Johannes Ponader, Problem-Pirat: In Blogs, die ich gerne lese, in Newsportalen, die ich weniger gerne lese, auf Facebook, das ich mal so mal so gerne lese, überall wird Johannes Ponader, Sanftling und Sandalenträger, als Verantwortlicher für die Demoskopiekrise der Piraten gesehen.
Auf Twitter wird er von Piratenvorständen beschimpft, Menschen, die ich mag, machen Würgegeräusche, wenn es um Ponader geht.
Er ist ein Sprecher mit einem Maulkorb.
Was hat der Mann getan?
Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er intern ein Arschloch, es ist denkbar, dass die Leute, die sich über ihn aufregen, mehr über ihn wissen als ich.
Ich weiß über ihn nur, was man als Fernsehzuschauer und Twitterleser so weiß.
Seitdem ich ihn das erste Mal gesehen habe, geht es mir immer gleich mit ihm. Ich möchte ihm sein verdammtes Handy aus der Hand schlagen, ich möchte ihm sagen, dass er da nicht so rumlümmeln soll. Und dann höre ich ihm zu und denke: Endlich mal ein Mensch.
Seine gewaltfreie Sprache weckt das Schlechteste in mir, bis das Schlechteste in mir mir schließlich zuraunt: Schau – hat der nicht Recht?
Hauptkritikpunkt an Ponader ist, dass er seine persönliche Nichterwerbtätigkeitssituation zum Thema mache, und damit den Piraten, die auf die arbeitende Bevölkerung als Wähler nicht verzichten wollen, Schaden zufüge.
Nun sind aber arbeitsfähige Nichterwerbler eine Tatsache. Ich kenne wunderbare Menschen, die sich kaum einen Döner leisten können, aber durchaus eine Bereicherung sind. Will man Menschen, die nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen können, aus der Politik ausschließen?
Ich verstehe den Zusammenhang zwischen seinem guten Abiturschnitt und seiner Arbeitslosigkeit nicht. Er ist intelligent und findet sich trotzdem nicht im Arbeitsleben zurecht. Wäre für viele Tätigkeiten nicht der Satz “Er ist intelligent und findet sich deshalb nicht im Arbeitsleben zurecht” genauso zutreffend?
Nicht jeder hat das Glück, tüchtig sein zu können.
Eine Gesellschaft, die frei sein möchte, sollte sich Ponaders leisten können.
Eine Partei muss sich keinen Sprecher leisten, der nicht für sie spricht. Es wäre eine Zumutung für die Piraten, von jemandem vertreten zu sein, dessen Lebensstil sie ablehnen. Aber ihn durch Mobbing wegzubekommen, das kann nicht der Weg sein. Warum kann eine Partei, die sich der Basisdemokratie verschrieben hat, kein Meinungsbild über Personalfragen bekommen?
Du hast einige Punkte übersehen:
1) Mit Johannes Ponader kann sich die arbeitende Bevölkerung nicht identifizieren, weil sie die Problematik der Künstler nicht kennen, nicht verstehen, nicht nachvollziehen können, und auch nicht wollen.
2) Mit Johannes Ponader kann sich die nicht-arbeitende Bevölkerung nicht identifizieren, weil er versuchte seine Popularität für eine priviligierte Behandlung durch Spendeneinnahmen zu nutzen. Diese Möglichkeit haben die üblichen ALG II Empfänger nicht, und daher ist er “keiner von ihnen”
3) Johannes ist extrem exzentrisch. Ihm ist nicht klar, dass er sich als PolGF als Symbol für die Piraten, als auch für die potentiellen Wähler präsentieren muss. Das ist sicherlich eine Gratwanderung, aber Johannes hat den Weg gefunden, weder die Piraten zu representieren, noch Wähler anzusprechen. Kein idealer Mittelwert.
4) Gemessen an den Aussagen seiner Kollegen muss die Zusammenarbeit mit ihm extrem schwer fallen weil er sich nicht an Absprachen halte. Da dies aus verschiedenen Lagern gleichermaßen geschildert wird, kann man dazu neigen der Darstellung Glauben zu schenken
5) Johannes Konfliktverhalten auf Twitter sieht so aus:
a) Konflikt
b) patzige Reaktion durch Johannes, in der er durchaus auch beleidigend werden kann, typische Verbreitung durch .@ Replys (damit sie jeder seiner Follower liest und entsprechend retwittern kann)
c) Vorschlag des Telefonats
d) Kurze Mitteilung auf Twitter dass man sich ausgesprochen hätte
Dass der “Schaden” durch die RTs der Follower von Johannes bereits angerichtet ist, und von Johannes auch nicht behoben wird, bleibt der Eindruck dass dieses Muster, das man immer wieder verfolgen kann, gewollt ist und gezielt eingesetzt wird, um Kritiker zu diskreditieren. Einfach mal selbst beobachten.
Johannes ist Einzelgänger, aber kein Teamplayer. Seine exzentrische Art als Künstler mag ihn als solchen einzigartig machen, aber als polGF verkauft er hier nicht nur sich selbst, sondern die Piraten, und seine Lebensart ist mit dieser Position einfach nicht mehr vereinbar.
Es wird Zeit für Johannes einzusehen, dass er die falsche Besetzung für diesen Posten ist, und sich wieder ganz seiner künstlerischen Karriere widmen. Er mag ein guter Sprecher für Künstler sein, aber absolut ungeeignet, die Piraten zu repräsentieren
Wenn das so ist, wie du es in deinem Blog schreibst, dass nämlich nur ein Bruchteil der Piraten hinter Ponader steht, dann gibt es doch sicherlich Mechanismen, diesem Mitgliederwillen auch zu folgen.
Was steht den in der Satzung?
