Ich habe gerade in der Süddeutschen den Bericht über den Prozess um den Mord an der achtjährigen Michelle aus Leipzig gelesen. Die Schilderung des Tatablaufs ist ungeheuer detailliert, was natürlich auch Fragen aufwirft, die ich aber hier gerne beiseite lassen würde.
Wer hier schon länger mitliest, dem dürfte aufgefallen sein, dass ich harten Strafen kritisch gegenüberstehe und dass ich mit meinen Ansichten eher keine Bundestagswahlen gewinnen würde. Aber bei so einem Fall bin ich tatsächlich froh, dass es mittlerweile auch für jugendliche Straftäter die Möglichkeit der nachträglichen Sicherheitsverwahrung gibt.
Ich weiß, in was für einer unangenehmen Gesellschaft ich mich mit dieser Ansicht befinde, aber eine solche Tat setzt eine so tiefgreifende Störung voraus, dass ich mir eine Heilung innerhalb von 10 Jahren kaum vorstellen kann.
Die herausgebrochenen Schneidezähne dieses Kindes – gottverdammt.
.
Verstehe ich jetzt nicht … nach dem, was Du hier schreibst, habe ich ganz andere Greuel erwartet.
Bei extremen Einzeltätern gibt es halt keine hinreichend sicheren Therapien, auch wenn Fachleute immer wieder was anderes behaupten. Dieses Video hier trifft es , so glaube ich, ganz gut: http://www.youtube.com/watch?v=BhbCp_qvwJ0
Leider wird politischerseits nicht daran gearbeitet, diese Extremfälle besser in den Griff zu bekommen. Es müßte eine wirklich unumkehrbare Sicherungsverwahrung für einige wenige Extremtäter geben. Und dafür könnte man auf flächendeckende Zensurmaßnahmen verzichten, die den nichtkriminelle Normalo in der Wahrnehmung seiner demokratischen Rechte einschränken. Es läuft aber leider genau andersrum.
Nur gut, dass die Eltern nicht im Gerichtssaal waren. Was der Rechtsmediziner da für eine Show veranstaltet hat, ist mir unbegreiflich. Das Vorlesen eines Gutachtens hätte es auch getan.
@piratenwahl:
“unumkehrbare Sicherungsverwahrung”? Das meinen Sie nicht ernst?
Können Sie mir erklären, warum Sicherheitsverwahrte nicht in regelmäßigen Abständen auf ihre Gefährlichkeit geprüft werden sollten?
Ganz einfach: ein gar nicht so kleiner Teil sowohl der Sicherungsverwahrten als auch der forensisch-psychiatrisch Untergebrachten ist nicht dumm. Die durchschauen das Spiel der Therapeuten und spielen selber mit, siehe das verlinkte Video. Schmökel war so ein Fall, es gibt noch einige andere Fälle. Die Sicherungsverwahrung sollte deshalb meines Erachtens nur bei Leuten verhängt werden, die gefährlich für Leib und Leben anderer sind. Heute bekommen nämlich auch Betrüger die SV, natürlich nur die kleinen( große kriegen ” Rettungen” vom Staat). Diese kleine Gruppe von Extremtätern sollte dann aber unwiderruflich dauerhaft verwahrt werden. Die Therapien und Prognosen scheinen doch eher zweifelhaft zu sein, sonst gäbe es die aufsehnerregenden Rückfälle nicht. Auch wenn es in absoluten Zahlen nur wenige Rückfälle sind: sie sind unnötig und durch eine Dauerverwahrung auch vermeidbar.
Bei mir funktioniert der Link zur SZ nicht :-(
Liebe Maltefan, was mir schon reicht, um Maltes Gefühl nachvollziehen zu können, ist: herausgebrochene Schneidezähne. Mehr muss ich eigentlich nicht wissen, um eine Dimension zu erfassen. Und ich oute mich als jemand, der auch in Einzelfällen denkt: “Das geht zu weit, das ist unendschuldbar im wörtlichsten Sinne.”
Und was genau soll die Sicherheitsverwahrung bringen? Wenn wir den Täter für einen unmenschen halten und für immer einsperren wollen, wäre dann die Todesstrafe nicht für alle beteiligten am besten?
Ich darf mal zitieren:
“Der Bundesgesetzgeber nennt die Resozialisierung des Täters als Ziel des Strafvollzugs.
Erst an zweiter Stelle wird der Schutz der Bevölkerung vor weiteren Straftaten genannt.”
http://www.justiz.bayern.de/imperia/md/content/stmj_internet/ministerium/namensartikel/namensartikelstrafvollzug.pdf
Als wissenschaftlich denkender Mensch interessiert mich nicht so sehr die Straftat, nicht mal der Täter. Ich sehe es immer als Symptom an. Und ich frage mich, wo die wirklichen Ursachen liegen. Wie es sein kann, dass ein junger Mann sich zärtlichkeit bzw. einen “Liebesersatz” mit Gewalt zu beschaffen bereit ist. Wie haben wir als Gesellschaft diesen jungen Mann sozialisiert?
