Im aktuellen Blogblick geht es um die Frage, ob die Netzsperren ausgeweitet werden. Ich denke, dass in naher Zukunft Pokerseiten und ähnliche Angebote dran sein werden. Schon 2006 wollten die Länder das Glücksspiel im Internet verbieten – jetzt ist endlich die Möglichkeit gegeben, den Plan in die Tat umzusetzen.
Wenn auch der Widerstand der kleinen Bloggerschar durchaus nicht aussichtslos ist: Momentan werden die Bürger von dem Thema nicht recht erreicht. Gestern erst meinte eine Bekannte, die mitbekommen hat, dass ich gerade was zu dem Thema schreibe: “Ja, ich hab da auch mal gelesen, dass das jetzt ganz gefährlich sei, weil die sich jetzt so aufregen, dass sie nicht mehr auf die Seiten kommen.” Wir reden hier von einer netten, intelligenten jungen Frau, die von Netzsperren nur sehr am Rande mal etwas gehört hat. Wie kommt man an die Leute ran, die keinen Facebookaccount haben, nicht twittern und schon gar nicht bloggen?
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Meine Mutter ist informiert. Das Thema interessiert sie natürlich nicht, dafür weiss sie aus ihren Bereich (Argen), wie in Deutschland die Gesetzgebung funktioniert…
Ein Trauerspiel.
Mund-zu-Hund-Propaganda. Flugblätter. Irgendwo inner Innenstadt ne große LCD-Anzeigetafel aquirieren und du bist terrorist abspielen lassen… irgendwie sowas ;)
Ich glaube, es ist nicht mit einem offline-affinen Informations- und Aufklärungstransport getan. Das Gefahrenpotenzial allein wirkt schon so abstrakt, dass es für viele Menschen nicht greifbar scheint.
Und wenn viele Menschen mit dem Internet wenig intensive Berührungen haben, wird es sie auch künftig kaum interessieren.
Was mich nicht betrifft, interessiert mich auch nicht.
Oder abstrakt und pauschalisierend gefragt: Wer von euch war wann das letzte Mal auf einer Demonstration zur gesellschaftlichen Gleichstellung für Menschen mit Handycap?
Seht ihr.
Aber genau diese Menschen überlegen sich genau, wie man andere mobilisieren kann. Stehen also vor gleichen Problemen.
Eine gängige Lösung hier: Interessengruppen (Lobbys), die auf Entscheidungsträger einwirken. Und nein, damit ist keine (Piraten)partei gemeint.
Naja, ich denke es ist “uns” ganz gut geglückt die Massenmedien zu erreichen und da auch ein bisschen einen Fuß in die Tür zu bekommen.
Ich glaube auch im Moment traut sich niemand das wirklich auszuweiten, natürlich wird vorgefühlt, aber ein PR-Desaster ala “Zensursula” will sich im Wahlkampf natürlich niemand leisten.
Trotzdem mzss man natürlich die Augen offen halten.
Darüberhinaus denke ich, bei einer Ausweitung könnten auch hier Autos brennen, wenn ich mir die Wut so anschauen, die hier so herrscht.
@sheephunter ja, den Eindruck habe ich hier in Hamburg (aus verschiedenen Gründen) auch. Es liegt viel in der Luft…
@ Mathias Richel
Wenn Du damit meinst, Pirat in der SPD zu sein, muss ich sagen: das ist genau die Art Politik, die die SPD als Juniorpartner in allen großen Koalitionen mit der CDU versucht hat seit Schröder, und allesamt sind gescheitert. Schau dir Sachsen mal an, was da noch übrig ist von den Genossen: die haben so wenig Profil, daran können sich nicht mal die NPDler reiben. Und es ist genau diese Art des Marsches durch den Arsch der (Partei)institution, der häufig im 12Fingerdarm endet, der die Leute wegtreibt von der SPD. Diese Haltung sich selbst verantwortlich Fühlender, wir machen da jetzt was hinter den Kulissen, schließt die Leute und die Öffentlichkeit aus und ist in hohem Maße undemokratisch und intransparent. Obendrein noch völlig erfolglos.
@fred Du hast mich nicht verstanden. Und dass das rein gar nichts mit der SPD zu tun hat, wolltest du wohl nicht verstehen.
Ich korrigiere mich und füge hinzu: Ich gehe sogar davon aus, dass du mich insgesamt nicht verstehen wolltest. Gehab dich wohl.