In der Satzung steht, dass auf Bundesparteitagen ein Vorstand gewählt wird und alles weitere Anträgen auf Parteitagen überlassen ist. Einen Bundesvorstandsmitglied abwählen geht nicht, nur eine Neuwahl.
Das Problem, so wie ich es sehe, ist stets wieder das selbe: Die Piraten nutzen weder als Partei, noch als Mitglieder ihrer Partei die Chancen, die sich bieten. Schramm hat die Aufmerksamkeit für nichts und wieder nichts verschenkt; Nerz hat immer nur warme Luft verteilt; Schlömer verteilt gar nichts; Ponader bekommt seine Anliegen nicht auf die Füße gestellt. So viele Themen und Debatten, so viel Aufmerksamkeit – alles blindlinks verschenkt.
Ich sehe das Kernproblem nicht in der beruflichen Situation von Johannes, sondern darin, dass er mit seinem Vorgehen, die Piraten polarisiert. Genau da sehe ich einen Widerspruch zu seiner Funktion als PolGF, der er dadurch nicht mehr richtig nachkommen kann. Da ich Johannes als intelligenten und aufgeschlossenen Menschen kennengelernt habe, hoffe ich, dass er sich dieser Problematik stellt.
Ich halte es allerdings für falsch, alles, was geschieht, auf den #BuVo zu schieben. Um die Piraten voranzubringen, sind alle Piraten gefragt! Wir sollten uns an dieser Stelle auch nicht von irgendwelchen Presseberichten verückt machen lassen.
“Will man Menschen, die nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen können, aus der Politik ausschließen?”
Nein. Aber ein PolGF sollte seine individuelle Erwerbssituation nicht zum Thema machen, das voraussehbar stark polarisiert – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Piratenpartei. “Vom Amt zurück zu treten” war zudem ein absoluter Missgriff, denn das hat ihn die Sympathien vieler Hartz4er gekostet, die eben NICHT “zurück treten” können.
Durch Ponnader hat die PP jetzt auch ein Struktur-Problem: ich nehme eine “gefühlte Mehrheit” der Basis und Amtsinhaber wahr, die ihn gerne abwählen würden, wenn er schon nicht von selbst so weise ist, zurück zu treten. Dafür aber gibt es kein Verfahren, man müsste den gesamten Vorstand neu wählen, was viel Zeit kostet und den nächsten, als “Programmparteitag” konzipierten Parteitag überlasten würde.
Wie aber will man “die Basis” davon abhalten, einschlägige Anträge zu stellen? Da der Anspruch in Sachen Basisdemokratie bei den Piraten sehr hoch ist, wird es evtl. problematisch, dem mit bloßen Verweisen auf Geschäftsordnung und Antragsfristen zu begegnen.
Dieses Dilamme nutzt Ponnader derzeit zugunsten seiner Position – dabei sollte es doch oberstes Anlieben eines PolGF sein, Schaden von der Partei abzuwenden. Und nicht, sich persönlich möglichst lange zum Gegenstand von Auseinandersetzungen zu machen.
Ich sehe das alles nur “von außen” und lasse mich gerne belehren, sollte ich voll daneben liegen.
Ich finde, nicht Johannes Ponader schadet dem Ansehen der Piratenpartei, sondern die mangelhafte Rückendeckung seitens der Piraten. Mein Eindruck: Die Piraten haben ihn zwar gewählt (trotz oder wegen seiner besonderen Haltung zu seiner Erwerbs-/Nichterwerbssituation), doch nachdem er viel Gegenwind oder Unverständnis seitens konservativer Medien und Politikkonsumenten bekam, stehen sie nicht zu ihrer Wahl. Das finde ich persönlich schade. Denn eigentlich wäre Johannes Ponader m.E. perfekt als Galionsfigur für eine neue Politik, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt und nicht seinen Marktwert. Und ich finde, das kann ruhig offensiv und provokativ geschehen. Die Mehrheit der Deutschen muss sich nur erst mal vom jahrzehntelang eingeimpften Leistung=Lohnarbeitsprinzip lösen. Aber das braucht seine Zeit. Nicht Johannes muss sich ändern – WIR als Gesellschaft müssen uns ändern. Und wenn die Piraten ihn jetzt absägen, nur weil er ihren Marktwert nicht schnell genug steigert, demontrieren sie mir nur, dass sie auch nicht besser sind, als all die anderen Absahner und Karrieristen im deutschen Politikzirkus, denen es schon lange nicht mehr um die Entwicklung unserer Gesellschaft geht, sondern nur um ihr persönliches Fortkommen.
@Iris Ich denke da ganz ähnlich wie Du, und finde es wirklich schändlich, dass der soziale Status so in den Vordergrund gestellt wird. Eher würde ich sagen, ein Schlömer oder Nerz schaden den Piraten – sehen auch einige Kommunalpolitiker hier in Berlin so.
Ein paar Klarstellungen:
Der Bundesparteitag hat Johannes ins Amt gewählt. Diese Entscheidung der Basis ist hinzunehmen. Jetzt über eine angebliche Mehrheit, die gegen ihn ist, zu sprechen, ist sinnlos.
So viel ich weiß ist die Spendenaktion nicht von Johannes selbst ins Leben gerufen worden. Er hat auch keinen Cent davon angenommen.
Johannes hat doch nicht selbst seine Situation in den Vordergrund gestellt. Das waren die Medien. Von Anfang an!
Fehlende Teamfähigkeit ist natürlich sehr schade, aber bis zur nächsten Wahl müssen wir damit leben.
Ich kann den Unmut der Vorstandskollegen verstehen, aber ihn jetzt herauszumobben tritt den Willen der Parteibasis mit Füßen.
@Iris: ein “Hartzer” als Geschäftsführer wäre aus meiner Sicht KEIN PROBLEM, sondern Repräsentant einer nicht unerheblichen Gruppe marginalisierter Menschen, die gemeinerweise immer wieder als Faulenzer gebasht wird.
