31
Dez 12

Was macht eigentlich so ein Staat?

Im Podcast mit Holger Klein erzähle ich von einer Nachhilfeschülerin, die ich gefragt habe, wo sie mit Staat in Berührung kommt. Ihr fiel nichts ein.
Wir reden davon, wie sehr man als werdende Eltern darauf angewiesen ist, dass der Staat Dinge regelt, die die (nachbarschaftliche oder familiäre) Gemeinschaft nicht mehr leisten kann.
Wir reden davon, dass Einsamkeit oder Kinderlosigkeit, Krankheit oder Alter kein individuelles Versagen darstellen, sondern Gegebenheiten sind, die nur gesellschaftlich abgefedert werden können.
Wenn nun Staat, um auf die Frage an die Schülerin zurückzukommen, einem also als Lehrerin gegenübertritt, als Kindergärtnerin, als Altenheim, in Form von Straßen und Bildungszentren und Der Sendung mit der Maus – warum dann diese Angst vor dem Staat? Natürlich: Der Staat ist GEZ und Finanzamt und eben auch schlechtes Fernsehen und schlechte Straßen und unzuverlässige Behörden und ungerechte Lehrer.
Aber ist das Prinzip, dass eine übergeordnete Instanz Dinge leistet, die privat nicht geleistet werden können, wirklich bedrohlich? Einschnürend? Wenn Mathias Richel von öffentlich-rechtlichen Netzstrukturen spricht, droht dann im nächsten Schritt ein Bundesfacebook?
In einem Nachfolgeartikel schreibt er ein paar Fakten auf, die zu denken geben sollten:

Interface Message Processor (Washington University in St. Louis); TCP/IP -> Stanford; World Wide Web – CERN (Europäische Organisation für Kernforschung); HTML/HTTP – CERN (Europäische Organisation für Kernforschung); Browser Mosaic – National Center for Supercomputing Applications; CSS – W3C am MIT; MP3 -> Fraunhofer-Institut

Der Boden, auf dem wir gehen, ist schon staatlich. Ups. Ist die mp3 also stalinistisch, höre ich Behördenmusik, weiß der Staat automatisch, mit wem ich chatte?

Meine Nachhilfeschülerin war 18, da darf man Staat für ein abstraktes Gebilde halten, das fernab von mir brazilesk Regeln aufstellt, die niemand versteht. Aber irgendwann sollte man das Fenster aufmachen und der Wirklichkeit hallo sagen.


29
Dez 12

Yanomami haben keine Deadlines

Natürlich ist heute das Schlüsselwort. Im Großen und Ganzen soll man sein Kind wie in der Steinzeit aufwachsen lassen, jahrelang Stillen (wie etwa die im Amazonasdschungel lebenden Yanomami, die dies für drei, vier Jahre machen) immer in seiner Nähe sein, eine Idee von bestechender Logik. Der einzige Haken daran: Ich lebe nicht im Dschungel, meine Höhle kostet Miete. Und Yanomami töten einander zwar ständig, haben jedoch keine Deadlines.

Weiter bei der FAZ


29
Dez 12

Die Rückeroberung des öffentlichen Traumes

Mathias Richel schreibt über Wege, das Netz zurückzuerobern.
Sein Ansatz ist, eine öffentlich-rechtliche Netzstruktur aufzubauen. Jeder wäre dann Herr seiner eigenen Wolke. Wie im Himmel.

“Und wer soll das bezahlen?
Das ist das Einfache: Die Telkos.

Ich plädiere für eine Abgabe der Accessprovider pro Anschluss.
Und weil es so schön griffig ist: Der Netzeuro.

Pro Anschluss (IMHO z.Zt. ca. 55 Mio deutschlandweit) führen die Telkos 1€ der monatlichen Nutzerentgelte ab. Das ist ausreichend, um dieses Vorhaben zu finanzieren (55Mio mtl./660Mio jährlich) und niedrig genug, damit dieser Euro im Preiskampf nicht auf die Nutzer umgeschlagen werden kann.”

Als etwa 2006 die Frage aufkam, ob Blogs die großen Medienverlage verdrängen werden, konnten Blogger recht optimistisch auf die Zahlenentwicklung schauen. Die öffentliche Meinung, so sah es aus, wäre nicht mehr die Meinung einiger reicher weißer Männer (und Erbinnen), sondern die aller.

Geschehen ist etwas anderes. Burda verdient sein Geld mit Fressnapf.de, Axel Springer mit dem Bild-Shop und die meisten anderen mit gar nichts. Journalisten werden entlassen und müssen SEOs werden.

Immer wieder stellen die Nutzer von Reddit, dem sozialen Newsaggreagtor, fest, dass die Seite zu Advance Publications gehört, einer gigantischen Medienholding, zu der eine Zillion Zeitungen und Magazine gehören. (Und bleiben dennoch auf der Seite).
Ob man den New Yorker liest oder GQ oder die Vogue, ob man auf Reddit eine Anzeige klickt oder auf style.com oder arstechnica.com, immer geht der Erlös an Donald Newhouse und Familie.

Was hat also das Web2.0 bislang verändert? Das, was wie der Beginn eines Triumphzugs aussah, war in Wahrheit ein Rückzugsgefecht. Die reichen weißen Männer (und Erbinnen) haben bislang gewonnen. Uns bleibt das Liken.


