Es kommt vor, dass homosexuelle Menschen auch für die Wissenschaft ein dunkler Kontinent bleiben. Ich habe von einer Studie gelesen, in der monogam lebende schwule Männer erforscht werden sollten. Aber man fand keine.
Nun kenne ich zufällig ein schwules Paar, das seit zwanzig Jahren zusammenlebt, aber ich habe auch einen weiten Monogamitätsbegriff: Wer ein Paar bleibt, ist monogam, da bin ich sehr klassisch.
Interessant ist ja nicht, wo jemand kommt, sondern wo jemand bleibt.
Dieses Paar also, dieses völlig unhassbare Paar, das möchte keine Kinder adoptieren. Denn das vergisst man in der dann doch wieder sehr bedrückenden Debatte um das Adoptionsrecht homosexueller Paare rasch: Adoption ist eine riesige Herausforderung. Es ist wie “Drei Männer und ein Baby”, nur ist das Baby vielleicht vier Jahre alt und verhaltensauffällig, sieht auch nach genauestem Hinschauen kein Stück aus wie eines der Elternteile, und selbst wenn man heterosexuell ist wie die Fußballbundesliga der Herren, ist die Erschaffung einer Familie ohne genetische Verwandtschaft ein Kunststück.
Aber sie gelingt, Menschen sind adaptionsfähig. Und machen wir uns nichts vor: Katzen sind mit uns auch nicht so irre verwandt.
Kommen wir zurück zum Neuland Homosexualität: Wir wissen nicht, wie homosexuelle Menschen sich fortpflanzen. Wir wissen nicht, wie ihr Paarverhalten ist. Wir beginnen zu begreifen, dass wir sie irgendwann mitmeinen müssen, wenn wir “Wir” sagen, denn vielleicht, also vermutlich, also doch ganz bestimmt, teilen sie unsere Werte.
So sagt es sogar die Kanzlerin.
Aber Kinder adoptieren, das dürfen nur Heteros.
Auch denen wird es nicht leicht gemacht, obwohl sie im Grunde auch ziemliches Neuland sind. Dass die heterosexuelle Frau masturbiert, weiß man erst seit einer Generation, warum sie einen Orgasmus hat, da ist man nicht so sicher. Es ist Mehrheitsmeinung, dass heterosexuelle Männer mehr Sex haben als heterosexuelle Frauen, aber es bleibt ein Rätsel, mit wem sie diesen Sex haben. Man geht mittlerweile davon aus, dass 50% einander fremdgehen, aber da man nie weiß, welche 50%, kann man daraus eine ganze Film- und Musikindustrie, die sich um sexuelle Treue dreht, machen und sogar noch zwei, drei Religionen fallen ab.
Kinder haben übrigens immer seltener genetisch etwas gemeinsam mit dem Mann, mit dem sie als Vater zusammenleben, aber das nur nebenbei.
Bei Heteros heißt das Patchwork.
Kommt das mal bei Homosexuellen vor, dann heißt das Regenbogenfamilie, zumindest in liberalen Magazinen.
Wenn aber ein Paar nun zusammen ein Kind haben möchte, auf diese komplizierte Weise, wenn es sich für diesen denkbar steinigen Weg entscheidet, dann müsste man schon sehr gute Gründe haben, ihm das zu verweigern.
Schließlich erweisen sich Tag für Tag Swinger und Fremdgeher und Freier und Pornogucker als hervorragende Eltern.
Ihr kennt die Pointe: Kanzlerin Merkel braucht gar keine Argumente. Sie verweist auf das Kindeswohl, aber es geht um das Wählerwohl.
Sie zu wählen ist Kreuzchen gewordenes Ressentiment.
Mit der Liebe ist es wie mit Gott: Man kann nicht ein wenig an sie glauben.
Die Merkel sagt das womit sie glaubt, in ihrer eigenen Partei und Wählerschaft die meisten Sympathiepunkte zu erzielen. Und, let’s face it, da liegt sie wohl mit ihrer Ablehnung des Adoptionsrechts für homosexuelle Paare goldrichtig. Unsere Republik ist in weiten Teilen viel weniger liberal als man glauben möchte, wenn man sich vorwiegend in einem Umfeld von großstädtischen Akademikern bewegt.
Wieso glaubst du eigentlich immer noch, dass es in der Politik um rationale Enrtscheidungen, Moral oder die Sache geht?
was ist eigentlich diese suksesiv adoption? kann mir das jemand erklären? entweder schreibe ich es falsch, oder google findet nichts dazu…
http://de.wikipedia.org/wiki/Adoption#gleichgeschlechtliche_Paare doch gefunden. sorry.
„(…) wo jemand kommt, sondern wo jemand bleibt.“
hihi :)
Merkel hat als Vorsitzende der konservativeren der beiden Volksparteien (haha, “beiden”…) allerdings auch die Aufgabe, nach Möglichkeit dafür zu sorgen dass die ganzen “Homos sind krank”-Leute sich von der Union irgendwie mitgemeint fühlen und nicht auf die Idee kommen, lieber AfD oder NPD zu wählen. Und von diesen Leuten gibt es meiner Befürchtung nach noch ziemlich reichlich. Gleichzeitig darf sie ihnen aber nicht nach dem Mund reden, weil die gesellschaftliche (Mehrheits-?)Meinung und auch Teile der Partei das anders sehen und nicht zu sehr vor den Kopf gestossen werden wollen. Ergebnis: Rumgestammel.