Aber “vom Amt zurück treten” mit anschließendem Spendenaufruf gibt dem eine andere Dimension: das können halt nicht alle machen…. Und auch, wenn das von J.P. gestoppt wurde, bleibts doch im Bewusstsein hängen.
Abgesehen davon fände ich es richtig, wenn eine Arbeitsgruppe (z.B. ein Parteivorstand) sich über die jeweiligen Themen zusammen rauft, dann abstimmt und sich dran hält. Passiert das nicht (ich kann das nicht beurteilen, hab’s nur gelesen), dann kann man doch jegliche gemeinsame Arbeit vergessen!
“Will man Menschen, die nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen können, aus der Politik ausschließen?”
Genau das ist der springende Punkt. Ponader KANN für seinen Lebensunterhalt sorgen, er hat ja sogar Jobs abgelehnt. Er WILL ganz einfach nicht für seinen eigenen Lebensunterhalt sorgen sondern lieber als “Lebenskünstler” durch die Weltgeschichte tingeln. Das fällt ihm natürlich auch erst NACH seinem von der Allgemeinheit bezahlten Studium ein.
Ponader ist einfach ein Schmarotzer wie er im Buche steht und ein Paradebeispiel dafür, warum Hartz 4 eingeführt wurde. Und das sage ich als entschiedener Gegner der Agenda2010/H4-Gesetzgebung.
@ClaudiaBerlin:
Zum Spendenaufruf hat B3nj4m7n schon was gesagt. Und zum “Vom Amt zurücktreten” kann ich nur sagen: Was hat er denn für Möglichkeiten, wenn er andauernd aus den eigenen Reihen unter Feuer genommen wird? Ich würde mich da auch nicht hinstellen und mein ganzes Leben multimedial auseinandernehmen und bewerten lassen, wenn ich nicht mal mehr das Gefühl hätte, dass meine eigenen Leute mehrheitlich hinter mir stehen. Zu evtl. internen Abstimmungsproblemen im Piratenvorstand kann ich nichts sagen, da ich deren Absprachen nicht kenne. Ich hab hier lediglich beschrieben, wie das Hickhack um Johannes Ponader auf mich als Außenstehende wirkt.
@Thomas:
Und Dein Kommentar lässt Dich in meinen Augen aussehen wie einen Spießer, wie er im Buche steht. Ich für meinen Teil empfinde Kunst und deren Schöpfer als wichtigen und wertvollen Teil unserer Kultur und halte daher Investitionen in die Bildung Kulturschaffender nicht für verschwendet. Darüber hinaus finde ich es unvereinbar mit dem Recht auf Menschenwürde, dass einer JEDE Arbeit machen soll, um in unserer Gesellschaft existieren zu dürfen. Dann ist Arbeit nämlich keine freiwillige Leistung für angemessenes Entgelt mehr sondern Lohnsklaverei.
@Thomas: klar, dass die “Schmarotzer-Hetze” natürlich nur anonym rüber kommt…
Am “unteren Ende” der Leistungsgesellschaft werden gerne Hartz4er als Faulenzer gebasht – ganz egal, was sie im Leben tatsächlich TUN. Da kocht einfach der Neid bei vielen hoch, die selbst recht entfremdet arbeiten, es aber niemals wagen würden, aus dem Rattenrennen auszusteigen und mal zu schauen, was man wirklich GERNE arbeiten würde, bezahlt oder unbezahlt.
Und ja, ich finde, das muss sich unsere Gesellschaft, unser stinkreiches Land leisten! Denn es kritisiert ja auch niemand jene als Schmarotzer, die einfach von ihren Kapitalerträgen leben – das sind dann “Leistungsträger”, auch wenn sie nicht mehr machen, als ein bisschen Kunst zu sammeln oder der weiteren Geldvermehrung wegen mit Immobilien spekulieren.
Mittlerweile glaube ich sogar, dass der ein netter, geistreicher und kreativer Mensch ist. Sonst hätten den auch nicht soviele als PolGF gewählt.
Nur: Ihm fehlen anscheinend die relevanten Qualifikationen für das Amt. Teamfähigkeit wurde angesprochen, integrierend wirken, motivierend sein, sich der eigenen Außenwirkung und die Folgen für die Organisation (PP) bewusst sein, Organisations-Talent, Breite der kommunikativen Mittel, usw.
Im Grunde ist das eine Tragödie. Nächster Akt: Bundestagswahl unter 5%.
“Als mein gelber Wellensittich aus dem Fenster flog,
hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein,
denn er sang wohl etwas anders und war nicht so grau wie sie,
und das passt in Spatzenhirne nicht hinein.” (Gerhard Schöne)
Interessant, wie eine Partei, deren Reiz das Exotische, Neue war, nach so kurzer Zeit mit ihren Exoten umgeht und dabei ganz schön alt ausschaut.
Ja, was sollen auch die Leute von uns denken!?
Es wird ja immer wieder gesagt, er würde sich nicht an Absprachen halten. Ich finde nicht, dass man das gegen ihn verhängte Talkshowverbot als Absprache bezeichnen kann. Und ich finde es ehrlich gesagt gut, dass er sich nicht daran hält, denn das ist einfach lächerlich. Keine Ahnung, wie er beim breiten Publikum ankommt, aber alles aufs breite Publikum auszurichten und massenkompatible Mitglieder nach vorne zu schieben, weil die vielleicht besser ankommen könnten, halte ich für den falschen Weg.
Von weiteren “Absprachen”, an die er sich nicht gehalten hat, habe ich noch nichts gehört.
@Iris:
1. Hartz4 ist keine Künstlerförderung und auch kein BGE, sondern Grundversorgung für Menschen, die sich nicht selbst versorgen _können_.
