Wulff und Guttenberg: Sex, Lügen und Mailboxtapes

Guttenberg war der erste deutsche Politiker, der durch das Netz zu Fall gebracht worden ist, Wulff dagegen hat sich in dem Netz der klassischen Presse verheddert, einem Netz aus Gefälligkeiten und gemeinsam durchschmeichelten Pressebällen.
Jetzt, da Guttenberg ausholt zum nächsten Schlag, wird spekuliert, er könne eine neue Partei gründen. Und alle sind sich einig, diese Partei werde eine rechtspopulistische sein.
Wenn nun aber jeder damit rechnet, dass ein Politiker, sollte er eine Partei gründen, eine rechts von der CSU gründen würde (und dort hört schließlich nach einem alten Partei-Diktum der Boden der Verfassung auf) – warum fand ihn dann zu Beginn des Jahres noch jeder prima, toll und kanzlertauglich?

Die Journalisten der großen überregionalen Zeitungen und anderthalb Nachrichtenmagazine fanden ihn eben nicht prima und toll. Sie hielten ihn für den Favoriten auf die nächste, wenigstens übernächste Kanzlerschaft, und setzten auf ihn, wie man auf ein Pferd auf der Rennbahn setzt.

Die Journalisten wollten mächtig sein durch Nähe zur Macht statt einflussreich durch deren Beobachtung und Kontrolle. Sie wollten das Ohr des nächsten Kanzlers haben und Fotos von seinen Parties. Schon als Wikileaks Einschätzungen Guttenbergs zu führenden deutschen Politikern veröffentlichte, kam raus, wie freizügig der Trugdoktor Informationen gegenn Anerkennung tauschte (damals gegen die Anerkennung der Amerikaner).

Im Falle der Auseinandersetzung zwischen Bild, FAZ und Wulff sieht man nun das Ende einer solchen Arbeitsbeziehung. Dieses Pferd gewinnt kein Rennen mehr, jetzt kann alles raus.
Nur noch halb verklausuliert wird darüber spekuliert, Bettina Wulff sei eine Prostituierte gewesen. Ein Gerücht, das in Berlin schon lange von betrunkenen oder bemacchiatoten Journalisten herumgereicht wird, dessen einzige Grundlage jedoch die dunkelsten Ecken des deutschsprachigen Internets sind.
Gibt man bei Google “Bettina Wulff” ein, schlägt Google wohl in Folge dessen bereits seit einiger Zeit vor, man solle sich doch mal genauer anschauen, ob sie nicht im Artemis gearbeitet habe.

Hier ist übrigens ein schönes Beispiel dafür gefunden, wie eine kleine technische Neuerung (die Autovervollständigung von Suchanfragen) eine neue Form von Erklärungsdruck aufbaut. Philipp Lahm hat auf den Googledruck reagiert, indem er in einem Buch ausdrücklich darauf hinwies, er sei nicht schwul. Vielleicht hätte Wulff auch ein Buch schreiben sollen, in dem er darauf hinweist, dass seine Frau niemals Blowjobs gegen Geld getauscht hat.
In beiden Fällen geht es die Öffentlichkeit eigentlich nichts an, aber anders als ein Fußballnationalspieler ist ein erpressbarer Bundespräsident ein politisches Problem.
Dass keiner der abends darüber sprechenden Journalisten tagsüber bei seiner Arbeit etwas aus dieser Gemengelage gemacht hat, spricht Bände für das Berufsverständnis des modernen Medienarbeiters.

Gegen Ende des vergangenen Jahres habe ich in der taz über Anonymous geschrieben. Auf Twitter habe ich dann unter anderem gehört, taz (und damit ich) sei eben “Systempresse”. Es gibt diese Systempresse nicht.
Aber es gibt eine ganze Menge, was nicht richtig ist.
Warum ist eine Mailboxansage, die die Öffentlichkeit nicht gehört hat, auf einmal öffentlicher Verhandlungsbestandteil?
Warum sind die alle verfreundet?
Und überhaupt: Was zum Teufel?
Das Einzige, was ein nur zu Repräsentationszwecken existierendes Staatsoberhaupt tun muss, ist, moralische Autorität zu besitzen: Das ist im Falle von Wulff eine lachhafte Vorstellung.
Das Einzige, was ein die persönliche Integrität als höchste politische Währungseinheit ausrufender Bundespolitiker sein muss ist, persönlich integer zu sein: Das ist im Falle von Guttenberg eine lachhafte Vorstellung.
Das Einzige, was die Presse braucht, um in einem Land, in dem Pressefreiheit herrscht, frei zu sein, ist, sich dieser Freiheit würdig zu erweisen: Way to go.

28 comments

  1. Wie immer verlässlich – ein guter Text, auch um die Gedanken auf wesentliche zu leiten.
    für 2012 wünsch ich mir und Ihnen ganz viel Welding!
    Doch zu letzt die Frage : Was sind bemacchiatoten?

