch muss man sich sowieso selbst kaufen, das war schon immer so. An anderen Schulen hat jede Fachschaft ihre eigene Bibliothek, wir jedoch nicht. Die Bücher, die die Schule bereitstellen kann, sind zu alt, nicht mehr verwendbar oder/und in zu geringer Stückzahl vorhanden. Die im Lehrplan geforderten Bücher müsste man kaufen, aber dazu fehlen wieder mal die Mittel.

Eine Schülerbücherei hatten wir mal, die ist aber im letzten Jahr geschlossen worden, da der Raum zu einem Probezimmer für die Trompetengruppe umgebaut werden soll und sie ohnehin sehr selten benutzt wurde (natürlich, keine aktuelle und zu geringe Auswahl, da habe ich ja in meinem Zimmer mehr Bücher als damals in den 3 staubigen Regalen standen).

Dieses Jahr fliegt das Orchester nach Amerika, um dort ein paar Konzerte zu geben. Ich weiß nicht genau, wie viel die einzelnen Schüler selbst dazu beisteuern mussten, eine Freundin meinte jedoch, dass die Orchesterfahrt nur halb so teuer sei wie ihr zuvor geplanter einwöchiger Campingtrip mit ihrem Freund. Man kann also annehmen, dass die Schule das Orchester finanziell mal wieder sehr unterstützt – und wir reden hier von ca. 100 Leuten, die diese Fahrt antreten und für 2 Wochen in Amerika bleiben. Was Fahrten für einzelne Klassen/Kurse angeht (z.B. Museumsbesuche): Die müssen komplett von den Schülern bezahlt werden.

Zum Umgang mit Spenden, vor allem von Eltern:

Möchte man spenden, so hat man kaum Einfluss darauf, was mit dem Geld passiert. Meine Eltern wollten speziell der Fachschaft Sport etwas zukommen lassen, dieses Geld wurde jedoch nicht angenommen. Spenden werden von der Schulleitung so verteilt, wie sie es für richtig hält… es sei denn, man möchte direkt für das Orchester oder den Chor spenden, das ist nämlich möglich.

Andere Arbeitsgemeinschaften (Fotografie, Informatik, Fußball, Basketball, Yoga, Badminton, Schach, Theater usw. und nicht zuletzt die Schülerzeitung) werden auch nicht unterstützt.

Zum allgemeinen Zustand des Gebäudes: In vielen Räumen sind die Lampen kaputt, es kommt kein Wasser aus den Wasserhähnen, die Fenster schließen nicht richtig und die Heizung geht nicht an – oder sie geht gar nicht mehr aus. Vor ein paar Monaten hatten manche Räume noch keine Türen, was sehr unpraktisch war, da im ganzen Gebäude Arbeiten vor sich gingen, die sowohl viel Lärm als auch eine Menge Staub und Dreck verursachten. (Hat jetzt nichts mit dem Geld zu tun, aber durch die andauernden Bauarbeiten ist es oftmals so laut, dass man im Unterricht sein eigenes Wort nicht versteht und so nur Textarbeit machen kann/ sich pantomimisch verständigen müsste. Auch während Klausuren gab es das schon des öfteren, nur für das Abitur wurde uns garantiert, dass an diesen Tagen keine Lärmbelästigungen stattfänden.)

Was sonst noch so schief läuft:

Keine Ahnung, ob das mit dem Geldmangel zu tun hat oder einfach nur von mangelndem Engagement seitens der Schulleitung zeugt, aber die technische Ausstattung ist (im Vergleich zu anderen Schulen) mangelhaft. Wir wissen, dass die Haupt-, Real- und Gesamtschule hier im Ort viel bessere Möglichkeiten haben (bis zu 5 Computerräume, in jedem Raum 1 Beamer, Whiteboards). Bei uns hingegen gibt es nur 1 Computerraum mit 20 Plätzen (bei insgesamt 1500 Schülern viel zu wenig). Wenn wir einen Film schauen möchten, muss dafür ein Raum reserviert werden (wir haben schließlich nur 2 Räume mit Fernseher und – Kassettenrecorder).

Möchte man etwas mit Beamer präsentieren, so muss man diesen 3 Wochen im Voraus reservieren – die Schule hat nämlich nur einen. Deshalb finden die meisten Präsentationen mit Overhead-Projektor oder Flipchart statt, was im Hinblick auf Präsentationsprüfungen im Abitur (Stichwort: Medienkompetenz) natürlich nicht optimal ist.

Thema Sauberkeit: zwar sieht man jeden Tag mehrere Putzfrauen durch die Flure laufen, doch ich habe sie noch nie wirklich beim Putzen „erwischt“ und manche Räume werden wochenlang nicht gesäubert (schon selbst beobachtet und auch gerochen…).

Das Engagement der Lehrer ist auch sehr unterschiedlich. Viele bereiten den Unterricht nicht vor, kopieren nicht mal etwas oder überlegen sich sinnvolle Aufgaben… kommen jedoch durchschnittlich 15 Minuten zu spät und improvisieren dann.

Vor ein paar Wochen z.B. wurden wir aufgefordert, eine Mindmap zum Thema Globalisierung anzufertigen. Ohne je einen Text oder irgendwelche Informationen erhalten zu haben. Die Besprechung dauerte dann 4 Unterrichtsstunden. Vorher hatten wir wochenlang über Karikaturen diskutiert, deren Thematik mit dem Landesabitur (was übrigens in 2 Tagen in diesem Fach geschrieben wird) nicht im Entferntesten zu tun hatte.

Meine Politik/Wirtschaft-Lehrerin ist ohnehin ein Fall für sich. Seit 3 Wochen hatte ich bei ihr keinen Unterricht mehr, was man jedoch erst immer am jeweiligen Tag erfährt… ziemlich unpraktisch für Fahrschüler, die kein Auto besitzen und auf dem Dorf wohnen. Da wartet man schon mal 2 Stunden auf einen Bus, wenn überraschend etwas ausfällt.

Abgesehen davon gibt es kaum Lehrer, die sich am Lehrplan orientieren oder aber sie sind viel zu langsam. So musste ich mir für meinen Deutsch-Leistungskurs den Stoff zwei kompletter Halbjahre selbst erarbeiten, da er im Landesabitur gefordert wird und unsere Lehrerin aber immer noch auf den Themen herumhackt, die für die 12 relevant waren.

Was unser Mitbestimmungsrecht als Schüler und die Schülervertretung angeht:

Die letzte Schülerkonferenz gab es im September, obwohl sie laut Schulordnung mindestens alle 3 Monate stattfinden muss. Generell werden wir nicht darüber unterrichtet, was die Schulleitung beschließt. Der Informationsfluss ist sehr schlecht.

