Die Autorin Noah Sow wurde zu einer Lesung in Fulda eingeladen. Die Organisatorin, Mitglied in der Grünen Jugend und von Sow als im “antifaesken Look”gekleidet geschildert, versteht die Abkürzung PoC nicht und reagiert auf die Empörung, die Sow äußert, als diese in dem Café, in dem gelesen werden soll, eine (in der Tat geschmacklose) Mohrenfigur sieht, mit den Worten: “Das können wir doch lösen. Ich kannte ja das Café vorher gar nicht.”
(Ein Bild des Mohren ist verlinkt in Sows Blog mit den Worten “Achtung; Bild nicht gewaltfrei”).
Sow weigert sich daraufhin, die Lesung zu absolvieren. Über diesen Skandal berichtet die Feministin und Bloggerin (Mädchenmannschaft) Nadine Lantzsch. In einem offenen Brief an die Veranstalter schreibt sie:
“Ich bin entsetzt darüber, dass Sie die Dreistigkeit besitzen, eine PoC in einen weißen Raum einzuladen, in dem sie es sich neben kolonialrassistischen “Raumverschöner_innen” gemütlich machen und ein (wahrscheinlich) mehrheitlich weißes Publikum darüber aufklären soll, was Rassismus ist. Das bodenlose Fass könnte nicht größer sein, wird leider aber noch übertroffen von den gewaltvollen wie übergriffigen Reaktionen und der Supremacy-Haltung, denen sich Noah Sow bei Betreten des Raumes in Gegenwart einer der weißen Organisator_innen ausgesetzt sah.”
Das schlägt der Fäss_in doch die Böd_in aus! Die Reaktion der jungen Grünen war ein gewaltvoller Übergriff, nein Entschuldigung: eine Übergriff_in!
Wer ist der bessere Mensch in diesem titanischen Kampf der politisch korrekten Geisteselite: Antifa-Frau oder PoC-Schriftstellerin, linker ASTA oder die Feministin?
Im März 2009 war Nadine Lantzsch bei mir zu Besuch und wir haben gemeinsam einen Podcast gemacht.
Im Vorgespräch hatte sie gesagt, sie würde sich gern “über Linke aufregen”. Während des Podcasts sagte sie dann auf die Frage, was sie denn gegen Linke habe: “Ich finde die irgendwie hohl. Ich weiß auch nicht.” (etwa ab Minute 9)
Linkssein definierte Lantzsch im Folgenden als “Steinewerfen für den Weltfrieden”, was sie “irgendwie diffus” fand.
Sie beklagte dann, dass Linke sich in jede Form von Protest hineindrängen und die Ziele dieses Protests damit deligitimieren würden, denn: “Deren Ziele sind so weit weg von der Realität, dass man damit niemals die bürgerliche Mitte erreichen kann, die dann wirklich was ändern kann.”
So weit, so irgendwie. Es war ein irgendwie diffuser Podcast mit einer irgendwie diffus unpolitischen jungen Frau, die halt in erster Linie jung war.
Heute allerdings ist Nadine Lantzsch hochsensibilisiert. Ihr innerer Geigerzähler schlägt nicht nur bei subtilsten Sexismen zuverlässig aus, auch für Rassismus ist sie innerhalb der vergangenen zwei Jahre durch ihr Studium der Gender- und Diversitiy-Kompetenz Expertin geworden.
Man kann in zwei Jahren zweifelsohne eine Menge lernen, und nichts, was sie heute schreibt, ist allein schon dadurch diskreditiert, dass sie vor zwei Jahren eine reine Tor_in war. Und doch ist der Konvertitenfuror das, was ihre Texte so unerträglich macht. Es gibt in ihrem Denken keine Gelassenheit, keine Freundlichkeit, keinen nach vorne gerichteten Enthusiasmus. Alles ist Häme, jedes Wort ein nach oben gereckter Arm, der dem Mitschüler signalisiert: “Ich weiß was. Und du nicht.”
Da lädt jemand eine Autorin ein, hat das Café, in dem gelesen wird, vorher nicht untersucht, und kennt die Abkürzung des in Deutschland nicht besonders üblichen Begriffs People of Color nicht: und wird dafür hingestellt, als hätte sie das Dritte Reich mit Gaskammern beliefert.
Das ist ein Ichbinbesseralsdu-Wettbewerb, bei dem ich kotzen muss. Ich habe halt einen Privilegienpenis und bin weiß wie Schnee. Aber so weiß wie Lantzsch im Herzen ist, das werde ich wohl nicht mehr werden.