So etwas passiert nie im luftleeren Raum. Und Erklärungen sind nie so einfach wie “schwere Kindheit”. Darum will auch niemand Erklärungen hören oder nach Ursachen forschen. Weil dann jemand sagen müsste, dass wir in einer grundlegend kranken Gesellschaft leben. Das wir alle Ausgrenzung und Konkurrenzdenken leben. Das es uns einen Scheissdreck interessiert, ob ein jugendlicher leidet. Solange bis er dann Amok läuft.
Aber jetzt können die Medien wieder auf die Trändendrüse drücken und einen Einzeltäter als den Teufel in Menschengestalt hinstellen. Und niemand wird etwas ändern wollen, ausser härteren Strafen.
Und jetzt haben sie sogar schon dich, Malte, davon überzeugt, dass das der einzige Weg ist.
Es sei erwähnt, dass der Troll “piratenwahl” nicht für die Piratenpartei spricht. Er ist noch nicht einmal Mitglied dort. Er gehört zu den Blog-Kommentatoren, die m.M.n. dem Anliegen dieser an sich sehr sinnvollen Partei stark schaden.
Ok, jetzt funktionierte der Link …..
@Netzhäuter
Von “Teufel in Menschengestalt” ist hier doch gar nicht die Rede. Aber du musst doch auch wissen, wie wenig in Jugendhaftanstalten passiert. Und wie viel nötig wäre in so einem Fall.
Ich kenne Beispiele von Heilungen bei Verhaltensstörungen, die sind aber selten. Die Anordnung einer nachträglichen Sicherheitsverwahrung ist zudem etwas anderes als einfach bloß “Wegsperren für immer”. Hier wird die Gefahrenprognose ja erst nach Ablauf der Haftzeit gestellt.
Ich stimme dir zu, dass Jugendliche immer erst dann interessant werden, wenn etwas passiert. Gleichzeitig halte ich schwere Gewalttaten nicht für ein Phänomen unserer Zeit und es scheint mir nicht folgerichtig “die Gesellschaft” verantwortlich zu machen für gewaltauslösende Konstellationen. Gleichwohl wird an deutschen Schulen natürlich zu wenig gegen Mobbing getan, ohne dass Mobbing eine hinreichende Erklärung für so ein Verbrechen wäre.
@Hanno:
Darf man fragen, wieso Du “piratenwahl” als Troll abqualifizierst? Kann in seinem Post weiter oben keine Anzeichen dafür entdecken und man darf sich m.M.n. seinen Nick in Blogs immer noch frei aussuchen, oder?
@Tinchen
Ja, so etwas ist halt konkreter als: Mord. Ich denke, dass es nicht nur uns beiden so geht, dass man diesen Begriff eben gar nicht weiter ausfüllt mit einem bestimmten Geschehen.
Richtig, ich bin kein Mitglied der Piraten, wähle sie momentan nur. Sonst hätte ich mich ja Piratenmitglied genannt.
“Wie haben wir als Gesellschaft diesen jungen Mann sozialisiert?”
Gar nicht. Ich jedenfalls nicht und meine Nachbarn auch nicht. Das mag als nicht der Punkt erscheinen, dröselt Argumentationsketten aber in eine andere Richtung.
Niemand hat nur Glück. Nur Glück ist kein Glück. Manche haben ganz viel Pech, es unerträglich schwer. Dann fehlt es noch an dem einen Ende und dann noch an dem anderen und so wird eine Mischung daraus, die für die Gesellschaft eine reale Bedrohung ist. Von Fall zu Fall unterschiedlich behandelbar. Todesstrafe ist im Vergleich zu anderem kostengünstig. Und nimmt der Gesellschaft damit vergleichsweise wenig weg, ökonomisch betrachtet. Auf einer anderen Ebene nimmt sie viel, maybe zu viel, daher die extreme Vorsicht.
