“Die verstehen das Internet nicht.” Dieser Satz hat einst unseren Spott begründet und genährt. “Die”, das waren die langsamen und schwerfälligen Verlage, die zwei Euro für ihre Artikel wollten, die bornierte Politik, deren Repräsentanten ohne Umschweife einräumten, nicht einmal “einen Email” zu haben.
Wir, das waren die Blogger, die Leecher, die Auskenner, die Piraten.
Wir zogen frei und ungehindert durch die Weiten, wir teilten, wir veränderten, wir waren der Weltgeist, wir prägten eine Epoche.
Wir waren auf den Kopf gefallen.
Aber wir waren längst in Therapie, wir wussten es bloß noch nicht.
Wie in “Kampf der Häuptinge”, dem Asterix-Band, in dem Miraculix auf den Kopf fällt, war alles, was wir brauchten, ein weiterer Schlag auf den Kopf, um wieder klar zu sehen.
Wir wurden zu Zeugen eines epischen Ringens der alten Contentindustrie mit den neuen Giganten des Netzes. Amazon will Verleger werden, Google kopiert Bücher, Apple verkauft Lieder, die Inhaltemacher laufen hinterher.
Für uns im Zuschauerraum war es an der Zeit, den alten Satz zu rufen: “Die verstehen das Internet nicht!”
Epmd "you're customer" von cedric71
Je mehr aber das Internet Teil des Alltags wurde, desto mehr gewannen die Oberhand, die im Alltag die Hosen anhaben.
Und das waren nicht wir.
Mir zum Beispiel gehört kein Politiker.
Meine Leistung schützt niemand.
Nun ist das Leistungsschutzrecht nicht das Ende des Internets. Es markiert nur den Moment, in dem wir im Krankenhaus erwachen. Eine Schwester kommt herein, sie sieht aus wie eine CDU-Ministerin. Sie sagt, wir seien wieder gesund. Wir schauen aus dem Fenster, atmen vorsichtig, gewöhnen uns rasch an die sterile Krankenhausluft, wir lächeln der Schwester unbeholfen zu. Die Schwester zeigt auf unser Namensschild und sagt, dass sei ja der falsche Name. Wir schauen runter, dort steht “Saugbär” oder “nurfuerdich23″. Sie gibt uns ein neues Namensschildchen. “Das ist Ihr richtiger Name”, sagt sie. “Wir müssen doch wissen, wer Sie sind”.
Wir haben seit einer Ewigkeit nicht gesprochen, unseren Gedanken gelingt es kaum, sich zu sortieren. Wir öffnen den Mund.
Der erste Satz, den wir sprechen, wir hören ihn selbst kaum, so leise sagen wir ihn:
“Wir haben das Internet nicht verstanden.”
“Meine Leistung schützt niemand.”
Das Urheberrechtsgesetz gilt auch für Ihre Texte.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/urheberrechtsdebatte-wir-muessen-ueber-geld-reden-11720092.html
Naja.
Leider versteht auch niemand diesen Blogartikel, der nicht in der Materie drin ist :(
Dabei ist er gut geschrieben…
[...] Malte Welding: “Die verstehen das Internet nicht.” Dieser Satz hat einst unseren Spott begründet und genährt. “Die”, das waren die langsamen und schwerfälligen Verlage, die zwei Euro für ihre Artikel wollten, die bornierte Politik, deren Repräsentanten ohne Umschweife einräumten, nicht einmal “einen Email” zu haben. Wir, das waren die Blogger, die Leecher, die Auskenner, die Piraten. Wir zogen frei und ungehindert durch die Weiten, wir teilten, wir veränderten, wir waren der Weltgeist, wir prägten eine Epoche. Wir waren auf den Kopf gefallen. [...]
[...] Wir verstehen das Internet nicht Malte Welding schreibt: „Je mehr aber das Internet Teil des Alltags wurde, desto mehr gewannen die Oberhand, die im Alltag die Hosen anhaben. Und das waren nicht wir. Mir zum Beispiel gehört kein Politiker. Meine Leistung schützt niemand.“ Irgendwie macht mir das Angst, wenn ich ein wenig länger darüber nachdenke. 0 Sag’s den anderen:FacebookTwitterGoogle +1XINGLinkedInTumblr !function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(!d.getElementById(id)){js=d.createElement(s);js.id=id;js.src="//quote.fm/services/button.js";fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}}(document,"script",'quotefm-btnjs'); ← Neulich in der Bahn (2) [...]
Nette Story. Aber wir verstehen das Internet eigentlich ganz anständig. Was wir nicht verstehen, ist das eine ganze Menge Leute (einschließlich Politikern) ziemlich wurscht ist, was wir wissen, kennen, wollen oder verstehen.
Was besonders traurig ist: Die Nutzer verstehen das Internet nicht. Sie verstehen nicht, dass man sich kümmern muss, dass man die Verantwortung weder Politkern noch Firmenbossen oder sonst jemanden übertragen kann.
Das Problem ist doch schon die Trennung von Internet und dem “sonstigen Leben”.
Ist das Internet nicht schon gänzlich in mein Leben eingezogen? Ist die Vorstellung vom Internet, “in das man mal geht um was zu suchen” nicht schon völlig überholt? Gehöre ich nicht auch zu denen, “die da was im Internet machen”?
Ja.
Wie schön hatte es geklappt. Anonym alles nehmen und nichts geben. Die ewigen Verlierer konnten es dem “System” endlich heimzahlen. Tja, dumm gelaufen. Damit ist jetzt Essig. Und wer hätte das gedacht? Die selbstmitleidigen Opfer der Gesellschaft hatten tatsächlich zu kurz oder wahrscheinlich mal wieder garnicht gedacht. Die Realität ist und bleibt auch im Internet erhalten. Wenn ich ne Zeitung haben will, Zwecks Infotainment, oder Wunder der Händler schenkt sie mir nicht. Warum auch??? Leute, wacht auf und tut was. Dann seid ihr wenigstens nicht alleine.
http://www.youtube.com/watch?v=NelBNtNm8l0
[...] Malte Welding: Wir verstehen das Internet nicht [...]
[...] Welding hat letztens mal geschrieben, wir hätten das Internet nicht verstanden. Ich muss ihm hier wiedersprechen. Wir haben es verstanden, aber nicht verteidigt. Als in den 90ern [...]