2. Was hat denn der “Lebenskünstler” Ponader bitteschön so tolles und signifikantes an Kultur geschaffen?
3. Er hat den Job abgelehnt, für den er studiert hat, nicht “JEDE Arbeit”.
@Claudia:
1. Das ist keine Hetze, sondern eine Feststellung. Ich habe oben dargelegt, warum ich Ponader für einen Schmarotzer halte. Du lieferst mir nun kein einziges Argument, warum Ponader das nicht ist oder warum meine Ausführungen Hetze sind.
2. Ich rede nicht von jedem Hartz 4-Empfänger, ich rede explizit von Ponader.
3. Ach komm, ja, klar, ich bin total neidisch weil ich nicht am Existenzminimum leben muss. Glaubste doch wohl selber nicht.
4. Ich beschwer mich auch liebend gerne über die “Leistungsträger”, deren Leistung darin besteht, Geld zu besitzen. Sind oft genug genau solche Schmarotzer wie ein Ponader, nur dass sie auf der anderen Seite der Reichtumsskala sitzen.
Es ist nicht jeder wie Ponader. Nicht jeder will wie Ponader sein. Die Zahl der Ponaders ist verschwindend gering im Vergleich zur Zahl derer, die mit dem, was man geregelte Arbeit nennt, klarkommen oder sich irgendwie arrangieren. Vielleicht macht er mal wieder irgendwas Künstlerisches und bekommt das bezahlt. Wie sieht die Alternative aus? Zwangsarbeit? Verhungern lassen? Malte hat schon Recht: “Eine Gesellschaft, die frei sein möchte, sollte sich Ponaders leisten können.” Würden alle Künstler (Schauspieler, Autoren, Musiker…), die kurz oder länger auf Hartz IV angewiesen sind, sofort ihr Leben umbauen und künftig was anderes machen, wäre Deutschland eine kulturelle Wüste. Die Piraten könnten, statt sich auf Ponader einzuschießen und in ihm das Grundübel zu sehen, ein Debatte über Kultur, Gagendumping, Autorenhonorare etc. lostreten. Und falls es noch keiner gemerkt hat: Ponader arbeitet. Er ist Politischer Geschäftsführer der Piratenpartei. Bekommt er das bezahlt? Nein, Ehrenamt. Ah ja.
Ich kann Thomas nur zustimmen, Ponader ist ein Schmarotzer. Leider gehöre ich derzeit zu den 20% prekär Beschäftigten, ich arbeite 60h/Woche und komme einfach zu nichts, es reicht gerade für das Nötigste. Ponader, der noch nie in seinem Leben einen Beitrag zum BIP geleistet hat, stellt sich hin und fordert beispielsweise bedingungsloses Asyl für alle, unabhängig vom Herkunftsland. Er möchte mir bitte erklären, wie ich das finanzieren soll.
Ich finde es sehr irritierend, dass Piraten, die die Einführung des BGEs in ihr Parteiprogramm mit aufgenommen haben die Begriffe “Arbeit” und “Erwerbsarbeit” gleichstellen – und somit auf dem gleichen Niveau argumentieren wie die klassischen BGE-Gegner.
Soweit ich das beobachten kann arbeitet Johannes Ponader sehr viel. Momentan steckt er seine gesamte Arbeitskraft in eine Tätigkeit die nicht finanziell entlohnt wird – in unserem jetzigen System bzw. innerhalb der piratigen Parteistruktur.
Ebenso ist es natürlich jedem möglich “vom Amt zurück zu treten” und andere Wege zu gehen. Auch hier bewegen sich einige der Kommentatoren in einer gängigen Opferhaltung “da kann man eben nichts machen wenn man da drin ist” “der soll doch das arbeiten was er gelernt hat”. Wo sind wir denn? Für was für eine Politik sollen denn derartige Aussagen stehen?
Johannes ist auch nicht der einzige der das macht, auch nicht der einzige der das sehr bewusst und öffentlichkeitswirksam macht. Abgesehen davon, dass er, wie schon erwähnt, weder die Spendenaktion ins Leben gerufen hat, noch dieselben angerührt.
Es gibt im übrigen ganze Projekte die sich über diese Art und Weise finanzieren und jeder Spender kann ja wohl auch selbst entscheiden für wen oder was er/sie spenden möchte.
In den Interviews, in denen ich ihn gesehen habe hat mir gerade sein “am Thema bleiben” und seine ruhige und klare Kommunikation. Weit entfernt von “sich als Person in den Mittelpunkt stellen”.
Was ich wirklich schädlich finde für den so genannten “Ruf” der Piraten, dass sind die lautstarken öffentlichen Angriffe von Parteikollegen gegen seine Person. Dieses “dissen” ist weit entfernt von der Basisdemokratie die die Piraten sich auf die Fahne schreiben. Das ist ein Umstand, der mich als Wählerin weit mehr irritiert denn alle Aktionen und Aussagen von Johannes zusammen.
Ich finde es interessant, wie die Befürworter von Johannes immer seine nette Art, seine Politischen Forderungen und seine positiven Seiten herauskehren, aber weder seine mangelnde Teamfähigkeit noch sein Ignorieren von Absprachen (nein, nicht das mit den Talkshows, ich meine alle anderen) verteidigen, dementieren oder als Lüge bezeichnen.
Daraus erkenne ich folgendes Muster: Aber der Johannes, das ist doch ein ganz netter und er fordert doch ganz super Dinge, das kann alles gar nicht wahr sein bzw. ich will es nicht wissen weil dann mein Bild zusammenbricht.
Ich nenne dass das Guttenberg-Jünger-Syndrom, an der perlt jede Kritik ab.