UPDATE:
Cigar Store Indian von Seinfeld muss da natürlich erwähnt werden.
@Antje Schrupp
Deine Dummdreistigkeit noch dadurch zu adeln dir zu erklären warum “Ohnmacht” kein Argument ist, wäre ja leider auch Perlen vor die Säue.
@Antje:
Exakt. Hinzu kam, dass sie auf einer Antirassismus-Veranstaltung als Autorin geladen war und feststellen musste, dass die Einladenden noch nicht msl die Basics auf ihrer Internetseite zur Kenntnis zu nehmen und der Veranstaltungsraum prompt höchst gewalttätige Geschichte mal eben so zur Dekoration nutzte.
@mettdingens:
Warum denn so humorlos? Zudem diese ignoranten Umkehroperationen, dass, wer PoC-Erfahrungen und die von Typen wie Dir unterscheidet, nicht nur die ganz reale Herrschaft rhetorisch stabilisiert, sondern zum Standardrepertoire der Neuen Rechten zählt. Ebenso, wie sich über die Wut Diskriminierter zu erheben, darüber lustig zu machen, diskreditierende Strukturen aber zu verniedlichen. Wäre das wenigstens originell – das aber zudem auch noch stumpfer Standard schlechter Journalisten und Kommentatoren, weil Urteilskraft fehlt.
“Rassist sei” fehlte nach “unterscheidet”, bitte mit einem fröhlichen Lächeln und total locker flicken, Herr Blogger!
texte wie der von frau lantzsch sorgen dafür, dass “feminismus” ein wort geworden ist, bei dem ich reflexartig mit den augen rolle und auf durchzug gestellt versuche, die ausmasße des im arsch steckenden stocks zu erahnen ANSTATT AUFZUHORCHEN UND MICH MIT DIESEM WICHTIGEN THEMA AUSEINANDERZUSETZEN!
mag es auch alles inhaltlich alles noch so richtig sein was gesagt wird, der ton schadet der sache weil er abschreckt und erst eine basis schafft für zum beispiel “_innen” witze
@dilemma.geier
wenn du wegen einer bloggerin , die dir nicht gefällt und ein thema behandelt, das für dich wichtig wäre, dieses nicht selbst behandeln kannst, dann ist das allein dein Problem. Du nennst es ja selbst “Reflex”. und Reflexe sind im Körper desjenigen der/die sie hat. nirgendwo sonst…
@Heide . Daran gelegen ist allen. Aber die Art und Weise ist sehr verschieden und als Relativistin der ersten Stunde kann ich sagen, dass ich alle Ansätze nachvollziehen kann. Zum einen das darauf beharren – die anderen mögen sich bitte erst einmal informieren, bevor sie mit mir reden, sowie auch den aufklärerischen Ansatz von Onkel Malte Welding (sowie den anderen).
@dilemma.geier:
Kommentare wie Deiner sind einer der Gründe, warum ich bei solchen Beiträgen nur noch mit den Augen rolle und lieber gleich rum wüte. Ansonsten sollte man zusätzlich zur Etablierung der Malte Welding-Witze auch über Dich mehr machen. Komm, mach Dich locker! Nicht so radikal!
@heike:
Inwiefern ist der Ansatz “aufklärerisch”? Was hat der denn aufgeklärt?
hier meine lieben, ich bin erstmal nicht euer feind.
ich bin kein experte sondern steh stellvertretend für eine (denke ich mal) breite schicht, die sich denkt “da läuft doch immer noch was falsch!” ich steck aber nicht mit energie und esprit im thema drin! das ist wichtig. wäre das so, würde mich ja ein blogpost nicht abschrecken, ich hätte ja schon fundiertes wissen und eine meinung.
grundsätzlich höre ich euch aber gerne zu, ich lasse mir dinge erklären und positionen erläutern und bin dann für euch, für eine veränderung. wenn ihr was verändern wollt bin ich euer kapital!
wenn ihr mir direkt in die fresse haut, hab ich wenig lust euch noch zuzuhören und mach was anderes.
und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damit nicht alleine stehe.
Habe ich es richtig verstanden? Die Veranstaltung, die diesen sekteninternen Sturm im Wasserglas überhaupt erst auslöste, bei der eine Schriftstellerin aus Hamburg eingeflogen wurde, die dann aber nach wenigen Minuten wieder abreiste, weil sie sich (da hat sie recht) über eine geschmacklose Raumdeko ärgerte und (da hat sie auch recht, aber wenn’s anders gewesen wäre, wozu hätte man sie dann einladen müssen? Lädt man für Vorträge nicht meistens Leute ein, von denen man noch was lernen kann?) die Organisatorin ihr im ideologisch-antirassisstisch-feministisch-theoretischen Schwanzvergleich nicht gewachsen war — diese Veranstaltung wurde vom Asta der FH Fulda organisiert? Das heißt, von den Studierenden über die bei ihnen eingetriebenen Zwangsgebühren finanziert?