Michelle war das Opfer und hatte nicht die Wahl, sich in die Hände eines Therapeuten zu begeben, sich ein Selbsthilfe-Forum zu suchen, was auch immer man tun kann, um seine Störung zu mildern. Und wenn ein Mensch eine derart gründlich gefährliche Mischung wurde, dass Heilung mehr als zweifelhaft ist, ist zumindest die Frage nach nachhaltiger Verwahrung erlaubt. Und die nach Todesstrafe. All diese Gedankengänge müssen erlaubt sein. Wie man dann im Einzelfall entscheidet, steht auf einem anderen Blatt, und da … *over*
@netzhaeuter: Perverse Gewalttäter gab es zu allen Zeiten. Und die Erfahrung zeigt eben, daß die Illusionen der Therapeuten halt Illusionen sind. Natürlich gibt es nur selten Rückfälle, aber wenn man selbst bzw. ein Angehöriger davon betroffen wäre, empfindet man einen unnötigen Rückfallmord halt doch als störend. Und das ist sicher noch vorsichtig formuliert. Wenn man vielleicht wenige tausend Leute dauerhaft aus dem Verkehr zieht nach Straftaten wie der beschriebenen, würde sich so das Zufriedenheitsgefühl der Bevölkerung erhöhen. Und der Demokratie wäre- anders als bei Netzsperren- auch nicht geschadet. Ich schlage diese unumkehrbare SV nur bei wirklich extremen Taten vor. Bei einer eher leichten Straftat wie dem Besitz von Kinderpornos sicher nicht, auch nicht bei einer ” normalen” Vergewaltigung.
Und das:
http://www.bild.de/BILD/regional/leipzig/aktuell/2009/08/18/michelle-moerder/corinnas-moerder-ist-im-gefaengnis-sein-einziger-freund.html
ist einer der schlimmen Aspekte an der Berichterstattung. Wo ist da die Einordnung, Redaktion?! Oder kommt die morgen? Wenn sich alle schon heute auf ein Bauchgefühl eingeschossen haben?!
“piratenwahl” fordert hier einige “wenige tausend Leute dauerhaft aus dem Verkehr zu ziehen” und anderswo spricht er von “den Islamfaschisten, die so 2040 die Macht übernehmen werden”, was er mit dem “demographisch-ethnischen Wandel der Gesellschaft” begründet.
Kein Trollverhalten, @Irreversibel? Sondern ganz normale politische Meinung? Mir wird schlecht, wenn ich sowas lese und der Autor dabei auch noch glaubt, dass er damit den Piraten in der Wahl zu helfen.
Und an @Piratenwahl: Bitte frage Dich mal, wer entscheiden soll, welche “wenigen tausend Leute dauerhaft aus dem Verkehr gezogen” werden sollen. Auf Basis welcher Kriterien? Wo wird die Grenze gezogen? Denn egal, wie Du Dich hier entscheidest, ein solches Rechtswesen wie es Dir offenbar vorschwebt würde die Demokratie massiv schädigen.
Laut SZ sieht es mehr wie eine Verzweiflungstat und weniger wie eine klassische Triebtat aus. “Freiheit” gibt es für den Täter ohnehin nie wieder. Das Leben ist ebenfalls hin und war es wohl schon vorher. Drumherum gibt es mehrere Opfer und ich weiß nicht wie viele, die vorher mitleidslos waren mit dem Jungen und ihn dadurch ein gutes Stück weit zur Strecke brachten, und jetzt sind sie erschrocken und entsetzt und voller Mitleid für das tote Mädchen. Ich auch. Aber es wäre jetzt die letzte Möglichkeit für die Gesellschaft zu sagen, der Junge, der zum Monster mutierte, der Mensch, den wir verkorksten, tut uns auch leid. Vielleicht gehört der Vater des Jungen viel mehr in Sicherungsverwahrung? Vielleicht gibt es da Lehrer, die den Jungen gedemütigt haben (was Lehrer sehr gut können)? Vielleicht gibt es jede Menge Mitschüler, die sich fortgesetzt unmenschlich verhalten haben? Vielleicht gibt es Eltern die Fülle, die ihren Kindern lachend durchgehen lassen, wenn sie andere Kinder mobben (”Unser Mädchen?! Nein, die tut so was nicht.” Tut sie aber, alles schon erlebt, und natürlich auch per Internet.) Ich glaube, gerade diese Tat hat ausnahmsweise mehr mit Umständen als mit “Krankheit” zu tun. Wir wissen es nicht. Ich bin aber heilfroh, dass wir eine Justiz haben, die sich bemüht, möglichst genau hinzusehen. Das tut ja enorm weh. Aber was sagt mein 16jähriger Sohn in solchen Fällen? “Ich weiß gar nicht, warum ihr uch gerade über den Fall so aufregt. Jeden Tag sterben tausende Kinder am Hunger und da vergießt ihr keine Träne …” Und er hat Recht. Der Aufregung nach der Tragödie ging eine große Gleichgültigkeit voraus und sie könnte man als die gesellschaftliche Form der Unmenschlichkeit bezeichnen. Bedingungslose Sicherheitsverwahrung – nein. Die Gesellschaft muss abwägen, auch wenn sie gern davor drücken möchte.
