Ole von Beust muss so wahnsinnig nett sein, dass kleine Kinder ihm Bonbons schenken und sich in Suppenküchen nährende Rentner Schals für ihn stricken. Junkies würden ihren letzten Schuss mit ihm teilen und Michael Naumann wollte ihn um keinen Preis schlagen. Er ist so nett, dass nicht einmal die Grünen sich daran erinnern, dass er mit Ronald Schill das Koalitionsbett geteilt hat. Die Partei von Ronald Schill hatte ein Programm mit 10 Punkten, die man ohne schlechtes Gewissen auf drei verkürzen kann: Alle Ausländer mit schwarzen Haaren sind kriminell. Kriminelle Ausländer müssen abgeschoben werden. Ansonsten sind wir super liberal, vielleicht sind wir sogar die egalste aller Parteien. Was ich von der Partei Die Linke halte, habe ich bereits vor ein paar Monaten geschrieben.
Wäre die Partei Die Linke ein Fußballklub, dann wäre sie Energie Cottbus. Sie befindet sich ständig in der Defensive und in Ermangelung eigener Ideen zerstört sie das Spiel der anderen. Die Linke bewegt sich mit ihren bescheidenen Mitteln recht souverän in der Vorstellungswelt Norbert Blüms.
Die Linke verspricht so viel, dass nicht einmal die denkschwächsten ihrer Mitglieder daran glauben, dass auch nur ein Bruchteil davon realisierbar sei. Unrealisierbar kann man natürlich nicht sagen – würde die Linke beispielsweise in Saudi-Arabien an die Macht kommen, könnte sie ihre Sozialpolitik beinahe ein halbes Jahr durchziehen, bevor sie eine Mauer errichten müsste.
Angesichts der deutschen Gegebenheiten ist die Linke eine denkbar harmlose Partei. Bürgerlichere Politiker als Gysi und Lafontaine sind kaum vorstellbar, sie sind so sehr Sozialrevolutionäre wie Dieter Bohlen heliophob. Angesichts dieser Konstellation stellt sich die Frage: Warum ziert sich die SPD auch nur einen Moment, die offensichtlich in den letzten Jahren entstandene linke Mehrheit in Deutschland in Politik umzusetzen? Vielleicht war das Kuscheln mit den Bossen so schön, sind die Aussichten auf Aufsichtratsposten nach den Jahren als Politiker einfach viel verlockender als ein paar Jahre regieren. Aber wahrscheinlich sind es nur schwerwiegende ideologische Bedenken, die die SPD davon abhalten.
Die man als netter Mensch nicht haben muss.
Ach, hier steckst du…
Gibts Spreeblick jetzt ganz ohne dich, oder was? Wäre schade drum. Und wieso gibts bei Spreeblick kein “Hier ist Malte jetzt”? Gabs Zoff? Gib mir Drama, Baby!
Ich weiß nicht, ob Dein Kommentar zu der LINKEn damals aktuell war. Heute ist er es jedenfalls nicht. Man braucht sich nur mal die Debatte um den Mindestlohn angucken. Die kam nämlich von der LINKEn und die SPD hechelt dem Thema seitdem hinterher und verkauft es als ihres. Aber jeder weiß, dass es das Thema ohne die LINKE überhaupt gar nicht gäbe.
Wenn also jemand heute Energie Cottbus ist, dann ist das die SPD.
Die SPD hat es eben nicht geschafft die Räume eng zu machen und jetzt sind andere im Strafraum. Seit dem foult sie was das Zeug hält und stellt sich trotzig hinten rein.
[Versuche mich anzupassen, aber mein Fußballslang ist nicht besonders sophisticated]
Nett vom Niggemeier, auf dich hinzuweisen. Jetzt bist du ihm auch wieder eine Gefälligkeit schuldig. Wie wäre es, wenn du seinem Wunsch nach nach tollen Beiträgen nachkommen würdest?