Und habe ich es ebenfalls richtig verstanden, dass in eurer Diskussion um einen furchtbaren Skandal, die von vielleicht 0,1% der Bevölkerung für relevant gehalten wird, keine/r von euch _darin_ einen Skandal sieht?
Es geht um Missverständnisse in der Kommunikation. Onkel Welding unterstützt kommentierend hier: http://www.malte-welding.com/2011/10/29/im-herzen-die-weiseste-von-allen/comment-page-1/#comment-7908 den aufklärerischen Ansatz seines Vorkommentatoren, welcher auch beabsichtigt war mit Artikelchen.
Und im übrigen gebe ich Antje Schrupp recht. Es geht auch um eine Umkehrung der Machtverhältnisse in der Kommunikation.
@mainwasser: du hast das allermeiste nicht verstanden. dabei könnte man sich leicht informieren
@dilemma.geier: hab ich dir in die fresse gehauen? ich glaube nicht. ich habe dir einen fehlschluss in deinem denken erklärt. nicht unfreundlich, denke ich. wo soll nun das problem sein?
es ist gut, dass es diesen post gibt. habe durch das lesen der diversen standpunkte im artikel und den kommentaren hier sowie auf noah sows website wieder einmal meinen denkhorizont erweitert. das waere ansonsten nicht passiert, wahrscheinlich.
Ihr seid alle langweilig!
Mir ist nicht klar was jetzt eigentlich das Problem war… Sow sieht es offenbar nicht als ihre Aufgabe, Idioten zu belehren, die nichtmal Ansätze von Professionalität mitbringen, was ist daran so lächerlich? Das hat doch weniger mit Theorie zu tun als damit, dass Sow keine Lust hat ihre Zeit zu verschwenden. An anderer Stelle im Netz macht man sich gerade über Stallman und seine umfangreiche Checkliste zu Interview-Vorlektüre, Tee und Papageien lustig, das ist doch das gleiche. Diese Leute haben interessantes zu erzählen und können sich daher durchaus anmaßen, Mindestanforderungen an das Publikum zu stellen. So kommt man weiter. Wenn Sow auf jeder Veranstaltung erstmal die Probleme der Raumdeko erklären und Anfängerfragen zu Abkürzungen erklären muss, bringt uns das nicht weiter.
Danke, Malte. Du hast mir aus dem Herzen gesprochen.
Im Übrigen ist die Diskussion hier sehr erhellend. Viel Theorie, wenig Praxis. Ich werde in meinem Leben nicht mehr verstehen, warum Feministen aller Geschlechter sich freiwillig immer wieder so klein machen, dass sie sich selbst über die herrschenden männderdominierten Machtstrukturen definieren und dann lamentieren, wie ungerecht das doch sei.
Freunde, möchte ich ihnen nur halbironisch zurufen, Freunde, geht doch raus und macht was. Und zwar in der Praxis. Revolutionen wurden bisher eher selten am Schreibtisch gewonnen.
@thegurkenkaiser nein, hast du natürlich nicht. ich hab auch nur die sprachfigur aus dem post von frau seeliger aufgegriffen und wollte speziell meine situation erläutern…
aber zB die reaktion von momorulez: “wenn ich sowas lese muss ich kotzen, blabla, will mit DIR ganz bestimmt nicht drüber reden”
kann ich einerseits sehr gut nachvollziehen, ich reg mich auch über leute auf, die nich wirklich ne ahnung haben wovon sie reden.
wenn herr momo seine meinung aber vermitteln möchte, MUSS er mit leuten wie mir reden und zwar am besten nicht so wie da oben.
oder eben nicht so orthodox wie frau lantzsch.
@Malte, was stört Dich an Nadine Lantzsch eigentlich am meisten? Dass sie recht hat, dass sie es als Frau wagt, ihre Meinung zu sagen, oder dass sie Feministin ist? Ceterum censeo was Antje sagt.
