“Wir fordern (…) die Legalisierung aller zärtlichen sexuellen Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern!”
(Geraune, verhaltener Applaus)
(…)
“Drittens fordern wir die Abschaffung der Schulpflicht!”
(großes Gelächter)
Monthly Archives: September 2013
21
Sep 13
Gründungsparteitag der Grünen 1980
11
Sep 13
Homosexualität ist Neuland
Es kommt vor, dass homosexuelle Menschen auch für die Wissenschaft ein dunkler Kontinent bleiben. Ich habe von einer Studie gelesen, in der monogam lebende schwule Männer erforscht werden sollten. Aber man fand keine.
Nun kenne ich zufällig ein schwules Paar, das seit zwanzig Jahren zusammenlebt, aber ich habe auch einen weiten Monogamitätsbegriff: Wer ein Paar bleibt, ist monogam, da bin ich sehr klassisch.
Interessant ist ja nicht, wo jemand kommt, sondern wo jemand bleibt.
Dieses Paar also, dieses völlig unhassbare Paar, das möchte keine Kinder adoptieren. Denn das vergisst man in der dann doch wieder sehr bedrückenden Debatte um das Adoptionsrecht homosexueller Paare rasch: Adoption ist eine riesige Herausforderung. Es ist wie “Drei Männer und ein Baby”, nur ist das Baby vielleicht vier Jahre alt und verhaltensauffällig, sieht auch nach genauestem Hinschauen kein Stück aus wie eines der Elternteile, und selbst wenn man heterosexuell ist wie die Fußballbundesliga der Herren, ist die Erschaffung einer Familie ohne genetische Verwandtschaft ein Kunststück.
Aber sie gelingt, Menschen sind adaptionsfähig. Und machen wir uns nichts vor: Katzen sind mit uns auch nicht so irre verwandt.
Kommen wir zurück zum Neuland Homosexualität: Wir wissen nicht, wie homosexuelle Menschen sich fortpflanzen. Wir wissen nicht, wie ihr Paarverhalten ist. Wir beginnen zu begreifen, dass wir sie irgendwann mitmeinen müssen, wenn wir “Wir” sagen, denn vielleicht, also vermutlich, also doch ganz bestimmt, teilen sie unsere Werte.
So sagt es sogar die Kanzlerin.
Aber Kinder adoptieren, das dürfen nur Heteros.
Auch denen wird es nicht leicht gemacht, obwohl sie im Grunde auch ziemliches Neuland sind. Dass die heterosexuelle Frau masturbiert, weiß man erst seit einer Generation, warum sie einen Orgasmus hat, da ist man nicht so sicher. Es ist Mehrheitsmeinung, dass heterosexuelle Männer mehr Sex haben als heterosexuelle Frauen, aber es bleibt ein Rätsel, mit wem sie diesen Sex haben. Man geht mittlerweile davon aus, dass 50% einander fremdgehen, aber da man nie weiß, welche 50%, kann man daraus eine ganze Film- und Musikindustrie, die sich um sexuelle Treue dreht, machen und sogar noch zwei, drei Religionen fallen ab.
Kinder haben übrigens immer seltener genetisch etwas gemeinsam mit dem Mann, mit dem sie als Vater zusammenleben, aber das nur nebenbei.
Bei Heteros heißt das Patchwork.
Kommt das mal bei Homosexuellen vor, dann heißt das Regenbogenfamilie, zumindest in liberalen Magazinen.
Wenn aber ein Paar nun zusammen ein Kind haben möchte, auf diese komplizierte Weise, wenn es sich für diesen denkbar steinigen Weg entscheidet, dann müsste man schon sehr gute Gründe haben, ihm das zu verweigern.
Schließlich erweisen sich Tag für Tag Swinger und Fremdgeher und Freier und Pornogucker als hervorragende Eltern.
Ihr kennt die Pointe: Kanzlerin Merkel braucht gar keine Argumente. Sie verweist auf das Kindeswohl, aber es geht um das Wählerwohl.
Sie zu wählen ist Kreuzchen gewordenes Ressentiment.
Mit der Liebe ist es wie mit Gott: Man kann nicht ein wenig an sie glauben.
02
Sep 13
kleines-scheusal.de war das Projekt einer PR-Agentur
Die mit dem Grimmepreis ausgezeichnete Jasna Strick hat auf der Open Mind-Konferenz in Kassel einen Vortrag über Hate Speech gehalten.