Spencer
Ach du je. Weil du hier mit deinen Stammtischparolen alleine bist, gleich noch ein paar Sockenpuppen nachschieben? Falls das Trolling sein soll: 0/10, weil zu abgegriffen. Falls nicht: Dito.
[...] Ponader „Ich verstehe den Zusammenhang zwischen seinem guten Abiturschnitt und seiner Arbeitslosigkeit nicht. Er ist intelligent und findet sich trotzdem nicht im Arbeitsleben zurecht. Wäre für viele Tätigkeiten nicht der Satz “Er ist intelligent und findet sich deshalb nicht im Arbeitsleben zurecht” genauso zutreffend?“ [...]
“Was ich wirklich schädlich finde für den so genannten “Ruf” der Piraten, dass sind die lautstarken öffentlichen Angriffe von Parteikollegen gegen seine Person. Dieses “dissen” ist weit entfernt von der Basisdemokratie die die Piraten sich auf die Fahne schreiben. Das ist ein Umstand, der mich als Wählerin weit mehr irritiert denn alle Aktionen und Aussagen von Johannes zusammen.”
Das unterschreibe ich so. Danke für deinen Beitrag, Tanja, dem stimme ich zu. Die Art wie mit Johannes umgegangen wird, gefällt mir nicht besonders. Ich merke auch, dass nicht pirative Bekannte das oft nicht einordnen können und dann bleiben halt nur laute, mitunter polemische Stimen hängen. Schade.
@ Pirat aus dem hohen Norden
Du schreibst: Die Art wie mit Johannes umgegangen wird, gefällt mir nicht besonders.
Ich sage: Ja, stimmt – aber die Art, wie Johannes mit seinen Vorstandskollegen umgeht und wie er Mehrheitsbeschlüsse ignoriert gefällt mir auch nicht besonders, um nicht zu sagen das sind kein demokratischen Umgangsformen.
Das ist doch das Problem: Teamarbeit kennt er nur mit seinen Jüngern bei denen er den Ton angibt und bei denen es kaum Kritik gibt, Mehrheitsbeschlüsse in anderen Gremien die ihm nicht passen akzeptiert er nicht.
@jobfuerjohannes:
Wer einen Blog-Artikel über Johannes mit “Die Zecke im Pelz” betitelt, zeigt imo kein bisschen mehr Intellekt und Würde (und übrigens auch mangelndes Geschichtsbewusstsein) wie die kleingeistigen Spießer, die ihn öffentlich als Schmarotzer beschimpfen. Wenn ich so was lese, gruselt’s mich und ich fühle mich in finstere deutsche Zeiten zurückversetzt.
Hier gibt es anscheinend ein großes Missverständnis zum Thema staatliche Kulturförderung. Es ist richtig, dass der Staat kulturelle Projekte, Künstler und Kreative unterstützen sollte. Dabei muss er auch nicht massentaugliche Arbeiten fördern. Das passiert so auch. Ob im notwendigen Ausmaß sei mal dahingestellt, aber es passiert. Was der Staat meines Erachtens NICHT leisten muss, ist es jedem, der denkt, er wäre ein guter Künstler, es jahrelang zu finanzieren zu scheitern. In meinem Bekanntenkreis sind sehr viel Künstler. So weit ich weiß, hatte es noch keiner von ihnen jemals nötig, Hartz4 zu beantragen. Dass Volkshochschul-Kunst-Johannes es seit Jahren nicht schafft, von seiner Kunst zu leben, bedeutet für mich vor allem, dass er es einfach nicht kann. Er ist ein schlechter Künstler. Und damit ist er auch für mich ein Schmarotzer. Ich denke, dass man solche Schmarotzer wie Johannes nie verhindern kann und wegen solchen Zecken, die das System gezielt ausnutzen, auch keinesfalls die Regeln verschärfen sollte. Das muss ein sozialer Staat aushalten. Als politischer Geschäftsführer ist er aber untragbar.
[...] Welding hat einen lesenswerten Text über Johannes Ponader geschrieben, in dem er sich mit der allgegenwärtigen Diskussion über den politischen [...]
@Pirat aus München…
tja, wer von seiner Kunst nicht leben kann, muss wohl ein schlechter Künstler sein – dass passt so wunderbar zu den verwirrten Bayern –
betoniert weiter Euer Isental zu, widmet Euch anschließend der Donau, und freut Euch ob Eurer wirtschaftlichen Erfolge.
Ich hoffe ihr seid alle gegen Zecken geimpft, die sollen ja im Süden sehr gefährlich sein.
Ponader muss ein unglaublich dickes Fell haben, an seiner Stelle wäre ich längst zurückgetreten, vielleicht macht er es gerade aus Trotz und der vielfach neoliberalen Dummheit etlicher Piraten nicht – vielleicht hofft er – diese ganze Jungpolitikerbrut in die Vereine zu ekeln, in die sie doch eigentlich viel besser hineinpassen –
bei so einem wirtschaftlichkeitsorientierten Jungkünsterpirat aus Bayern bietet sich die JU doch geradezu an (wohl schon ziemlich viel Konkurrenz in dem Landen – hm…) – tja – man könnte auch versuchen die FDP zu retten.
Sorry -manche hier kommentieren hoffnungsvoll – bei anderen krieg ich Pickelhaubenphobien – wir sind schon ein geteiltes Land.
Die Menschen wollen Piraten, sind aber im Kopf CDU. Ich hoffe das sich Ponader so lange wie möglich hält. Er steht genau für das um was es geht.
Ich kenne den Piraten Pomader nur vom Vorübergehen und von seinem Auftritt beim Piratenparteitag in Offenbach. Beides konnte mich weder beeindrucken noch abschrecken. Sandalen interessieren mich als “Skandal” so wenig wie in grauer Vorzeit die Turnschuhe eine Joschka Fischer bei dessen Vereidigung oder zuvor dessen Steinwürfe.