Haha, Malte Welding ist zwar auch gegen Rassismus und tritt deshalb für weniger Rassismus ein, aber nur so lange seine Gefühle dabei nicht verletzt werden. Wenn ihm gesagt wird, dass er selbst in einer rassistischen Gesellschaft verhaftet ist und dessen Strukturen mitträgt, fühlt er sich angegriffen und will erst wieder was für weniger Rassismus tun, wenn Nadine Lantzsch nicht mehr so fies zu ihm ist und im freuntlich und beschwichtigend sagt, dass er zwar rassistisch ist, aber es noch viel schlimmere Leute gibt.
So ein Honk.
@dilemma.geier
falls es dir nicht aufgefallen sein sollte: mmomorulez hat in seinem Kommentar lediglich einen persifliert. da solltest du jetzt vorsichtig mit steinen sein, stichwort glashaus… ;D
@Name (notwendig)
Was macht sie denn außer rumjammern und dauernd das Wort “Privilegiert” in Anschlag zu bringen und dann darüber zu jammern wer nicht privilegiert ist….
@dilemma.geier:
Versuch doch einfach eigentätig dahinter zu kommen, woher diese Wut kommt, die Du als “Dir in die Fresse treten” liest. Die entsteht ja nicht aus Jux und Dollerei. Wenn Du Artikulationsweisen wichtiger findest, um Dich mit etwas zu beschäftigen, als das, was Frauen oder PoC alltäglich wiederfährt, dann kann das Interesse ja so groß nicht sein. Diese Forderung, sich selbst zu versachlichen und dominanten Gruppen die eigene Erfahrung mundgerecht aufzubreiten, ist ja Teil dessen, worüber Mensch sich aufregt. Dass die immer dafür sorgen, die dominanten, unmarkierten Gruppen, siehe Maltes Eintrag, dass über sie gar nicht mehr geredet wird. Der fällt über Noah und Nadine her und bringt das Verhalten und Selbstverständnis der Veranstalter so zum Verschwinden. Stattdessen formulierst Du dann Ansprüche, als hätte Deine Gattin Dir doch ein leckeres Essen zu kochen und solle sich mal nicht so drüber aufregen, dass Du nicht selbst gekocht hast. Google mal “Critical Whiteness”.
Um mal zum Ausgangspunkt zurückzukommen: Ich bin auch der Meinung, dass die Grüne-Jugend-Tante den Begriff PoC nicht hätte kennen müssen und dass ihr Hinweis, dass man nun mit der rassistischen Lampe umgehen muss, sinnvoll ist. Und wenn “ihr” (nämlich die super-oberkorrekten-queer-post-wasweißichwas-Checker_innen) meint, dass ihr mit einem solchen Ansatz Rassismus und Sexismus in diesem Lande (und außerhalb dessen bekämpfen) könnt, dann liegt ihr falsch.
Denn es versteht “euch” niemand, es finden euch alle scheiße, außer eurer eigenen Szene – aber die ist ja schon “total ok”. “Ihr” müsst die Sprache derjenigen sprechen, die sexistisch und rassistisch denken. Und “ihr” müsst runter von eurem hohen Ross, damit reißt “ihr” Gräben auf, sogar zu denjenigen, die eigentlich auf eurer Seite wären.
Ich zum Beispiel. Weil ich Gurkenkaiser, Lantzschi und andere mit ihrem nervigen queer-poststrukturalismus-Gelaber nicht mehr hören kann, sind sie auch nicht meine Bündnispartner. Es gibt keine Nähe mehr.
Und noch viel mehr: nette Männer, die Gleichheit wollen. Aber nicht in den Frauenraum wollen, um das zu diskutieren.
Die Blogosphäre mag dezentral sein und da kann jeder seinen Quatsch hinschreiben. Und vielleicht kommt am Ende da doch ein “feministisches Bewusstsein” raus. Ich glaube das aber nicht, wenn man sich ansieht, wie manche Männer auf “eure” Szene blicken. Nette Männer, die eigentlich auf eurer Seite wären. Wären.
Also, bitte lernt mal allgemein verständlich zu sprechen. Danke.
Wie ermüdend diese “Diskussion” doch ist. Da es ja nur eine einzige legitime Position gibt. Nämlich allem beizupflichten und abzusegnen. Tut man dies, gerade als “weißer Hete” (beeindruckend übrigens, wie konsequent man auf äußere Merkmale reduziert wird) nicht, so heißt es gleich man sei nicht in der Lage das diskutierte einzuschätzen und sei selber ein Rassist/Frauenhasser oder was auch immer. Das macht so eigentlich nicht soo viel Sinn. Weil wenn ich meinen Gegenüber per Definition nicht als diskussionswürdig betrachte, da er in meinen Augen gar nichts zur Diskussion beitragen kann (Weil er weiß ist oder einen Pimmel hat), macht eine Diskussion herzlich wenig Sinn!