Natürlich gibt es auf der anderen Seite des Spektrums eine hetzerische, auch politisch durchschaubare Berichterstattung. Die übrigens mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Ich war selbst viele Jahre im Knast. Es gibt dort- ich verwende mal den üblichen Knastausdruck- ” Kinderficker”, die wenig Probleme mit den Mitgefangenen haben. Wenn jemand wie der typische Knacki aussieht( ne Menge schlecht gemachter, schon im Jugendknast/ Heim gestochener Tattoos gehören dazu) und entsprechend aggressiv auftritt, sind die Bestrafungswünsche des Boulevards unrealistisch.
@hanno: die Kriterien für die SV sind heute weicher als nach meinen Wünschen. Einige Male Kreditkarten gefälscht, schon sitzt jemand locker 30 Jahre. Die Kriterien existieren also, und ich möchte eigentlich,daß weniger Leute in SV sitzen, denn Betrüger gehören da meines Erachtens nicht hin. Auch vielfache Körperverletzer nicht. Ich möchte mich auf Mord und vielfache Vergewaltiger beschränken, denen aufgrund kriminalistischer Erfahrung eine hohe Wiederholungsgefahr bescheinigt wird. Diese Prognosen werden ja auch heute im Verfahren schon gestellt. Und diese Extremstraftäter werden auch heute schon mit so großem Argwohn begutachtet, daß nur wenige Intelligenzler aus dieser SV noch rauskommen. Die, die rauskommen, sind aber oft die Perversesten und gleichzeitig schlausten, und das möchte ich mit der unumkehrbaren SV gern verhindern.
@ Maltefan:
Was hattest Du denn erwartet, frage ich mich gerade. Was hätte passieren müssen, um Dir den Magen umzudrehen? Mehr Zähne raus? Nicht nur Oberkörper gequetscht, sondern noch Beine gebrochen? Schambein zerhackt?
Bei dem Tessiner Mordfall gab es irrwitzig viele Messerstiche an einer Person, der Mutter, glaube ich. 60 oder 80. Da fand ich die Höhe der Zahl aussagekräftig. Ich hab mich hingesetzt und es mit einem imaginären Messer nachgemacht. Schon ab dem zehnten Stich war mir klar, dass das in einem Gefühlsbereich liegen musste, der weit, weit entfernt ist von “emotional normal”.
Mich gruselt bei Michelle schon das Klebeband. Und dann noch die Zähne. Und das herausgerissene Büschel Haare am Hinterkopf PLUS die Tatsache, dass er das Mädchen wegeworfen hat wie Müll, die Hose noch herunter gezogen, ausgequetscht, nun nutzlos, weg damit.
Bah. Bah.
“Unumkehrbare Sicherheitsverwahrung” passt leider nicht zu meinem Bild einer freiheitlichen Rechtsordnung einer demokratischen Gesellschaft. Dort werden wir uns wohl nicht näher kommen.
Ich bitte Dich (wieder einmal), Deinen Usernamen zu ändern.
@ hanno: Ich sage nicht, daß meine Vorstellungen das Allheilmittel sind. Sicherlich besteht bei harten Strafen wie unumkehrbarer SV/ Todesstrafe( ich sehe da nicht so viele Unterschiede) die Gefahr, daß die Gesellschaft sich verhärtet. Nur haben wir diese Strafen nicht( obwohl Strafvollzug in der Praxis dem manchmal nahekommt), und die Gesellschaft ist trotzdem hart geworden. Und ich habe Schwierigkeiten, eine vermeidbare Tötung den Opfern und Angehörigen gegenüber zu rechtfertigen.
Meinen Namen finde ich ganz gut. Ich wähle die Piraten, das sagt er doch. Ich erhebe kein Copyright auf den Namen, werde ihn aber weiter nutzen, verstehe auch nicht, was an dem Namen schlecht sein soll. Piraten sind halt Individualisten, da sind doch unterschiedliche Meinungen zu einem Thema was ganz normales.
@piratenwahl:
Ich schliesse mich an, bitte ändere deinen nick.
Weil ich hier, gerade in den Kommentaren, ein bisschen was gelesen habe, was schlicht falsch ist, eine kleine Richtigstellung:
Psychologie ist immer statistisch. Und selbst wenn zwei Merkmale mir r>.95 korrelieren, man kann dennoch lediglich Wahrscheinlichkeitsaussagen über Menschen treffen.
Das gilt auch für Straftäter.
Jeder Mensch muss eine Chance bekommen, 10 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Dass allerdings sehr konservative Tests und Gutachten erfüllt sein müssen, dass so jemand wieder freigelassen werden darf, steht völlig ausser Frage.
ta-ta
E.