44 comments

  1. Habe ich schonmal erzählt, dass ich in der 13/2 nur zwei Stunden So-Wi hatte?
    Die Lehrerin war mehrere Wochen krank, ich habe auch mal gefehlt, das Halbjahr war sowieso verkürzt und am Ende stellte ich fest: 2 Stunden sind vielleicht ein bisschen wenig für eine Beurteilung. Dann hätte mir ein Kurs gefehlt.
    Ich bekam dann eine 3.
    Im Vorjahr sollten wir uns gegenseitig Noten geben, der Unterricht bestand daraus, dass wir über Nazis diskutierten (und lernten, dass sie Glatzen haben, wobei jeder der 30 Schüler einen Satz pro Stunde beitragen durfte.

  2. Ich habe den Großteil meiner Schulzeit im Osten verbracht, da gab es ja bekanntlich nix, aber das war immer da;)

    Aber dieser Artikel steht stellvertretend für viele Schulen. Das Brandbriefschreiben ist ja mittlerweile Volkssport geworden. Abgesehen von den materiellen Schwierigkeiten, sind viele Lehrer in Deutschland überfordert bis unfähig. Wissenschaftlich und fachlich einigermaßen auf der Höhe, pädagogisch unterentwickelt. In anderen Ländern gibt es Qualitätskontrollen für Lehrer und bei uns machst du dein Studium und bist dann bis zur Rente im Dienst. Da kannst du noch so unfähig sein.

    Ich weiß noch ganz genau, wie wir alle für zu doof gehalten wurden, wenn es mal wieder Fünfen hagelte. Daß vielleicht der Lehrer den Stoff nicht richtig vermittelt hatte, stand gar nicht erst zur Diskussion. Einige dieser Lehrer sind heute noch in Amt und Würden. Hier ein wunderbares Beispiel: In Sexualkunde haben wir uns einmal den Film “Coming Out” angesehen, danach kam von unserer Lehrerin nur der Kommentar “Ich hoffe mal, daß bei Euch in der Hinsicht alles in Ordnung ist!” Sowas prägt.

    Und nun noch kurz zum Materiellen: Ja, noch mal 100 Mrd. an die Hypo Real Estate, jawoll, 50 Mrd. ins Konjunkturpaket II. Abwrackprämien sind wichtiger als Bildung! So langsam bewegt sich mein Mittagessen wieder die Speiseröhre hinauf!!!

  3. Unser Chemie LK wurde damals vom Lehrer sozusagen einfach vergessen, bzw weiss ich es nicht genau, da ich nicht in dem Kurs war, aber in der heisen Phase vorm Abitur ist der Unterricht ausgefallen und keiner wusste was mit dem Lehrer los ist. Zum Glück hatten ein paar Schüler noch ein gutes Verhältnis zu einer pensionierten Lehrerin, die dann kurz vor knapp einsprang.

    um auch mal einen einzelfall aus meiner Schullaufbahn zu erzählen, denn ansonsten wars eigentlich ziemlich in Ordnung – war aber auch nur eine halbstaatliche Schule/Landschulheim

  4. @Matti
    Da kann ich auch noch einen Schwank erzählen:
    Meine Französisch-Lehrerin war überzeugt davon, dass ich schwul sei und wollte mir helfen.
    Ob “heilen” oder beistehen weiß ich nicht mehr genau, ich denke eher, dass es darum ging, mich wieder auf den rechten Pfad zu bringen.
    Dabei war das aber gut gemeint, sie war nicht reaktionär, nur etwas versponnen, völlig unfähig, liebenswert, faul und damit prototypisch.
    Bei einer Lehrprobe (es ging um eine A15-Stelle) hat sie eine 1 bekommen und uns lachend aus der Beurteilung vorgelesen, die ihr Engagement und ihr Unterrichtsvorbereitung hervorhob. Ha.

  5. Mache dieses Jahr auch mein Abitur, allerdings an einem Gymnasium im südl. Niedersachsen und muss sagen, dass mir einige der Probleme bekannt vorkommen, bspw. das Bücherproblem. Ich weiß nicht wie das in anderen Bundesländern geregelt ist, aber in Niedersachsen wird vorausgesetzt, dass die Schüler jedes (!) Buch selbst bezahlen, die sogenannte Lehrmittelfreiheit ist seit etwa drei Jahren nicht mehr vorhanden. Soviel zum Bildungssystem.
    Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass man von diesem Erfahrungsbericht nicht auf alle Schulen schließen kann. Bei uns wurde kürzlich eine wunderbar eingerichtete, motiviert geführte Bibliothek mit guter Ausstattung eröffnet, es wird sich um Computerräume gekümmert und soweit ich das beurteilen kann, wird in alle Fachschaften investiert. Selbstverständlich ist die Idiotenquote unter Lehrern auch bei uns nicht zu leugnen, aber gerade unter den jüngeren Lehrern sind viele die sich ehrlich engagieren. Im letzten Jahr sind dermaßen viele Veranstaltungen bspw. von Kunst und Musik auf die Beine gestellt worden, dass sowohl Schule als auch Abijahrgang viele Spenden eingenommen haben. Trotz schlechter bzw. fehlender Unterstützung aus der Politik gibt es auch Schulen, die einigermaßen funktionieren.

  6. @Roman
    Es geht ja nicht um eine Skandalisierung um des Skandals Willen – schön, wenn es bei Dir besser läuft.
    Wie ist es denn in Niedersachsen geregelt, wenn die Eltern die Bücher nicht bezahlen können? Zahlt dann das Sozialamt?

  7. Ich wollte den Erfahrungsbericht auch gar nicht kritisieren. Mir ist klar, dass es eine Menge Schulen gibt, an denen viel verbessert werden muss oder die man am besten gleich dicht macht und 500m weiter neu baut.
    Aber bei allem Allgemeingeschimpfe bei dem jeder einmal sagen darf, dass die Leute an seiner Schule auch irgendwie doof und inkompetent waren, wollte ich nur kurz einwerfen, dass es auch noch ein paar Leute gibt, die sich engagieren.

    Zu den Büchern: Genau weiß ich das nicht. So wie ich das bisher mitbekommen habe, wird das in einem “vertrauensvollen Gespräch mit dem Schulleiter” geregelt. Abgesehen von sich leisten können oder nicht find ich es schlecht, dass Bildung immer mehr zur Sache des Geldes wird. Da überlegt man sich eben einmal mehr ob man wirklich studieren gehen will. Wo Frau Merkel doch nicht aufhören kann von deutschen Fachkräften zu faseln und Bildungsgipfel zu organisieren.

  8. Zu einem guten Artikel fehlt eine Stellungnahme der Schule. Ein überspitztes Pamphlet einer offensichtlich frustrierten Schülerin.
    Klar läuft vieles schief, aber so übertrieben kann ich mir das kaum vorstellen.