“Wie ermüdend diese “Diskussion” doch ist. Da es ja nur eine einzige legitime Position gibt. Nämlich allem beizupflichten und abzusegnen. ”
Ja, manchmal ist es einfach so, dass es nur eine richtige position in einer debatte gibt. Und dann macht es nicht soo viel sinn zu behaupten, dass jede Äußerung automatisch zur diskussion beiträgt.
Ja schön. Lieb von dir, dass du das mit dem Diskreditieren selber übernimmst. Es gibt also nur eine richtige Position in der Debatte. Alles klar. Schönen Abend noch :)
Es geht ja nicht um eine Diskussion, sondern darum, dass Du mal zuhörst, weil Leute wie Du sowieso den ganzen Tag auf allen Kanälen quatschen und die Bedingungen, Orte und Inhalte von Diskussionen vorgeben. Und wenn dann jemand kommt und sagt “Nö, ich bestimme jetzt Inhalte, Umstände und die Form selbst, und wenn die nicht stimmen, weil Gewaltsymbole irgendwo herum stehen, stehe ich nicht zur Verfügung”, ist das Geschrei groß. Hast Du irgendwas gegen Selbsbestimmung oder einfach mal die Klappe haltten? Ich würde auch Räume sofort verlassen, in denen man Gewalt gegen Schwule verniedlicht.
Und das sind keine Äußerlichkeiten, sondern differente Erfahrungen, die man macht.
@thegurkenkaiser ok, ich versuch es^^
@momorulez ja, ich finde in dem punkt die artikulationsweise wichtiger!
mir geht es doch gerade nicht um die inhalte, denn eure inhaltlichen aussagen will ich nicht angreifen.
und das das interesse “so groß nicht” ist, habe ich selber gesagt.
ich bin hier nicht dein gegner auf augenhöhe!
ich hab kein vertieftes wissen, ich habe nur das bestimmte gefühl bzw. die gewissheit: “dass frauen heutzutage immer noch in so vielen bereichen untergeordnet sind ist schlicht ungerecht und falsch!”
das ist der nährboden! da müsst ihr ansetzen, mir genauer aufzeigen, wo es im detail schreiend ungerecht ist!
ich möchte hiermit wirklich nur darauf hinweisen, dass eine reaktion wie die von frau lantzsch (oder viele kommentare hier) in breiten schichten als “überzogen” bewertet werden wird. dann hat man wieder das klischee “militante emanze, kann man eh nicht mit reden” etc…
das schafft einfach eine distanz und meiner meinung nach schadte diese distanz der sache.
das ist alles.
Gerade im Bereich der feministischen Blogs bekommt man immer wieder zu hören, man solle doch differenzieren und auf keinen Fall Menschen kategorisieren. Umgekehrt scheint das aber nicht so problematisch zu sein.
Du kennst mich nicht, weißt nichts über mich. Also spar dir doch ein “Leute wie du” – eine Diskussion müsste doch auch ohne solche Unterstellungen ganz gut funktionieren, oder?
Von mir aus kann jeder diskutieren unter welchen Bedingungen auch immer er das möchte. Und wenn Frau Sow wegen der Figur eine von öffentlichen Geldern finanzierte Veranstaltung abbrechen möchte, dann interessiert mich das wirklich nur am äußersten Rande. Aber ganz unabhängig von meinem Status und meiner Herkunft, meinem Geschlecht und was mich noch alles zu einem Unterdrücker macht, ist es eine absolut legitime Position zu sagen, dass aus meiner Pespektive ist sinniger wäre die Diskussion nicht wegen der unmöglichen Figur zu beenden. Das brauchst du nicht so zu sehen, das brauch Frau Sow nicht so zu sehen und ich schreibe ja auch niemandem etwas vor – warum auch. Aber nur weil mich die Natur in herrschende Position hereingeboren hat, bedeutet das ja nicht, dass ich keine eigene Meinung mehr haben darf, oder?