Die Gutachten scheinen aber nur scheinkonservativ zu sein.10 Jahre sind eine sehr kurze Zeit, wenn danach derselbe Mensch, nachdem er Gutachter belogen hat, wieder ein Kind umbringt. Ich kann das möglichen Opfern gegenüber nicht rechtfertigen, zumal kein Demokratieverlust durch harte Strafen gegenüber Extremtätern eintritt. Die USA kann man sicher wegen Bush hart kritisieren, sicher auch wegen Vietman. Sie sind aber die Demokratie, die sich bis jetzt am längsten gehalten hat. Harte Strafen gegenüber einzelnen perversen Tätern hat es dort immer gegeben.
“Ich bitte Dich (wieder einmal), Deinen Usernamen zu ändern.”
Und warum? Muss Maltefan sich dann auch umbenennen?
@ E: Ich glaube die angesprochene Wahrscheinlichkeit ist das, was hier unter “abwägen” lief.
@Tinchen: Hä? Wieso soll ich mich jetzt umbenennen?
Und zu Deiner anderen Frage: Natürlich war das eine grausame und gemeine Tat, aber keine, die mir von außergewöhnlichem Sadismus geprägt scheint, was ich allerdings nach Maltes Artikel erwartet hätte. Da herausgebrochenen Zähne waren wohl eine Begleiterscheinung dessen, dass er dem Kind mit dem Trichter Alkohol eingeflößt hat, um es zu betäuben, was ja im Grunde das Gegenteil einer sadistischen Tat ist, denn der sadistische Gewalttäter hat ein Interesse daran, sein Opfer leiden zu sehen. Und dann wurde das arme Mädchen wohl schlicht vom Gewicht des Täters erdrückt. Wenn man sich auf so ein Kind einfach drauf legt, überlebt es nun mal nicht lange.
Ich hab selbst ein kleines Mädchen und mich schaudert bei dem Gedanken, dass ihm was passieren könnte, deswegen lässt mich sowas nie kalt … aber wie schon gesagt scheint mir diese Tat nicht von aussergewöhnlicher Grausamkeit geprägt. Wo mir hingegen regelmäßig die Tränen kommen sind die Berichte von völlig verwahrlosten und verhungerten Kleinkindern, die von den Eltern monatelang in ihre Zimmer gesperrt oder an die Heizung gekettet wurden, angefangen haben, die Tapeten zu essen und dann qualvoll an Darmverschluss oder Dehydrierung gestorben sind. Da klappt sich mir auch viel eher das Messer in der Tasche.
auf.
(vermisse immer noch den Edit-Button)
@Maltefan
Ich habe das allerdings gar nicht angedeutet, jedenfalls nicht bewusst.
Und ändere bitte deinen Nick nicht, ich fühlte mich sonst ungeliebt:)
@Malte
Also als hopeless fangirl würde ich natürlich niemals meinen Nick ändern … ausser Du schriebst was Gemeines über Christian Bale :P.
Nein, Du schrubst nicht, dass die Tat aussergewöhnlich sadistisch sei, aber mir schien doch, Du hättest sie irgendwie herausgehoben aus der Masse der Kindervergewaltigungen (”in so einem Fall”, froh über die Möglichkeit der Sicherheistverwahrung) … aber letztendlich war es genau das: der Typ hat ein Kind vergewaltigt und es dabei (vielleicht sogar unabsichtlich?) getötet. “Gnädigerweise” hat er das Kind sogar betäubt, bevor er zur Tat geschritten ist, allerdings halt sehr ungeschickt. Sowas kommt leider immer mal wieder vor und vermutlich meist sogar in fieserer Form, bloß man erfährt halt nicht soviel über den Tathergang.
Fragt Euch doch mal selbst, ob man Zähne eines Kindes herausbricht, um ihm zwecks Leidmilderung Alkohol einzuflößen. Oder, ob das nicht doch wohl eindeutig aus Sadismus passierte. Mich wundert immer wieder, daß gerade viele bürgerliche Kommentatoren sich extreme Aggressionen schönreden nach dem Motto: das hat er bestimmt nur aus Mitleid getan.
@piratenwahl:
Die Ärzte, die einem beim Intubieren auch ab und an mal einen Schneidezahn rausbrechen, obwohl die das dauernd üben, machen das dann wohl auch aus Sadismus?
Kann natürlich sein, dass der Kerl sich gedacht hat, jetzt breche ich der Kleinen zum Spaß noch ein paar Zähne raus. Scheint mir aber wahrscheinlicher, dass das nicht das Ziel seiner Handlung war. Und wo ich mir diese Tat schönrede, würde mich mal interessieren. Mir kommt sie lediglich nicht grausamer vor als jede andere Kindervergewaltigung (die ich alle schlimm finde).