    Mal abgesehen davon, dass man etwas dagegen unternehmen kann.
    In der Gesamtkonferenz der Schule haben (in Hessen) Eltern und Schüler zusammen die Hälfte der Sitze. Dort wird praktisch alles wichtige entschieden.
    War selber zu meine Schulzeit dort Delegierter.
    Die Organisation der Elternspenden kann man auch anders regeln. Bei uns gab es ein Verein, der unabhängig von der Schulleitung war. Jeder konnte dort Mittel für ein Projekt beantragen.
    Wenn es sie wirklich so anpisst, soll sie halt was ändern oder die Schule wechseln.

    Ist ja auch bezeichnend das niemand protestiert hat in dem einen Fall. Keine mündigen Menschen dort?
    Bei uns hätte es einen Aufstand gegeben.
    Und es gibt keine Schülervertretung? Toll dann unternehm was. Engagier dich. Nehm das in die Hand. Eine Schülervertretung lebt nunmal von Schülern, die etwas dafür tun. Wenn alle resigniert die Gegebenheiten hinnehmen, wird sich nichts ändern.
    Kann aus eigenen Erfahrungen sagen, dass es auch anders geht…
    Warum sollen sich immer irgendwelche anderen darüm kümmern?
    Wenn bei meiner Schule etwas nicht läuft und es mich stört, unternehm ich etwas dagegen.

  9. Da ich nun auch schon ein bisschen länger aus der Schule raus bin und diese totale Institution seit dem an keinem Ort dieser Republik mehr betreten habe, die Frage: Ist das hier eigentlich alles Übertreibung oder ist’s wirklich so schlimm? Nicht, dass ich die Darstellung nicht glauben könnte, aber ich bin schon wein wenig schockiert!

    Weiter: Gibt es denn in Hessen keine Schulinspektion, die die Landesschulen regelmäßig überprüft? Mein Stiefvater ist in Niedersachsen ein solcher Inspektor und dort findet im jeweiligen Schulbericht nicht nur eine Beurteilung der Unterrichtsqualität der Lehrerschaft, der (auch Medien-)Ausstattung einer Schule oder deren Arbeitsgemeinschaften etc statt, sondern es wird auch der bauliche Zustand der Schulgebäude abgenommen. Solche Inspektionen sollen alle 2 Jahre stattfinden, sofern nicht schon beim ersten Besuch gravierende Mängel an der Schule vorgefunden wurden, die eine Intervention sofort erforderlich macht. Letztere kann für die Schulleitung und die lokalen Dezernenten unangenehm werden.

    Ich kann nicht sagen, was Zustände, wie sie oben beschrieben wurden, für ein Verfahren auslösen würden. Die Niedersächsische Inspektion ist auch noch recht neu.

    Und überhaupt, gibt’s denn niemanden, der sich auf politischer Ebene erreichbar ist? Schule war sicherlich schon als Kind scheiße und nie ein außerordentlicher Kumpel von mir, aber ich hatte trotzdem keine schlechte Schulzeit und unsere Schule nicht zusammengekracht!

  10. @Christopher – Na du bist ja ein Schlau-Fuchs! Das mag ja sein, dass du so’n toller Hecht bist, der jeden Missstand als Herausforderung nimmt und sofort zum Angriff bläst. Ich hab aber schon von jungen Menschen gehört, denen keine Politikerseele innwohnt und die (von mir aus mittelbar) die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Aussichten eher schlecht sind, sich gegen die Institutionen der Erwachsenenwelt durchzusetzen. Die Beschwerdemacht von Kindern und Jugendlichen ist aus sich selbst heraus faktisch kaum vorhanden und hängt erheblich von der Bereitschaft der Erwachsenen ab, überhaupt zuzuhören oder sich für deren Belange zu interessieren. Da wird’s nicht einfacher, wenn man gerade ihm Abi steckt oder gerade auf dieses komische Turbo-Abi umgestellt wird oder schlicht noch ganz andere Sorgen hat als sich Schulleitern, Dezernenten herumzuschlagen, deren Aufgabe es von Amts wegen wäre, solche Missstände zu beheben.

    Mich erinnert deine Einstellung an diese typischen Indymedia-Kommentatoren, die auf Berichte von Naziübergriffen auf Jugendliche irgendeiner Dorf-Antifa in dieser “Ihr-seid-doch-selbst-Schuld-wenn ihr-nicht-wehren-könnt”-Manier reagieren und verlangen, dass man dort vor Ort gefälligst “Eier zeigen” müsse, hierfür sofort den lokalen Budo-Club aufzusuchen hat und sich zukünftig gefälligst Straßenschlachten mit den Nazis zu liefern habe, um letztere zurückschlagen. Ich finde diese “Ratschläge” überheblich und nicht wirklich hilfreich!

  11. Ich hab letztes Jahr Abitur auf einer Privatschule in Baden-Württemberg gemacht. Man sollte ja denken Privatschulen hätten mehr Geld zur Verfügung als staatliche Schulen aber gerade was die Bücher angeht habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Mein Französischbuch war ebenfalls aus den Achtzigern und die Schule hat die meisten Bücher einfach für jeden Schüler neu gekauft und das Geld bei den Eltern abgehoben. Die Kontonummer hatten sie ja. Ich besitze also jetzt etwa 30 Schulbücher obwohl ich nicht gefragt wurde ob ich auch nur eines davon selbst kaufen möchte. Ich glaube allerdings nicht dass meine Schule zu wenig Geld hatte, erst dieses Jahr wurde ein riesiger Neubau eröffnet der vor allem aus dem neuen mehrstöckigen Lehrerzimmer besteht.
    Meine Schwester macht dieses Jahr Abitur auf einem staatlichen Gymnasium das einen etwa zwei Jahre alten Neubau hat. Viel Geld wurde offensichtlich nicht investiert, da sich die Decken senkten und sich überall Schimmel bildete.
    Der Neubau wurde kurzzeitig geschloßen und die Räume mit Stützen gegen den Einsturz gesichert. In den oberen Räumen lassen sich die Fenster wegen der gesenkten Decke nicht mehr öffnen, trotzdem haben die Schüler dort wieder Unterricht. Ich könnte die Aufzählung noch weiterführen gerade was Lehrerkompetenz und -motivation betrifft, würde dann aber wohl wiederholen was oben steht.

  12. Mache passenderweise auch in einem Monat mein Abi und kann vieles bestätigen.

    Auf der einen Seite bin ich am “besten Gymnasium meines Bezirkes”, mit WLAN im ganzen Schulgebäude, 2 Computerräumen, einem Smartboard und zur Zeit einigen Renovierungen, die die Schulausstattung enorm verbessern.