Na ja, wenn ich mich an den breiten Schichten und was die von mir wollen orientieren würde, könnte ich einpacken. Das ist eine versteckte Drohung und eine Machtdemonstration, was Du da vollziehst – also exakt ein Beleg für die Privilegienstruktur, die der süße, aber leider nicht ernt zu nehmde @xaftershowx hier in die Diskussion einführt. Du weißt, dass Du da aber das Privileg verfügst und entsprechende Ansprüche an die Kochkunst Deiner Gattin zu erheben – weil sie z.B. ökonomisch von Dir abhängig bist. In der Diskussion nunmehr operierst auf dieser Basis – da aber dann eh kein ernsthafter Austausch möglich ist, Kommunikation funzt nicht bei ungleicher Machverteilung, kann man Dich genau so gut auch gleich verulken oder anpöbeln. Du hättest aber die Möglichleit, Dich eigenständig zu informieren,, z.B., auf Drohgebärden und das Betonen von Privilegien zu verzichten, also z.B. jenes, die Regeln des Spiels diktieren zu wollen. So lange Du die Bereitschaft nicht signalisierst, bist Du kein Gesprächspartner, und man solkte Dir lieber aus dem Weg gehen, weil Du gefährlich bist – für mich, z.B.
Was will uns der Autor eigentlich sagen? Etwas wie “Ich bin gegen alles”? Man sollte bitteschön die eigenen Gedanken ordnen, bevor man andere damit belästigt.
Die Kommentare hier sind wirklich interessant, weil sie ein großes Missverständnis bezüglich “Feminismus” deutlich machen. Nämlich die Vorstellung, es wäre die Aufgabe von Feministinnen, ihre Einsichten jederzeit mainstreamkompatibel zu erklären und zu vermitteln. Das ist aber so – und zwar nicht nur “moralisch” nicht, sondern faktisch nicht. Dass feministisches Denken in der Gesellschaft einflussreich ist, ist eine Tatsache, ganz unabhängig davon, ob alle es kapiert haben oder nicht.
Ich bin auch immer dafür, spezielle Frauenräume zu verlassen und die eigenen Anliegen in die Welt zu tragen (weshalb ich zum Beispiel hier kommentiere), aber, und das ist der entscheidende Punkt: Ob ich das tue, ist jederzeit meine Wahl. Es gibt auch noch viele andere wichtige Dinge, die ich tun kann. Ich kann zum Beispiel meinen Einfluss ganz einfach dort ausüben, wo ich etwas zu sagen habe. Leute, die glauben, Feminismus sei nur dann relevant und habe einen Einfluss auf die Welt, wenn es Feministinnen gelingt, Argumente zu finden, die auch ihn überzeugen, lebt in einem patriarchal-nostalgischen Wolkenkuckucksheim und darf meinetwegen gerne dumm bleiben.
Das ist aber NICHT so, sollte der Satz natürlich heißen :)
@ momorulez:
Was soll man denn bitte auf deine Betroffenheitspolitik auch antworten? Dein Versuch moralisch andere an die Wand zu spielen ist zwar irgendwie unterhaltsam taugt aber zu mehr nicht.
Antje
feministisches Denken mag irgendwo schon im Bewusstsein sein, aber du würdest mir doch schon zustimmen, dass frauenpolitische Inhalte nicht gerade hegemonial sind? Und siehst du denn auch die Probleme, die “feministische Blogs” (ich halte dies im Übrigen für ein Label, das auch ausschließt) mit Trollkommentaren haben – und kannst die einordnen?
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich meine Recherchen zum Umgang mit Männern (und “Abweichlerinnen”) klar bestärkt haben, an meiner Position festzuhalten. Leute wie Gurkenkaiser sind keine Role Models, an denen sich Mainstream-Männer und -Frauen orientieren können. Wenn aber das Ziel ist, frauenpolitische Inhalte hegemonial zu machen, dann müssen auch diese erreicht werden.
Und diese erreicht man nur mit einer Sprache, die sie verstehen. Die Sprache, die Gurkenkaiser und andere sprechen, schließt jedoch massiv aus. Der Habitus auch. Und die Behauptung, ich (und andere) würden verlangen, dass Feminismus “jederzeit” mainstreamkompatibel formulieren soll, suggeriert, Feminismus würde aktuell sehr häufig “mainstreamkompatibel” kommunizieren.
Meine Behauptung: das ist nicht der Fall. Das Gegenteil ist der Fall.
@antjeschrupp “Ich kann zum Beispiel meinen Einfluss ganz einfach dort ausüben, wo ich etwas zu sagen habe. Leute, die glauben, Feminismus sei nur dann relevant und habe einen Einfluss auf die Welt, wenn es Feministinnen gelingt, Argumente zu finden, die auch ihn überzeugen, lebt in einem patriarchal-nostalgischen Wolkenkuckucksheim und darf meinetwegen gerne dumm bleiben.” Genau. Ein schönes Argument für die Überflüssigkeit all des Gender/Queer/Feminismus-Theoretisierens, das außer denen, die derselben Meinung sind, keiner versteht.