Nicht jede andere Kindervergewaltigung endet mit einem in den Tod gequälten Opfer. Die Kindstötung, über die wir hier reden, war schon sehr grausam. Und mich stört, daß gerade die grausamen Elemente dem Täter noch als schuldentlastend angerechnet werden.
@ Maltefan: Das war eine Frage an Hanno…. Ich wollte abstrahieren… Nichts gegen Dich!
Und: Ich find das auch alles schlimm. All das. Inklusive der verhungernden und verdurstenden Kinder auf anderen Kontinenten. Vergasten Hunden und zerstochenen Katzen. Ich finde schon manchen Kommentar richtig schlimm. (Allgemein, nichts Spezielles nun) Verbale Gewalt. Manipulationen. Lügen. Und dann springen mich Details entweder theoretisch oder gefühlt oder beides an. Hier waren es die Schneidezähne etc
Ich bin da nicht hart im Nehmen. Und finde das sehr gut.
@piratenwahl: Ich meinte Kindsvergewaltigungen mit Todesfolge, und in der Tat empfinde ich den Versuch, das Kind zu betäuben, nicht als Zeichen besonderer Grausamkeit. Du magst das ja gerne anders sehen, ich rede mir das trotzdem noch lange nicht schön.
@Tinchen: Jeder springt halt auf was anderes an. Ich finde es freilich furchtbar, dass es Wahnsinnige gibt, die Kindern sowas antun, aber die sind halt wahnsinnig und man wird nie ganz verhindern können, dass Kinder so ums Leben kommen. In solche Leute kann ich mich null reinversetzen, deswegen bringt mich das vermutlich viel weniger aus der Fassung als wenn Eltern ihre eigenen Kinder so grausam misshandeln oder vernachlässigen, dass sie nach jahrelangem Martyrium irgendwann sterben.
Ich habe noch einen Kupferstich von folgendem Menschen aus seiner Eickelborner Zeit zu Hause:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Büch
…und er ist sehr gelungen. (Bin ich jetzt krank?)
Die Frage ist wie mit solchen Straftätern umgegangen wird.
Der damalige Eickelborner ärztliche Direktor hat über ihn gesagt/ in med. Gutachten geschrieben, dass er
- eine lebende Zeitbombe sei
- nicht therapierbar
- Ohne Kastration könne Büch nicht von seinem Trieb befreit werden
Keine Frage, der gesunde Menschenverstand sollte einem zum Schutz der Gemeinschaft raten und diese kann man vor derartigen Menschen nur mit lebenslanger unumkehrbarer Sicherheitsverwahrung schützen.
Die Frage ist, wer entscheidet in einer Demokratie wer für immer weggesperrt wird und wer nicht?
Die meisten Leser dieses Blogs werden mir zustimmen wenn keiner möchte, dass das BKA die “Netzzensurlisten” ohne Aufsicht “verwaltet”. Aber wäre es bei Straftätern in Ordnung wenn Psychologen über “kranke Menschen” entscheiden?
Wo liegt der Schwellwert für eine unumkehrbare lebenslange SV?
Bei:
- besonderer Brutalität
- Anzahl der Straftaten
- Schwere der psychischen Erkrankung
- etc.
Jeder Fall würde eine jahrelange intensive Betreuung mit den Patienten voraussetzen, in derer sie sich verschiedensten Psychologen mit verschiedsten Behandlungsmethoden konfrontiert sähen. Was passiert wenn der Patient alle Psychologen aus dem “Experten- /Entscheidungsgremium” ablehnen würde? Gehört er dann automatisch weggeschlossen oder würde auf externe Gutachten gegriffen.
Das Fachgebiet der Psychologie ist meines Erachtens nach viel zu unpräzise um Entscheidungen pro oder contra zu treffen.
Vor 30-40 Jahren haben als Pfleger ausgebildete Maler, Anstreicher, Schneider, kurzum Handwerker, deren Betriebe sich in Eickelborn auf dem Gelände des ehem. Landeskrankenhaus Eickelborn befunden haben und für den Klinikerhalt zuständig waren, mit den Patienten gearbeitet, die dafür als “reif” befunden wurden. Anschließend wurden die Ergebnisse über den Patienten am runden Tisch mit der Klinikleitung besprochen. Durch die praktische Arbeit und das Vermitteln eines Handwerks haben sich viele Patienten geöffnet und mit den “Pflegern” gesprochen. Zu dem Zeitpunkt gab es in der Einrichtung einen (in Zahlen: 1) Psychologen….