    Auf der anderen Seite haben selbst die Informatiklehrer nicht wirklich Kontrolle über das Schulnetzwerk, das wird alle 3 Monate von einem eh. Schüler verwaltet. WLAN ist also vorhanden, aber für die meisten nie nutzbar.
    Die Lehrer weisen im Schnitt die Medienkompetenz eines deutschen Bundesministers auf oder sind wie hier einmal erwähnt wissenschaftlich gut ausgebildet, aber pädagogische ahnungslos.
    Und speziell in Berlin wandern alle jungen Lehrer nach einem Jahr woandershin ab wegen besseren Gehaltes, sodass ich (auch wegen anderer Gründe) als Schüler, der sein Abitur in Deutsch schreibt, den Unterricht von 8 verschiedenen Deutschlehrern in der Oberstufe genießen durfte.
    Dies ließe sich noch ewig fortführen und ich glaube nicht, dass es an den anderen Gymnasien besser aussehn sollte.

    @Chr
    Inpektionen hatten wir erst vor einem Monat eine. Die ist Monate zuvor angekündigt worden, an den beiden Inspektionstagen waren alle schlechten Lehrer krank und alle mittelschlechten bis mittelguten haben mehr oder weniger erfolgreich guten Unterricht simuliert.

  13. > Habe ich schonmal erzählt, dass ich in der 13/2 nur zwei
    > Stunden So-Wi hatte? (…) Da kann ich noch einen Schwank
    > erzählen: Meine Französisch-Lehrerin war überzeugt davon,
    > dass ich schwul sei und wollte mir helfen.
    Echt total toll, was du alles erlebt hast. Blöd nur, dass mir das alles am Arsch vorbei geht. Ich brach die Oberstufe wegen einer Psychose ab, kam in die geschlossene Abteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie und wurde von den Ärzten erpresst. Ich sollte mit Haloperidol im Blut (1988 das Mittel der Wahl, um kaputte Seelen zu knacken) wieder zur Schule gehen/torkeln und am Unterricht teilnehmen. Erst dann hätte ich in die Tagesklinik gedurft — das Ziel meiner Träume. Was war dein Ziel? Wahrscheinlich die Franz-Paukerin zu ficken. Ich habe meinen 18. Geburtstag in der Klapse verbracht. Nur mal so. Um es kurz zu machen: Die Nummer mit der Schule ging nach hinten los. Vegetative Dystonien, extrapyramidale—also jedenfalls Nebenwirkungen verunmöglichten das Bahn-, geschweige denn Radfahren. Ergo war ich gezwungen, die klapseneigene Schule zu besuchen. Und was haben wir da in Deutsch gelesen? Kafkas Verwandlung! Seitdem höre ich Stimmen und sie mögen mich nicht… Sorry, Malte, aber du führst das Leben eines lustigen Glückshasen. Alles leider nur mittelprächtig spannend. Du solltest dem Rechnung tragen. Whatever dat means.

  14. @christopher: wollt gerade ähnliches schreiben, bis du mir die meisten worte vorweggenommen hast —

    zu der schülerin, falls du mitliest: glaube dir viele der mängel, muss aber als ehemaliger schülersprecher ähnliches wie christoph anmerken:

    werde mündig! auch an meiner schule gab es (ähnliche) mängel, aber du wirst erstaunt sein wieviel du selber bewegen kannst, wenn du aus der passiven “Beschwerde-Haltung rausgehst! Die spenden kann man über einen (u.a. von eltern organisierten) förderverein regeln, außerdem rein in die schul-/gesamtkonferenz, die entscheidet alles! such dir die anderen schüler-/und elternvertreter, triff dich mit ihnen noch vor der konferenz und einige dich mit ihnen auf sachen, die ihr durchsetzten wollt! engagier dich, ich durfte z.b. später sogar bei schulscharfen ausschreibungen (d.h. einstellungen von lehrern) mitentscheiden…

    wenn die schülervollversammlung oder die versammlung der klassensprecher nicht stattfindet, organisiere sie! wenn der schulleiter sie ablehnt, kopier die ArSchO und halt sie ihm unter die Nase!

    wenn alles nichts hilft und der schulleiter/das kollegium dich trotz engagement wirklich nicht unterstützen sollte, mach die misstände bei der Presse/dem Schulträger publik!

    –> all das wird dich sicher etwas arbeit kosten, aber glaub mir du lernst dadurch z.T. sogar mehr über (Selbst-)Organisation, Durchsetzungs-/&Konfliktfähigkeit, Strukturen/Gremien als du es durch reine Stoffaufnahme je könntest! Und diese Softskills wirst du später sicher nicht bereuen, außerdem kannst du deine Schule aktiv verbessern! und du wirst sehen: auch Lehrer von denen du keine Unterstützung erwartet hast, werden dich beim Anblick deines Engagements unterstützen bzw. manchmal brauchen sie halt einfach auch mal einen Tritt in den Hintern!

  15. @Ellen Lang
    Ein Schizophrenie-Blog fehlt noch in der hiesigen Blog-Landschaft.
    Es wäre mir eine Freude, darauf zu verlinken.
    In einem klaren Moment könnte dir allerdings auffallen, dass nicht alle Probleme anderer Leute aufhören, nur weil es dir nicht gut geht.
    Sagen wir es anders: Gegen die Biographie meines Vaters ist deine eine rundum-sorglos-Drogen-Geschichte.
    Der hat trotzdem nicht jeden anderen gering geschätzt, der keine Kugel im Leib hatte oder dessen halbe Familie nicht verbrannt ist.

    Und jetzt warte ich auf einen Sub-Sahara-Afrikaner, der sagt: WAS? Ihr habt Schulbrot? Ihr Schweine!

  16. @rio und Christopher

    Ich schließe mich chris an.
    Die Autorin hat versprochen, selbst noch etwas dazu zu schreiben, deswegen begründe ich das jetzt nicht weiter.
    Nennt es blinde Solidarität.

  17. @Christopher:
    “Zu einem guten Artikel fehlt eine Stellungnahme der Schule. Ein überspitztes Pamphlet einer offensichtlich frustrierten Schülerin.
    Klar läuft vieles schief, aber so übertrieben kann ich mir das kaum vorstellen.”

    Das hier war auch nicht als differenzierter bzw. umfassender Bericht gedacht, der verschiedene Perspektiven aufgreift, à la “was schief läuft und was die Schulleitung dazu sagt”. Vielmehr handelt es sich um eine Feststellung der bestehenden Missstände. Durchaus kritisch, natürlich, aber ohne Übertreibungen oder Lügen, das ist ja das Schlimme.

