Mein Waschbrettlächeln, dein Zahnpastabauch

Wenigstens mit einem Auge sieht man derzeit wieder überall Plakate von H&M, auf denen für einen Bikini geworben wird. Diesen Plakaten soll ein geheimnisvoller Imperativ innewohnen. Nur: welcher? Auf dem Blog „klingtkomischistaberso“ schreibt die Autorin Yasmina: „H&M hält mir alle 50 Meter auf großen Plakaten unter die Nase, wie ich bitteschön auszusehen hätte. Es macht mich wütend. Es macht mich komplett rasend. Ich warte auf den Moment, an dem ich die Plastikscheiben einschlage, um die abgebildeten Plastikmodelle zu zerreißen.“ Der Körper, findet Yasmina, zeige ein unerreichbares Ideal.

Eine Textilfirma wie H&M will uns einen Bikini, der in Indien, Bangladesch oder einem anderen lohnkostenfreundlichen Land für Pfennigbeträge hergestellt wurde, für fünfzehn Euro verkaufen, wobei wir glauben sollen, wir hätten ein Schnäppchen gemacht. Die Leute in den Werbeagenturen also verkaufen ihren Billig-Zweiteiler mit einem schönen Menschen. „Was ist gerade schön?“, fragen sie ihre Trendscouts, und die schauen in die Fußgängerzone oder in ein Fashionblog und sagen: Fit ist schön. Also nehmen sie ein Model und malen es mit Photoshop braun und muskulös und hoffen, dass das Textil dadurch aufgewertet wird.
Disziplin ist unser Steckenpferd

H&M sagt denen da draußen nicht: Seht aus wie dieses Model. Es sagt: Guck mal, billiger Bikini, sieht scharf aus, oder? Definiert H&M damit, was schön ist? Es verstärkt das bestehende Ideal. Jedes Ideal, zu egal welcher Zeit, war schwer zu erreichen. Der Wohlstandsbauch der vorletzten Jahrhundertwende war schwer zu erreichen für die, die unter Hungerwintern litten, den Lollobrigida-Busen konnte man sich auch nicht einfach anfuttern, und welches dünne Mädchen könnte schon eine Rubensfigur hinbekommen?

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2 comments

  1. Es erinnert mich daran, was Volker Pispers einmal über den Kapitalismus sagte:

    “Es wird den Leuten nicht die Wahrheit gesagt: Im Kapitalismus kann jeder erfolgreich und reich werden. Jeder, aber nicht alle!”

    Es ist schlicht nicht möglich, dass alle an der Spitze von Microsoft, Kraft, Nestlé, Apple oder sonstigen Weltkonzernen stehen. Es ist auch nicht möglich, dass alle Bundeskanzler sind oder Präsident. Wir können nicht alle reich, berühmt, intelligent und schön sein. Das ist praktisch unmöglich, da es begrenzte Aufmerksamkeit (Berühmtheit) und begrenzte Ressourcen (Reichtum) usw. gibt. Zudem geht es definitorisch nicht, denn wir würden wieder neue Kriterien unter den dann Reichen einführen. Dann gilt man nicht mehr ab 2 Millionen Einkommen als reich, sondern ab 10 Millionen. Oder so etwas.
    Ebenso verhält es sich mit der Schönheit: Die Definition würde wieder feiner gestaltet als sie jetzt ist.

    Und wir können auch nicht verlangen, dass alle jeden schön finden. Diese Auffassung von Egalitaristen scheint mir völlig ideologisch und ebenso kleinkindhaft, wie du sie bezeichnest. “Die anderen sollen nicht das Recht haben, über mich zu richten. Ich möchte daher viel lieber über sie bestimmen können und ihnen vorschreiben, dass sie mich schön zu finden haben. Alle.”
    Dieses Recht, anderen ihre Meinung aus scheinbar moralischen Gründen vorschreiben zu dürfen, gibt es schlicht nicht.

  2. Danke für den Beweis! Kein Waschbrettbauch der Welt, und grinst der noch so sehr, kann einen lapislazuliblauen Pullover in den Schatten stellen! Mille Grazie Malte

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