20
Dez 12

Der Papst und die Natur der Liebe

Papst Benedikt XVI hat in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2013 etwas Bemerkenswertes geschrieben.
„… die natürliche Struktur der Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau muß anerkannt und gefördert werden (…). Diese Grundsätze sind keine Glaubenswahrheiten (…). Sie sind in die menschliche Natur selbst eingeschrieben, mit der Vernunft erkennbar und so der gesamten Menschheit gemeinsam. Der Einsatz der Kirche zu ihrer Förderung hat also keinen konfessionellen Charakter, sondern ist an alle Menschen gerichtet, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit.“
Das Schlüsselwort ist hier: menschliche Natur. Wenn das Oberhaupt der größten Religionsgemeinschaft der Erde sich ausdrücklich nicht nur nicht auf Glaubenswahrheiten beruft, sondern darüber hinaus implizit Glaubenswahrheiten gegenüber dem, was der Natur des Menschen „eingeschrieben“ sei, als niederrangig einstuft, ist dies durchaus erstaunlich.

Es wurde Richard Dawkins nicht selten vorgeworfen, dass er als Naturwissenschaftler in ihm fachfremden Gebieten wildere (wobei geflissentlich übersehen wurde, dass Theologen, die Glaubensinhalte kritisch betrachten, sogleich ihre Lehrberechtigung verlieren, ein kritischer Theologe also gleichsam eine Denkunmöglichkeit darstellt) – nun ist der Theologe aller Theologen also zum Naturwissenschaftler geworden und erklärt die Natur zum Richter über die letzten Fragen.

Schauen wir uns doch einmal diese Natur an.

Gibt es in der Natur Regeln?
Menschen versuchen, diese Regeln zu finden.
Die Regel, dass ein Mann keinen Mann, eine Frau keine Frau lieben kann, wurde von Biologen bislang nicht entdeckt.

Aber was wissen schon Biologen? Thomas Goppel von der CSU weiß es genauer:
“Die Gleichwertigkeit von Lebensgemeinschaften (…) hat ihre ganz natürlichen Grenzen (…) wer im Unterricht durchgängig die Ohren offen hatte, weiß, dass es Qualitätsunterschiede gibt, die sich schon in der Bestandssicherung zeigen.”

Natur heißt also Bestandssicherung.
Die Natur, um einen guten Scherz nie verlegen, ersäuft gerade mal 1000 Langschwanzmakaken in einem Wirbelsturm, legt die Hand an ihr Ohr und fragt: „Wie war das, Herr Goppel?“
Herr Goppel antwortet: „Du siehst vor, liebe Natur, dass Lebensgemeinschaften von Mann und Frau wertvoller sind als…“
Die Natur hebt einen Bienenstock, in dem bekanntlich einige nur für diesen Zweck existierende Männchen von in asexueller Lebensgemeinschaft hausenden unfruchtbaren Weibchen dazu angetrieben werden, so viele junge Mädchen wie möglich während eines One-Night-Stands zu befruchten, die daraufhin den Rest ihres Lebens brütend verbringen, besamt von diversen Jünglingen, die nach dem Akt sterben, die Natur hebt also einen solchen Bienenstock vor Goppels Augen und fragt:
„Was ist eigentlich ein Mann? Und was eine Frau? Ist diese Arbeiterin hier eine Frau, obwohl sie nicht gebären kann? Und was ist mit jemandem, der zwei Geschlechtsorgane hat, eins von jeder Sorte? Und was ist mit Seepferdchen? Und sag jetzt nicht, die wären eben eine Abirrung, ich mache keine Fehler.“
Woraufhin Herr Goppel sagt, es sei doch klar, die Menschen mit dem Rüsselchen, das seien die Männer, und die hätten Samen, und die mit den Tüten vor dem Brustkorb, das seien die Frauen…
„In die Tüten mache ich manchmal Knoten, das ist lustig“, ruft die Natur. „Dann wuchert es da total spannend, bis überall Knoten sind und dann wird aus dem Wesen mit den Tüten vor dem Brustkorb Wurmfutter. Das ist toll, das ist mein Kreislauf. Tüten – Knoten – Wurmfutter – Vogel – Katze – größerer Vogel, zum Beispiel Adler. Und so weiter. Was sagtest du noch?“
„Naja, dass es dir, ähm, also das sage nicht ich, das sagt der Papst, mein Chef, eingeschrieben ist, dass Mann und Frau…“
„Really? I don‘t give a flying Spaghettimonster of a fuck.“
Manchmal spricht die Natur Englisch, genau wie Gott, aber der hat ja nichts mehr zu sagen.
„Aber die Natur der Liebe verlangt doch…“, ruft Herr Goppel der Natur, die sich schon abgewandt hat, um ein paar Kinder an Leukämie sterben zu lassen, hinterher.
„Liebe?“ Die Natur dreht sich noch einmal zu Herrn Goppel. „Die habt ihr erfunden. Vielleicht macht ihr es manchmal zu schwer damit. Aber ich muss euch das lassen: Was Schöneres als diese kleine Idee, die ihr da hattet, ist mir eigentlich nie gelungen. Ihr seid schon putzig.“


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