Fifty Shades of Grey: Zuckerhut und Peitsche

Vor drei Jahren, als die ganze Welt in „Twilight (Bis(s) zum Morgengrauen)“ einem schönen jungen Vampir dabei zusah, wie er eine schöne junge Frau anschaute, fand eine Britin Mitte Vierzig, dass Zusehen nicht reicht. Und so schrieb sie die Geschichte des jungen, keuschen Vampirs auf einem Internetportal fort.

Sex sollte er haben mit der jungen Frau – und zwar, dass es krachte. „Master of the Universe“ nannte sie die Geschichte. Ihr Pseudonym war „Snowqueen’s Icedragon“, Eisdrache der Schneekönigin.

So viele Leser fand die Vampirsexschmonzette, dass die Frau, die noch nie zuvor geschrieben hatte und bei einem TV-Sender arbeitete, rasch die Verweise auf Vampire und dergleichen strich und ein eigenes Buch herausbrachte: „Fifty Shades of Grey“.

Mittlerweile hat das Hollywoodstudio Universal die Filmrechte erstanden, an manchen Tagen werden neunhunderttausend neue Exemplare in den Markt gedrückt, in Deutschland druckte die Bild-Zeitung „Fifty Shades of Grey“, das auf Deutsch mit dem Zusatztitel „Geheimes Verlangen“ versehen wurde, vorab.

Wie überall sonst auf der Welt thront das Buch nun auch in Deutschland auf Platz 1 der Amazon-Bestsellerliste. Dabei erscheint es erst am 9. Juli, wegen der großen Nachfrage hat der Verlag aber schon mit der Auslieferung begonnen. „Fifty Shades of Grey“ ist ein Hit in Harry Potter-Dimensionen. Was schrieb die Bild noch gleich? „Dieses Buch ist schärfer als Porno!“

„Ein ausbeuterischer sadistischer Porno“ sei „Fifty Shades of Grey“, so stand es dagegen in der britischen Zeitung „The Telegraph“. Und der amerikanische Fernsehseelenklempner Drew Pinsky nannte es verstörend, dass Frauen ein solches Buch lesen. Die geschilderte Beziehung sei pathologisch.

Scharf? Krank? Oder ist das gar kein Gegensatz?

Erzählt wird die Geschichte einer jungen Studentin, mit beinahe 22 noch Jungfrau, die durch ein Interview für die Campuszeitung den 26-jährigen Selfmademilliardär Christian Grey kennenlernt. Grey ist für gängigen Sex nicht zu begeistern, er verhaut die Erzählerin Anastasia lieber, er hat einen „Roten Raum der Schmerzen“ eingerichtet, wo er sie gern regelmäßig quälen würde, was ihr immer besser gefällt, aber doch nicht so richtig und dann doch wieder, aber wer weiß, wo das hinführen soll?

Weiter in der Berliner Zeitung

Fifty Shades of Grey im New Yoerker
Rabbit Vibrator (Wikipedia)
Homepage von Radio Paradiso
Nackenbeißer (Wikipedia)
Soziologie des Pilgerns
Häufigkeit von ehelichem Sex in Deutschland
Sex von jugendlichen Amerikanern
Zu müde für Sex
Sex von Japanern
(die Studien habe ich recht zufällig ausgewählt, es gibt auch bessere und natürlich wird der Trend, dass Menschen im Westen (sprich: der modernen Welt inklusive Japan) immer weniger Sex haben, auch von vielen Wissenschaftlern nicht als solcher gesehen. Ich halte es mit einem berühmten Sexualwissenschaftler (Link finde ich gerade nicht), der einmal gesagt hat: Er spürt diesen Trend in seinem Umfeld, er wartet noch auf die Daten, aber natürlich sei Umfeld ein wichtiger Faktor für die Bewertung einer Veränderung.
Kinder auf dem Gendercamp
Kinder auf dem Gendercamp Debatte
Lesbische Frauen mit Kinderwunsch
Pierre Woodman (Wikipedia) “The scenes are typically filmed in hotel rooms, usually in Central Europe. The film scenarios present the actresses as if they do not really know what the porn director does. The storyline of the film presents Woodman as showing the girls a Private magazine or some pornographic images and invites them to do something similar.”
Girls Gone Wild (Wikipedia) “The crews search for attractive young women who agree to expose their bodies for the camera, in exchange for a Girls Gone Wild branded t-shirt, shorts, or cap.”
Bang Bus (Wikipedia) “In most cases, the woman is convinced to get into the van under the guise that they are making a documentary about people in the area. They offer money, usually around a couple of hundred dollars, just to answer questions about their life. After some “interviewing”, they usually offer more money to disrobe, and then additional money to have sex. The woman usually is persuaded to enter the van in less than 5 minutes, then persuaded to strip in 20–50 minutes and is dropped off in a random location after the completion of the sex act, ostensibly without being paid.”
Women sell, men buy
A theory of prostitution (Edlund/Korn)
Verhandlunsmoral
Zur Strafbarkeit sado-masochistischer Körperverletzungen
BDSM und Recht
NDA (Wikipedia)
Safe, sane, consensual (Wikipedia)

6 comments

  1. Was die Studien angeht, so empfehle ich auch mal die Lektüre von diesem Artikelchen: http://de.wikipedia.org/wiki/Publikationsbias

  2. Ja, das erlebe ich gerade bei meiner Frau. Allerdings gilt schon, dass beispielsweise Helen Fisher davon ausgeht, dass Paare in indigenen Völkern im Schnitt einmal am Tag Sex haben, was es hier eigentlich nur bei frisch Verliebten gibt. Muss ja gar nicht schlimm sein. Dafür haben die keine Sopranos.