Doch, ich verstehe, dass Du Entscheidungsträger beeinflussen willst, und zwar über Lobbyarbeit. Sprich, durch die Hintertür. Ich glaube, dass genau das der Weg ist, viele der Leute, die sich jetzt gegen Netzsperren aussprechen, in den Hintergrund zu rücken. Ich halte das für Postpolitik. Für einen Aufruf zum Geklüngel.
Oder was schwebt Dir vor? Welche Interessengruppen sollen wie auf Entscheidungsträger einwirken?
Sowas, nur mit einer besseren Webseite: http://www.abid-ev.de/
Und wie sollen sie auf Entscheidungsträger einwirken? Über eine Webseite? Wenn nicht mal ein offline-affiner Informations- und Aufklärungstransport reicht? Une eine Webseite ist nun bestimmt nicht offline-affin.
Was die Verntzung übrigens anbelangt, die solche Vereine immer zu tage fördert, die gibt es wohl schon in Sachen Onlinesperren. Daraus hat sich auch eine Art Kleingärtnerverein entwickelt, den nennen wir Piratenpartei. Noch einen Kleingärtnerverein brauchts da bestimmt nicht.
Das Problem der meisten Bewegungen ist nicht, dass sie untereinander schlecht vernetzt sind, sondern dass diejenigen, die Protestpotential haben, sich nicht untereinander vernetzen. Das Problem ist, dass es dem Krüppel-Aktivisten (die nennen sich so, no pun intended) am Arsch vorbei geht, was an den Universitäten passiert, und dem Netzsperrenaktivist egal ist, wie mit illegalen Einwanderern umgesprungen wird. Eine Vernetzung all dieser Bewegungen zu einer größeren, tatsächlich sozialen, statt so sektiererisches Pseudopolitzeug wie die Piraten, das wäre interessant und hätte ein ganz anderes Mobilisierungspotential.
Die Bloggerschar ist nur ein winziger Teil des Netzes. Man muß gar nicht erst ganz nach draußen blicken, zu denen, die nur ab und zu mal an einem Internetcafé vorbeigehen, die also gar nichts mit dem Netz zu tun zu haben glauben.
Auch die übergroße Mehrzahl der sogenannten Netzbürger weiß kaum Bescheid. Warum? Weil sie weder twittern noch Blogs lesen. Facebook nutzen Sie bestenfalls, um sich mit Freunden über das gestern abend gemeinsam Erlebte zu unterhalten. Denen ist das heute-journal näher als die Netzeitung (wenn es wenigstens mal das heute-journal wäre) ;)
“Hart aber fair” schauen drei Millionen. Wie oft wird ein Blogartikel gelesen? Wer dem Netz helfen will, muß raus aus dem Netz. Jedenfalls solange bis alle, die heute noch nicht drin sind, reinkommen.
Außerdem gilt wie immer: “Ich habe ja nichts zu verbergen”, “Was mich nicht berührt, das geht mich auch nichts an”.
Martin Niemöller bleibt aktuell http://www.martin-niemöller-stiftung.de/4/daszitat/a31
@Matthias Muss am Namen liegen. Word!
Offliner ereeicht mensch nur mit traditionellen Artikeln. In traditionellen Zeitungen und TV.
Selbst dann nur, wenn es sie wirklich betrifft.
Schätze mal: No way.
Aber: Wir haben keine Cahnce, also nutzen wir sie.
Vielleicht traditionelle Journalisten direkt ansprechen.
Sie erreichen mich täglich zwischen 9 und 15 Uhr. Ich kann Ihnen aber schon mal versichern, ich kaufe nichts. Ich bin bereits in höchstem Maße individualisiert. Ich bin Avantgarde und Stammtisch zugleich und alles dazwischen, während Sie denken, ich wäre nur das Dazwischen und Sie nur Avantgarde. So geht das nicht.
Naja, ich würde dieses offline vs. online auch nicht künstlich forcieren. Es gab doch auch schon in den überregionalen Tageszeitungen kritische Artikel zu den Netzsperren.
Der Vorteil bei Twitter&Co: Es ist sexy! Darüber wird gerne berichtet, und bald wird sich die deutsche (sendungsbewußte) Prominenz dort tummeln. Der Stand ist also nicht so schwer, die Zeit tickt für die Netzbürger.