Die Rückfallquote (sowohl bei Gewalt-, Sexual- und Drogenverbrechern) war ebenso hoch. Nur die Zahlen haben sich gewandelt. Die Handwerker sind so gut wie nicht mehr existent und die Psychologen befinden sich in der Majorität
Ich möchte damit nur hervorheben dass der moderne Maßregelvollzung und die moderne Psychologie meines Erachtens nach nicht in der Lage ist solche schwerwiegenden Entscheidungen zu treffen.
Deswegen bin ich ganz klar gegen solche Einrichtungen wie sie “piratenwahl” hier fordert.
Ich möchte selbstverständlich auch nicht solche Menschen in meiner Gemeinschaft willkommen heißen, weder sie als meinen neuen Nachbar begrüßen.
Die jetzige Lösung ist schon in Ordnung und nur gering anpassungsbedürftig.
Zum eigentlichen Artikel:
Ich würde abgebrochene Schneidezähne durch das gewaltsame Einführen eines Trichters nicht als herausragend sadistisch bezeichnen. Es ist zweifelsfrei eine grausame Tat, aber nüchtern als Bürger der “Kannibalenstadt Rotenburg” betrachtet stufe ich die Gewalt und den Sadismus des Verbrechens als geringfügiger im Gegensatz zum Kannibalen ein.
Ich will keines der o.g. Verhalten tolerieren oder abschwächen, aber leider kommt sowas immer wieder vor und die Gesellschaft diskutiert umso leidenschaftlicher und kopfloser sobald es sich um Kinder bzw. Wehrlose handelt.
Piratenwahl fordert doch nur eine unumkehrbare Sicherungsverwahrung bzw. Forensik für Extremtäter. Dann brauchte es keine Psychologen , aber auch keine Handwerker mehr, die jedes Jahr( Forensik) oder alle 2 Jahre ( Sicherungsverwahrung) entscheiden müßten, ob der Täter nun entlassen werden kann. Es entfielen auch alle Lockerungsmaßnahmen mit dem Risiko, daß der Täter á la Schmökel dabei flieht.
Das Patientengut – nicht mein Ausdruck- war bis in die 70er Jahre hinein im Maßregelvollzug ein weniger Gefährliches als heute. Extremtäter sind erst ab den 70ern vermehrt als psychisch krank eingestuft worden, davor befanden sich die im Knast. Seit die entsprechenden Extremtäter in der Forensik waren, gab es dann auch die Rückfälle.
“Kein Trollverhalten, @Irreversibel? Sondern ganz normale politische Meinung?”
Weder noch. Ich würde das als abstoßende politische Meinung bezeichnen. Aber eben nicht als Trollverhalten.
Ich möchte mich mal unbeliebt machen und Piratenwahl zur Seite stehen. Ich finde nämlich in einigen Punkten eine erfrischende Unverkopftheit bei gleichzeitiger Logik bei ihm. Selbst wenn es nicht Sadismus war, die zum Rausschlagen der Zähne führte, war es immerhin eines: Gewalt. Das reicht. Es muss keine Supermegagewalt sein, um erschreckend zu sein, und sie führte in ihrer Vollendung nicht nur zum vergewaltigenden Akt sondern auch zum Tod des Kindes.
Er schreibt: “10 Jahre sind eine sehr kurze Zeit, wenn danach derselbe Mensch, ” und da steht das Wort “wenn”. In dem Zusammenhang interessiert mich, für wie konservativ (und das Wort passt hier m.M.n. wirklich ganz und gar nicht, ich greife es auf) man die Tests halten darf. Wie viel können die? Können die mittlerweile genug?
Wir schreiben das Jahr 2009 und zu jeder Zeit davor waren auch so genannte Experten der Meinung, sie hätten es im Griff.
@ E.: Hast Du Links, die mich relativ populär informieren können?
Es geht weiter bei @ Maltefan: Wahnsinnige. Gab’s, gibt’s, wird’s immer geben. Richtig. Wie damit umgehen? Präventiv, situativ, nachbehandelnd. Bernd Büch ist da VIELLEICHT ein gutes Beispiel: Es gibt Kriminelle, die sind nicht therapierbar. Die Backmischung verhindert es. Komme ich wieder zu Piratenwahl: Warum die nicht konsequent wegsperren oder sogar gleich ganz aus dem Verkehr ziehen und zwar so, dass es den Rest der Gesellschaft möglichst wenig belastet?
Komme ich wieder zu E.: Wie erfolgsgesichert sind die Methoden heutiger Tests?
Frage: Heißt “Psychologie ist statistisch” qualitativ UND quantitativ?
Komme ich zu Malte himself: Warum nicht aufgewühlt Texte schreiben bzw. derartige Themen emotional angehen?