Bisher finde ich in der Tat nichts derartiges. Wen und was willst du mit deinem persönlichen Blog erreichen?
Und warum finde ich kein Impressum? Bin ich blind oder gilt die Impressumspflicht für dich nicht?
Es gibt genug Anwälte in Berlin, die finanziell dem Prekariat angehören und sich ein paar Euros durch Abmahnungen verdienen wollen.
@ Christoph
ich bin rausgeflogen, weil du dich über meinen umgang mit den lesern beschwert hast. nein, im ernst: kein drama, gar nicht. alle anderen bei spreeblick haben ihr eigenes blog, keine große sache.
@ Fred Frahm
kein impressum: ich bin da jetzt mit runtergelassenen hosen überrascht worden, hier ist ja noch gar nichts eingerichtet.
ansonsten: warum muss ausgerechnet ich mich dafür rechtfertigen, dass ich blogge?
nicht alles, was mir durch den kopf geht, passt auf spreeblick, nicht alles, was ich denke, ist spreeblickkonsensfähig. zum beispiel bin ich nicht traurig, dass england nicht bei der em dabei ist.
@ mspro
mindestlohn ist so ein weites feld. in den klassischen freien berufen gibt es ihn längst, nennt sich dann gebührenordnung. in berufen wie meinem gibt es vergütungstraditionen. da ist der, der schnell schreibt, im vorteil. gründliche oder langsame zeilen-zu-geld-macher verdienen weniger als sächsische friseurlehrlinge. der durchschnittslohn der bei der ksk versicherten liegt bei 100 00 Euro im jahr. dafür würde kein mensch briefe umherfahren. aber wie wollte man da einen mindestlohn einführen? ich verweise im übrigen gern auf die debatte um das spreeblick-logo. auch da gab es welche, die auf vergütungsregeln verwiesen haben. wenn den da anvisierten lohn allerdings keiner zahlen kann – was dann?
Es ging mir hier nicht um eine inhaltliche Diskussion Pro-Contra den Mindestlohn, sondern allein um die Feststellung, dass es nicht die LINKE ist, die in der defensive spielt.
Fred Frahm, ich kann Ihnen nur beipflichen und habe folgende Lösung für mich ausgearbeitet: Ich schicke Malte jeden Tag eine E-Mail mit einer Liste von Themen, die er bitte behandeln soll und wenn er die nicht, oder nicht nach meinen Wünschen umsetzt, dann… dann… dann fliegt er aus meinem Feedreeder. So.
PS: Eine Impressumspflicht besteht nur für kommerzielle Angebote oder die einem bestimmten Zweck (zum Beispiel non-profit Organisiationen) dienen.
“ich bin rausgeflogen, weil du dich über meinen umgang mit den lesern beschwert hast.”
Aber hier kannste ja mit ihnen umgehen, wie es dir beliebt.;-) Das ist vermutlich der wahre Grund für deinen eigenen Blog… Hoffentlich gibts bald “richtigen” Content, oder soll das mehr so spielwiesenhaft bleiben?
Es geht nur um die Aufsichtsratsmandate. Für die wird alles getan. Gut, wenn da ein wenig Bestechungsgeld anfällt, nimmt man das natürlich auch mit. Man kann das schöne Geld in den heutigen Zeiten ja nicht alleine lassen. Das wird sonst noch geklaut.
in diesem zusammenhang muß man wohl die historische abgrenzung der sozialdemokratie mit all ihren schweren innerparteilichen verwerfungen und geburtswehen stärker würdigen.
die funktionsträger haben, wenn teils auch nur aus zweiter hand, noch eine tiefe prägung durch das godesberger programm und die schwierigkeiten seiner durchsetzung erfahren.
vor dieser historischen zäsur muß man wissen befanden sich die sozialdemokraten im adenauer deutschland nämlich genau in jener position die die linke heute vermeintlich einnimmt.