    Im Hinblick auf die Eigeninitiative: Es geht hier vor allem um Probleme, die nicht auf Landesebene, sondern in der Schule selbst gelöst werden müssen. Und es wird ja nicht behauptet, dass diese Schule hier ein Modellbeispiel ist.
    Ich habe mich (wie viele andere SchülerInnen) mal in der Schülervertretung eingebracht, aber ohne das Entgegenkommen der Schulleitung kann man da wirklich nichts erreichen. Das sollte natürlich nicht so sein, aber an dieser Schule läuft das eben so… und führt schließlich dazu, dass sich alle resigniert zurückziehen. Das kann man kritisieren, klar. Aber wenn man 3x gegen eine Wand rennt sollte man vielleicht von einem 4. Mal absehen, wenn man schon genau weiß, dass am Ende nichts gewonnen ist. Obwohl es aktiver und pragmatischer aussähe.

    Hier wird auch nicht gesagt, dass sich “andere” kümmern sollen – zumindest keine anderen aus der Schülerschaft, denn die können nicht viel tun. Es geht um das inakzeptable Verhalten der Schulleitung. Diese hat letztendlich die Fäden in der Hand und macht schwerwiegende Fehler.

    Außerdem bezweifle ich, dass solche Zustände an anderen Schulen zu Aufständen führen (würden)… 1. ist das hier ja nicht erst seit gestern so und 2. ist den meisten Schülern sowas egal bzw. nicht wichtig genug, um sich dafür zu engagieren

    @Chr: Ja, das ist alles wahr.

  18. @Chr: les dir mal meinen Beitrag durch – Christopher hat z.T. durchaus Recht – nur meckern hilft keinem, man kann wahnsinnig viel bewegen (in gewissen Grenzen natürlich) und dafür braucht man keine “Politikerseele” – nur etwas Engagement.

  19. toll, wie viele Menschen immer noch extra sagen müssen, dass ihnen Dinge am Arsch vorbei gehen. Wahrscheinlich, nachdem sie alles gelesen haben… und es auch weiter tun werden…

    whatever…

    @chr: nanana… im Grunde hat Christopher schon recht. Sich zu beschweren, dass man keine Schülervertretung hat ist schon schwierig wenn man selbst Schüler ist, der eine Vertretung sein könnte. und es ist ja auch nicht so, dass diese Situation jetzt kurz vor dem Abi aufgetreten ist. Ich war Schülervertreterin und ich erinnere mich an eben solche Schüler sehr genau. Sie beschwerten sich bei jeder Gelegenheit lauthals und sagten “da muss man doch mal was machen” und wenn ich dann in der Klasse aufgestanden bin, bzw. zur Direktorin gegangen bin, dann hat auf einmal keiner mehr was gesagt. Keiner stand mehr dahinter und es änderte sich nichts (inkl. dem Gemeckere auf den Fluren). Das ist anstrengend und eher schwierig zu verstehen.

    Ich bin schon der Meinung, dass man Dinge ändern kann, wenn man es will. Wenn man schon den Atem hat, sich darüber zu beschweren, dann sollte es auch möglich sein, dies an die richtige Adresse zu tun. Dafür muss man keine Politikerseele haben sondern ein natürliches Bedürfnis, sich seine Welt so zu machen wiedewiedewie sie einem gefällt :)

  20. @abiturientin: ok, dann hast du es doch versucht. aber warum aufgeben? warum nicht weiter gehen? ich verstehe, dass du es jetzt nicht mehr tust. Bist eh bald weg. nur das problem, dem du jetzt gegenüber standest war, dass sie euch nicht ernst genommen haben. und indem ihr aufgegeben habt, haben sie recht behalten. das ist schade und eine erfahrung, die man ungern macht, aber hoffentlich nur einmal! alles gute für dein abitur!

  21. @abiturientin: erstmal ich glaube dir die Mängel – aber überleg dir das mit dem Engagement nochmal – auch für dich und deine Fähigkeiten (s.o.) Als ein Freund und ich in die SV kamen, lief da auch nix – dann muss man die eben umkrempeln! Suche dir Freunde die gleich mit dir zusammen eintreten und ähnliche Ziele haben! Organisier ein paar Projekte in der SV und hol dir für dein Engagement Annerkung – Wenn du dan später nicht alleine Schülersprecherinnen-Wahl antreten willst, ändere die Satzung und mache einen Vorstand daraus und verteilt die Last auf mehreren Schultern! die Schulleitung hat eben nicht alles in der Hand, siehe meine Anmerkungen zu der Schulkonferenz oben. Wenn alles schiefläuft wie gesagt den RP informieren (schulträger), dass aber vorher bei Nicht-Änderung der Zustände auch dem Schulleiter als Schülersprecherin androhen..usw. usw. Lass dir nicht alles gefallen!
    Wenn du in der SV und später beim Schulleiter/in einer Schulkonferenz deine SAchlage mit Leidenschaft/Rückrat vorbringst und dich vorher mit anderen absprichst, wirst du wenig später ganz anders und nicht mehr von oben herab behandelt – sondern dir schlägt Respekt entgegen -
    Nur als Inspiration: (und nicht als Angeberei, wen kenn ich hier auch schon im Netz ;-)
    Unsere SV hat einen Basketball-Court, 10 Beamer, 2 Moderne Computerräume und 2 Neu-Einstellungen von Lehrern bewirkt – und wenn der Schulleiter kein Geld hat, frag bei Firmen oder anderen externen Sponsoren an! Die Computer kamen als Second-Hand aber trotzdem wie neu von Ford, die Beamer vom Förderverein (gründen!), der RP hat auf die Schilderung unserer Zustände zwei neue Stellen bewilligt -alles möglich, versprochen!

  22. @Ellen Lang: Und was kann jetzt Malte dafür? Eingangs ging es um die Zustände an deutschen Schulen bzw. um einen konkreten Erfahrungsbericht. Malte kann ja auch nix dafür, daß die Autorin selbst keine Psychose erlitten hat und mit Dir nicht mithalten kann. Ich verstehe Deine Probleme und Deine Geschichte ist sicher alles andere als witzig. Vielleicht geht es das nächste Mal hier an Ort und Stelle mit einem Exkurs in den psychologischen Bereich weiter. Stand denn die Psychose in unmittelbarem Zusammenhang mit der Schulzeit? Ich will Deine Erfahrungen wirklich nicht verharmlosen, aber ich glaube, einen Knacks fürs Leben haben viele durch die Schulzeit. Ich nehme Dich ernst. Aber es gilt hier wie überall im Leben: Was den einen härter macht, schadet dem anderen. (Ich wollte Nietzsche nicht wörtlich zitieren, weil das unpassend wäre.)

