Leichen haben mit Gästen gemeinsam, dass sie spätestens nach drei Tagen anfangen zu stinken. Wiederauferstehungsprofis und gute Gäste kommen dem zuvor, indem sie in die Transzendenz entschwinden oder wenigstens ein Taxi zum Bahnhof nehmen.
Von der Transzendenz wissen wir nicht viel. Dortmunder sagen, es sei mit der Transzendenz wie mit der Meisterschaft von Schalke 04: Oma hat da mal was erwähnt, aber so recht vorstellen kann man es sich nicht und die Eintrittswahrscheinlichkeit ist ungefähr so groß wie die Wirksamkeit von Penis-Enlargement-Präparaten aus Nigeria.
Aber Gott(!)seidank findet sich immer mal wieder ein Wissenschaftler, der sein Abendessen nicht vertragen hat und prompt einem verstorbenen Vormieter mit traurigen Augen begegnet.
Springers Ablassblatt “Die Welt” macht daraus Quantenphysik: Die Seele existiert auch nach dem Tod.
Nun sind Wissenschaftslaien wie ich leicht zu beeindrucken und Quantenphysik ist generell auch etwas unverständlicher als die Korintherbriefe. Aber es gibt ja Menschen, die etwas von der Materie verstehen und daher verweise ich auf diesen Artikel.
Und ansonsten unterschreibe ich diese Zeilen:
Irgendwo hört der Spaß auf. Ich habe es satt, in weitreichenden Medien denselben Stuss zu finden, für den ich mich sonst auf Esoterik-Blogs rumtreiben müsste. Verschränkung ist ein halbwegs verstandenes quantenphysikalisches Prinzip; es ist nicht die Wunschbox für Glaubende, die uns Geistererscheinung oder Telepathie erklären kann oder irgendwie auch nur könnte. Sowas in den Wissenschaftsteil zu schreiben, ist eine Frechheit, weil Menschen, die sich auf solche Meldungen auch verlassen müssen, den Schwachsinn nicht beurteilen können und den hinterher noch ernst nehmen. Das ist wissenschaftlich unhaltbar und in der Kritik- und Ahnungslosigkeit vom wissenschaftsjournalistischen Standpunkt aus, den die Redaktion mit dem Abdruck übernommen hat, nicht nur unverschämt, sondern direkt erbärmlich.
(Ich muss allerdings hinzufügen, dass Verschränkung ein verstandenenes Prinzip sein mag, ich allerdings zu dem Zeitpunkt, als Verschränkungen behandelt wurden, Physik zugunsten von Sozialwissenschaften abgewählt habe. Dort brachte man mir immerhin bei, dass Nazis rasierte Schädel haben und Bomberjacken tragen. Man muss halt wichtige von unwichtigen Informationen unterscheiden.)
Es kotzt mich auch schon seit Jahren an, dass für jeden Esoterik-Dummbeutelscheiss immer die Quantenphysik herhalten muss. Dass sogar vormals ernstzunehmende Wissenschaftler wie Penrose mit Quantengeschwurbel anfangen, bloß um sich eine physikalische “Begründung” für die so dringend benötigte Seele zu basteln, hilft auch nicht grade.
*kotz*
das halbverstandene ist nicht die vorstufe zur bildung, sondern ihr todfeind.
(hat adorno von mir geklaut, damals im seminar.)