Ich kenne auch das Kommunikationsverhalten Pomaders nicht. Auffällig war aber, dass dieser sich während der gesamten gegen ihn geführten Kampagne auch weiterhin (z.B. via twitter) nur inhaltlich äußerte. Dies reizte seine innerparteilichen Gegner offensichtlich bis zur Weißglut.
Dessen ungeachtet ist festzustellen, dass der mir besser bekannte Teil des Bundesvorstands der Piraten, speziell in Gestalt seines Vorsitzenden, über keinerlei Integrationsfähigkeit verfügt, sondern dem gegenüber Mobbing als Teil innerparteilicher “Kommunikation” akzeptiert. Dieses trifft jetzt eben den unbequemen politischen Geschäftsführer.
Spätestens mit den unglaublichen Angriffen des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit, Alt, auf Pomader, hätte es bei der Piratenpartei klingeln müssen. Hier wurde jemand letztlich von einer exekutiven Behörde (!) öffentlich angegriffen, weil er sich erlaubte, als Hartz IV-Bezieher politisch tätig zu sein.
“Schöner” kann man doch nicht mehr auf den Punkt bringen, wie Bezieher dieser staatlichen Transferleistung aus diesem Staat und sogar von von der politischen Willensbildung bis hin zu Reiseverboten ausgeschlossen werden (sollen).
Es handelt sich bei dem genannten Herrn Alt auch um jenes Vorstandsmitglied, das mit der Infragestellung des Prinzips FÖRDERN vor allem den Abbau jener Arbeitsmarktinstrumente mit vorantrieb, die nicht allein auf FORDERN ausgerichtet waren. Diese führte zu einem massenhaften Zusammenbruch von sinnvollen (und auch erfolgreichen) Fördermassnahmen für Langzeitarbeitslose.
Genau diese Zusammenhänge hätte die Piratenpartei schonungslos aufzeigen können. Statt dessen übte sich der Beamte Schlömer als Piratenvorsitzender in populistischem Geschwätz vom Schlage Kurt Beck: Geh’ mal arbeiten.
Mit Verlaub: Dazu braucht es dann doch keiner Piratenpartei. Da genügten die ganz normalen Stammtischpopulisten aus den Volksparteien.
Es gibt weitere sichtbare Zeichen aus der Piatenpartei, dass sie ihr politisches Verhalten, auch in Personalfragen, immer stärker medial ausrichtet. Einen schlimmeren Verrat an den Ursprungszielen von 2006 kann man sich aber kaum vorstellen. Insofern wirft der “Fall” Ponader unfreiwillig ein grelles Licht auf den Zustand der Piratenpartei. Und es ist nicht schön, was man da in den dunkleren Ecken so erblickt.
@Robert
Es geht doch nicht darum, für was er steht (für was eigentlich, ausser BGE und Selbstdarstellung?). Die Kritik ist doch, dass er nicht vermitteln kann, wofür er oder die Partei steht und dass er es nicht schafft, andere mitzunehmen auf dem Weg und zu überzeugen. Sein IQ mag dem 1er Abi entsprechend hoch sein, sein EQ ist unterirdisch.
Tauss
Dass sich Arlt nicht öffentlich äußern durfte, ist ein Thema für sich. Nur was hier über die sozialrechtlichen Voraussetzungen geschrieben worden ist, ist schlichter Unfug. Es gab schon immer in der Arbeitslosenversicherung die Verpflichtung, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Das betraf auch den früheren Sozialhilfebezug, wenn man aus der ALG herausgefallen war. Ponader hatte auch keinen Anspruch auf die alte Arbeitslosenhilfe, weil ihm dafür die Tatbestandsvoraussetzungen fehlten. Das versicherungsrechtliche Problem war die Ankündigung Ponaders bei seiner Wahl,
dass er zeitlich unbegrenzt sein Ehrenamt ausüben könne. Das ist aber mit dem ALG 2 nicht vereinbar. Natürlich hat Ponader versucht, darüber das Thema Grundeinkommen zu thematisieren. Das ist vor allem aus einem Grund misslungen: Das ALG 2 ist kein Instrument der Parteienfinanzierung – und die Piraten haben halt bis heute das Problem, dass sie die Staatszuschüsse wegen der fehlenden eigenen Einnahmen nicht in voller Höhe nutzen können.
Für diese Debatte ist aber Ponader nicht verantwortlich. Es ist schlicht indiskutabel, dass eine Partei offenkundig nicht in der Lage ist, ihrem politischen Geschäftsführer wenigstens das Existenzminimum zu gewähren. Solche Tätigkeiten kann man eben nicht ehrenamtlich machen. Ponader das auch noch vorzuwerfen, ist eine Geschmacklosigkeit. Das Mindeste wäre es also gewesen, ihn über ein Landtagsmandat entsprechend abzusichern, wenn man ihn schon nicht aus der Parteikasse bezahlen kann. Aber einen jetzt zurückgetretenen Bundesvorstand hat man wohl ebenfalls nicht für die BTW nominiert.
Allerdings wird an dieser Debatte auch deutlich: Die alte Milton Friedman Idee des Bürgergeldes funktioniert in unseren Ökonomien nicht. Aber das haben Strobl und ich schon vor Jahren versucht zu vermitteln … . Hat wohl nicht überzeugt … .
Ich weiß wirklich nicht, Herr Tauss, ob Sie einfach eine andere Wahrnehmung haben als ich, oder ob Sie dreist lügen, um von Ihren eigenen Problemen und Lebenslügen abzulenken.
Die dunklen Ecken, von denen Sie schreiben, mögen Sie in Ihrer eigenen Vergangenheit suchen und wiederfinden, aber nicht innerhalb der Piratenpartei. Ich finde, und das ist meine ganz persönliche Meinung, sollten Sie vor Ihrer eigenen Haustür kehren und das schnell und schonungslos.