  23. @rio: sorry, habe deinen Kommentar gerade erst gelesen, glaube aber, dass ich vieles schon beantworten konnte. Es stimmt, dass man einen Förderverein gründen kann – der existiert auch hier und sammelt Spenden für die Schule. Die Verteilung dieses Geldes liegt jedoch beim Direktor. Und dagegen protestiert auch keiner – das Orchester wird ja erstklassig versorgt und von vielen als Aushängeschild der Schule gesehen, sozusagen die unantastbare heilige Kuh.
    Kritisiere das und du wirst nicht nur belächelt, sondern auch noch als Kulturbanause bezeichnet.

    Ist wahrscheinlich nicht sehr lobenswert, einfach entnervt aufzugeben, aber ich bin nächsten Donnerstag komplett mit dem schriftlichen Abitur fertig (und nehme mal an, ohne Nachprüfungen durchzukommen) und werde danach nicht mehr oft hier sein. Die SV lässt sich nicht wirklich “umkrempeln”, da sie praktisch inexistent ist. Von der Schule mal abgesehen bin ich wirklich ausgelastet und habe weder Zeit noch Motivation, da besonders viel Kraft und Zeit reinzustecken, wenn ich eigentlich schon weiß, dass ich als einzelne nicht viel ändern kann. Soziales und politisches Engagement ist in der Schülerschaft ohnehin rar gesäht – und das betrifft nicht nur meine Schule. Die, die alt genug sind, um die Vorgänge zu durchblicken und möglicherweise auch Kritik zu äußern, haben andere Prioritäten als eine positive Umgestaltung des Schullebens.
    Ich lebe zwar nicht nach dem Motto “nach mir die Sintflut”, trotzdem gibt es viele Bereiche, in denen mein Engagement mehr bewirken kann und die mich unmittelbarer betreffen als diese Schule, die ich bald nicht mehr besuche. Kann man jetzt verurteilen, aber mir fehlt wohl die “Politikerseele”.

    @Christine: Danke fürs Glückwünschen. Was deine Feststellung angeht: ja, natürlich ist das nicht schön und auch nicht angenehm. Es stellt sich jedoch die Frage, wie wichtig einem das ist bzw. wie sehr man auf sein Mitbestimmungsrecht pocht. Und da habe ich meine Entscheidung schon getroffen.

  24. @Malte:
    > nur weil es dir nicht gut geht.
    Das ist ein urban myth. Genauso wie die Annahme, ich sei Rollifahrer. Fakt ist: Mir gehts blendend. Echt jetzt. Ich will doch bloß der Konversation frönen. Du kennst meine Provo-Masche. Häng alles etwas tiefer. Ich schätze dich nicht (deshalb ;-) gering, weil du Alltagsgeschichten über explodierende Schwänze literarisch verbrämst. Ich schätze dich und alle anderen Popkulturblogger deshalb gering für eure Hybris, ungefragt Belanglosigkeiten ins Netz zu stellen. Es gibt ja die Jazzpolizei, die Till Brönner für jedes neue Bossanova-Album (völlig zurecht) in die Tonne kloppt. Ich bin sowas Ähnliches für Blogger. Der GesinnungsTÜV der deutschsprachiegn Blogosphäre. Ich stell die Motive zu schreiben auf den Prüfstand und generell in Frage. Ich behaupte: Jeder Blogger hat schon mal aus Langeweile einen entry verfasst. Spätestens an dem Punkt wird die ganze Sinnlosigkeit des Unterfangens deutlich. Gelegenheit macht Diebe. Tim K. gelangte an die Waffe seines Vaters und stellte damit Unheil an. Analog dazu bloggen Blogger, weil ihnen WordPress die Infrastruktur liefert. Nicht, weil sie etwas mitzuteilen haben, das ihnen so wichtig ist, dass sie für die Veröffentlichung ihre Zeit klaglos erst im Copy-Shop und dann in den Fußgängerzonen oder vor der Schule verbringen würden. Sicher, du schreibst besser als das Gros deiner Kollegen. Dennoch ist auch dein Laden hier lediglich Ausweis der Diktatur der Zerstreuung über Relevanz. Ich nenn das eine ungute Entwicklung, die ich mit Verve anprangere. UnTILL the end of the world.
    @Matti:
    > Stand denn die Psychose in unmittelbarem Zusammenhang
    > mit der Schulzeit?
    Yep.

  25. @abiturientin: ja gut, verstehe sehr gut, dass wenn du kurz vorm Abi stehst dir die Motivation fehlt – wollte dir mit meinem Beitrag eigentlich nur zeigen, dass man mit geringer Manpower (wie gesagt,wir sind zu zweit in die sv eingetreten) man schon sehr viel bewegen kann – die lehrer und auch der schulleiter sind auch nur menschen, mit denen man auch auf augenhöhe reden kann (das ist natürlich ein lernprozess) – auch ohne politikerseele. klar ist der großteil der schülerschaft desinteressiert, aber genau deswegen ist es ihnen ja dann auch ziemlich egal, wen sie in die gremien wählen – und wenn man dann mal in den gremien sitzt, hat man (mit den eltern zusammen) in der schulkonferenz genausoviel stimmrecht wie das kollegium (die zumindest bei uns auch über die förderverein gelder entschieden hat!) – und wenn du dich mit diesem stimmrecht in der schulkonferenz nicht klein machen lässt, sondern eben auf augenhöhe mitdiskutierst, setzt sich das im schulalltag fort.

    wie gesagt, für dich jetzt wurscht, aber – ohne persönlichen angriff auf dich, aber: du machst es dir schon sehr leicht, die schüler-& elternschaft hat viel mehr Macht als du glaubst. (Nachtrag: Und das ist wahrscheinlich auch dein Problem gewesen: Dir fehlten die Vorgänger als Vorbilder in der SV, die dir die Macht zeigen hätten können oder viel Eigenintiative) Das setzt Engagement voraus, klar, mir persönlich hat es eben auch ziemlich viele softskills gebracht.

  26. @Christine und Rio – Klar, ihr habt Recht, wenn ihr sagt, dass nur rumnörgeln niemanden weiter bringt. Ist nicht böse gemeint, aber das ist keine wirklich herausragende Erkenntnis in der beständig fortschreitenden Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Ich bin mir sicher, ihr beiden habt eine tolle Arbeit in der SchülerInnenvertretung geleistet habt. Und ich will nicht behaupten, dass eure Erfolge alle von Himmeln gefallen sind. Dennoch liegen derartige Mission nicht jedem Erdenbürger. Dumm isses dann, wenn es keine wie euch an einer Schule gibt. Aber den Schluss zu ziehen, dass man sein Recht sich zu ärgern immer schon dann verliert, wenn man ein Mensch ist, der die individuellen Voraussetzungen nicht mitbringt, die man braucht, um sich überall durchzusetzen, halte ich für falsch! Aneignung irgendwelcher Soft-Skills hin, Aneignung irgendwelcher Soft-Skills her!

