Heribert Prantl hat in mehreren Artikeln in der Süddeutschen Zeitung überzeugend dargelegt, warum die Staatsanwaltschaft in Duisburg wegen Fahrlässiger Tötung ermitteln muss. Und zwar nicht gegen Unbekannt, sondern gegen konkrete Personen: “Der Oberbürgermeister ist nicht “unbekannt”. Und der Veranstalter der Loveparade heißt Rainer Schaller; er ist auch nicht “unbekannt”. (…) Bekannt sind auch der Chef des städtischen Ordnungsamtes, der Chef des Bauamtes, der polizeiliche Einsatzleiter. Bekannt sind die Chefs der privaten Ordnungsdienste.”
Es geht hierbei nicht um Rachejustiz oder Bauernopfer, sondern um ein geordnetes Verfahren. Prantl schlägt vor, Sauerland könne solange sein Amt ruhen lassen. So bliebe Sauerland, sollten sich die Vorwürfe als haltlos erweisen, die Rückkehr ins Amt (es gibt in seinem Fall die Besonderheit, dass er durch einen Rücktritt sämtliche Pensionsansprüche verlöre, er sieht also seine Existenz durch diesen Schritt gefährdet).
Warum tatsächlich auch die Einsatzleiter der Polizei und die Verantwortlichen der Ordnungsdienste in den Fokus der Ermittlungen gehören, verdeutlicht dieses Video.
Es ist an der Treppe aufgenommen zum Zeitpunkt der Katastrophe und es zeigt ein Ausmaß an Inkompetenz, das niederschmetternd ist. Völlig willkürlich werden einzelne Personen aus der Menge gezogen und so der Ansturm auf die Treppe erst angefeuert. Es kommen keine zusätzlichen Kräfte, es gibt keine Lautsprecherdurchsagen. Ich war auf Schulfesten, die besser organisiert waren.
Das Video selbst ist schwer verdaulich und man sollte es sich besser nicht allein angucken, was ich leider eben getan habe.
[...] This post was mentioned on Twitter by Malte Welding, novaconsidera. novaconsidera said: An der Treppe http://j.mp/dhYDuJ [...]
Moin Malte,
nun ist es durchaus sinnvoll, gegen die Organisationsverantwortlichen zu ermitteln. Allerdings sind auch Ermittlungen gegen “Unbekannt” zwingend notwendig. Das Video zeigt einige Festbesucher, wie sie über andere Menschen steigen. Das ist dann keine fahrlässige Handlung mehr, sondern Körperverletzung mit Todesfolge.
wie Bernd schon sagt, muss neben den Verantwortlichen auch gegen Unbekannt ermittelt werden. Beispielsweise andere Love-Parade Besucher, die andere niedertrampeln.
Was ich mich u.a. frage: Wie sieht es mit einer Mitschuld derjenigen aus, die Einlass-Absperrungen niedergestürmt, die dort anwesenden Polizisten so massiv überrannt und angegriffen haben, dass sie sich in Sicherheit bringen mussten, und die in die Menge gedrängt sind?
Tragen die eine (juristische) Mitschuld ??
In so einer dicht gedrängten Menschenmenge kann man sich idR nicht mehr entscheiden ob man jemanden niedertrampeln will oder nicht. Da kann man nur noch zusehen dass der Kopf oben bleibt.