B. Mat
Oh, ich muß allerdings sagen, daß ich von seinem letzten Medienauftritt ziemlich beeindruckt war. Das war ein Liquid-Feedback-Interview mit dem Freitag. Ponader wrude zu Parteithemen gefragt, und hat, anstatt zu antworten, die Fragen ins Liquid gestellt. Aus den Antworten wurde dann ein Interview gebastelt.
Anschaulicher hätte er den Politikstil der Piraten kaum darstellen können. Ein gelungener Auftritt, der die Kernthemen und as Themen-statt-Köpfe-Ideal der Piraten perfekt vermittelt hat.
Was ich in all den Postings – mutmaßlich von Piraten – vermisse ist die Erkenntnis, dass das Amt des PolGF nicht der Posten des Kassierers eines Vogelzuchtvereins ist, sondern ein Beruf in Vollzeit. Spätestens zur Bundestagswahl werden die Vorstandsmitglieder mindesens 80h pro Woche für die Partei rackern, da bleibt eh kein Platz für einen “normalen” Job.
Wenn bei den Piraten erwartet wird, dass die Funktionsinhaber ihre Kohle selber mitbringen, müssen sie damit rechnen, dass die Fluktuation der Vorstandsposten so weitergeht und die Zahl derjenigen, die bereit ist, diese Jobs zu machen, eher gering.
Die Äußerungen, Ponader habe geeignete Arbeit abgelehnt nach dem vom Staat bezahlten Studium, sind bezeichnend für die politische Ahnungslosigkeit der Autoren. Ponader ist freiberuflicher Künstler. Die Kulturpolitik fördert seinesgleichen exakt nicht. Es gibt reichlich Musiker, bildende Künstler und Schauspieler, die sich von einem Miniverdienst zum nächsten hangeln. Das schließt auch Schauspieler ein, die wir aus Fernsehserien kennen.
Was die Piraten dringend brauchen ist Kommunikationsdisziplin. Wenn ich alleine die vielen Äußerungen von Arbeitsgemeinschaften sehe, die von der Presse als “Parteimeinung” kolportiert werden – und keiner aus dem Vorstand macht was dagegen – krieg ich die Hand gar nicht mehr aus dem Gesicht. In der Transparenzsituation ist die Nuklearia ein gefundenes Fressen für die Presse (“Piraten wollen mehr Atomkraftwerke”).
Ponader ist nicht das Problem, sondern seine Partei. Jemanden erst ins Amt wählen und dann öffentlich zerhacken zeugt von Zuständen wie in der FDP, beim HSV und anderen Karnevalsvereinen.
Man kann Ponader vieles vorwerfen, sicherlich aber nicht, dass er sich verstellt oder seine Persönlichkeit verschleiert. Es werden wohl die meisten Piraten, die ihn gewählt haben gewusst haben, dass er nicht arbeitet, polyamorös lebt, gerne künstlerisch und schwärmerisch redet und vieles andere verkörpert, was Schichtarbeiter in Bottrop oder Stammtischbesucher in Passau zur Weißglut treibt.
Die Tatsache, dass die Piraten so gespalten sind, eine so polarisierende Person erst zu wählen und dann für alles schechte verantwortlich zu machen zeigt für mich leider, dass die Partei bundesweit (noch?) nicht wählbar ist.
Ich bin eigentlich den Piraten gegenüber positiv gestimmt und nehme auch Nerds, Freaks und Semintellektuelle gern in Schutz. Politik darf gern anders versucht werden, Details gern andernorts.
Beim Fall Ponader gelingt mir jedoch gar nicht mehr eine rational-ruhigen Bewertung, weil ich es schon für unangemessen halte, wenn ein ehemaliger Studienstiftler glaubt, er könne ohne schlechtes Gewissen Hilfen der öffentlichen Hand verlangen. Dafür fehlt es (s.o. Lübberding) nicht nur an formalen Voraussetzungen, sondern er kann mit so einem Studienstiftlergehirn ohne weiteres seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Hier noch die Interessen von Menschen vorzuschieben, die diese Freiheit nicht haben, löst bei mir Triple-A-Manipulationsalarm aus.
Ich kann den Piraten nur wünschen, dass Ponader zurücktritt. Supporten werde ich sie bis dahin nicht.
Julia Schramm wird vorgeworfen, dass sie ihr Buch nicht gemäß einer Utopie veröffentlicht hat und Ponander, dass er gemäß einer Utopie lebt. Interessant. ;)
Wieso sind die ALG2-Bezüge von Ponader eigentlich noch ein Thema? Stand der Dinge ist doch, daß er zur Zeit gar keine öffentlichen Gelder erhält. Oder habe ich etwas verpaßt? Und was dieses unsägliche Piraten-Projekt der Spendenfinanzierung als Quasi-Grundeinkommen betrifft, so hat er bereits zugegeben, daß das ein Fehler war.
Manche Kommentare lesen sich so, als hätte Ponader nie selbst Geld verdient und nur dem Staat auf der Tasche gelegen. Seine Darstellung ist anders. Es soll ja auch nicht-künstlerisch tätige Freiberufler und Selbständige geben, deren Einnahmen durch “Hartz4″ aufgestockt werden. Sind das auch alles Schmarotzer oder Zecken, die mal arbeiten gehen sollen? Oder ist das etwas anderes?
Wohl wahr: Mit Arbeitslosengeld soll nicht Parteiarbeit finanziert werden. Jetzt, ohne Arbeitslosengeld, wird Ponader sowohl der Bezug von Arbeitslosengeld vorgehalten als auch von “Partei-Spenden” (ebenfalls nicht mehr aktuell) zu leben.