Wenn z.B. Calmund (derzeit wohl der bekannteste deutsche Twitternutzer) etwas mehr politisches Bewußtsein (oder was auch immer), und sich in dieser Sache engagiert hätte, ja dann … (Es ist nicht so wichtig, aber ich kenne privat jemanden der noch viel dicker als Calmund ist).
Schuhmacher hat es schon gesagt. Es geht nicht nur um diesen ominösen “digitalen Graben”, auf dessen einen Seite sich Netizens gegen Internetsperren aussprechen/einsetzen und auf dessen anderer Seite ahnungslose Webseitenausdrucker sitzen, die Bildzeitunglesend “Netzsperren, Hurra!” jubeln. Auch Menschen mit ein bisschen Ahnung vom Netz, auch durchaus informierte Menschen, die wissen, wie wenig wirksam das Zugangserschwerungsgesetz ist, u.s.w., teilen nicht die Besorgnis der Blogosphäre. Und auf der anderen Seite teilen auch Offliner die Bedenken, wenn sie von ihnen erfahren – ohne großartig den Segen des Webs zu verstehen. Es ist weniger eine Frage der (nicht-)digitalen Sozialisation sondern der Sensibilität gegenüber Gefahren für unsere Bürgerrechte. Und die nimmt ab. Stellt euch mal vor, vor 40 Jahren hätte einer die Vorratsdatenspeicherung eingeführt – ohne jetzt die 68er mythisieren zu wollen, wir wissen ja, was aus denen geworden ist. Aber Fakt ist: Das Bewusstsein, dass Bürgerrechte und der Kampf gegen überdimensionierte staatliche Eingriffe in diese wichtig sind, ist nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Zumindest stelle ich mir vor, dass es damals anders war, auch wenn ich nicht dabei war. Wir sollten vielleicht aufhören, Offlinern ihre Offlinigkeit als Manko anzukreiden, sondern klarmachen, dass alle davon profitieren, wenn die Politik aufhört, durch unnütze Symbolpolitik unsere durch die Verfassung garantierten Rechte zu opfern.
Man erreicht sie, indem man eine so grosse Aufmerksam auf sich lenkt, dass niemand mehr daran vorbeikommt, über dich zu reden.
“Man erreicht sie, indem man eine so grosse Aufmerksam auf sich lenkt, dass niemand mehr daran vorbeikommt, über dich zu reden.”
Es geht also um die Macht, Themen zu setzen. Dieser Machtkampf findet wohl bei jedem Thema neu statt. Bislang war es das Kennzeichen dieses Machtkampfes, dass hier bestimmte Vertreter bestimmter Meinungen und Interessen ihn ausfochten, ihn gewannen oder verloren. Und so wird ja auch die Diskussion rund um die Netzsperren auf der Meta-Ebene geführt: Die “Netz-Community” gegen den Rest der Welt. Bei Carta.info konnte man neulich einen Kommentar lesen, der das ungefähr so ausdrückte, dass die Netz-Community einfach noch nicht professionell genug sei und deshalb diesen Machtkampf beim Thema “Netzsperren” verloren habe. Selbst Schuld also, diese “Netz-Community”. Hätte sich halt mehr anstrengen müssen.
Aber diese Sichtweise, dass die Sieger oder Verlierer beim Kampf um eine erfolgreiche Themenschwerpunktsetzung in den Medien entweder die Vertreter von Position “A” oder die Vertreter von Position “B” sind, ist veraltet. Es ist die Sichtweise der “Alten Medien”, die wie selbstverständlich immer noch das Recht für sich in Anspruch nehmen, zu bestimmen, welche Themen als relevant zu gelten haben und welche nicht.
Eigentlich müsste der Sieger dieses Machtkampes – egal bei welchem Thema – immer der gleiche sein: Nämlich der Leser/Zuschauer/Hörer. Er müsste darüber entscheiden, was relevant ist.
Diese Sichtweise, dass also die Vertreter von Position A oder B Sieger oder Verlierer sind, ist mehr und mehr überholt. Denn heute kann technisch jeder Leser bekanntlich selbst dank Internet so leicht wie niemals zuvor sich seine “Zeitung” selbst zusammenstellen, die Themen auswählen, die ihn tatsächlich interessieren.