  3. Ich muss ehrlich sagen, dass deine Analyse an sich zutrifft: Die Öffentlichkeit ist sexualisiert (in den Bildern, was du nicht erwähnst), jedoch gleichzeitig verschweigt sie Sex mittels dieser Bilder explizit. Auch die Käuflichkeit von Liebe (außerhalb von Prostitution) ist natürlich ein roter Faden, der sich durch die moderne Gesellschaft zieht. Für die Literatur eigentlich schon zu ausgelutscht und langweilig, aber deshalb als kultureller Mainstream erfolgreich, denke ich. Es ist eben ein modernes Märchen, man kann in eine fremde Welt abtauchen, die nicht totale Fantasy wie “Herr der Ringe” o.ä. ist. Dort gibt’s auch viel zu wenig Liebesgeschichten. Zum Glück.

    Wo du allerdings gedankliche Schwächen hast, ist wohl die Gewichtung der Pornografie, die auf Käuflichkeit abzielt. Sicher mag sie in den Siebzigern noch nicht üblich gewesen sein (das weiß ich nicht, glaube ich dir aber einfach mal), doch dass sie heute einen Mainstream ausmacht, kann ich gar nicht erkennen. Es gibt so unendlich viele andere Porno-Formate, wie: asiatisch, Teenager, MILF, thematische Bezüge (Büro, Schule o.ä.), Größe des Glieds, körperliche Merkmale der Frau (Brüste, Po etc.) und vieles anderes. Ich sehe gar nicht, dass die Käuflichkeit der Frau so sehr dominiert, denn auch die Alltagsthemen (die gute alte Sekretärin) spielen irgendwie doch noch eine Rolle.
    Außerdem sind seit ein paar Jahren wohl ganz neue Pornos im Vormarsch: Die für Paare. Hochqualitative Aufnahmen, die nicht nur Close-Ups und männliche Perspektiven zur Schau stellen, sondern die auch Emotionalität, ein bisschen Schauspielerei, eine fast wirkliche Story und so etwas beinhalten. Was machst du dann damit?

    Was mich auch vielmehr interessieren würde, wozu dieser im Buch und durch Medien befeuerter Eskapismus führt. Nämlich dazu, dass niemand mehr Sex hat und niemand mehr eine Beziehung hat. Die Leute haben Wunschvorstellungen und Partnervorstellungen, dass sie einfach nur noch schauen, ob der Partner damit korrespondiert. Ich würde es nicht so drastisch ausdrücken, aber wenn man als Mann der Mittelklasse eben keine Frau der “Flavio-Briatore-Klasse” abbekommt, sind doch viele schon enttäuscht. Und bei den Frauen selten nicht anders, so zumindest meine Erfahrung. Mir scheint, die Ansprüche der Mittelklasse sind so gestiegen, dass wir alle am liebsten keinen Partner mehr wollen, wenn sie nicht ihre Maximalvorstellung haben können. Das mag ein schöner Idealismus sein, doch er scheint mir produziert, konstruiert und auch ein bisschen unnötig.
    Wir sind alle furchtbar vernünftig geworden, zumindest einige, dass sie die Freiheiten, die sie haben, gar nicht nutzen (wollen). “Ach, dann entwickelt wieder jemand Gefühle, dann ist das nicht mehr ungezwungen und es wird kompliziert.” Solche Gedanken werden dann geäußert, anstatt loszu”machen”. Ich möchte mich selbst da vielleicht gar nicht ausnehmen. Dennoch ist diese Vernunft Auslöser für Langeweile, scheint mir, und ein Grund für den Erfolg des Eskapismus. Wir würden nur noch eine Story wie im Buch akzeptieren und weil wir die nicht bekommen, brauchen wir wieder eine in einem Buch. (Von dieser letzten Aussage nehme ich mich übrigens explizit und vehement aus!)

    Sorry for the long post. Ich würde es ja in meinem Blog schreiben, aber ich glaube dann würden 90% meiner Leser sich wundern, wie viel ich über Pornografie weiß. Das will ich dann doch nicht allen preisgeben. ;)

  4. Das Recht auf süffigen Wein oder ficken für die Weltordnung | Journelle

    [...] fand ich allerdings die unzähligen Kritiken zum Buch. Bisher konnte ich nur Malte Weldings Text Fifty Shades of Grey: Zuckerhut und Peitsche zum Thema lesen, ohne dass mein Kopf erschüttert auf die Tischplatte geknallt [...]

  5. Das Recht auf süffigen Wein | Journelle

    [...] fand ich allerdings die unzähligen Kritiken zum Buch. Bisher konnte ich nur Malte Weldings Text Fifty Shades of Grey: Zuckerhut und Peitsche zum Thema lesen, ohne dass mein Kopf erschüttert auf die Tischplatte geknallt [...]

  6. http://tuscany-travels.com/cool-place-to-visit-in-tuscany-images

    No matter if some one searches for his vital thing, so he/she wants to be available that in detail, so that thing is maintained over here.

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