  2. danke!
    bemacchiatot ist man, wenn man von latte macchiato wagemutig geworden ist.

  3. Das Beste, was ich bisher in dieser Sache gelesen habe.Und ich habe mich gestern Abend (echt!) noch gefragt, wo denn endlich Dein Statement bleibt.

  4. Sehr ehrlich geschrieben. Das Privatleben des Bundespräsidenten und seiner Frau geht uns natürlich nichts an, die mögliche Erpressbarkeit hingegen schon.

    Gut, dass du dich traust, darauf hinzuweisen und dich nicht darum schärst, ob sie dich als bigott beschimpfen.

    Ich gebe auch zu bedenken, dass ein Bundespräsident, wenn überhaupt, eine Vorbildfunktion haben muss, er muss über jeden Zweifel erhaben sein. Und das ist dieser Bundespräsident meines Erachtens nicht. Und seien wir einmal ehrlich, wer kann sich eine First Lady vorstellen, die, ich zitiere dich, “Blowjobs gegen Geld” – was ja noch eine ziemlich jungfräuliche Vorstellung für die Normalitäten des Gewerbes in den letzten zehn Jahren ist – getauscht hat. Eine First Lady als W.vl., sind wir so weit gesunken?

  5. Dein Punkt mit der Erpressbarkeit ist wichtig. Doch wenn “ein erpressbarer Bundespräsident ein politisches Problem” ist, dann ist der Erpresser doch ein noch größeres. Zumindest erscheint der jetzt nicht mehr ganz so anonym zu sein…

  6. Alles richtig. Auch, dass das Gerücht über die Vergangenheit von Wulffs Frau seit Langem durch Berlin geistert. Nicht richtig ist, dass es angeblich von betrunkenen oder bemacchiatoten Journalisten kolportiert wird. Und auch, wenn es immer weniger unverhohlen thematisiert wird: Hier damit rauszuplatzen vor dem Hintergrund eines moralischen Appells – das ist falsch und sogar heuchlerisch.

  7. Aber was verspricht sich die BILD von dieser Geschichte? Wieso taucht der Mailboxinhalt vom Diekmann bei der SZ auf? Sind das alles bloss Machtspiele?
    Der BILD kaufe ich jedoch nicht ab, dass es ihr um eine politische Kultur,um eine saubere Republik geht.Was uebersehe ich?

  8. @Nicole
    Die Katze ist ja nun aus dem Sack

    http://www.titanic-magazin.de/uploads/pics/Wulff-8630.jpg

    und zwar schon seit längerem.

    http://blog.fefe.de/?ts=b015936b

    (eigentlich doch spätestens, nachdem Jauch aus der Berliner Zeitung zitiert hat)

    “Nicht richtig ist, dass es angeblich von betrunkenen oder bemacchiatoten Journalisten kolportiert wird.”

    Dieser Satz erschließt sich mir nicht. Ich habe es immer nur von Journalisten gehört, andere Menschen interessieren sich ja doch eher sehr am Rande für Wulff. Habe ich mir das eingebildet? Wer hat es mir dann erzählt? Der Geheimdienst?
    Das Ding ist ja, dass da eher nichts dran ist. Vermutlich hat sie nie als Prostituierte gearbeitet. Aber da ist nun einmal ein Elefant im Raum, und zu dem sollte man sich äußern. (Wenn es selbstverständlich auch schwierig ist, das Nicht-Vorliegen eines Sachverhaltes zu beweisen.)

    Im Übrigen halte ich Prostituierte für völlig in Ordnung.

  9. Ob Bettina Wulff interessiert, was Du und andere von Prostitution halten, bezweifle ich. Privatsphäre ist da wohl eher das zu Respektierende. Und ob wir uns anmaßen können, zu beurteilen, ob die Geschichte stimmt, auch. Die Geheimdienstfrage ist aber niedlich, darüber muss ich lachen.

    Anyway, es ist mir egal, ob sie stimmt oder nicht. Sich aber hier empört zu äußern, dann aber mit den naserümpfend erwähnten Journalisten gleichzuziehen, die ja angeblich neben den dunklen Ecken des Internet die einzigen Quellen sind… Du bist nun auch eine solche Quelle. Sätze wie “Im Übrigen halte ich Prostitution für völlig in Ordnung” sind ja eine Zementschicht mehr auf der These, die Du für wacklig hältst.

  10. Ich weiß nicht, ob wir vom selben Thema reden. Es wurde in einer der beiden seriösen Hauptstadtzeitungen der Verdacht geäußert, die größte Boulevardzeitung des Landes kontrolliere das Staatsoberhaupt, indem es Informationen über dessen Ehefrau verwahre.
    In der größten Politshow des Landes wurde dieses Thema daraufhin angeschnitten.
    So schmerzhaft es ist und so sehr auch ich finde, dass man nicht jeden Mist kommentieren muss: Das ist keine Privatsache mehr.