Im Rahmen dieses Vortrags wurden Tweets gezeigt, die Beschimpfungen und Drohungen enthielten. Einer dieses Tweets stammte vom Account @ochdomino. Die dort Twitternde, eine junge Frau, betrieb zudem ein Blog namens kleines-scheusal.de. @ochdomino wurde nach dem Vortrag Stricks (angeblich) ebenfalls bedroht.
Innerhalb der Piratenpartei wurde sehr kontrovers diskutiert, ob der Vortrag weiterhin im Netz bleiben könne.
kleines-scheusal.de ging offline, der Vortrag tauchte auf Youtube wieder auf, die Geschichte wurde gedeutet als Beleg dafür, dass Feministinnen und Piraten die wahren Hater seien.
Diese Umdeutung fand von maskulistischer Seite statt, fand aber auch Gehör in den Reihen derjenigen Piraten, denen ihre Partei zu sehr von feminstischem Gedankengut geprägt worden ist. In etwa also die Frontlinien der alten Postgender-Debatte.
kleines-scheusal wiederum war innerhalb weniger Monate zu einer Galionsfigur des deutschen Maskulismus geworden. Endlich zog der Vorwurf nicht mehr, Kritik am Feminismus käme nur von privilegierten weißen Männern, Geschlechterkriegsverlierern und Zuvielunterhaltszahlern. Hier war eine junge Frau, die sich auf zahlreichen Fotos auffallend in Szene setzte, gläubige Jüdin.
Glaubwürdiger konnte man den Antifeminismus kaum vertreten.
Tatsächlich existiert die junge Frau hinter kleines-scheusal.de nicht.
Die Bilder zeigen ein polnisches Model, die Texte stammen aus einer PR-Agentur.
Nachdem ich am Samstag auf Twitter darauf hingewiesen hatte, dass die Bilder ein polnisches Model zeigen, wurde ich als feministischer Verschwörungstheoretiker bezeichnet.
Zahlreiche Twitterer legten ihre Hand für die Echtheit @ochdominos ins Feuer. Sie hätten mit ihr geredet, niemand betreibe so einen Aufwand.
Nun habe ich mich für einen Text, der demnächst im SZ Magazin erscheint, sehr ausführlich mit Fakes beschäftigt.
Genau diese beiden Reaktionen sind dabei typisch: Man glaubt zum einen, man würde jemanden kennen, weil man mit ihm chattet. Zum anderen glaubt man, niemand betreibe so einen Aufwand.
Das mag naiv sein, aber es ist nachvollziehbar. Ich habe großartige Menschen auf Fakes hereinfallen sehen.
Die Motive für den großen Aufwand wurden mir heute per Mail von dem Betreiber des Blogs kleines-scheusal.de offenbart.
Es handelte sich demnach um ein PR-Projekt.
Da zumindest das Model wirklich unschuldig ist an der Geschichte, bitte ich darum, ihren Namen nicht weiter zu verbreiten.
Und wenn auch der Betreiber mit dieser Nummer (gerade mit dem vorgeblichen Judentum) nicht mehr zu meinen Lieblingsmenschen werden wird, werde ich ihn ebenfalls hier nicht outen.
Er schließt seine Mail folgendermaßen: “Es ist niemand zu Schaden gekommen; wenn man von dem verletzten Selbstwertgefühl der “Masku-Ecke” absieht, die sehr leichtgläubig auf eine Autorin hereingefallen ist, die ihnen absichtlich “nach dem Mund” geschrieben hat.”
Ich werde mir jedenfalls ein paar Tweets vom Wochenende ausdrucken, nachhäkeln und übers Bett hängen. Es war wie immer sehr lustig mit euch Trollen.
NACHTRAG:
Ich bin darauf aufmerksam gemacht worden, dass nicht die Rede davon sein könne, dass “niemand zu Schaden gekommen” sei. Noch am Wochenende wurde eine Feministin bedrängt, sie müsse den Selbstmord @ochdominos verhindern. Man kann sich vorstellen, was so eine Verantwortung auslöst. Zahllose Hassmails wurden aufgrund der om13-Kontroverse gegen Feministinnen gerichtet. Da wurde also ganz schön gezündelt, um ein paar Klicks zu generieren.