@antje schrupp ja, offensichtlich gibt es hier ein missverständnis o.O
also…wir hängen hier noch im patriarchat rum und Ihre position ist jetzt, dass leute, die da grundsätzlich gegen sind, sich bitteschön selbst zu informieren hätten, sonst interessieren die Sie nicht, weil man nicht alles mainstreamgerecht verpacken muss, aber feminismus ist trotzdem wichtig, auch wenns nicht alle kapieren???
so habe ich das gerade verstanden, egal wie falsch es sein mag o.O
ich kapier überhaupt nicht, was ich jetzt hier unverständliches gesagt haben soll.
Um vielleicht noch einmal zu Ausgangspunkt zurück zu kommen: Ein Teil der hier Diskutierenden findet es also richtig, dass eine junge Frau, die einen in den USA erst seit wenigen Jahren gebräuchlichen Begriff in der Abkürzung nicht kennt, die ein Uni-Café nicht daraufhin untersucht hat, ob es sich dabei um einen Safe Place handelt, die sich aber offensichtlich in ihrer Freizeit gegen Rassismus engagiert – dass also diese Frau als Rassistin hingestellt wird?
Weil sie einen Code nicht beherrscht.
Herzlichen Glückwunsch zum so verdammt gut sein.
Dass ich mich in dem Artikelchen mit Nadine Lantzsch beschäftige, liegt daran, dass Lantzsch dazu geschrieben hat, nicht Alice Schwarzer oder der Feminismus.
@Malte – Ja, aber nicht in einem moralischen Sinn, sondern in einem faktischen. Dieser Fakt ergibt sich daraus, dass eine prominente PoC, die für viele Menschen (z.B. für mich) Autorität hat, sie so beurteilt. Wer das anders sieht, könnte inhaltliche Argumente dagegen bringen, aber das tust du in deinem Post nicht, du machst dich lustig.
@Julia – Ich glaube, im Postpatriarchat gibt es keine Hegemonien mehr. Ich kann deine Position aber verstehen, ich will auch Einfluss haben. Ich bin momentan aber der Ansicht, dass dazu Konflikte notwendig sind, erklärt haben wir (unterm Strich) schon genug. Aber das würde hier jetzt den Rahmen sprengen. Ich komme bei Gelegenheit nochmal drauf zurück.
Voll krass, ey, wie Welding mit seinem Artikel genau das tut, was er anklagt.
Julia,
die Debatte um akademische Spreche gibt es in feministischen Kreisen schon ewig, aber ist erstmal eine andere. TheGurkenkaiser hat sich in allen Kommentaren hier einer klaren Sprache bedient, Antje Schrupp tut es auch.
Meinen Recherchen nach, hilft es leider auch nichts, Leuten Wissen hinterher zu tragen. Personen, die ernsthaft an Feminismus interessiert waren, verstehen den Hinweis „sorry, aber ich kann Dir das nicht alles erklären“ und kriegen es trotzdem hin, sich zu informieren. Andererseits habe ich schon genügend Leuten sexistische Probleme haarklein erklärt und dann machen sie fünf Minuten später genau das gleiche noch mal.
Da habe ich keine Zeit und keine Lust mehr drauf. Ich möchte meine Zeit lieber verwenden, über Barrierefreiheit zu lernen oder das Buch über die Geschichte der feministischen Bewegungen in Ägypten, Irak und dem Sudan zu Ende zu lesen.
Sich hinzustellen und zu jammern, dass Lanztschi so akademisch schreiben würde, ist doch eine Ausrede. Man kann genauso gut Antje Schrupp lesen. Oder dieStandard oder Kadda oder wen auch immer mit anderer Sprache. Aber sich hinzustellen und darauf zu beharren erst dann Feminist_in zu werden, wenn Person X bestimmte Forderungen erfüllt ist total absurd.
Als was stellst Du denn hier Noah und Lantzschi hin? Diese Gesellschaft ist eh strukturell rassistisch, und bei Veranstaltern von Antira-Wochen sollte man schon erwarten können, dass sie sich mit dem Thema beschäftigt haben, über die Autorin, die liest, informiert haben und im Kontext gewalltätiger Kolonialtegime Zugerichtete darstellende Objekte identifizieren können, ansonsten hat das mit Antirassismus einfach nichts zu tun und okkupiert zudem noch mit Unsinn ein wichtiges, gesellschaftliches Feld. Der Zusatz “in ihrer Freizeit”, wie gütig – Problem ist halt, dass man als PoC Antirassismus nicht nur in der Frezeit als so ein Hobby wie Makramé praktiziert, weil das, wogegen man ankämpft, eh überall ist.