Lande bei mcd: Leidenschaft und Kopflosigkeit ist nicht gleichzusetzen. Kopflosigkeit (lande noch weiter) kann unverkopft den Kern treffen.
(Letzteres anders gesagt: Deswegen erzielen Schauspieler bewegt bewegende Erfolge, weil sie den Menschen ins Gefühl hämmern, was eine Sache wirklich bedeutet.
Nebenbei an Maltefan: Interessanter Aspekt. Ich kann mich in beides nicht reinversetzen und bin kindlos und finde beides “gleich” schrecklich. Wirft Erkenntnis auf: 99 ways to shower. Heißt: Es gibt diverse Grusel-Stile.
Und übrigens, das wollte ich neulich schon sagen: Danke Malte, dass und vor allen Dingen wie Du Dein Blog machst. Man kann das ja als selbstverständliches und sogar egomanisches Service-Angebot nehmen, aber ich tue das einfach mal nicht.
bin ich die einzige, die die berichterstattung der sz stört? ich finde diese detailgenauigkeit unnötig und reißerisch.
es ist, als würde man an einem verkehrsunfall vorbei fahren und jemand schaltet für einen in den ersten gang und dreht einem mit beiden händen den kopf, damit einem nichts entgeht.
ich bin nicht damit einverstanden, das eine sache so auseinandergenommen wird, das man am ende in einer diskussion darüber steckt, die grausamkeiten auf einer skala von eins bis zehn auf ihren sadismus hin auszuloten. und dazu lädt eine solche berichterstattung meiner meinung nach ein.
@ m.: Nein, bist Du nicht. Ich fand’s auch bemerkenswert. Aber: Sie führt zu was. Im besten Falle zu dem, was hier in den Kommentaren stattfindet: engagiertem Diskurs.
@m
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,643338,00.html
Gisela Friedrichsen hat die Darstellung des Gutachters kritisiert. Der hat sich unterdessen entschuldigt.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,643569,00.html
@Tinchen
Natürlich muss es keine Supermegagewalt sein, um erschreckend zu sein, ich hatte nur, gemessen an Maltes Erschütterung, solche erwartet. Können wir das Thema “Ich bin aber sensibler als Du denn ich finde alles galeich erschütternd” damit dann ad acta legen?
Zum Thema: Wie mit den Wahnsinnigen umgehen? — muss ich sagen, ist mir fast egal, Hauptsache sie kriegen keine Gelegenheit mehr, ihren Wahn weiter auszuleben. Um manche Menschen ist es mMn einfach nicht schade. Der Kampusch-Entführer hat das Problem beispielsweise sehr elegant gelöst.
@ maltefan: also müßtest Du doch meinem Vorschlag einer unumkehrbaren Sicherungsverwahrung für Extremtäter zustimmen.
@ Maltefan: An dem Wettbewerb hatte ich nie teilgenommen, das war jetzt Deine Interpretation :-)
@ m und Malte: Schlagt mich, aber. Zunächst fand ich es w.g. auch befremdlich und habe den ganzen Tag nicht die Bilder aus dem Kopf bekommen. Aber. Warum verletzt es die Würde eines Kindes, das seiner Würde bereits beraubt wurde und tot ist? Wer wird denn hier beraubt? Das einzige, was durch schonungslose Bilder und Berichterstattung verloren geht, ist eine Art von Selbst-/Betrug.
Hinfort damit!
Sollen wir doch sehen und hören, was passiert ist.
Vielleicht wird uns dann “mehr klar”, was es bedeutet und ändern unsere Einstellung gegenüber einer zu laschen Justiz, sofern sie dies ist. Und untersuchen z.B. die Ursachen mehr.
Im Übrigen gab es mal einen Artikel in der Zeit, der ellenlang und detailreich über den Tessiner Mordfall berichtete. Hier: http://www.zeit.de/2007/26/Tessin
Der hatte mich ebenso erschüttert. Und wie gesagt – ich finde diesen Prozess absolut förderlich, auch wenn er sich erstmal unschön anfühlt.
Ergebnis also nicht Abstumpfung, sondern Sensibilisierung. Funktioniert aber vielleicht auch nur über das zurzeit bestehende Umfeld: Das Detailreiche ist die Ausnahme.
P.S.: Ich warte ganz gespannt auf weitere Antworten…
@Tinchen
Menschenwürde und Leben sind nicht deckungsgleich*. Auch für den Toten dauert die Menschenwürde fort und schwächt dann im Lauf der Jahrzehnte ab.
*Weswegen zB der Staat den finalen Rettungsschuss abgeben, aber nicht foltern darf.
@piratenwahl: Hab ich dem denn irgendwo widersprochen? Wie gesagt gibt es auch Leute wo ich mich über ein “Kopf ab” nicht weiter aufregen würde.