NACHTRAG 2:
Hier also die Mail:
Sehr geehrter Herr Welding,
nun haben Sie mich fast erwischt. Da Ihre öffentlichen Behauptungen trotzdem noch immer weit neben der Wahrheit liegen, möchte ich Ihnen die mühevolle Recherche sparen und den Schleier lüften.
Das “Kleine Scheusal” ist ein Projekt meiner Agentur, in dem es darum ging, einen Blog zu erstellen, der binnen eines Jahres eine möglichst hohe Leserzahl erreicht. Zweck dieses Blogs wäre letztlich der Vertrieb von Illustrationen gewesen; u.A. auch von und mit (…), die sich durch ihre Mitarbeit in unserer Agentur als “Gesicht” dazu bereit erklärte den Blog zu bebildern. Texte, sowie der Twitter Account, wurden von einer anderen Mitarbeiterin geführt. Es sollte der Eindruck entstehen, dass der Blog sich mit kritischen Themen ebenso auseinander setzt, wie den Übergang zu “Fashion und Fotografie”, respektive Illustration. (…) sorgte also “nur” für wirksame Bilder, während meine andere Mitarbeiterin sehr zielgerichtet auf aktuelle Themen einstieg. Mit Erfolg: Im Zuge von Aufschrei und anderen Themen erreichte der Blog bis zu 2000 Visitors täglich; und das ist ganz “ordentlich” für einen “privaten” Blog. Die Authentizität und “Echtheit” des Twitter Accounts war dadurch gegeben, dass meine Mitarbeiterin den Twitter Account, getragen durch den Erfolg, wie einen persönlichen Account handhabte. Wenn dort also stand, sie stünde betrunken an einer Bushaltestelle, dann war das durchaus “echt”. Dies gilt gleichfalls für Emotionen oder Empörung zu verschiedenen Themen.
Die Trennung von Autorin und “Gesicht” fand statt, um beide Personen zu schützen. Der Blog einer “jungen Frau” zieht in der Form Aufmerksamkeiten an sich, die etwas an der Zielgruppe vorbei laufen. Somit war es sehr praktisch, dass (…) in Polen aus dem Schußfeld möglicher Verehrer ist, und gleichfalls die Autorin hier nicht erkannt werden würde.
Der Hype und die Empörung um OM13 war so nicht geplant, da zuviel Aufmerksamkeit das Projekt vorzeitig beenden würde. Sie haben die FB Webseite(n) von (…) relativ leicht gefunden. Das galt es natürlich zu verhindern.
Trotzdem war das plakative Zitieren einer “theoretisch” echten Person auf diesem Vortrag nicht in Ordnung. Ich kenne Ihre Meinung dazu nicht aber wir sind uns hier einig. Gleichfalls verurteilen wir das “Hinterhergraben” und öffentliche Diffamieren einer “theoretischen” Privatperson. Das Kleine-Scheusal ist eine geplatzte PR-Aktion. Die nun stattfindende Verfolgung auf Twitter und das hämische öffentlich-machen immer mehr Details geht jedoch über dieses Maß weit hinaus. Das Gleiche gilt, bitte nehmen Sie das nicht persönlich, für die Art und Weise, wie Sie sich Informationen verschaffen wollten. Da Sie in diesem Moment wohl auch unser “Geschäftsgebahren” verurteilen, sehe ich uns damit als quitt.
Fazit: (…) hat mit dem Blog nichts zu tun. Meine “Familienverhältnisse” und Familienstammbaum ebenso wenig. Gleichfalls ist die namentliche Benennung der Mitarbeiterin für den Sachverhalt unwichtig. Ich trage die alleinige Verantwortung für dieses “Projekt”, da der Auftrag im Rahmen meiner Agentur stattfand. Es ist niemand zu Schaden gekommen; wenn man von dem verletzten Selbstwertgefühl der “Masku-Ecke” absieht, die sehr leichtgläubig auf eine Autorin hereingefallen ist, die ihnen absichtlich “nach dem Mund” geschrieben hat.
Sie können nun also in die Hände klatschen und die Nachricht verbreiten alle wären einem “dumm gelaufenen PR-Projekt” aufgesessen. Ich möchte Sie dennoch bitten, sich weiteren Spekulationen zu enthalten und mir, sofern gewünscht, nur Fragen zu stellen, die dem Sachverhalt dienen und nicht etwa in private Familienverhältnisse schwenken. Denn Privates hat mit Geschäft nichts zu tun; und um Geschäft ging es bei diesem Projekt.