Meine These ist: Die Offliner haben von diesen Möglichkeiten bislang keinen Gebrauch gemacht. Aber mehr noch: Sie verstehen diese neue Art der Online-Informationsbeschaffung auch nicht (woher auch?) und halten sie bislang nicht für notwendig.
Man könnte nun also entweder weiter kämpfen, die Offliner zu erreichen, indem man die Offline-Medien dazu bringt, bestimmte Themen in ihre Nachrichtenauswahl aufzunehmen.
Oder man bringt die Offliner dazu, Onliner zu werden – z.B., indem man ihnen zeigt, dass die Themenwahl der alten Medien nicht automatisch bedeutet, dass diese Themen relevant sind.
Dann würden die Offliner anfangen, nicht nur den Inhalt mancher Nachrichten zu hinterfragen, sondern vor allem die Themenauswahl und den Umfang der Berichterstattung bei einem Thema.
Früher machte man die Bauern darauf aufmerksam, dass sie in ihrer Freiheit vom Lehnsherren behindert werden – und brachte ihnen gleichzeitig das Lesen bei, damit sie sich selbständig weiterinformieren konnten und sich selbständig weiter organisieren konnten. Heute muss man den Offlinern klar machen, dass sie in ihrer Informationsfreiheit von den Offline-Medien behindert werden – und muss ihnen Mut machen, das Internet zu nutzen. Diese Aufgabe sollte doch eigentlich wesentlich leichter sein als riesigen Bevölkerungsschichten das Lesen beizubringen…
Der Ansatz von Solon gefällt mir wie auch von Anderen hier.
Allein die Schwierigkeit mal eben eine tragfähige Lösung aus dem Ärmel zu schütteln, die eine entsprechende Wirkung erzielt, mag mir nicht einfallen.
So denke ich, es ist – wie meist – eine recht vielschichtige Sache. Politikern wie Zensursula ist es gelungen über undifferenziertes Polarisieren Massen auf ihre Seite zu ziehen, eben jene die an den Stammtischen sitzen und gerne einfache Arguente aufgreifen, um die vermeintlichen kinderschändenden Monster zu jagen. Denen es so zudem leicht gemacht wird von eigenen “Defiziten” abzulenken. Ist es doch wunderbar in unserem Zeitalter endlich eine fast schon offizielle Entschuldigung zu haben warum man das Netz meidet. Schließlich möchte man nicht in einem Topf mit ebendiesen Monstern landen.
Wie schon gesagt, es ist vielschichtig und ich denke es gibt nicht die _eine_Lösung, eher gilt es wohl eine professionell-aufklärende Strategie zu etablieren und eine daraus resultierende konstruktive Haltung zu verbreiten. Im Grunde hat Zensi und Co da doch eine gute Vorarbeit geleistet, indem man Allgemeinplätze nutzte um zu polarisieren und Aufmerksamkeit zu erlangen. Wäre es da nicht an der Zeit nicht in hochschlagende Emotionen mit einzustimmen, sondern über differenzierte Berichterstattung (wie sie Viele tun) einen Gegenpfeiler zu platzieren? Frei nach dem Motto “Steter Tropfen höhlt den Stein” und so nicht das Bild des netztaffinen Menschen zu bestätigen, das Andere versuchen zu implizieren. Ich fürchte nur, den Einzelnen am Stammtisch langweilt das mehr als es ihn zum Hinterfragen seiner herausposaunten Meinung treibt. Aber nun – aller Anfang ist schwer und die Aufklärung der Bauern wie Solon sie beschrieb war es letztlich zu Beginn ebenso wenig. Wenn es gelänge deutlich zu machen wo genau sie persönlich beschnitten werden, nämlich in ihren Bürgerrechten und es eben nicht etwas Abstraktes ist/bleibt was so ganz fern von ihnen ist, wäre sicherlich viel gewonnen.
.. oder Fernsehen schaut oder Zeitungen liest?
Ich hab vor exakt 3 Monaten schon gesagt, dass es ein Fehler ist gegen die Sperren zu sein statt für>/b> eine Löschung.
Genau aus diesem Grund, dass die Offliner das sonst mißverstehen “müssen”.
http://blog.metaroll.de/2009/05/08/50000-unterschriften-gegen-internetzensur/#comment-23877
Nun ja, ivch besitze weder einen Facebook-Account, noch twittere ich oder blogge gar. Bin ich deshalb für die digitale bohème etwa schon ein Offliner?