Die so typisch deutsche Gefrage, wer denn bitte wen als was gerade hingestellt hat, ist da doch völlig irrelevant und zudem eine dieser beknackten Selbstopferisierungen von Mehrheitsgesellschftlern im Kontakt mit jenen, die sie zu unterjochen gewohnt sind, historisch.
Deine Verniedlichung von kolonialer Gewalt bei gleichzeitigen Lamentos darüber, wie furchtbr radikal, humorlos und aggressiv doch die Anderen sind, reiht sich da nahtlos ein.
Hat denn schon jemand das Management dieser Autorin angeschrieben, die die Lesung verbockt hat, damit der Veranstaltungsausfall finanziell geregelt wird? Der AStA ist allen Studierenden verpflichtet, sein Budget nicht zum Fenster rauszuwerfen.
Die Bigotterie im feministischen/antirassistischen Diskurs lässt sich auch daran erkennen, dass Nadine Lantzsch sehr gern mit ihrer Sympathie für Valerie Solanas kokettiert.
http://twitter.com/#!/lantzschi/status/98058735469080576
http://twitter.com/#!/lantzschi/status/71541618511069184
http://medienelite.de/2010/11/18/feminismus-und-ich/
(Schlusssatz: “So. Und jetzt lese ich Valerie Solanas.”)
Solanas wurde durch zwei Dinge bekannt, das von ihr verfasste SCUM-Manifest (“Es wird gemeinhin angenommen, dass SCUM (dt. Abschaum) ein Akronym ist für Society for Cutting Up Men (dt. wörtlich: Gesellschaft zur Zerstückelung von Männern)” Wikipedia) und die Tatsache, dass sie Andy Warhol bei einem Attentat mit drei Pistolenschüssen lebensgefährlich verletzte und schwer traumatisierte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Valerie_Solanas
Wie man eine (idiotische) Lampe als akute Gewalt begreifen, gleichzeitig aber mit einer Gewalttäterin sympathisieren kann, ist mir schleierhaft
@Antje Schrupp
Weil Noah Sow sie so beurteilt, ist sie es? Interessante, außergewöhnlich deutsche Autoritätsgläubigkeit.
Malte,
nirgendwo hat Nadine Lantzsch die Veranstalterin als Rassistin bezeichnet. Sie hat einen langen Brief verfasst, der wie sie selbst schreibt, Wut enthielt, in dem sie Grundprinzipien antirassistischer Arbeit beschreibt. Und deutlich macht, dass diese Prinzipien weder verstanden noch durchgeführt wurden.
Sich vor einer Veranstaltung nicht über den Veranstaltungsort zu informieren ist an sich schon unprofessionell. Eine antirassistische Veranstaltung an einem Ort durchzuführen, der rassistische „Deko“ hat und das dann nicht mal zu merken… Da fehlen mir echt die Worte.
Ich vermute in der hier präsentierten Logik wäre es rassistisch Noah Sows Beurteilung nicht zu folgen. Von wegen Definitionsmacht und so.
Autoritätsglauben? Noahs Lebenserfahrung und Expertise durch die Beschäftigung mit dem Thema. Letzteres scheint hier ja nicht zu den Primärtugenden zu gehören.
@Helga
Lantzsch spricht von “gewaltvollen wie übergriffigen Reaktionen und der Supremacy-Haltung”.
Was die Studentin gesagt hatte: “Das können wir doch lösen. Ich kannte ja das Café vorher gar nicht.”
Wenn das gewaltvoll und übergriffig ist, dann gibt es keine Gewalt und keine Übergriffe. Diese Vernebelung von Begriffen ist brutale Opferverhöhnung. Überall in Deutschland gibt es Angriffe auf Menschen, weil sie homosexuell sind, weil sie transident oder muslimisch oder sonstwas sind. Und dieser Satz ist nach dem “weil” falsch, weil es natürlich keines Grundes bedarf für diese Gewalt.
Aber im Ernst: Wollt Ihr diesen Gewaltopfern sagen: “Mir ist dasselbe passiert, jemand kannte den Begriff PoC nicht?”
Wisst Ihr, wer den Begriff auch nicht kennt? Alle, die sich noch mit etwas anderem als PC-Sprachtrends beschäftigen, darunter wahrscheinlich nicht wenige PoCs.