    Und jetzt warte ich auf einen Elbschlößchenkeller-Alkoholiker, der sagt: WAS? Ihr habt keinen Schnaps in der Schule? Diese Schweine von Lehrern! Im Ernst, es gibt tatsächlichen keinen Psycho-Blog! Warum nur nicht?

  27. Ich lese hier selten Kommentare. Ist das normal? Von Schule zu Politikerseelen und Nazis, Haloperidol und Blogpolizei.
    Was denkt ihr wie das alles wird wenn hier erstmal die Scharia herrscht? Jaha!

  28. @chr: habe niemandem das recht abgesprochen sich zu ärgern und sich auch zu beschweren. und dass es bestimmte (auch unveränderliche) mängel gibt, bezweifelt niemand. das soll auch kein freifahrtsschein für lehrer sein und es stimmt: nicht jemand liegt es, sich z.b. auf augenhöhe mit dem schulleiter auch mal in die haare zu kriegen, aber erstens wächst man da rein und zweitens kann ich nicht glauben, dass von 1500 schülern (die sich beschweren –>bei wem nur?) keiner dabei ist, der bereit ist sich zu engagieren..

    da wird man ja auch nicht reingeboren, sondern muss sich halt mit dem frust über die mängel im bauch als antrieb damit auseinandersetzen. das wird doch auch in unserer jugend von 1500 gymnasial (!) schülern jemand sein? oder doch nicht?

  29. @Ellen Lang: Und weil alles so sinnlos ist, weil dieser Planet sich irgendwann auflöst, weil wir alle totgeweiht sind, weil, weil, weil…

    Blogs sind da, um Meinungen und Positionen zu äußern. Das tust du hier, das tun wir hier. Til Brönner vertritt mit seiner Musik auch Positionen, er interpretiert, er meint, daß dieses oder jenes Stück so oder anders klingen sollte und die Jazzpolizei meint etwas anderes. So einfach ist das. Ich sehe das Problem nicht. Ich denke auch, es gibt keins. Und wenn wir etwas aus Langeweile veröffentlichen, ist das genauso legitim, wie etwas zu veröffentlichen, woran wir tagelang gesessen haben. Und ungefragt ins Netz? Ist das so? Und wenn es so wäre? Interessiert das jemanden? Schlimmer finde ich es, wenn Themen da sind, und dies hier ist ein Thema, und dann wird ungefragt Quark abgesondert, der nichts mehr damit zutun hat. Dafür gibt es Foren. Vielleicht habe ich auch nie kapiert, was ein Blog ist. Könnte eine Bildungslücke sein. Vielleicht ist die Schule daran schuld. Und schon sind wir wieder beim Thema;)

  30. @Matti:
    Schau: das Problem ist doch, dass du als Blogger a priori Sklave der Aktualität bist. Als Alphablogger — und ich zähl Malte mal dazu, obwohl er in den Technorati-Top-100 nicht ist — musst du auf sowas wie Winnenden reagieren. Ob du willst oder nicht. Wenn du es nicht tust, entsteht der Eindruck, dich lässt das Thema kalt. Wie stehst du dann da? Als kaltherziger Ignorant. Möchtest du das? Ich vermute mal nein. Mir persönlich isses nicht mehr so wichtig, was andere von mir denken. Manche Leute sind eben total in sich gekehrt, können das aber nicht zeigen. So jemand bin ich. Ich möchte für das geliebt werden, was ich nicht bin. Mein größtes Problem sind Erwartungen. Vor allem an mich selbst. Ich bin in der Tat chronisch unzufrieden mit mir und habe gleichzeitig kein Verständnis dafür, wenn andere das nicht mit sich sind, obwohl sie — aus meiner Sicht — viel eher als ich Grund dazu hätten. Ein Teufelskreis.

  31. @Ellen Lang: Ich würde das nicht als Problem der Blogger bezeichnen. “Sklaven der Aktualität” sind wir alle. Jeder redet darüber, wo er kann, wann und wo er will. Die Fleischfachverkäuferin redet darüber mit ihren Kunden, der Opa mit der Oma, die Sekretärin mit ihrem Chef – und Blogger eben in ihren Blogs. Das Problem ist, daß wir immer und zu allem eine Meinung haben oder haben wollen. Das ist kein Blogger-Problem, sondern ein Menschen-”problem”. Aber es ist ja gar keins.

  32. @Matti:
    > Jeder redet darüber, wo er kann, wann und wo er will.
    Erde an Matti: Langsam werd ich ramdösig. Niemand *erwartet* von der Fleischfachfachverkäuferin Stellungnahmen zum akutellen Zeitgeschehen. (Und das ist auch gut so!) Nochmal: Es geht nicht ums Wollen. Meine Arbeitshypothese fußt auf der Annahme, dass es nicht mehr in der freien Entscheidung eines Bloggers liegt, ob er über ein bestimmtes Thema schreibt oder nicht. Er ist qua seiner Tätigkeitsbeschreibung dazu gezwungen. Wie ein Junkie auf dem Trip handelt er zwanghaft. Das führt dazu, dass Heinis sich regelmäßig äußern (müssen) zu Topoi, in denen sie nicht zuhause sind. Ich habe nichts gegen special interest blogs, im Gegenteil. Als 911 Troofer schwör ich seit Jahren auf den http://www.911blogger.com . In Sachen Amokläufe vertraue ich dagegen lieber dem nicht-bloggenden Prof. Pfeifer als den gefühlten 2 Myriaden Online-Willi-Wichtigs, die mal die Schulbank/Playstation drückten und sich deshalb berufen fühlen, zum Thema zu senfen. Im Internet feiert die Diktatur der Amateure fröhliche Urstände. Ich kann daher verstehen, wenn Profis wie Uli Jörges protestieren, wenn der Ruf des Journalismus Schaden nimmt durch Fuzzis, die Subjekt, Prädikat und Objekt nicht selten durcheinander bringen. Gewiss: Malte kann schreiben. Das nützt ihm bloß nix, wenn er in puncto agenda setting dilettiert.