  11. chrissi an kai: ich vergrab dein herz an der biegung des rubikon!

    was weißt du kleiner bubi schon
    vom krieg? hör auf zu stressen!
    ich schubs dich in den rubikon
    die fische wollen fressen

    und kuck mal deine trulla an:
    debil und über vierzig!
    dagegen meine: voll vulkan
    sie trägt nen rock? den kürz ich!

    ich spritz dein hemd mit säure voll
    dein samt ist dann beschädigt
    don’t fuck with me, du kleiner troll!
    für mich bist du erledigt

  12. (edit wegen: siehe unten) ich denke auch, dass da Merkel und Co daran beteiligt sind, da es katastrophal wäre wieder ohne Bundespräsidenten zu sein und weil sie den Kandidaten vorgeschlagen hatte..
    Ich für meinen Teil hoffe, dass die Bild die Geschichte noch bringt – da ich persönlich nichts von Wulff halte und ihn einfach nur peinlich finde…

  13. @Kristy
    Das ist doch bloß Hörensagen.

  14. Nein, ist es nicht…ich weiß das von einem seiner Bekannten…

  15. Dieser ist bei der CDU in Niedersachsen

  16. Dann ist es doch ganz einfach: Sie setzen rasch ein eigenes Blog auf und schreiben, was Sie wissen.
    Dann bin nicht ich dafür verantwortlich.

  17. Sie können meine Kommentare auch gern entfernen…ich wollte damit keine Schwierigkeiten bereiten…

  18. Matthias Schumacher

    Man muss nur 1 und 1 zusammenzählen. Im Mai wird in Schleswig Holstein gewählt. Natürlich gibt es Fristen zur Wahl eines Bundespräsidenten. Wenn die Bundesratsmehrheit komplett weg ist, könnte sich ein schwarz-gelber Kandidat sehr sehr schwer tun. Darum geht auch nicht und die Kanzlerin wird das auch sehr richtig finden. Würde ein SPD-Kanzler mit “seinem” Präsidenten auch so halten.

  19. zwei dinge nur
    @ ingo.
    Alter, du bist scheff und ich bin turnschuh.

    und für die interektüllen (v.pispers) der runde:
    mitte mai müsste (nach fahrplan) die absegnung des EFS über die bühne gehen. dafür braucht es einen gültigen bundespräsidenten. und nu los….

  20. Völlig grundlagenlos sind die Gerüchte ja nun auch nicht. Was nicht heißen soll, dass sie stimmten! Aber sie sind halt nicht ohne Grundlage. Sicher überliefert ist z. B.:

    Es kam häufiger vor, dass sie ihn bat, am Freitag früher frei zu bekommen, damit sie den Zug nach Sylt noch rechtzeitig erreichen konnte. Dort verbrachte die gerade einmal 17-Jährige viele Wochenenden, genoss das aufregende Nachtleben. Vorzugsweise vergnügte sie sich im schicken Pony-Club in Kampen. Am Montag erzählte sie dann ihren verblüfften Klassenkameraden, welche irren Partys sie erlebt und welche Typen sie kennen gelernt hatte. So legendär waren die Sylt-Storys, dass sie sogar in der Abi-Zeitung in einer Bildergeschichte gewürdigt wurden.

    Und wer regelmäßig im Pony-Club in Kampen auftaucht, ist per Definition auch allen leitenden Springer-Mitarbeitern bekannt…

  21. naja, ich kenne wahrscheinlich mehr frauen, die mit 17 die nächte in clubs verbracht haben, als solche, die zuhause geblieben sind.

  22. Ich auch. Aber nur relativ wenige, die dafür nach Sylt gefahren sind. Ist schon recht teuer da.

  23. ah. zut alors!
    es hätte heissen sollen: “ESM”. Ich gerate ganz durcheinander bei diesem Beschuss mit vernebelnden Kürzeln. Welche Frage sollte von Interesse sein? der Oberarm der Frau des Präsidenten? Oder diese hier? http://iknews.de/2012/01/03/wulff-schlachtfest-wollte-er-den-esm-nicht-unterzeichnen/

    Zu dem bis hierher tragenden Element der Unterhaltung aus meiner Sicht soviel: Sollte der Präsident seine Maitresse geehelicht haben, empfiehle ich ihm dieses mit einem charmanten “So ist es. haben sie weitere Fragen?” zu beschließen. Allerdings wäre es vonnöten, vorher sich des Besitzes eines Gesäßes in den eigenen Beinkleidern zu vergewissern – oder auch gerade: dessen sich durch eine solche Tat zu vergewissern. Man stelle sich vor welche Resonanz ein solches Einstehen in der Bevölkerung hätte.

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