diese war die position des schmuddelkindes, der vaterlandslosen gesellen denen man wenn es ans eingemachte ging immer unterstellte moskaus fünfte kolonne zu sein.
das sitzt tief im kollektiven gedächtnis der sozen.
es sitzt auch deswegen tief weil die nachgewachsen sich in abgrenzung hierzu definieren. die spd ist keine arbeiterpartei mehr, sie ist nicht einmal mehr eine facharbeiterpartei. sie ist die partei des öffentlichen dienstes und des wohlfahrtsstaaatlich alimentierten “sozialen bereichs” im weiteren sinne.
diese klientel will keine andere republik.
gleichzeitig sind, wie du ganz richtig feststellst, die fleischtöpfe des informellen versorgungsnetzwerks der verbände und industrien ein mächtiger motivator und gleichrichter für die neuakademischen funktions/funktionärseliten der spd wie auch der anderen parteien in unterschiedlichen freiheitsgraden der strukturellen wie ideellen koppelung der systemischen zusammenhänge.
mit anderen worten in der spd klafft ein widerspruch zwischen dem was die die die partei wählen von der politik wollen und für sich erwarten und dem was die die die partei ausmachen in den ortsverbänden, als mandatsträger in den fraktionen wie als funktionäre des parteiapperats als ihre persönlichen ziele ausgemacht haben.
man könnte das wohl als klassisches “principal agent problem” bezeichnen.
@ mspro (Impressumspflicht):
Dein Wort in Anwalts Ohr. Einem Bekannten wurde jedenfalls schon mit Abmahnanwälten gedroht, noch nicht einmal von Abmahnanwälten. Vor Schreck ließ er das Bloggen sein.
ich bin auch koalitionswillig *gg*
Ich habe die Vermutung dieses Blog ist nur ein geschickt platzierter Honey Pot, um die ganzen “Malte schreibt nur Mist”-Trolle von Spreeblick wegzuleiten.
Ich habs nie verstanden, warum immer ausgerechnet Malte mit dieser Erwartungshaltung à la “Ich hab mich hier auch auf diese Seite bequemt – entertain me gefälligst” zu tun hatte… Es gibt (noch) kein Grundrecht auf gute Texte in Blogs, oder? Was soll das also?
@robert: Ich bin auf jeden Fall für ein Grundrecht auf gute Texte.
@bosch: Vielleicht kann ja das Verfassungsgericht was für uns tun?
Herzlichen Glückwunsch,
zum neuen „Baby“ und viel
ErfolgSpaß.Glück auf!
hey malte, dich hab ich beim spreeblick immer am liebsten gelesen. (am besten: “er kaute auf seinem augapfel rum” und “tala”)
gratulation zum eigenen blog. hoffe, dass hier bald mehr von dem kaliber kommt.
lana ist auch schon da – dann kann’s ja rund gehen.
den artikel hätte ich aber gern bei spreeblick gelesen ;-)
@ jens:
damit stehst du hier nicht alleine. Und für den restlichen Kleinkram ein eigenes Blog eröffnen? Malte, du warst doch nur neidisch auf die anderen Spreeblicker!
@robert Der Weg dorthin ist zu beschwerlich. Schreib Du mir doch einen guten Text. Das würde mir fürs erste reichen.
@mspro: Die Mindestlohn-Debatte kam ursprünglich von den Gewerkschaften. Die Linkspartei ist nur um schnellsten draufgesprungen und hat die Gewerkschafts-Forderung, soweit ich mich erinnern kann, in ihren Forderungn gleich noch getoppt. Kann man machen, aber in diesen Fällen passt das Gleichnis von Malte mit Energie Cottbus prima. Die SPD steht wiederum vor dem Problem, das sie als VolksparteiTM (Selbstverständnis) realistische Forderungen stellen muss und so tat sie es sich schwerer, den Mindestlohn aufzugreifen und die Gewerkschaftsforderungen zu toppen.