  33. Damit Deine These wahr genannt werden kann, müßte es DEN Blogger geben. DEN Blogger gibt es aber nicht. Damit ist die These falsch. Warum soll die Fleischfachverkäuferin nicht Stellung nehmen? Kann schon sein, daß Professor Pfeiffer nicht bloggt, aber er ist sich nicht zu schade von Talk-Show zu Talk-Show zu hüpfen. Pfeiifer freut sich ja auch, wenn er mal im Fensehen was sagen darf. Nach deiner These sind Blogger in der Regel keine Fachleute. Na und? Bist du Blogfoscherin? Was macht Dich zur Expertin für die Bloggerszene? Redest Du nicht genauso unfundiert daher? Ich habe Meinungen wie Deine schon Hunderte Male gelesen. Vielleicht liest Du lieber Blogs auf einem Niveau, das vielen zu hoch ist. Ich empfehle Dir abschließend, ein eigen es Blog zu öffnen. Da kannste Du zu allem diskutieren, was Du willst. Und noch einmal zu Prof. Pfeiffer.: Weißt Du genau, ob der Mann Recht hat? Es gibt zig Wissenschaftler und Experten, die ihm widersprechen. Du willst Qualiät, dann biete sie! Wenn man der jüngsten Gehirnforschung glaubt, dann haben wir eh alle keinen freien Willen. Alles alte Hüte. Du hast Deine Meinung, ich habe meine, Malte seine. Nur um Meinungen geht es hier. Sollen wir alle keine mehr haben? Vielleicht hast Du das Internet nicht verstanden. Hier kann labern, wer will und in den meisten Fällen, was er will. Und nun husch-husch zu 911blogger!

  34. Damit wir mal wieder zurück zum Thema kommen…

    Das mit den Lampen gehört in so eine Stelungnahme nich rein, bei meiner Abiturprüfung waren auch 3-4 Lampen im Raum kaputt, sodass es quasi widere Umstände herrschten.

    Fälle, wie oben beschrieben, gibt es sicherlich zu hauf. Man denke nur an die ganzen nicht-Gymnasien in Deutschland – nein nicht nur in Berlin. Sicherlich ist die Fokussierung auf den musikalischen Aspekt der Schule in einem solchem Zustand nicht tragbar – allerdings gibt sich die Schule damit ein Profil. Interessant wäre jetzt zu wissen über welchen Zeitraum das jetzt schon so geht.

    Im Übrigen bin ich nicht wirklich Fan von solchen Hüftschüssen gegenüber Bildungseinrichtungen. Natürlich herrscht Unmut, natürlich gibt es abgewrackte, viel zu alte Schulbücher (von manchen Landkarten ganz zu schweigen). Allerdings gehören hier auch immernoch 2 Seiten dazu. Gerade auf den Gymnasien (bzw. auf meiner Schuler) hat es mich doch immer wieder verwundert wie fertig Schulbücher binnen eines Schuljahres aussehen. Natürlich steigt damit der Unmut über Neuanschaffung (ich habe auch keine ahnung wie groß der Schuletat generell ist und wie groß der Anteil für Schulbücher ist) und es sinkt die Qualität der Bücher mit jeder ausgelassenen Auflage. Wobei es sich in meinen augen als sehr fragwürdig darstellt, ob es wirklich immer die neusten der Neuen Schulbücher braucht (bezieht sich allerdings nicht mehr so wirklich auf den Ausgangspost).

  35. @Matti:
    > Du willst Qualität, dann biete sie!
    Ein virtueller Flashmob. Von 89 comments 75 von mir. Davon in der Spitze 30 am Stück:
    http://volkerstruebing.wordpress.com/2008/03/20/hes-lost-control-again/#comment-15150

  36. sub-sahara afrikaner

    ihr habt schulbrot ihr schweine!

    doch till hat eine geschlechtsumwandlung und läßt wieder ellenlange rants vom stapel.

  37. @Nelly Lang: Das grenzt an Eigenwerbung;)

    heißt hier jeder zweite eigentlich Chr oder chr oder Christoph??

    @Christoph: Ich bin ganz bei Dir. Meckern hilft nicht, aber gerade Schüler neigen gern dazu. Es ist eben bequem und wer opfert schon gern seine Freizeit für ein bißchen Engagement? Ich habe im Bekanntenkreis einen aktuellen Fall, geht zwar ums Studium, ist aber trotzdem ein gutes Beispiel: Alle wollen eine Studentenvertretung, aber keiner will sich aufstellen lassen. Tja, was soll man da machen?

  38. Die Wahrheit über die Schulrealität liegt wohl in der Mitte zwischen der berichtenden Schülerin und offiziellen Verlautbarungen, bei denen natürlich alles ganz toll ist.Mir scheint die Schülerin eher sportorientiert-das klingt so durch-da ist sie auf einer musikorientierten Schule vielleicht falsch.Die Schule wird meines Erachtens überschätzt, wer kein Abi hat aber ein guter Verkäufer ist,hat meines Erachtens bessere Perspektiven als der Abiturient.Weshalb das Problem des Psychotikers auch wohl eher bei ihm selbst als bei den bösen anderen zu suchen ist.

  39. @Matti
    (in sehr engen Grenzen könnte man jetzt polemisch behaupten:)
    “Jeder bekommt die Schule, die er verdient.”

    Das eigentlich Schlimm ist ja: Dieses Verhalten von dem wir reden, diese Passivität und Untätigkeit, die oft damit begründet wird, dass man selber ja eh nichts verändern kann und die da oben, z.B. die böse Regierung, an allem Schuld ist, sich in allen Bereichen der Gesellschaft durchschlägt.

    Wenn wir es nicht einmal schaffen Engagement, Ehrenamt und einen gewissen Idealismus im kleinen Mikrokosmos Schule zu erschaffen, wie soll dann unsere demokratische, pluralistische Gesellschaft funktionieren?

    _______________
    Wobei ich persönlich sagen muss, dass ich zum Glück solche negativen Erfahrungen nicht gemacht habe.

    @capisgo
    Problematisch ist dann nur, dass das Abitur heute die Eintrittskarte in viele Bereiche des Lebens ist.
    Neben der Universität werden viele Stellen/Berufe ohne Abitur unerreichbar. Was teilweise auch mit der Qualität der anderen Schulformen zu tun hat. Aber bitte lasst uns dieses Fass jetzt nicht aufmachen ;-)

  40. @Christopher: guck mal hier

    http://dieerklaerung.wordpress.com/?s=zwergenland

  41. also, das ich die bücher in der schule selbst kaufen musste seh ich nicht als problem, ich hab es gerne getan für mich und von all den problemen mit der schule und so, gabs bei mir nich, wir waren der 5. abijahrgang der schule, alles neu top ausgerüstet, nur in der 9 is ein fach bei mir ein halbes jahr ausgefallen, war okay gelernt hat man da eh nix (Geschichte/erdkunde/politik), so konnte ich wenigstens zweimal die woche länger schlafen

  42. @matti
    oh ja, wie recht du hast

  43. Mein Gott, tu felix Bavaria. Was waren das für paradiesische Zustände bei uns in der Schule. Großenteils engagierte Lehrer, einigermaßen adäquates Material und eine hervorragende Vorbereitung auf das Zentralabi.

  44. Mein Gott zieht die Mauer wieder hoch, ich ertrag das Elend im Westen nicht mehr.
    /ironie

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