Ich stimme zu: Sie hatte gar keine Wahl, als rumzustammeln, denn sie musste sich zwischen Mehrheitsmeinung und konservativeren Kräften bewegen. Und vielleicht tut sie sich selbst ja tatsächlich etwas schwer damit.
Ein reiner Machterhaltszombie. Kein Mensch kann von dieser Frau eine persönliche Meinung erwarten. Alles was sie bis zum 22.9. sagt und tut, ist ausschließlich auf die Wiederwahl ausgerichtet. Sie wirkt blöd, wie sie sich windet, wie sie stammelt. Doch eine fortschrittliche, zeitgemäße Positionierung, wäre wohl, im Hinblick auf den sich nach wie vor hauptsächlich vom Ressentiment ernährenden CDU-Mainstream, politisch unklug.
Ich fand es schön, wie der Gast es auf den Punkt brachte: “Dann stellen Sie also ihre persönliche Meinung über den Gleichstellungsgrundsatz!?”
- Stille -
Außerdem: Das zweite Video ist schön tendenziös. Jeder Mensch hat so seine Wendungen, die er benutzt, auch eine Bundeskanzlerin. Und ich finde es besser, wenn man nicht Pauschalurteile fällt, ohne den genauen Fall zu kennen. Denn das würde ihr ebenfalls wieder um die Ohren geschlagen werden, wenn sie dort eine falsche Aussage trifft, die nicht auf den Fall passt, der ihr vorgetragen wird. Man kann schlicht keine rationale und belastbare Aussage dazu treffen, insofern finde ich das sogar ok, wenn sie sagt, “das müsste man sich im Detail noch einmal anschauen”. Dass sie es häufiger verwendet und mit Sicherheit nicht persönlich drüberschauen wird: geschenkt.
“Stille”
Naja, was soll sie da auch sagen? Sie kann sachlich korrekt antworten, dass juristisch nicht so eindeutig zu bewerten ist ob der Gleichheitsgrundsatz verletzt wird (weil zunächst geklärt werden müsste, ob hier tatsächlich zwei gleiche Umstände vorliegen, was rein oberflächlich betrachtet schon wegen der rechtlichen Unterscheidung zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft nicht zwangsläufig der Fall sein muss). Das klingt aber dann wie ein Ausweichmanöver, weil der Gleichheitsgrundsatz landläufig scheinbar logisch aber juristisch eben falsch als “alles wird gleich behandelt” verstanden wird.
Das Problem mit dem Grundgesetz ist halt dass es in weiten Teilen so formuliert ist dass jeder es zu verstehen glaubt. :)
[…] Welding ärgert sich über Angela Merkels Wischiwaschi-Haltung zum Thema Adoptionsrecht von gleichgeschlechtlichen […]
Merkwürdig.
Und wo waren denn die angeblich liberalen Homo-Paare als Ressentiments gegen leibliche Väter geschürt wurden? Wo haben sie ihre Stimmen erhoben, als die Gleichstellung der Väter und Mütter bei der eltlichen Verantwortung zur Debatte stand? Die SPD und andere haben da breit das Kindeswohl bemüht, um hier die Gleichstellung zu verhindern. Also die gleichen, die nun den Vorwurf der Merkel machen. Doppelstandards?
“Kinder haben übrigens immer seltener genetisch etwas gemeinsam mit dem Mann, mit dem sie als Vater zusammenleben, aber das nur nebenbei.”
Und? Kann man aus dem Sein ein Sollen ableiten? Ist es ein Wert an sich, wenn Erwachsene ihre Lebenseinstellungen und Lebensplanungen über die Interessen der Kinder stellen? Kinder müssen halt das Flickwerk überleben, das manche ihrer Eltern und die Medien als Patchwork schönreden. Kinder sind ja extrem anpassungsfähig, sonst würden sie viele Lebenslagen nicht überleben, denen sie (leider) in aller Welt ausgesetzt sind. Was jedoch berechtigt Erwachsene so unhinterfragt, von Kindern solche Anpassungslseistungen zu erwarten als Mittel zum Zwecke des Erwachsenen-Lebenstraum-Glücks?
“Interessant ist ja nicht, wo jemand kommt, sondern wo jemand bleibt.”
Eine Wertung, die man auch anders sehen kann. Und eine Machfrage. Wer entscheidet denn über den Verbleib eines Kindes? Wer darf den Verlust eines leiblichen Elternteils herbeiführen und die Neubeelterung organisieren?
An der Debatte wird vor allem deutlich, dass das sogannte Kindeswohl eine reine Machtfrage ist. Die Befürworter der Homo-Adoption hatten wohl gedacht die Abwertung der leiblichen Elternschaft (vor allem natürlich der väterlichen) würde ihnen leicht in die Hände spielen. Ihre Empörung über die Merkel-Äußerung speist sich überwiegend daraus, dass sie meinten die Machtfrage spielend für sich entscheiden zu können. Diese Empörung hat mit Kindeswohl und Kindesinteressen nichts zu tun.
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