Und weil der Mann anscheinend per definitionem nichts richtig machen kann, war auch der Verzicht auf staatliche Unterstützung falsch.
Demnächst wird man ihm noch vorwerfen, daß seine Oma ihm gelegentlich einen 50er zusteckt (Beispiel von mir frei erfunden!).
Es mag ja sein, daß seine Person und der restliche Bundesvorstand der Piraten inkompatibel sind, aber mit solchen Situationen sollten alle Beteiligten und die Mitglieder lernen, klar zu kommen. Das wird immer wieder mal der Fall sein. Damit kann man gelassen umgehen oder so wie jetzt.
Ich teile vieles, was Tauss hier schrieb, insbesondere die letzten drei Absätze. Trotz des einen oder anderen Fails erregt auch bei mir nicht ein Herr Ponader Besorgnis. Da gibt’s ganz andere Gestalten!
Und ob jemand ein schlechtes Gewissen hat, kann nur die betreffende Person selbst feststellen, übrigens ganz ohne auf den Glauben oder andere Vermutungen angewiesen zu sein. Wozu das eingeforderte schlechte Gewissen denn dienen soll, bleibt unerwähnt. OK, der Autor dieser Forderung gibt ja zu, in dieser Frage nicht rational bewerten zu können. Es drängt sich mir der Eindruck auf, daß er nicht allein damit ist.
@Christoph Kappes: Ihrer Logik folgend wäre die Annahme eines Stipendiums so was wie ein Seelenverkauf. Der Neid auf das “Studienstiftlergehirn” trieft imo nur so aus Ihrem Beitrag. Das Gehirn ist allerdings ein Geschenk der Natur oder des Himmels (je nach Glaubensbekenntnis) und kann imo nicht automatisch staatlich oder wirtschaftlich ausgebeutet werden, auch wenn die Gesellschaft es mit Bildung füttert. Folglich steht auch dem Inhaber eines “Studienstiftlergehirns” noch ein freier Wille zu, was er mit seinen Begabungen und seiner Bildung anfangen will. Intelligenz lässt sich nicht versklaven!
@Iris: Sie vermuten falsch, ich bin selbst ein Altstipendiat einer Begabtenförderung. Sie werden einfach, statt mir Neid zu unterstellen, damit klarkommen müssen, dass ich anderer Meinung bin als Sie.
Diese Meinung ist, dass, wenn man derart privilegiert war wie ich und Ponader, moralisch verplflichtet ist, den anderen nicht noch mehr auf der Tasche zu liegen. Parteipolitische Aktivität wird dabei nicht angerechnet, weil solche Stipendien von vielen ganz normalen Menschen über Steuern finanziert werden, so dass man das auch – wenn es irgendwie geht – finanziell zurückgeben sollte. Ist doch eigentlich gar nicht so kompliziert.
@Christoph Kappes:
Ich unterstelle Ihnen nicht Neid auf das Stipendium sondern auf die Freiheit des Geistes, die Johannes sich bewahren konnte und Sie offensichtlich nicht. Sie haben sich mutmaßlich (genau wie die meisten weniger Begabten) dem System untergeordnet und stellen nun die Behauptung auf, dass dies aufgrund von moralischem Pflichtgefühl geschah. Das kaufe ich Ihnen aber nicht ab. Es geschah aus Bequemlichkeit. Sie haben einfach einen der angebotenen systemkonformen Wege eingeschlagen, statt sich einen eigenen zu suchen. Sie hatten nicht den Mut und oder die Kraft gegen den Strom zu schwimmen, Johannes schon. Er ist der Spiegel, der Ihnen zeigt, was möglich ist, wenn man sich nicht ergibt. Und ich glaube, DAS nehmen Sie ihm übel. Ich zahle auch Steuern und habe vielleicht damit auch einen Teil von Johannes Stipendium gezahlt. Aber ich erwarte von ihm keine finanzielle Vergeltung dafür, sondern ich hoffe für ihn und für die Welt, dass er – NACH SEINEM ERMESSEN – das Beste aus dem macht, was er mitbekommen hat. Kunst kann man nicht einfach ehrgeizig erarbeiten, sondern man muss danach suchen, Experimente wagen und sich auch trauen, manche Wege vergeblich zu gehen.
Nachdem ich gerade das hier gelesen hab http://bit.ly/SEoWKW denke ich, dass man die Piraten genauso in der Pfeife rauchen kann wie die etablierten Regierungsparteien. Jetzt ganz neu: Transparenz,die Basis macht die Politik – dass ich nicht lache. Da entscheiden doch offenbar genauso ein paar Obermacker ganz autoritär und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wer, was, wie sagt und was das Stimmvieh davon mitkriegt. Und die haben jetzt ihrem von der Basis gewählten Sprecher einen Maulkorb verpasst. Wie lächerlich! Ruhe wollt Ihr haben? Um jeden Preis? Nun, vielleicht wird es bald sehr viel ruhiger um die Piraten als Ihr ertragen könnt.
Auf die binnenrassistischen Äußerungen gegenüber mir gehe ich mal nicht ein.
@volkerk
“Die Kulturpolitik fördert seinesgleichen exakt nicht.”
Das stimmt einfach nicht. Von Stipendien, über verbilligte Atelierräume, die ganz normale Theatersubevention, Kunst am Bau Regelungen, die KSK würde auch der Hobby-Künstler Johannes gefördert. Es ist nur zu stolz/dumm/ideologisch verblendet dazu.
Und mein Gott. Dann hat man eben noch einen Nebenjob. So what.
Bei mir steht auch “Künstler” in der Steuererklärung. Ich zahle aber Steuern, weil ich mir eben Projekte suche, bei denen ich was verdiene. Wenn Johannes dafür zu stolz ist und gleichzeitig zu schlecht für den freien Markt für “echte” Kunst, ist das alleine sein Problem.